Ferganatal (Usbekistan)
Ferganatal (Usbekistan) | |
Hauptstadt | Fargʻona |
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Einwohnerzahl | 10,1 Mio. (Stand: 2021) |
Fläche | 14630 km² |
Postleitzahl | |
Vorwahl | |
Webseite | en.ferghana.uz |
Das Ferganatal ist die dichtbesiedelste Region Usbekistans und die Korn- und Obstkammer des Landes. Das Quramagebirge bildet die Grenze zum restlichen Land. Das gesamte Tal zwischen den Ausläufern des Tianshan-Gebirges im Norden und dem Gissar-Alai-Gebirgszug erstreckt sich auf 300 × 70 km auch über Kirgisistan und Tadschikistan. Die Flüsse Kara Darya und Naryan fließen bei Namangan zum Syr Daya zuammen. Bewässerung durch sie erlaubt intensive Landwirtschaft.
Regionen
BearbeitenHier befinden sich drei usbekischen Provinzen Andijon, Namangan und Fergana, usbekisch Fargʻona mit den jeweils gleichnamigen Hauptorten. Dazu gehören einige Exklaven umschlossen von kirgisischem Gebiet. Es wurde eine gemeinsame Kommission im Januar 2023 gegründet, um Grenzfragen friedlich zu lösen. Bisher sind die lokalen Grenzübergänge nur für Bürger der beiden Länder geöffnet. Nur nach 1 Soʻx (Soch) gab es eine Flugverbindung ab Fergana.
Orte
Bearbeiten- Andijan ist eine 300.000 Einwohnerstadt im Osten des Tals.
- Fergana wurde erst 1877 gegründet und ist heute die Hauptstadt der Region und eignet sich als Ausgangsort für Erkundungen im Tal.
- Kokand ist die historische Hauptstadt des Khanats von Kokand.
- Namangan mit 400.00 Einwohnern ist das Zentrum der islamischen Reaktion Usbekistans.
Chust
Bearbeiten- Nationale Messerfabrik, 46 Chusti. Werksbesichtigung möglich. Handgemachte, gebogene Klingen (Pichok; taj: Kord) mit Horngriffen.
Margilan
Bearbeiten3 Margilan (Marg‘ilon/Марғилон, Margʻilon) , ein nördlicher Vorort von Fergana, ist das Zentrum der Seidenproduktion. Die traditionelle Adras-Weberei (halb-und-halb Seide und Baumwolle) ist seit 2017 anerkanntes UNESCO-Kulturgut. Zu sehen im Margilan Crafts Development Centre.
Mehrere Fabriken können besichtigt werden („Führer“ bekommen kräftig Prozente für Verkäufe):
Mehr Auswahl hat man am 1 Kumtepa-Basar (Qum Tepa Bozori), Do. + So. 4.00–18.00 Uhr, 5½ km westlich des Zentrums.
- Moscheen
- 1 Khonakhan-Moschee (Xonaqoh masjidi) Ursprünglich aus dem 16. Jhdt mit alten, feinen Schnitzereien und prächtigem Kronleuchter in der Kuppel. Mit zwei Minaretten.
- Toron-Moschee (ndl. des Basars). Von 1840. Nach sowjetzeitlicher Nutzung als Gefängnis 1992 restauriert mit schön bemalter Decke. Hier ist auch das Kunsthandwerkszentrum.
- In den 26 Zellen der Madrasa von Said Ahmad-Koja Eshon, einem Islamgelehrten des späten 19. Jhdts., der 1920 zum Konterrevolutionär wurde, bieten heute Kunsthandwerker ihre Waren an.
- Anreise
1 Zentraler Bushalt an der Kreuzung der Hauptstraßen Mustakillik / B. Margilani, hinterm Makro-Supermarkt. Auf der anderen Seite der Kreuzung sind nebeneinander das Heimatmuseum sowie das Kaufhaus SUM. Der 2 Bahnhof Margilan ist 3½ km südlich vom Zentrum.
