Afrikanische Literatur

Literatur Afrikas

Die afrikanische Literatur umfasst Literaturen in verschiedenen Sprachen – europäischen und afrikanischen – mit verschiedenen Stilen und Themen sowie historischen Hintergründen. Themen, die in vielen Literaturen Subsahara-Afrikas ebenso wie in den Werken maghrebinischer Autoren immer wieder auftauchen, sind die Kolonialgeschichte und Kolonialkriege, die Enttäuschungen der nachkolonialen Zeit aufgrund der Gewaltherrschaft und Korruption der Eliten und des daraus folgenden Zerfalls der Gesellschaft sowie die Wirkungen der Globalisierung und des Exils. Vorbilder und Stoffe sucht sich die afrikanische Literatur auch in der vorkolonialen Geschichte und in der mündlichen Tradition. Mit deren Studium beschäftigt sich die Afrikanistik.

Abgesehen von den genannten Schlüsselthemen ist afrikanische Literatur ein heterogenes Feld unterschiedlichster literarischer Praktiken, das nicht klar umrissen werden kann und dessen Akteure oft nicht (mehr) in Afrika leben. Wichtig erscheint jedoch die Tatsache, dass sich die ersten Schriftsteller aus den europäischen Kolonien in Afrika selbst als afrikanische Schriftsteller bezeichneten und sich die Aufgabe stellten, in einer kolonialen Sprache für die afrikanische Gemeinschaft zu sprechen, auch wenn ihre Arbeiten starke lokale Bezüge enthielten. Dieses ist das „Grunddilemma einer afrikanischen Literatur in europäischer Sprache“: Die afrikanische Realität wird in einer Sprache dargestellt, die nur von einer kleinen gebildeten Elite im Alltag verwendet wird, während die lebensweltliche Kommunikation von afrikanischen Sprachen dominiert wird, in der auch die reichhaltigen oralen Traditionen überliefert werden.[1] Oft flossen nur sprachliche Ornamente aus afrikanischen Sprachen und rhetorische Figuren aus der oralen Tradition in die englisch- und französischsprachigen Texte ein. Heute sind jedoch ephemere, oralen Formen nahestehende Literaturtypen wie flash fiction oder street literature weit verbreitet.[2]

So gesehen ist afrikanische Literatur in europäischen Sprachen von Anfang an eine hybride und zugleich eine panafrikanische Literatur, was vor allem für die subsaharischen französischen Kolonien und ihre Nachfolgestaaten zutrifft. Zwar wurde 1989 die Pan African Writers’ Association gegründet, die eher auf den Austausch als auf eine gemeinsame Programmatik zielt und ihren Sitz in Ghana hat, doch beteiligen sich meist englischsprachige Autoren an ihren Aktivitäten. Heute weisen viele Autoren die kollektive Interpellation „African Writers“ häufiger zurück, nicht zuletzt wegen ihrer individuellen Migrationsgeschichte.[3]

Etappen der Entwicklung

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Die Kolonialmächte gingen bei ihren Missionierungs- und Bildungsaktivitäten ihrer afrikanischen „Handlanger“[4] durchaus unterschiedlich vor. Während die Portugiesen sich darauf beschränkten, sie zu Christen zu machen, zog sich Frankreich eine assimilierte Elite heran, die im Tausch für Aufstiegschancen ihre afrikanischen Wurzeln verachteten. Die Deutschen förderten die Alphabetisierung mit dem Rohrstock, aber auch die Anfänge eines Schrifttums in einheimischen Sprachen in bescheidenem Umfang, während die Engländer indirekt durch lokale Herrscher regierten und ihre Bildung breiter streuten. Nachdem sich die Pioniere der afrikanischen Literatur bis Ende der 1940er Jahre an europäischen Formen und Traditionen orientiert hatten und oft zur Selbstverständigung oder in der Hoffnung schrieben, die Kultur ihres Kontinents den Europäern vermitteln zu können, drängten sich in der Folgezeit die Themen Kolonialismus und Entkolonisierung auf. Die Signale dafür gaben die 1947 gegründete politisch-literarische Vierteljahreszeitschrift Présence Africaine und der erste Congrès des écrivains et artistes noirs (Congress of Negro Writers and Artists) im Jahr 1956, an dem sich auch Autoren aus der Karibik und James Baldwin aus den USA beteiligten.

 
Städtische Bibliothek in Masaka (Uganda)

In der Folge schrieben afrikanische Literaten postkoloniale Literatur vor allem für ihre Landsleute, deren Alphabetisierung große Fortschritte machte, was für stetig wachsende Leserzahlen sorgte. Die von den Kolonialmächten willkürlich gezogenen Grenzen führten aber auch zur punktuellen Rückbesinnung auf ethnische Traditionen und lokale Sprachen, insbesondere bei der ersten Generation der noch im Dorf geborenen Autoren. Diese müssten die von ihnen verwendeten Afrikanismen ihrem Lesepublikum anfangs noch erklären, während die Zweitsprachen vor allem in den Städten weitere intellektuelle Räume eröffneten, aber paradoxerweise als politische Instrumente des Nation building der jungen Staaten genutzt wurden.

 
Handel mit Gebrauchtbüchern in den Armenvierteln von Fadeyi, Lagos (Nigeria)

Das Scheitern der mit der Dekolonisierung und den Befreiungsideologien verknüpften Hoffnungen führte dazu, dass sich seit etwa 1990 afrikanische Autoren verstärkt wieder Europa (und nun auch den USA) zuwandten und begannen, für einen internationalen Markt zu schreiben. So entsteht afrikanische Literatur heute auch in Frankreich, Großbritannien, den USA, Kanada oder Italien. In jüngerer Zeit gewinnen die Themen Exil und Migration an Bedeutung, während traditionelle afrikanische Themen und koloniale Traumata an Relevanz verlieren. Die afrikanische Literatur gewinnt eine transkulturelle, ja interkontinentale Dimension, da sich viele Literaturschaffende souverän zwischen Afrika, Europa und Amerika hin- und herbewegen. Daher postuliert nicht nur die britische Schriftstellerin Taiye Selasi mit Wurzeln in Ghana und Nigeria, dass es keine „afrikanische Literatur“ gebe: Die Annahme einer afrikanischen Literatur sei nur ein Indiz für die Fortexistenz postkolonialen Denkens. Tatsächlich seien die afrikanischen Autoren heute „Afropolitaner“, also Weltbürger mit afrikanischen Wurzeln.[5] Viele von ihnen haben die Erfahrung der Globalisierung im eigenen Lande bereits gemacht und sich dort sogar als Fremde gefühlt, noch bevor europäische Autoren diesen Begriff kannten.

Doch erscheint auch die Zuordnung der vielfältigen, sprachlich sich differenzierenden neueren afrikanischen Literaturen und der in der Diaspora lebenden Autoren zu den Literaturen der Sprachräume der ehemaligen Kolonialmächte als eine unzulässige Vereinnahmung, zumal die von den Autoren genutzten europäischen Sprachen zunehmend „afrikanisiert“ werden.

Erst recht schwierig ist eine Zuordnung „nationaler“ Literaturen zu den jungen entkolonisierten afrikanischen Staaten. Zwar lassen sich regionale Schwerpunkte einer frühen Literaturproduktion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie Nigeria, Ghana oder Mali benennen, doch können nur wenige afrikanische Staaten heute die institutionellen Grundlagen eines Literaturbetriebs und -vertriebs über die Märkte einigermaßen sicherstellen. Dies ist nicht vor allem der Unfähigkeit oder Korruption der Eliten geschuldet, sondern weil „der Staat“ in Afrikas vorkolonialer Zeit meist eine unbekannte Erscheinung war. Nur die Länder, in denen zentralisierte vorkoloniale Staaten existierten, wie bei den Yoruba oder in Mali, stellten oder stellen heute noch hinreichende öffentliche Güter wie Erziehung, Gesundheit und Infrastrukturen bereit,[6] die eine Verbreitung der Literatur im Inland erlauben. Da diese öffentlichen Güter immer wieder durch Bürgerkriege und andere Rückschläge gefährdet sind, sind viele Autoren gezwungen, nach Europa oder Amerika auszuweichen. Zudem finden sich auch in Ländern, in denen viele Buchläden existieren, wie in Nigeria vor allem „Bibeln und Korane, spirituelle Publikationen, Schulbücher oder Businessratgeber sowie zerlesene Second-Hand-Thriller und Groschenroman“ in den Auslagen.[7] Angesichts immer noch hoher Analphabetenquoten spielen in vielen Regionen Radio, Fernsehen und das Internet eine weitaus größere Rolle als Bücher, wobei der Einfluss der staatlich gelenkten Medien seit den 1990er Jahren sinkt.

Die Arabische Literatur der nordafrikanischen Völker und Staaten wird wegen der großen sprachlichen Homogenität der gesamten arabischen Welt nicht zur afrikanischen Literatur gerechnet. Wichtige nordafrikanische Autoren des 20. Jahrhunderts, die in arabischer Sprache schrieben, waren Abu al-Qasim asch-Schabbi (Aboul Kacem Chebbi), der tunesische Nationaldichter, und Mohamed Choukri, ein marokkanischer Berber (Das nackte Brot, dt. 1986). Unter den Autorinnen ist Hadjer Kouidri hervorzuheben, die 2014 den nach dem sudanesischen Schriftsteller benannten Taleb-Salih-Preis für den besten arabischen Roman erhielt. Die erste Sammlung von Kurzgeschichten in Darija, dem marokkanisch-arabischen Dialekt, schrieb Youssouf Amine Elalamy (* 1961).

