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Artikel des Tages
Als Kriegsschuldfrage bezeichnete man in der Weimarer Republik die öffentliche Debatte über die Schuld an der Auslösung des Ersten Weltkriegs. Trotz vergleichbarer Debatten bei vielen anderen Kriegen behandelte die Geschichtswissenschaft des 20. Jahrhunderts unter diesem Begriff meist die Ursachen und Verantwortlichkeiten des Ersten Weltkriegs. Kriegsschuld wurde bis 1914 kaum öffentlich diskutiert und nicht in Friedensverträgen festgeschrieben. Erst seit dem Ersten Weltkrieg wurde eine Kriegsschuldfrage politisch akut. Seine Opfer und die durch ihn verursachten Schäden übertrafen diejenigen früherer europäischer Nationalkriege bei weitem. Zuvor kodifiziertes Kriegsvölkerrecht blieb weitgehend unwirksam. Im Ersten Weltkrieg entschied nationale Kriegspropaganda mit über den Kriegsverlauf. Von der Meinung der eigenen wie der feindlichen Bevölkerung zur Kriegsschuld hingen die Mobilisierung der Armeen und weitere Kriegführung mit ab. So bestimmten selektive Schuldzuweisungen und Interessen der kriegführenden Eliten die Debatte weit über das Kriegsende hinaus und wurden für deren Nachkriegsziele instrumentalisiert. In der Weimarer Republik sahen Staatsbehörden die Abwehr der Alleinschuld der Mittelmächte als nationale Aufgabe, um die damit begründeten Auflagen zu mildern und zu revidieren. Auch in Frankreich und Großbritannien wurde eine Mitverantwortung für die Eskalation zum Ersten Weltkrieg vor 1939 kaum geprüft. Einige britische Historiker ersetzten die Versailler These von der deutsch/österreichisch-ungarischen Alleinschuld durch die Annahme eines von den beteiligten Regierungen unbeabsichtigten „Kriegsausbruchs“. Im Kontext der Appeasementpolitik entlasteten sie Deutschland weitgehend von absichtsvoller Kriegsplanung vor 1914. – Zum Artikel …
Was geschah am 6. Dezember?
- 1534 – Im Zuge der spanischen Eroberung Perus gründet Sebastián de Belalcázar in den Ruinen der Inkastätte Quito die Stadt San Francisco de Quito, die heutige Hauptstadt von Ecuador.
- 1774 – Maria Theresia erlässt die von dem Pädagogen Johann Ignaz von Felbiger ausgearbeitete Allgemeine Schulordnung für Österreich.
- 1904 – Die französische Journalistin und politische Beraterin Ève Curie, eine langjährige Unterstützerin des Kinderhilfswerks UNICEF, kommt zur Welt.
- 1949 – Der US-amerikanische Blues- und Folkmusiker Leadbelly (Bild) (Rock Island Line, Cotton Fields, Where Did You Sleep Last Night) stirbt.
- 1994 – Die Teilnehmerstaaten der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) beschließen bei ihrem Gipfeltreffen in Budapest die Umwandlung der Konferenz in die dauerhafte Organisation OSZE.
In den Nachrichten
- Aus medizinischen Gründen ist die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi (Bild) im Iran für drei Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden.
- Die Abgeordneten der französischen Nationalversammlung haben der Regierung von Premierminister Michel Barnier mehrheitlich das Misstrauen ausgesprochen.
- Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch fordert aufgrund des krankheitsbedingten Massensterbens von Zuchtlachs in Norwegen einen Importstopp nach Deutschland.
Kürzlich Verstorbene
- Jacques Roubaud (92), französischer Schriftsteller, Dichter und Mathematiker († 5. Dezember)
- Jewgeni Welichow (89), sowjetischer bzw. russischer Physiker († 5. Dezember)
- Neale Fraser (91), australischer Tennisspieler († 2. Dezember)
- Steve Alaimo (84), US-amerikanischer Sänger und Musikproduzent († 30. November)
- Michael Villella (84), US-amerikanischer Schauspieler († 23. November)
Schon gewusst?
- Das durch Luftangriffe beschädigte Haus der Gelehrten in Odessa soll durch eine italienische Spende repariert werden.
- Weil sie 1942 streikten, wurden 21 Männer aus Luxemburg hingerichtet.
- Die Amethystfarbene Wiesenkoralle hat einen milden Geschmack, ist aber kein Speisepilz.
- Der angebliche Motorsportsponsor Shannon Racing war eine Briefkastenfirma mit kriminellen Absichten.