Rishtan
Bearbeiten4 Rishtan (Rishton) ist bekannt für seine Keramikerzeugnisse - ein Handwerk das hier jahrhundertelange Tradition hat. Der 3 Busbahnhof (Avtovokzal) ist ein offener Platz beim Basar im Zentrum. Aus Kokand sind es 42 km.
- Keramik-Fabrik, 6b Roshidoni. Werksverkauf. Besichtigung des industrialisierten Prozesses möglich. Daneben gibt es mehrere handwerkliche Betriebe mit Verkaufsausstellungen sowie das “International Ceramics Center”. Geöffnet: 9.00-18.00. Preis: gratis.
Weitere Ziele
Bearbeiten- 4 Kamchik-Pass (Kamchiq dovoni)
- Boʻstonbuva-Mausoleum (Bo‘stonbuva maqbarasi) Länge und/oder Breite fehlt ist vermutlich die Grablege des Sultans Boyazid Bistomiy aus dem 9. Jhdt. über dessen als Boʻstonbuva bekanntes Volk wenig überliefert ist. Im Ort wurde 2023 ein 8,5 ha großes Gebiet mit Sanddünen unter Naturschutz gestellt.
- 1 Naturschutzgebiet Chust, 81 km² in der Provinz Namagan. Dieser Ort dient als Reservat für nützliche Insekten und ist nur teilweise bzw. wenig landwirstchaftlich genutzt.
- 5 Exklave Shohimardon (Shohimardon eksklavi; Grenzübertritt nicht für Drittstaatler, außer man beantragt beim OVIR in Fergana eine Sondererlaubnis was ggf. die kostenpflichtige Hilfe eines Tourveranstalters dort erfordert) Wird geschätzt von Usbeken als Pilgerziel zum Mausoleum des Hazrat Ali, dem 4. Kalifen der lokaler Legende nach in der Moschee ruhen soll (tatsächlich im irakischen Kufra). Der fortschrittliche Dichter Khamza wurde hier von lokalen Anhängern der „Religion des Friedens“ 1929 zu Tode geseteinigt, weil er einer Versammlung mit 23 Frauen nahegelegt hatte die Schleier abzulegen. Ein zweites Dorf ist Yordon. Zum schön gelegenen Kulikubbon-See gelangt man per Seilbahn.
In der Wüste Akum:
- 2 Naturschutzgebiet Yazyavan-Wüste (Yozyovon tabiat yodgorligi) 1082 ha groß.
- 3 Naturschutzgebiet Mingbulak (Mingbuloq tabiat yodgorligi) bestehend aus zwei getrennten Gebieten mit Sanddünen. Hügelig, mit Buschwerk und Wüstenvegetation bedeckt. Der Sand in diesem Gebiet ist überwiegend grau und dunkelgrau gefärbt.
Hintergrund
BearbeitenDas Ferganatal ist das Herzen Zentralasiens und die Obst- und Kornkammer Usbekistans. Die hohe Lage und der Schutz durch Gebirge sorgen für ein vergleichsweise mildes Klima im Winter wie Sommer. Zur Zarenzeit war das Tal ein Kurort. Bekannt ist die Region für die vielen Agrarerzeugnisse (Seide, Baumwolle, Cannabis, Obst und Gemüse) sowie die handwerklichen Erzeugnisse (Seidenteppiche, Keramik). Auch die Zucht von Angoraziegen ist verbreitet.
Besiedelt ist die Gegend mindestens seit der Bronzezeit. Alexander der Große verleibte die Gegend 329 vor Christus seinem Reich ein. Das Ferganatal gehörten immer wieder anderen Reichen an. Die Mongolen plündernd und sengend die Region im 13. Jahrhundert und zerstörten Kokand. Später eroberten die Timuriden die Region und von hier startend begann die Eroberung Indiens nach 1530 durch die Moguldynastie. Von 1710 bis 1876 war die Region Teil des Khanats von Kokand bevor die Region von den Russen annektiert wurde.