Mündliche Literatur in autochthonen Sprachen

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Die mündlich überlieferte Erzählkultur (Oralliteratur) in den autochthonen afrikanischen Sprachen hat vielfältige Formen. Märchen und Fabeln sind Allgemeingut, während die Heldenepen und Chroniken unter Barden weitergegeben werden. Zu diesen Barden oder Spielleuten gehören beispielsweise die Griots der Yoruba, die früher an Königshöfen angestellt waren. Auch heute noch verdienen sich einige Barden mit dem Singen von Chroniken und Preisgesängen bei Festen ihren Lebensunterhalt. Zahlreiche Genres, die verbunden mit Musik oder Tanz aus verschiedenen Anlässen nach festen Regeln, aber mit dennoch hoher Kreativität vorgetragen werden, können dabei unterschieden werden.[8] Die Texte werden – oft in naivem Ton – von einem homodiegetischen Erzähler vorgetragen, was häufig auch in modernen schriftlichen Erzählungen begegnet.

Die schwarzafrikanische Kultur ist zwar nicht grundsätzlich schriftlos. Schriftsysteme wie die Tifinagh- und die Nsibidi-Schrift haben sich für die Überlieferung der Volksliteratur jedoch als unpraktisch erwiesen. Janheinz Jahn kommt in Muntu. Umrisse der neoafrikanischen Kultur[9] zu dem Schluss, dass die Wiedergabe mit einer Sprechtrommel einer schriftlichen Aufzeichnung gleichwertig und dem tropischen Klima, das Papier schnell verrotten lässt, besser angepasst sei. Eine schriftlose Kultur sei nicht zwingend weniger fortgeschritten, sondern besitze Werte, die in Schriftkulturen verloren gegangen seien.

Die ersten Aufzeichnungen und Übersetzungen mündlicher afrikanischer Literatur sind unter anderem Hermann Baumann, Leo Frobenius und Robert Sutherland Rattray zu verdanken. Den Erzählungen und Liedern galt neben den Sprachstudien das Hauptinteresse der Ethnographie, bis die Analyse der Sozialstruktur das Studium der Volksliteratur verdrängte. Danach befassten sich ethnologisch nicht geschulte Missionare mit ihr, soweit sie sie verstehen konnten. Auch Frobenius selbst, der von 1904 bis 1935 zwölf Forschungsexpeditionen durch ganz Afrika unternahm, verstand keine afrikanische Sprache. Er ließ sich die Geschichten von den Erzählern der umliegenden Dörfer vortragen und hatte Übersetzer, die sie auf Englisch oder Französisch übertrugen. Seine deutschen Übersetzungen, beispielsweise die Heldenepen Pui und Dausi, veröffentlichte er ohne Originaltext in mehreren Sammelbänden.

Der Rhythmus spielt nicht nur in der Musik und oralen Tradition Subsahara-Afrikas eine große Rolle, sondern auch in der neueren Dichtung der sich rasch wandelnden postkolonialen afrikanischen Gesellschaften (so bei Chinua Achebe).[10] Nicht immer gelingt es, ihn auch in Übersetzungen zu erhalten.

Die meisten der in Berbersprachen, vor allem in Tamaziɣt mündlich tradierten Poeme und Gesänge gingen seit den 1960er Jahren verloren. In den letzten Jahrzehnten gab es Versuche zur Wiederbelebung dieser Traditionen. In Algerien erwarb sich der Sänger Mohamed Ben Hanafi (Mohamed Aït Tahar, 1927–2012) durch seine Sendungen im zweiten Programm von Radio Algerien und von ihm neu verfasste populäre Liedtexte große Verdienste um den Erhalt der kabylischen Tradition.[11] Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts erfolgt die Entwicklung einer eigenständigen kabylischen Literatur. Die Poesie der anderen von Berbern besiedelter Regionen wurde fast ausschließlich in französischer Übersetzung schriftlich fixiert.

Historische Literaturen

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Der Papyrus Ebers

Ägypten

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Die altägyptische Literatur[12] von ca. 2800 v. Chr. bis 300 n. Chr. ist in vielfältigen Formen überliefert. Die verwendeten Sprachen sind die Alt-, Mittel- und Neuägyptische Sprache sowie das Demotische. Da die Literatur nach dem Untergang der altägyptischen Kultur nicht durch Abschreiben überliefert wurde, beschränken sich die heutigen Kenntnisse auf archäologische Funde. Die ältesten Zeugnisse aus dem Alten Reich sind die religiösen Pyramiden- und Sargtexte und die Autobiographien, aus dem Mittleren Reich sind der Ipuwer-Papyrus oder die Geschichte von Sinuhe bekannt. Aus dem Neuen Reich sind auch Kriegstagebücher und Briefe überliefert (Papyrus Anastasi I), sowie die neu begründete Jenseitsliteratur, die sich, wie beispielsweise das bekannte Totenbuch, auf das Leben nach dem Tod bezieht. Daneben existierte offenbar eine reichhaltige mündliche Literatur fort, so in Mythen, Legenden, Tiergeschichten, Arbeitsliedern. Zu den nicht-religiösen oder -kultischen Schriften gehörten Erzählungen, Dialoge, Sprüche, Autobiographien. Gattungen wie Epos, Drama oder der Mehrpersonenroman waren unbekannt.[13]

Der jüngste Dialekt des Ägyptischen, das Koptische, die Umgangssprache des einfachen Menschen, wurde seit dem 10. Jahrhundert durch das Arabische verdrängt; in Oberägypten hielt er sich länger. Das umfangreiche Schrifttum in koptischer Sprache besteht überwiegend aus Abschriften des Alten und Neuen Testaments, Heiligengeschichten und liturgischen Büchern.[14] Daneben existierte eine volkstümliche Unterhaltungsliteratur.[15]

Altäthiopische Literatur

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Bis ins 19. Jahrhundert war die Literatur Äthiopiens in altäthiopischer Sprache (in der südsemitischen Kirchensprache Ge’ez) verfasst. Das vorwiegend christliche Schrifttum der frühen Epoche vom 4. bis zum 7. Jahrhundert umfasst die Inschriften aus dem Reich von Aksum sowie aus dem Griechischen übersetzte Werke wie die Bibel. Einige Pseudoepigraphen wie das Buch Henoch, das auf eine vorchristliche apokalyptische Schrift zurückgeht, und das ebenfalls jüdische Jubliäenbuch sind nur in Ge’ez vollständig erhalten.

 
Beginn des äthiopischen Henochbuches in der Handschrift Gunda Gunde 151 (15. oder 16. Jahrhundert)

Seit dem 13. Jahrhundert wurden zahlreiche Werke aus dem Koptischen über arabische Übersetzungen vermittelt. Das gilt auch für kirchliche, liturgische und hagiographische Schriften: Das Nationalepos Kebra Negest („Herrlichkeit der Könige“) – ein gewaltiger, aber uneinheitlicher Legendenzyklus aus dem 13. Jahrhundert – erzählt die Abstammung des Begründers des äthiopischen Herrscherhauses Menelik von König Salomo und der Königin von Saba. Das Werk wurde schon im 16. und 17. Jahrhundert ins Portugiesische übersetzt. Das um 1450 aus dem Arabischen übersetzte Fetha Negest („Recht der Könige“) diente als Gesetzeskodex und blieb bis 1931 offiziell in Kraft. Das Arganona weddase ist ein Marienoffizium, eine Sammlung von Predigten über Marienvita aus dem frühen 15. Jahrhundert. Außerdem sind die Chroniken der äthiopischen Könige erwähnenswert.

Die Auseinandersetzung mit dem Islam und den portugiesischen Missionaren brachten im 18. Jahrhundert eine reiche theologische Streitliteratur vor allem in den Klöstern um Gonder hervor. Die von Klerikern gepflegten und in der Liturgie verwendeten Hymnen (Kene) weisen ein kompliziertes Metrum und eine kunstvolle Rhetorik auf. Bis ins 20. Jahrhundert wurden noch einzelne philologische Werke und Chroniken in Ge’ez abgefasst. Zu den wichtigsten Ge’ez-Poeten zählt Alaqa Taye Gabramariam (1861–1924).

Viele Texte in Afaan Oromo, der Sprache der Oromo, die bis ins 16. und 17. Jahrhundert zurückgehen und in Klöstern aufbewahrt wurden, sowie die mündlich überlieferten Legenden sind nie editiert worden, da die Kultur der Oromo stets von der Amharisierung bedroht und die Sprache unter Haile Selassie aus der Öffentlichkeit verbannt war. Wichtigstes Werk aus dieser Zeit ist eine Geschichte der Galla (Zenahu LeGalla, 1593) des Mönchs und Ethnographen Bahrey, das kritische Reflexionen über Macht, Freiheit, Vernunft und Gewalt enthält.[16]

Die ältesten schriftlichen Zeugnisse in Tigrinya – der heute wichtigsten Sprache Eritreas – gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. Seit etwa 1830 gibt es gedruckte Missionsschriften.

Dominierende Literatursprache der Gegenwart ist jedoch Amharisch.

Die Berber-Literatur des Maghreb

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Erste Seite des Manuskripts eines Textes von Muhammad Awzal (18. Jahrhundert)

Die libysch-berberische Buchstabenschrift ist wohl 3000 Jahre alt, doch die erste Urkunde in libysch-berberischer mit punischer Übersetzung aus dem numidischen Reich stammt aus dem Jahr 149 v. Chr. Literarische Spuren in berberischer Sprache sind jedoch nicht erhalten. Durch den Einfluss des Lateinischen und Punischen wurden die Berbersprachen zurückgedrängt und durch die arabische Invasion in eine Reihe von Sprachinseln zersplittert. Doch wurde der erste „häretische“ – weil nicht in arabischer Sprache verfasste – Koran von Sālih ibn Tarīf bereits im 8. Jahrhundert in Berbersprache übersetzt, vermutlich aber in arabischer Schrift. Religiöse Texte in einer frühen Form des Taschelhit oder Shilha, einem Berberdialekt Südmarokkos, überliefert.

Das mündlich tradierte Geistesgut ist weit umfangreicher. Ihre Blütezeit erreichte die Taschelhit-Poesie in der frühen Neuzeit; ihre kunstvollen Werke wie die des fahrenden Sängers Sidi Ḥammu (Sidi Hamou) aus dem 16. oder 17. Jahrhundert wurden mündlich tradiert, sind aber heute noch in Marokko beliebt. Gesammelt und ins Französische übersetzt wurden 575 Werke dieser typischen Beduinendichtung im 19. Jahrhundert durch den französischen Offizier und Priester Charles de Foucauld.[17] Das Meisterwerk der Shilha-Literatur ist ein eschatologischer Text von Muhammad Awzal (1680–1758) in Versen (Baḥr al-Dumūʿ, „Ozean der Tränen“, 1714), der ins Englische und Französische übersetzt wurde.

 
Si Mohand ou-Mhand (vermutlich) links mit Bart und dem obligatorischen Tabaksbeutel[18]

Der algerische Kabyle Si Mohand ou-Mhand (ca. 1848–1905), der sich 1871 am Kabylenaufstand beteiligt hatte und sich als Tagelöhner durchschlagen musste, nachdem seine gesamte Familie enteignet worden war, verfasste viele Asefra (Plural isefru) mit je drei Strophen und einem Sonett-ähnlichen Reimschema: AAB AAB AAB. Dabei haben die drei Verse jeder Strophe 7, 5 und 7 Silben. Seine Gedichtzeile a nerrez wal’a neknu („Ich beuge mich, aber ich breche nicht“) wurde 1980 zum Motto des Kampfes der algerischen Berber um die Anerkennung ihrer Sprache.[19]

In Marokko galt das Druckverbot für Amazigh bis in die 1980er Jahre; seit 2011 ist Amazigh durch die Verfassung geschützt. Erst 2016 wurde Tamazight auch in Algerien Amtssprache, nachdem es bereits seit 2002 in Schulen und öffentlichen Medien verwendet wurde. Nach 2010 mehrte sich auch in Tunesien der Ruf der Berber-Minderheit nach stärkerer Berücksichtigung ihrer Sprache in der Öffentlichkeit.

Neuere Äthiopische Literatur

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Tsegaye Gabre-Medhin (um 1960)

Die ältesten amharischen Lieder stammen aus dem 14. Jahrhundert; eine Buchproduktion in amharischer Sprache setzte jedoch erst unter Tewodros II. nach 1860 ein. Ein wichtiger Amhari-Autor war Hiruy Walde Selassi († 1938). Während der italienischen Besetzung wurden viele Angehörige der Intelligenz ermordet. Nach dem Ende der Besetzung 1941 wurde die Produktion von patriotischen Texten in Amhari durch das Kaiserhaus gefördert. Tekle Tsodeq Makuria verfasste solche moralischen und patriotischen Geschichten. Kebede Mikael (1916–1998) veröffentlichte Gedichte, Dramen, pädagogische Schriften und übersetzte Werke von Shakespeare elegant in Amhari.[20] Der umfassend gebildete Bauernsohn Tsegaye Gabre-Medhin (1936–2006) verfasste schon als Schüler Dramen, schrieb später historische Romane und Geschichtswerke und übersetzte Shakespeare, Molière und Brecht ins Amharische. Er beherrschte auch Ge’ez. Nach der Revolution von 1974 war er zeitweise Vizeminister für Kultur und errichtete die Theaterfakultät an der Universität von Addis Abeba. Als Dialysepatient musste er später in den USA leben.

Seit 1991 wird Oromo, die Sprache der Oromo (die früher oft abwertend Galla genannt wurden und erst allmählich eine neue kulturelle Identität aufbauen) mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Die Diplomatin Mulu Solomon Bezuneh (* 1958) verfasst Gedichte in dieser Sprache, deren erste literarische Zeugnisse ins 19. Jahrhundert zurückreichen.

Exilliteratur

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Nach der Revolution und infolge des Äthiopischen Bürgerkriegs, der von allen Seiten brutal geführt wurde, entwickelte sich eine äthiopische Exilliteratur. Zu den bekannten Vertretern gehören Maaza Mengiste, die in den USA lebt („Unter den Augen des Löwen“, 2012), Hama Tuma (* 1949), ein heute in Paris lebender Dichter, Erzähler und Satiriker, sowie Dinaw Mengestu (* 1976), der schon in den USA aufgewachsen ist und in realistisch-unprätentiöser Weise das Leben äthiopischer Emigranten in den als rassistisch empfundenen USA schildert („Zum Wiedersehen der Sterne“, 2011; „Unsere Namen“, 2014). Nega Mezlekia (* 1958) lebt heute in Kanada. Er muss sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen, dass seine Bücher weitgehend von einer Ghostwriterin geschrieben wurden.[21]

Literatur in Tigrinya aus Eritrea wurde zuerst vor dem Ersten Weltkrieg in Italien veröffentlicht. Meist handelte es sich um Fabeln, Liebeslieder und andere mündlich überlieferte Dichtungen. Zwischen 1942 und den frühen 1970ern gab es eine Art literarischer Blüte, die sich auf Zeitungen stützte. Eine Erzählung von Ghebreyesus Hailu über die von den Italienern zwangsrekrutierten Soldaten im Ersten Weltkrieg wurde 1927 geschrieben, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg gedruckt. veröffentlichte 1954 einen erzähltechnisch anspruchsvollen Roman über den Widerstand gegen die Italiener.[22]

Tigre, eine semitische Sprache, die dem Tigrinya ähnelt, aber nicht damit zu verwechseln ist, wird heute in äthiopischer Schrift geschrieben und ist neben Tigrinya, Afar und Arabisch in Eritrea verbreitet. Es gibt kaum schriftliche Überlieferungen, aber ein umfangreiches mündlich tradiertes Liedgut. Entsprechend der früheren Lebensweise der Menschen als Nomaden handelt es sich um Preislieder, Totengesänge, Heldenlieder oder um Fabeln und Stammesüberlieferungen in Prosa. Der sprachliche Ausdruck ist oft sehr einfach.[23] Angeblich ist 2007 in Eritrea das erste Buch in Tigre seit über 100 Jahren erschienen.[24]

Frankophone Literatur

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Französisch wird in West-, Ost- und Nordafrika gesprochen, außerdem neben dem Arabischen und den Berbersprachen (z. B. Kabylisch) auch im gesamten Maghreb außer Libyen. Die radikale Verbreitung des Französischen im Schulunterricht der französischen Kolonien zur Durchsetzung des Programms der Assimilation im Namen von „Zivilisation“ und „Fortschritt“ konnte nicht verhindern, dass die afrikanischen Sprachen die Lebenswelt lange Zeit dominierten; sie bewirkte aber, dass sich die intellektuellen Eliten, die französischsprachige Schulen besucht hatten, in ihren Texten fast ausschließlich der französischen Sprache bedienten.

Die literarische Frankophonie wird heute verstanden als die außerfranzösische Literaturproduktion französischer Sprache. Sie deckt sich nur teilweise mit dem Raum der seit den 1980er Jahren zunehmend institutionalisierten Frankophonie, die seit 1997 von der Organisation Internationale de la Francophonie (OIF) repräsentiert wird. Beide sind jedoch eng miteinander verknüpft. Allerdings setzt in neuerer Zeit hieran Kritik von verschiedenen Seiten an: Einerseits wehren sich französischsprachige afrikanische Autoren gegen ihre Vereinnahmung als frankophone Autoren: Nur die wenigsten Bürger der Frankophonie sprechen im Alltag französisch. Auch werden die Organisation der Frankophonie als neokoloniale Instanz und der Begriff selbst als abwertend kritisiert; er impliziere die Überlegenheit des Mutterlandes gegenüber der Peripherie. Demgegenüber vertreten viele französischsprachige afrikanische Autoren die Position, dass es nur eine französische Literatur gebe. Das werde durch die Tatsachen unterstrichen, dass Paris das herausragende Zentrum der gesamten französischsprachigen Literaturproduktion ist und dass viele afrikanische Autoren mittlerweile in Frankreich leben. Gleichzeitig wird der Begriff der Frankophonie im Mutterland zumindest von offizieller Seite als Ausdruck einer erfolgreichen Dekolonisierung angesehen. Die Urheber des Begriffs im 19. Jahrhundert verbanden damit sogar die Vorstellung einer vollständigen Assimilation der Afrikaner.[25]

Frankophone Literatur des Maghreb

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In Algerien, Marokko und Tunesien existiert eine frankophone Literatur – wenn man von der Literatur der Frankoalgerier wie Albert Camus oder Jules Roy und der Kulturpendler wie Isabelle Eberhardt (1877–1904) absieht – erst seit etwa 1950. Heute dominiert in Algerien, das stark durch die französische Einwanderung geprägt wurde und über keinen entwickelten Buchmarkt verfügt, der Anteil der frankophonen Literatur gegenüber der arabischen; in den Nachbarländern Marokko und Tunesien ist es umgekehrt. Allerdings sprechen hier die auf französischsprachigen Schulen ausgebildeten bildungsbürgerlichen Eliten oft besser Französisch als Arabisch; doch nimmt der Einfluss des Französischen ab und der des Englischen bei jüngeren Menschen zu, was sich in der Rezeption angloamerikanischer Literatur ausdrückt. Besonders in Marokko stehen sowohl die französische Schriftsprache als auch das Hocharabische in einem Spannungsverhältnis zu den mündlichen Traditionen der einheimischen Bevölkerung, die sich mittels regionaler arabischer Dialekte und Berbersprachen verständigt. In Algerien ließ die französische Kolonialmacht nach ihrem Abzug eine postkoloniale Identität zurück, die sich durch Verwirrung und Hybridität auszeichnet, den Autoren jedoch auch den Zugang zum französischen Buchmarkt eröffnete.