Zu sowjetischer Zeit wurden 1939–41 die drei großen Kanäle von Hand geschaufelt, die Baumwollanbau ermöglichten aber den Aralsee autrockneten. nach 1945 der Abbau von Uranerz im Tal begonnen. Seit der Unabhängigkeit Anfang der 1990er Jahre machte das gesamte Ferganatal immer wieder Schlagzeilen als Rückzugsort für islamistische Gruppen. Insgesamt ist das Ferganatal wesentlich konservativer als der Rest des Landes.
In den Jahren der Karimov-Diktatur bis zur Ablösung des Geheimpolizeichefs Rustam Inoyatov Ende 2017 waren Ausländer hier nicht gern gesehen, was sich in extrem pingligen Grenzkontrollen ausdrückte. Gründe gab es zwei: zum einen sollte der Umfang der Unterdrückung nicht weit bekannt werden, zum zweiten verdiente man am Cannibisanbau und ziemlich offen betriebenen Opiumtransit aus Afghanistan nach Rußland und Europa sehr gut mit.
Anreise
BearbeitenMit dem Flugzeug
BearbeitenDie regionalen Flughäfen von Fergana und Namagan haben mehrmals die Woche internationale Verbindungen nach Rußland, Istanbul und auf die arabische Halbinsel.
Bequem ist die Anreise aus dem kirgisischen Osch, das im Sommer direkt aus Europa erreichbar ist.
Mit der Bahn
BearbeitenDie Haupstrecken nach Tashkent resp. Khuchand trennen sich am 5 Bahnhof Pop (Pap), 2 km außerhalb der gleichnamigen Ortschaft.
Auf der Straße
Bearbeiten Der den 2268 Meter hohe Kamchik-Pass ist die einzige usbekische Straßenverbindung, die das Ferganatal mit Taschkent und dem Rest des Landes verbindet. Im Winter ist er wegen Moränen- oder Lawinengefahr öfters geschlossen.
Die Paßstraße ist für Busse gesperrt, daher muss die Anfahrt mit PKWs oder Taxis erfolgen. Die Fahrt von Taschkent ins Ferganatal dauert ungefähr fünf Stunden. Nach Möglichkeit sollte man mindestens eine Fahrt mit dem Auto machen, da man unterwegs tolle Ausblicke ins Gebirge hat.
Seit 2016 führt die elektrifizierte Bahnstrecke Angren–Pop durch den 19,2 km langen Kamchiq-Tunnel unter dem Paß.
Grenzübergänge
BearbeitenWeitere, hier nicht erwähnte, Grenzübergänge sind nur für Fracht oder nicht für Drittstaatler geöffnet. (Stand: Jan 2024)
- Kirgisistan
Zwischen beiden Länder ist eine Stunde Zeitunterschied.
- Andijan ist über den 1 Grenzübergang Dostuk (Достук чек ара пункту) siebzig, achtzig Kilometer von Osh entfernt. Dazu Einzelheiten.
- 2 Madaniyat (Izboskan), 7.00-20.00 Uhr, keine KfZ.
- 3 Grenzübergang Uch-Kurgan (UZB) / Naryn (KIR) (Uchqoʻrgʻon) über die Staumauer, nur Mo.-Fr. tagsüber. Erreichbar aus Namangan (47,5 km) oder von kirgisischer Seite aus Toktugol vorbei am 4 Karaköl-See (Кара-Көл, Karakul' Каракуль)
- Der Grenzübergang bei Xonobod (Khanabad) öffnete nach langer Schließung im Sommer 2023 wieder, wobei nicht klar ist ob Drittstaatler hier rüber dürfen.
- Tadschikistan
- 4 Grenzübergang Sadoqat (Узбекско Таджикский КПП по имени Садокат), 120 km von Khujand.
- 5 Grenzübergang Konibodom auf der Hauptstraße zwischen Khujand und Kokand. Aus ersterem 90 km: Erst nach Konibodom, umsteigen in Marshrut zur Grenze. Auf usbekischer Seite ist zwischen Grenze und 7 Beshariq (Besharyk) wenig Verkehr. Aus jenem sind es 32 km bis Kokand.
Mobilität
BearbeitenUsbekische Taxifahrer sind bei der Preisgestaltung noch phantasievoller als in den Nachbarländern. Es ist sinnvoll vorab auf Yandex Taxi einen angemessenen Preis festzustellen.