Typisch für die heutige maghrebinische Literatur sind avancierte Erzähltechniken und sehr ernste Stoffe.

Die Anfänge

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Mouloud Feraoun, ermordet von französischen Extremisten 1962

Die Anfänge frankophoner maghrebinischer Literatur waren – abgesehen von den Gedichten von Jean Amrouche (1906–1962), einem in Tunis lebenden, aus der Kabylei stammenden Berber, und den Übersetzungen kabylischer Gedichte durch seine Schwester Taos Amrouche (1913–1976) – durch autobiographische Arbeiten und eine quasi ethnographische Selbstdarstellung gekennzeichnet. Wegweisend für diese Literatur der Selbstvergewisserung waren in Algerien Le fils du pauvre (1950) und La Terre et le sang („Vergeltung unter Tage“, 1953) von Mouloud Feraoun, der als Industriearbeiter in Frankreich gelebt hatte, in Tunesien La statue de sel (1953: dt.: „Die Salzsäule“, 2002), Agar (1955) und Portrait du colonisé, précédé de portrait du colonisateur (1957) von Albert Memmi, der seit 1946 überwiegend in Frankreich lebte, und in Marokko La boite à merveilles (1954) von Ahmed Sefrioui (1915–2004), ein Roman um die mythologische Figur des schlafenden Reiters aus der Perspektive eines Kindes. Vorgehalten wurde Sefrioui die Ignoranz gegenüber der kolonialen Situation Marokkos.

Eine wichtige Rolle für die Entwicklung der modernen marokkanischen Literatur spielte das hier bis 1977 verbotene Le passé simple (1954) von Driss Chraïbi, der seit 1945 in Paris lebte und mit den Zwängen der traditionellen marokkanischen Familie abrechnete. Mouloud Mammeri, ein algerischer Professor der Sprachwissenschaften, zeigte in seinen frühen Romanen in den 1950er Jahren den Zerfall traditioneller Sozialstrukturen im kolonialen Algerien auf, publizierte aber auch französischsprachige Nachdichtungen der Gedichte des algerischen Kabylen Si Mohand ou-Mhand. Eine wichtige Figur des literarischen Lebens der 1950er Jahre in Algerien wie in Frankreich war der Verlagsbuchhändler Edmond Charlot (1915–2004), dessen Buchhandlung 1961 durch Bomben der OAS zerstört wurde.

Da in Algerien bis 1962 nicht in Arabisch unterrichtet wurde, blieb Französisch lange Zeit die Literatursprache. Auf Arabisch wurden meist nur Kurzgeschichten veröffentlicht. Ende der 1950er und in den frühen 1960er Jahren trat in Algerien die Auseinandersetzung mit den Befreiungskriegen in den Vordergrund. Kateb Yacine trägt in seinem Meisterwerk Nejma (1956) und seinen späteren Texten der Erkenntnis Rechnung, dass die Verwüstungen der Kolonialgeschichte nicht mit Hilfe der von der französischen Literatur übernommenen Darstellungstechniken erfassbar sind. Er entwickelte eine experimentelle Synthese von Lyrik, Drama und Roman, in die auch interkulturelle Elemente und Techniken Faulkners wie auch der italienischen Neorealisten einfließen. Auf ähnlichem Niveau bewegt sich die Algerientrilogie von Mohammed Dib,[26] die autobiographische Züge trägt. Sein Roman Qui se souvient de la mer (1956) enthält Elemente von Science-Fiction.

Seit der Unabhängigkeit der Maghreb-Staaten

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Frankophone tunesische Literatur seit 1956

Von Yacine beeinflusst zeigte sich auch der islamkritische tunesische Autor Abdelwahab Meddeb (1946–2014), der seit seiner Jugend in Frankreich lebte. Albert Memmi veröffentlichte mit 84 Jahren im Jahr 2004 sein (bisher) letztes Buch, Portrait des décolonisés (2004), ein „Porträt der Dekolonisierten“, in dem er sich kritisch mit der mentalen Unbeweglichkeit, kulturellen Rückständigkeit und Gewaltbereitschaft der muslimischen Einwanderer in Frankreich auseinandersetzt. 47 Jahre nachdem er das Porträt der Kolonisierten in ihrer Heimat und das der Kolonisatoren gezeichnet und mittlerweile zahlreiche andere Bücher über Migration und Rassismus verfasst hatte, erfuhr er viel Kritik für das neue Buch.[27] Azza Filali ist Medizinerin, sie schreibt Romane und Kurzgeschichten und gilt als Leuchtturm der frankophonen tunesischen Literatur. Für den Roman Ouatann, der die Stagnation der Gesellschaft vor dem arabischen Frühling anhand der Sehnsüchte dreier Menschen schildert, erhielt sie 2012 den höchsten tunesischen Literaturpreis.

 
Abdelhak Serhane (2016)
 
Leïla Slimani auf der Frankfurter Buchmesse (2017)
Frankophone marokkanische Literatur seit 1956

In den 1970er Jahren verstummte unter dem Regime Hassan II. der revolutionäre Elan jüngerer marokkanischer Autoren wie Abdelkebir Khatibi (1938–2009). 1972 wurden mehrere Mitglieder der Gruppe Souffles verhaftet. Der Erzähler, Romanautor (Messaouda, 1983) und Lyriker Abdelhak Serhane (* 1950), Psychologe und Kritiker von Polizeigewalt und Korruption unter dem Regime, ging nach Kanada und später in die USA ins Exil. Ben Jelloun (* 1944) behandelte in seinen Arbeiten im französischen Exil das Schicksal der Migranten und ihre Konflikte mit traditioneller Kultur in zurückhaltender Weise.[28] Tahar Ben Jelloun (* 1944), der seit 1971 in Frankreich lebt, veröffentlichte in französischer Sprache mehrere Romane und politische Literatur über den Arabischen Frühling. Die Romane von Youssouf Amine Elalamy (* 1961) erzählen vom Schicksal von Flüchtlingen (Les clandestins, 2001; dt. „Gestrandet“, 2008) und Marokkanern in der Diaspora; sie wurden ins Arabische und mehrere andere Sprachen übersetzt. Leïla Slimani (* 1981) lebt in Paris; sie schildert entfesselte Sexualität aus einer weiblichen Perspektive. 2016 erhielt sie für ihren Roman Chanson douce (dt. „Dann schlaf auch du“, 2017) den Prix Goncourt.

Die Organisation der islamischen Welt für Bildung, Wissenschaft und Kultur ernannte Rabat zur Kulturhauptstadt der islamischen Welt 2022. In diesem Rahmen fand hier im Juni 2022 der 27. Internationale Buchsalon (SIEL) mit dem Schwerpunkt afrikanischer Literatur statt. Das Buch Mémoires d’une lesbienne von Fatima Zahra Amzkar wurde auf Druck des marokkanischen Kulturministeriums von der Messe zurückgezogen. Homosexualität wird nach marokkanischem Strafrecht mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu drei Jahren bestraft.[29]

Frankophone algerische Literatur seit 1962

Während die moderne frankophone tunesische und marokkanische Literatur heute teils noch durch islamische Themen beeinflusst sind, ist die algerische Literatur vollständig säkularisiert, doch musste sie sich seit dem Beginn dieses Jahrhunderts verstärkt der islamistischen Kritik erwehren. Mit der Erringung der Unabhängigkeit regte sich das Interesse an vorislamischen Kulturtraditionen.[30] Zu dieser Bewegung gehört der 1938 geborene algerische Dichter und Romanautor Mourad Bourboune (Le Muezzin, 1968).[31] Im Vordergrund stand aber in den späten 1960er und den 1970er Jahren die Aufarbeitung der postrevolutionären Zeit. So schilderte Rachid Boudjedra (* 1941), der später in arabischer Sprache schrieb, die Traumata seiner Jugend in La répudiation (1969) und analysierte die Widersprüche der nachrevolutionären Gesellschaft.

Unter dem Eindruck von Korruption, Machtmissbrauch und wegen des Bürgerkrieges um 1990 verließen viele frankophone Autoren das Land und gingen nach Frankreich, so u. a. der Theater-, Rundfunk-, Romanautor und Musiker Aziz Chouaki (* 1951). Bekannt wurde sein im Musikermilieu spielender Roman Etoile d’Alger.[32]

 
Assia Djebar (1992)

Die Mann-Frau-Beziehung stellt ein Standardthema der Literatur des Maghreb dar, da aber nur von wenigen Autorinnen bearbeitet wird. Zu diesen gehört Assia Djebar (1936–2015), die aus einer Berberfamilie stammt und auch als Regisseurin tätig war. Ihre Bücher, die meist vom Leben der Frauen in Algerien handeln, wurden auch ins Deutsche und in viele andere Sprachen übersetzt. Djebar versucht, die Gedanken und Äußerungen der Berberfrauen, denen keine Schriftsprache zur Verfügung steht, auf dem Umweg über das Arabische, das sie erst spät erlernte, ins Französische zu übersetzen. Djebar musste zeitweise in Tunesien und seit 1990 dauerhaft in Frankreich leben; sie erhielt im Jahr 2000 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2005 wurde sie als erste maghrebinische Autorin Mitglied der Académie française.

Der algerische Romanautor Tahar Djaout wurde 1993 aufgrund seiner Unterstützung des Säkularismus von Islamisten ermordet. Sein letzter Roman Le dernier été de la raison handelt vom Widerstand eines kleinen Buchhändlers gegen die Unterdrückung.

Die französischsprachigen algerischen Autoren sind heute durchweg Vertreter einer Exilliteratur. In Algerien wurde die französische Sprache immer wieder als Sprache der Kolonialisten denunziert, so von dem bedeutenden arabischsprachigen Autor Tahar Ouettar. Eine der wenigen Ausnahme stellt der frankophone Erzähler Kamel Daoud dar. Seine Fortschreibung von Albert CamusDer Fremde, der Roman Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung (2014, dt. 2016) gibt dem anonymen ermordeten Araber in Camus' Werk einen Namen und eine Biographie. Er erhielt 2015 den Prix Goncourt. In Deutschland publizierte regelmäßig Hamid Skif (1951–2011). Allerdings sind die Themen in der algerisch-arabischen Literatur ähnliche wie in der frankophonen: Bürokratie, religiöse Intoleranz, die blutigen 1990er Jahre und der Terrorismus.[33]

Afrika südlich der Sahara

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Die Anfänge bis 1930

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Vor 1960 gab es im südsaharischen Raum nur wenige afrikanische Intellektuelle, die Bücher in französischer Sprache verfassten. Zu ihnen gehörten der sich als Modernisierer und Befürworter einer Assimilationspolitik verstehende Lehrer Amadou Mapaté Diagne (1886–1976), Absolvent der Lehrerbildungsanstalt École normale William Ponty in Saint-Louis (Senegal), der 1920 die für den Französischunterricht benutzte Erzählung Le trois volontés de Malic über den märchenhaften Aufstieg eines Missionsschülers zum Hilfsmonteur veröffentlichte,[34] ferner René Maran (1887–1960), ein französischer Kolonialbeamter von den Antillen, der in Ubangi-Schari arbeitete, als erster schwarzer Schriftsteller 1921 den Prix Goncourt für seinen kritischen Roman Boutala erhielt, daraufhin jedoch seinen Posten verlor, und Antoine Dim Delobsom (1897–1940) aus dem Französischen Sudan, ein Angehöriger des Volks der Mossi, der sich der christlichen Missionierung widersetzte.

 
Ein Leutnant der Tirailleurs sénégalais (1889)

Die erste Generation frankophoner afrikanischer Autoren publizierte überwiegend in Afrika; einige der Autoren haben ihre Heimat nie verlassen wie z. B. der in Benin geborene Togolese Félix Couchoro (1900–1968). Von seinen 21 Romanen wurden nur vier in Buchform publiziert (zuerst L’eslave 1929); die anderen erschienen als Fortsetzungsromane in Zeitschriften.[35] Wie andere wurde Couchoro indirekt von den Erfahrungen von über 200.000 schwarzafrikanischen Soldaten beeinflusst, die nach dem Ersten Weltkrieg aus Frankreich zurückkehrten und sich in politischen oder gewerkschaftlichen Gruppen organisierten.[36] Einer von diesen war der senegalesische Schäfer Bakary Diallo (1892–1978),[37] ein Analphabet, der 1926 seine Erlebnisse als Tirailleur sénégalais im Ersten Weltkrieg mit fremder Hilfe veröffentlichte.[38] Er geht wie Candide als großes Kind durch die Welt, versteht weder den Krieg noch seine Ursachen, wird schwer verwundet, verehrt aber seine weißen Chefs. Die Reaktionen auf das Buch waren sehr unterschiedlich; meist wurde es als prokoloniale Propaganda begrüßt oder aus dem gleichen Grund kritisiert. Später wurde Diallo mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet; die Wirkung des Buches schwand jedoch im Laufe der Zeit und Diallo starb 1979, ohne dass die Medien an ihn erinnerten.

Négritude

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Die in den 1930er Jahren einsetzende Bewegung der Négritude ist eine politische und literarische Bewegung, die auf die afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung von W. E. B. Du Bois sowie auf Einflüsse aus der französischsprachigen Karibik (in Haiti: Jean Price-Mars, 1876–1969) zurückgeht. Die Idee der Négritude war die Rückbesinnung auf afrikanische Kulturtraditionen und die Ablösung von Europa. Sie wurde zudem vom Sozialismus, vom Humanismus und von der deutschen Romantik beeinflusst, orientiert sich jedoch am kolonialen Kontext. Die Négritude beruft sich auch auf die Theorien von Leo Frobenius in seiner Kulturgeschichte Afrikas, was von einigen Afrikanisten als Missverständnis angesehen wird, aber auch auf Frantz Fanon und Albert Memmi, der sich bei seiner Definition von Judéity selbst am Négritude-Konzept orientierte.[39]

Von den 1930er bis in die 1950er Jahre spielte neben der École normale William Ponty und den Gymnasien in St. Louis und Dakar auch das Collège Libermann in Douala (Kamerun) eine bedeutende Rolle für die Entwicklung der frankophonen afrikanischen Literatur. Hier studierte der Senegalese Léopold Sédar Senghor.

 
Léopold Sédar Senghor in Frankfurt (1961)

1934 gründete er gemeinsam mit dem Guyaner Léon-Gontran Damas und Aimé Césaire aus Martinique die Zeitschrift L’Etudiant Noir, deren Vorbilder die Crisis von der NAACP in den USA und die kommunistische Zeitschrift Légitime Défense in Paris waren. In der ersten Nummer benutzte Césaire den Begriff „Négritude“ und machte ihn durch sein Gedicht Cahier d’un retour au pays natal (1939), das als Beginn der literarischen Négritude gilt, bekannt. Senghor, Dichter und von 1960 bis 1980 auch erster Staatspräsident des unabhängigen Senegal, definierte die Négritude als „Gesamtheit der kulturellen Werte in der schwarzen Welt, wie sie sich im Leben, in den Institutionen und in den Werken der Schwarzen ausdrücken.“[40] Senghors Grundidee war eine Mischung der Kulturen, nicht eine Vorherrschaft europäischer oder afrikanischer Werte; er war beeinflusst von Frobenius’ organistischer Kulturmorphologie. Allerdings grenzte er das Konzept der Négritude auf Afrika ein.

Der Grund dafür, dass die Literatur Französisch-Westafrikas fast ausschließlich in französischer Sprache verfasst wurde, liegt vor allem in der konsequent frankophonen Schulbildung der Elite. Viele Arbeiten aus dieser Zeit wurden dennoch nur in Westafrika publiziert; die Debatten hatten also Selbstverständigungscharakter. Der durch die Négritude geprägte Senegalese Ousmane Socé Diop publizierte 1935 den fiktional-autobiographischen Roman Karim. Roman Sénégalais, in dem ein junger Mann das Leben an der Schnittstelle zweier Kulturen beschreibt. 1937 folgte sein zweiter, teilweise autobiographischer Roman Mirages de Paris über eine unmögliche Liebe zwischen einem Schwarzen und einer Französin. Die Form der mehr oder weniger fiktionalen Autobiographie bot diesen frühen Autoren Gelegenheit zu kulturpolitischen Reflexionen u. a. über die Auswirkungen der europäisierten Schulbildung anzustellen.[41] Nur Senghor veröffentlichte auch Gedichte in Serer, seiner Muttersprache.

Die politische Orientierung am Kommunismus, an der sich Senghor nie beteiligt hatte, und die Einordnung der Négritude in die literarische Strömung des Surrealismus endete nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele schwarze Soldaten kämpften in der Kolonialarmee Frankreichs und schüttelten dort die Illusion des weißen Übermenschen ab, die sie in der Schule von den Kolonialherren übernommen hatten. In der Folge verwendeten die Schriftsteller der Négritude vermehrt Begriffe aus westafrikanischen Sprachen und Motive der afrikanischen Mythologie.

Seit 1947 vertrat die von dem Senegalesen Alioune Diop gegründete, vierteljährlich erscheinende Zeitschrift Présence Africaine die Négritude, die sich auch als politisches Sprachrohr des Panafrikanismus verstand, in Paris. Zu den Autoren gehören vor allem Afrikaner in der Diaspora, aber auch Europäer und Amerikaner.[42] 1948 wurde die Négritude in Europa bekannt, als Senghor die Anthologie de la nouvelle poésie nègre et malgache de langue française[43] herausgab, zu der Jean-Paul Sartre das Vorwort Orphée noir schrieb. 1956 und 1959 fanden zwei Kongresse der frankophonen afrikanischen Schriftsteller in Paris und Rom statt, wo das Konzept der Négritude diskutiert wurde. Doch konnte es sich insbesondere in der Anglophonie nicht durchsetzen.