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Abdumalik-Moschee (Abdumalik masjidi; im Dorf Gova Mahalli, Bezirk Chust, Gʻova qishloq) 1913 erbaut, seit 2022 verstaatlicht und als national bedeutendes Baudenkmal unter strengen Schutz gestellt. Geöffnet: Mo. 8.00-18.00.
- 1 Ruinenstadt Aksikent (Axsikat, Axsikent; Akhsikath; Akshi; aus Namangan 25 km nach Shaxand oder Jomasho’y, Gul qishloq) Antike Siedlung von der chinesische Annalen berichtet sie sei 103 v. Chr. belagert worden. Im Mittelalter die wichtigste Stadt des Tals berühmt für seinen Damaszenerstahl. Die Außenmauern waren damals 18 km lang. Geburtsort Baburs. Der Verfall begann mit dem Mongolensturm, die Reste erledigte das große Erdbeben 1620. Erste Ausgrabungen erfolgten durch Nikolai Wesselowski um 1885. Dessen Funde sind im moskauer Museum für Orientalische Kunst. Die Aufnahme ins Welterbe wurde beantragt.
- Unterhalb des Staudamms ist in 8 Xonobod (Sovetobod, Karabagisch, Sowetabad (1972–1991), Chanabadski, Khanabad) touristische Infrastruktur vorhanden.
Küche
BearbeitenQuitten und Granatäpfel werden viel angebaut.
Sicherheit
BearbeitenIn der Region sind islamisch-konservative Wertvorstellungen stärker verbreitet als in anderen ehemals sowjetischen Gebieten Zentralasiens. Um nicht angepöbelt zu werden empfiehlt es sich entsprechend bedeckt auf die Straße zu gehen. Schleier für Frauen sind aber nicht nötig.
Klima
BearbeitenDas Klima ist typisch kontinental mit extremen Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter. Die durchschnittliche Temperatur im Juli liegt bei etwa 27 °C. Die Durchschnittstemperatur im Januar beträgt -5 °C.
Literatur
Bearbeiten- Bahridinovich, Musaev Azizbek; Fergana Valley During the Time of Bukhara Khan Imam Quli Khan Political Processes; 2023; Volltext
- Ismoilova A. H.; Features of Weaving Atlas and Adras Fabrics; German International Journal of Modern Science, Nr. 8, 2021, S. 45-9
- Mavlonjon o’g’li, Abdusatorov Sherzod; Fergana Valley Cuisine and Innovations in Them; EPRA International Journal of Research and Development [ISSN 2455-7838], Vol. 5 (2020), Nr. 8, S. 49–53
- Nazirxo'jaev, M.; The history of the Andijan and Bekabad prisoners’ camps established after World War II; International Journal on Integrated Education, Vol. 3, Nr. 10 (Oct. 2020), 197-201. DOI: 10.31149/ijie.v3i10.726
- Reeves, Madeleine; Border Work: Spatial Lives of the State in Rural Central Asia; Ithaca 2014 (Cornell University Press); ISBN 9780801449970
- Schlageter, Jürg; Zentralasien, von Marx zu Mohammed: das „große Spielbrett,“ das Fergana-Tal: trügerische Oase internationaler Konflikte, der Traum von Ferganistan; Basel 2003 (XAAH-Ed.)
- Starr, S. Frederick; Ferghana Valley the heart of Central Asia; Armonk, N.Y. 2011 (M. E. Sharpe); [Geschichte]; ISBN 0-7656-2998-4
- Film vom Sergei Eisenstein 1939: „Der große Fergana-Kanal“ (Ферганский канал)
- Historisch
- Khun, Alexander von; The Province of Ferghana formerly Khanate of Kokand; Shimla 1876; Scan
- Nazarov, Filipp [u.a.]; Nazarov’s Expedition to Kokand; in Russian missions into the interior of Asia; London 1823; Scan
- Middendorff, Alexander Theodor v. [1815-1894]; Einblikke in das Ferghana-Thal; St.-Pétersbourg 1881 (Académie Impériale des sciences)