Albert Memmi trennte viel schärfer als Senghor schärfer zwischen der Gesamtheit der Schwarzen Menschen (Negrity), ihrer Kultur (in seiner Terminologie wäre der Begriff dafür Negrism) und ihrer subjektiven Identität, dem Lebensgefühl der Négritude. Dieses wäre allerdings erst aktiv herzustellen,[44] zeigte doch das erste World Festival of Negro Arts in Dakar 1966 die Realität einer sozialen und geographischen Spaltung in brutal unterdrückte (Südafrika), arme oder weniger arme Menschen und Völker in Afrika und der Karibik, von den USA einmal ganz abgesehen.

Die Négritude formulierte die Forderung Retour aux sources! („Zurück zu den Quellen!“). Ein Thema ihrer Literatur war deshalb die Wiederentdeckung der Quellen der afrikanischen Kultur. Diese Kultur, die auf dem Land teilweise noch in traditioneller Weise vorhanden war, sollte jenen, die die Geisteshaltung der Europäer übernommen hatten, an die Quellen zurückführen. Die von den afrikanischen Schriftstellern bisher meist unbeachtete mündliche Literatur wurde gesammelt und ins Französische übersetzt, weitere Fabeln und Märchen nach dem Muster der überlieferten neu gedichtet. Dabei wurde der semiorale Stil oft beibehalten. Ein Beispiel dafür bietet der Senegalese Birago Diop mit seinen Sammlungen von Erzählungen Les contes d’Amadou Kouma (1947) und Nouveaux contes d’Amadou Kouma (1958), in denen die Grenze zwischen eigener Dichtung und der Überlieferung nicht mehr festzustellen ist. Aufgrund seiner genauen Kenntnis der Traditionen gestaltet er diese in französischer Sprache präzise nach, wobei auch seine wissenschaftliche Ausbildung als Tierarzt beiträgt.

Autobiographisch berichtete Laye Camara aus Guinea in seinem antikolonialen Roman L’enfant noir (1953; dt.: „Einer aus Kurussa“, 1954). In Le Regard du roi (1954, dt.: „Der Blick des Königs“) zeigt Camara – wohl in kritischer Anspielung auf Joseph Conrads Roman Herz der Finsternis – die Unzugänglichkeit und Undurchdringlichkeit Afrikas auf, so wie es sich nur den Augen der Weißen präsentiert:

„Es gibt Pfade! Wenn Sie sie nicht sehen – und weshalb sollten Sie sie sehen –, geben Sie nur Ihren Augen Schuld! Ein weißer Mann kann nicht alles sehen. Und er braucht auch nicht alles zu sehen, denn dieses Land ist kein Land der Weißen.“

Laye Camara

Die Literatur der Négritude befasste sich auch mit den afrikanischen Königreichen. Auf der Suche nach einer Vergangenheit, die der Europas gleichwertig war, und die von den Kolonialherren stets abgetan worden war, stieß man in den 1940er und 1950er Jahren auf die sudanesischen Pyramiden und Königreiche, auf die frühen Staaten von Timbuktu, Ghana und Simbabwe. Die Darstellung der Größe und Bedeutung dieser Reiche war nicht selten überhöht. Der erste historische Roman, Doguicimi (1933) von dem Beniner Paul Hazoumé, behandelte das Königreich Dahomey, nach dem sich der Staat Benin benannte. Ibrahim Issa, ein Fulbe, verfasste mit Grandes Eaux Noires (1959) den ersten Roman eines Nigrers überhaupt. Der historische, noch etwas unbeholfene Roman behandelt die blutige Geschichte des nigrischen Sahel seit der Römerzeit. Nazi Boni aus dem heutigen Burkina Faso schrieb in Crépuscule des temps anciens (1962), einem ethnographischen Roman, die Chronik der Bwaba und wie auf die Bedrohung der traditionellen Werte seines Volkes hin. Ebenfalls der Négritude verpflichtet war sein Landsmann Roger Nikiema (Dessein contraire, 1967). Yamba Tiendrébéogo („Naba Abgha“, 1907–1982), ein Fürstensohn, Erzähler und Musiker aus dem Stamm der Mossi in Burkina Faso, sammelte und bearbeitete in den 1960er Jahren Erzählungen, Fabeln und Sprichwörter seines Volkes, das seine Traditionen im Königreich Wogdgo gegen den Islam behaupten konnte und heute noch einen spirituellen Führer in Ouagadougou hat.

Allerdings versäumten die Vorkämpfer der Négritude, die Entwicklung afrikanischer Sprachen als Literatursprachen zu fördern; unkonkret blieb auch, wie eine Förderung der afrikanischen Kultur genau aussehen könne.

Die Kooperation mit der Kolonialmacht auf dem Weg in die Unabhängigkeit seiner Heimat Mali suchte der Romanautor, Lyriker und Politiker Fily Dabo Sissoko (1900–1964), der nach der Unabhängigkeit 1962 verhaftet wurde und unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Marie-Claire Matip verband in ihrem kurzen Roman Ngonda ihre Erinnerungen an die Kindheit in einem Dorf mit der Auseinandersetzung mit den ländlichen Traditionen und stellte die Vorteile der westlichen Erziehung heraus. Das 1958 veröffentlichte Buch war das erste einer Kamerunerin überhaupt.

Antikoloniale Literatur

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Anders als die Négritude wollte die antikoloniale Literatur der 1950er und 1960er Jahre das koloniale System unmittelbar erschüttern. Sie drückte sich vor allem im Roman aus. Frankophone Romanciers wie die Kameruner Mongo Beti und Ferdinand Oyono, der Senegalese Ousmane Sembène, der mit La Noir de … (1966) auch den ersten afrikanischen Spielfilm drehte,[45] sowie Benjamin Matip und Jean Malonga aus der Republik Kongo thematisierten die Abhängigkeit von der Kolonialmacht, das Leiden der Emigranten in Frankreich und radikalisierten sich angesichts des französischen Desinteresses an Reformen. Sembène wandte sich von der Literatur ab, weil sich der Vorrat an afrikanischen Geschichten erschöpft hatte und durch französische Geschichten verdrängt wurde.[46] Mongo Betis satirischer Roman Le pauvre Christ de Bomba (1956) über das zweifelhafte Wirken der Missionare, die immer auf der Jagd nach Fetischen oder verbotenen Tänzen waren, die doch angeblich der alleinige Grund dafür waren, warum die unverdorbenen, kurz vor dem Eintritt in den Himmel stehenden Afrikaner diesen Zugang nicht fanden, verursachte einen Skandal. Oyonos Anklage der Kolonialmacht bedient sich ebenfalls der Satire (Une vie de boy, 1956). Wie Beti wurde er auch aus der Missionsschule geworfen. Anders als die Anhänger der Négritude idealisiert er keineswegs die afrikanische Vergangenheit. Vielmehr zeigt er Verachtung für die Europäer, die sich für ein paar Flaschen Rot- oder Palmwein spontan improvisierte „Riten“ vorführen lassen. Allerdings beschreibt er auch seine Landsleute als defätistisch und servil, ja als Verräter (in Chemin d'Europe, 1960), wofür er kritisiert wurde.[47]

Tchicaya U Tam’si aus der Republik Kongo, der mit seinem Vater seit 1946 in Paris gelebt hatte, ging 1960 als Mitarbeiter Patrice Lumumbas nach Kinshasa, musste aber schon 1961 wieder nach Frankreich zurückkehren, wo er den vom Surrealismus beeinflussten Gedichtband Le Ventre (1964) schrieb.

 
Bernard Dadié

Die Arbeiten dieser Autoren zielten auf die Veränderung der politischen Haltung der Leser. So schilderten die Romane häufig Einzelschicksale von Afrikanern, an denen die Diskriminierung durch weiße Geschäftsmänner, rassistische Kolonialbeamte oder Missionare deutlich wird. Die Parteilichkeit schloss eine differenzierte Darstellung keineswegs aus, wie Sembènes hervorragender Roman Holzstücke Gottes über den Streik der Eisenbahner 1947 unter der Kolonialherrschaft zeigt.

Kämpferisch präsentierte sich auch der Dramatiker, Erzähler und Sammler der Märchen seiner Heimat Bernard Binlin Dadié von der Elfenbeinküste, der während des Unabhängigkeitskampfes um 1950 inhaftiert wurde. In seinem Roman Climbié (1956) persifliert er die Kolonialbürokratie. Sein Gedicht Dry your Tears Afrika (Sèche Tes Pleurs, 1967) wurde von John Williams für Steven Spielbergs Film Film vertont.[48]

Postkoloniale Literatur

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Cheikh Hamidou Kane (2008)

In den 1960er befassten sich die frankophonen Autoren nicht mehr mit den positiven afrikanischen Werten, sondern mit den Nachwehen des Kolonialismus und sozialen Gegenwartsproblemen; sie blieben jedoch meist in den französischen literarischen Diskurs eingebunden wie die Kameruner Mongo Beti und Jean Ikellé-Matiba (1936–1984). Letzterer lebte zeitweise in Frankreich und Deutschland. Sein Buch Cette Afrique-là (1963) rechnet mit der Kolonialperiode ab.[49] François-Borgia Marie Evembé (* 1938), der aus einer katholischen Familie im Süden Kameruns stammt, prangert in seinem Roman Sur la terre en passant (1966) die zur Schau getragenen Privilegien und die arrogante Abgrenzung sowohl der einheimischen Ministerialbürokraten als auch der Weißen „Mafia der Unentbehrlichen“ in Kamerun an. Francis Bebey (1929–2001) betrachtet den ambivalenten Auflösungsprozess der traditionellen Großfamilie, in der die jungen Frauen auch für ihren Schwiegervater arbeiten mussten: Viele in der Stadt aufgewachsenen junge Kameruner meinen nun, eine Frau für sich allein zu haben, die man schlagen und „herumkommandieren konnte, sie gehen und kommen lassen konnte, wie es einem passt […] In der Stadt lernt der Mann aus dem Busch, was die Zeit und die Stunden bedeuten.“[50]

Andere Stimmen artikulierten die Identitätsprobleme der nach Frankreich ausgewanderten oder dort studierenden Afrikaner. Dazu zählen das aus autobiographischer Sicht geschriebene, zum Klassiker gewordene Buch L’Aventure ambiguë (1961; dt. 1980 als „Der Zwiespalt des Sambo Diallo“) des tief im Islam verwurzelten Senegalesen Cheikh Hamidou Kane (* 1928), dessen Held den Verlust seiner islamischen und senegalesischen Wurzeln betrauert, und Kocoumbo, l’étudiant noir des von der Elfenbeinküste stammenden Gérard Aké Loba. Aus Benin stammt Olympe Bhêly-Quénum (* 1928). In seinem Roman Un piège sand fin (1960) zeigt er die Gefahren eines afrikanischen Fatalismus angesichts einer sich schnell modernisierenden Welt auf. Der fatale Glaube an rächende Götter und Monster ist Thema in Le chant du lac (1966).

Der Roman-, Kinderbuchautor und Theaterdichter Ahmadou Kourouma, ein in der Elfenbeinküste geborener Malinke, der seine Texte aus seiner Muttersprache selbst ins Französische übersetzt und dieses dem Rhythmus der Malinke-Sprache anpasst, durchlief teils freiwillig, teils unfreiwillig verschiedene Stationen in Frankreich und seinen Kolonien. Scharf kritisierte er die postkoloniale Entwicklung seines Landes in seinem ersten Werk Les Soleils des indépendances (Montreal 1968),[51] für das er 1969 den Grand prix littéraire d’Afrique noire erhielt. Hauptfiguren sind ein Händler, dessen Geschäft durch die künstliche Grenzziehung der Kolonialherren und die anschließende Welle von Unabhängigkeitserklärungen ruiniert wird (gemeint sind die Elfenbeinküste und Guinea) und der im Gefängnis landet, sowie seine Frau, die zwischen traditioneller Religion, Fetischglauben und Islam hin- und hergerissen ist. Der Roman ist von Ironie ebenso wie von düsterer Symbolik durchzogen. Kourouma wandte sich entschieden von der Négritude ab, auch wenn er sich in der Erzähltradition der griots sieht. Eine „Absurdität“ stellt für ihn die „Ivoirité“ dar, die von Präsident Henri Konan Bédié vertretene Behauptung einer besonderen nationalen Identität der Elfenbeinküste mit ihren 64 Ethnien. Sein Roman En attendant le vote des bêtes sauvages (1998; dt. „Die Nächte des großen Jägers“) erinnert an die Blutspur, die der Diktator Gnassingbé Eyadéma in Togo hinterließ. Nach Kourouma wurde ein seit 2004 verliehener Literaturpreis des Genfer Kritikersalons benannt. In der neueren ivorischen Literatur finden Nouchi-Ausdrücke zunehmend Verwendung.[52]

Auch der aus Mali stammende Amadou Hampâté Bâ forscht in seinen Lebenserinnerungen verlorenen Traditionen nach; doch sieht er die Kolonialherrschaft nur dann kritisch, wenn sie diese Traditionen ignoriert. Hingegen wandte sich der ebenfalls aus Mali stammende Yambo Ouologuem gegen den aus seiner Sicht unberechtigten Stolz der Négritude auf die afrikanischen Traditionen: Sein historischer, von Legenden und Mythen durchwobener Debütroman „Das Gebot der Gewalt“ (1968, dt. 1969) ist in einem imaginären westafrikanischen Königreich namens Nakem angesiedelt. Er ist ebenso ein Angriff auf die afrikanischen Herrscher, die ihre Untertanen als Sklaven verkauften, wie auf die Kolonialherren. Massa Makan Diabaté (1938–1988) aus Mali stammte aus einer alten Familie von Griots, sah jedoch den Verfall dieser Sängertradition, die zur „Bettelei“ heruntergekommen sei, sehr kritisch. Er überlieferte zahlreiche Geschichten, Sprüche, Lieder und spirituelle Vorstellungen der Mandinka in französischer Sprache. Sein Roman Le lieutenant de Kouta behandelt den Konflikt zwischen Tradition und Moderne am Beispiel eines in sein Dorf zurückkehrenden Kolonialoffiziers.[53]

Die Auswirkungen der vorkolonialen Lebensformen auf die nachkoloniale Entwicklung Malis sind Gegenstand des Romans Le sang des masques (1976) des Arztes und Politikers Seydou Badian Kouyaté (1928–2018), den er im Gefängnis schrieb. Sony Labou Tansi (1947–1995, geboren im damaligen Belgisch-Kongo), gehörte wie Sylvain Bemba (1934–1995), der Redakteur der 1950 bis 1959 erschienenen Zeitschrift Liaison, zu den Mitbegründern des modernen (Straßen-)Theaters der Republik Kongo in Brazzaville. Beide wurden international bekannt und mit vielen Preisen ausgezeichnet. Bemba musste als Angehöriger der Kolonialverwaltung teilweise unter Pseudonym schreiben; er beeinflusste zahlreiche jüngere Autoren. Henri Lopès (Sans tam-tam 1977, Le pleurer-rire 1982), ebenfalls im belgischen Kongo geboren, kehrte 1965 aus Paris nach Brazzaville zurück, wo er als Bildungspolitiker, zwei Jahre lang als Premierminister der sozialistischen Regierung und später für die UNESCO tätig war. Als Minister der Republik Kongo war auch der bedeutende Lyriker Jean-Baptiste Tati Loutard (1938–2009) tätig, der trotz seiner zahlreichen Ämter fast 40 Jahre lang publizierte.

Wichtig für die Verbreitung der Arbeiten frankophoner afrikanischer Autoren wurden die 1972/73 von den Regierungen Senegals und der Elfenbeinküste unter Beteiligung französischer Verleger gegründeten Nouvelles Éditions Africaines (N.E.A.). Als Verbeugung vor Präsident Senghor erschienen 1973 zuerst seine Lettes d’hivernage, noch im gleichen Jahr gefolgt von François-Joseph Amon d’Abys bis heute weit verbreiteter Legendensammlung La mare aux crocodiles und Amar Sambs Abrechnung mit dem islamischen Dogmatismus: Matraqué par le destin: ou, La vie d’un Talibé. Das Mitglied der Académie Française Jean Dodo aus der Elfenbeinküste (Wazzi) sowie Biram Sacko und Ibrahima Sall waren einige von vielen weiteren Autoren, deren Arbeiten bei N.E.A. erschienen. Vereinzelt wurden auch Arbeiten nicht-frankophoner Autoren wie des Nigrers Idé Oumarou publiziert. Bemerkenswert war u. a. die Tatsache der Veröffentlichung von einigen Arbeiten des ersten professionellen Schriftstellers aus Mauretanien, Youssouf Gueye. In dem eklektischen Verlagsprogramm, das sich vor allem auch an europäische Leser richtete, spiegelte sich seit Ende der 1970er Jahre ein gewisser Pessimismus im Hinblick auf die Zukunftsperspektiven Afrikas.[54] Auch in Europa ging das Interesse an afrikanischer Literatur zurück. Seit 1989 wurde der Verlag, der seine frühere Bedeutung verloren hatte, wieder ausschließlich vom Senegal betrieben (als N.E.A.S.). 1992 gründete die Elfenbeinküste gemeinsam mit ausländischen Investoren einen Nachfolgeverlag, die Nouvelles Éditions Ivoiriennes (N.E.I.).[55]

In Kamerun brach nach der Unabhängigkeit das literarische Schaffen zunächst weitgehend ab. In den 1970er Jahren begannen Kritiker von Kolonialismus und Diktatur wie Mongo Beti wieder zu schreiben. Er gründete 1978 gemeinsam mit seiner Frau Odile Tobner die bis 1991 bestehende Zeitschrift Peuples Noirs/Peuples Africains. Der zeitweise politisch verfolgte und inhaftierte Dichter, Romanautor und Dramatiker René Philombe gründete 1972 einen eigenen Verlag, durch den er seine lange ungedruckten Arbeiten veröffentlichen konnten. Im Zentrum seines Gedichtbandes Bürgerklage (dt. 1981) stehen die Folgen von Kolonialismus und Diktatur und die Armensiedlungen von Yaoundé, wo er selbst wohnte. Philombe begründete auch die Schriftstellervereinigung Kameruns.

Ahmadou Kourouma (1927–2003), ein ivorischer Fürstensohn aus dem Volk der Maninka, der lange im Exil lebte, beschreibt in Les Soleils des indépendances (1970) das Leben zwischen einer nicht mehr funktionierenden Tradition und der postkolonialen Herrschaft einer Einheitspartei, die auch die Reste dieser Traditionen zerstört. Mongo Beti nahm seine schriftstellerische Tätigkeit nach längerer Pause wieder auf. Sein Werk Main basse sur le Cameroun, autopsie d’une décolonisation (1972) wurde auf Betreiben der kamerunische Regierung in Frankreich verboten.

Ein umfassendes belletristisches, wissenschaftliches und essayistisches Werk hinterließ der Lehrer, spätere Politiker und Ethnograph Boubou Hama aus Niger, der allein von 1966 bis 1974 dreißig Bücher verfasst. Ausgebildet in der Kaderschmiede der École normale William Ponty im Senegal, hatte er früh den Kulturkonflikt erfahren. Zunächst hin- und hergerissen zwischen afrikanischer Sensibilität und Mystik einerseits und cartesianischer Logik Europas andererseits, versuchte er, sich und seine Schüler vom Kolonisiertenkomplex zu lösen, zwischen den Kolonisatoren und ihrer Kultur zu unterscheiden und zu einer Synthese zu gelangen, so wie er es in seiner dreibändigen Lebensgeschichte Kotia-Nima: dialogue avec l’occident. Rencontre avec l’Europe (1968/69) beschreibt. Das hindert ihn nicht daran, die Quelle der Abwertung der „fetischistischen“ afrikanischen Kultur im europäischen Rassismus zu lokalisieren. Der nach ihm benannte staatliche Prix Boubou Hama wurde u. a. an die nigrischen Romanautoren Adamou Idé, Abdoulaye Mamani, der auch Theaterstücke und das Drehbuch zum Historienfilm Der Kampf der schwarzen Königin (1986) verfasste, und Idé Oumarou, der politische Missstände aus der Insidersicht eines Politikers subtil beschrieb (Le Représentant, 1984), verliehen.

Die 1980er Jahre

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In Reaktion auf die enttäuschten Modernisierungshoffnungen besannen sich seit den 1980er Jahren Autoren wie Francis Bebey (1929–2001) aus Kamerun und Jean Pliya (1931–2015) aus Benin auf die traditionellen Aufgaben afrikanischer Künstler zurück. Sie wandten sich vom französischen Publikum ab und richteten sich an eine neue afrikanische Leserschaft, um ihnen die Wandlungen des Alltags zu verdeutlichen und politische Werte zu vermitteln. In Kamerun, Senegal und den benachbarten Ländern wurden neue Verlage gegründet, die freilich nur Kleinauflagen drucken ließen. Zunehmend wurde vermehrt afrikanisches Vokabular verwendet, auch traditionelle Symbolik und nicht immer unblutige Rituale erhielt ihren Platz in der Literatur. Die Romane bezogen sich anders als früher differenziert auf einzelne Kulturen und Regionen und ihre Mythen – bis hin zum Folklorismus. So sammelte der Nigrer Kélétigui Mariko auf seinen Reisen mündliche Traditionen und Erzählungen der Touareg und anderer Stämme der Sahelzone. In teils krass realistischer Form wurden Themen wie die Korruptheit der neuen Eliten, die drückenden Anforderungen der Familie gegenüber dem Individuum oder die Lage der Frau angesichts des traditionellen Machismo behandelt.

Unideologisch, aber mit hohem moralischen Anspruch schrieb Nafissatou Niang Diallo (1941–1982), die als Hebamme in Dakar arbeitete, vier Romane über das Leben der Frauen im Senegal. Als erste Autorin Gabuns gilt Angèle Ntyugwétondo Rawiri, deren Romane um das Leben junger schwarzer Frauen und ihre Familien kreisen. 1989 wanderte sie nach Frankreich aus. Philomène Bassek (* 1957) aus Kamerun schildert in La tache du sang (1990) eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung. Ken Bugul, geboren im Senegal, wanderte nach Belgien aus, wo ihr schonungsloser autobiographischer Roman über ihr Leben unter dekadenten Künstlern, Drogenhändlern, Prostituierten und prekären Randexistenzen Die Nacht des Baobab (1986) kontrovers aufgenommen wurde.[56] Nach ihrer Rückkehr in ihr Dorf schrieb sie den preisgekrönten Roman Riwan oder der Sandweg, wo sie eine Außenseiterin bleibt.

Das postkoloniale frankophone Theater

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Schon seit den 1930er Jahren versuchten Lehrer der Lehrerbildungsanstalt École normale William Ponty in Saint-Louis, die jungen Schüler zum Schreiben anzuhalten. Sie sollten sich mit ihren Traditionen befassen, diese aber nach französischen Vorbildern gestalten. So schuf man ein Sprechtheater, das durch afrikanische Gesänge und Tanzeinlagen etwas Lokalkolorit erhielt. Durch seine Kultur- und Sprachpolitik übte Frankreich auch nach der Unabhängigkeit einen gewissen kulturellen Einfluss aus. Zur Bewegungen der Négritude kann der madegassische Dramatiker, Lyriker und Mitbegründer der Unabhängigkeitsbewegung Jacques Rabemananjara (1913–2005) gezählt werden, der zeitweise Außenminister seines Landes war.

Seit 1968 wurden Theaterwettbewerbe im frankophonen Raum als Concours théâtral interafricain durchgeführt. Seit 1983 fanden alljährlich Theaterfestivals in Limoges (Festival de la Francophonie Limoges), an denen auch afrikanische Dramaturgen heute noch teilnehmen können. Dieses aus der Kolonialzeit hervorgegangene akademisch geprägte Sprechtheater überdauerte die Kolonialzeit und wurde auch in den neu gegründeten und staatlich kontrollierten Nationaltheatern gepflegt. Es entstanden zwei Genres, die sowohl einen Unterhaltungs- als auch einen pädagogischen Wert haben sollten, nämlich historische Dramen sowie Sittenkomödien. Einerseits versuchten Autoren wie Guillaume Oyônô Mbia (* 1939) aus Kamerun entwicklungshemmende Traditionen zu kritisieren, andererseits wurden historische Traditionen ähnlich wie im Roman wiederentdeckt und im Drama aufgewertet, wenngleich oft in verklärter Form. Auch die Politik fand Eingang ins Drama: René Philombes Stück Africapolis (1978) ist eine kaum verhüllte Allegorie auf die Diktatur.

Seit Ende der 1970er Jahre wurde das rituelle Theater nach dem Muster traditioneller Initiationsriten oder Heilungszeremonien wiederentdeckt, so die Kamerunerin Werewere-Liking Gnepo. Massa Makan Diabaté (1938–1988) aus Mali, der selbst einer langen Familientradition von griots des Volkes der Malinke entstammt, zeigte, dass die orale Stegreifkunst der griots zum reinen Entertainment verkommen war, und bemühte sich, sie durch Entwicklung literarischer Texte wieder aufzuwerten. Alte Formen der Vortragskunst (griotique) wurden von den Fesseln der Tradition befreit, neu belebt und Formen des politischen Dramas entwickelt, die sich unter anderem am Theater Bertolt Brechts orientierten. Nach dem Ende der Apartheid machten sich vermehrt Einflüsse aus Südafrika geltend.[57] In Madagaskar entwickelte sich eine politisierte Theaterszene, für die Michèle Rakotosons Stücke La Maison morte (1991) und Jean-Luc Raharimananas Le prophète et le président (1989) stehen.

Neuere Stücke aus dem frankophonen Afrika befassen sich mit Themen wie Migration, Gendergerechtigkeit oder mit den immer wieder aufflammenden Religionskonflikten. Arbeiten von Justin Stanislas Drabo (* 1978) aua Burkina Faso wurden wiederholt im Ausland aufgeführt.

Krieg und Exil

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Léonora Miano 2010

Seit den 1990er Jahren traten die afrikanischen Bürgerkriege sowie Menschenrechtsthemen in den Fokus der afrikanischen Literatur, so im Werk der ersten Romanautorin aus Burkina Faso, der feministischen Juristin und Diplomatin Monique Ilboudou (* 1957), die sich explizit mit dem Völkermord in Ruanda auseinandersetzte (Murekatete, 2001). Ihr Landsmann Norbert Zonge, ein investigativer Journalist, wurde für seinen kritischen Roman Le Parachutage (1988) gefoltert; 1998 wurde er aus politischen Gründen ermordet.

Immer mehr Autoren, die aktuelle Themen aufgrund eigener Erfahrung aufgriffen, waren jedoch gezwungen, die Handlung ihrer Texte in fiktive Länder zu verlegen. Andere Schriftsteller nahmen seit den 1990er Jahren ihren Wohnsitz in Frankreich, so Aké Loba und der 1962 in der Republik Kongo geborene Psychologe Gabriel Okoundji, der durch seine vielfältige Lyrik im französischen Sprachraum bekannt wurde, und der Kameruner Eugène Ebodé (* 1962). Ebenfalls in Frankreich leben die Kameruner Autorinnen Calixthe Beyala (* 1961), die in ihren Werken Tabuthemen wie die Gewalt gegen Frauen sowie die Folgen des afrikanischen Patriarchats und der Emigration behandelt („Der kleine Prinz aus der Vorstadt“, dt. 1995), Léonora Miano (* 1973), deren Romane (zuerst: L’intérieur de la nuit 2005) mit vielen Preisen (u. a. mit dem Pri Fémina 2013) ausgezeichnet wurden, und die Sozialwissenschaftlerin Hemley Boum (* 1973), in deren Romane sich die Veränderungen der Sozialstruktur Afrikas spiegeln. Boums preisgekrönter Roman Les maquisards über die bewaffneten kamerunischen Unabhängigkeitskämpfer der 1950er Jahre – eingebettet in eine Familiensaga über fünf Generationen – erschien 2018 in deutscher Übersetzung („Gesang für die Verlorenen“). Auch der Soziologe Sami Tchak (eigentlich Aboubacar Sadamba Tcha-Koura, * 1960) aus Togo lebt in Frankreich, fand aber seine Roman- und Essaythemen in Lateinamerika und der Karibik, die er lange bereiste (Hermina 2003; Les filles de Mexico 2008).[58] Der Chemieprofessor, Romancier und Fabeldichter Emmanuel Dongala (* 1941) baute das Theater in Brazzaville mit auf, für das er mehrere Stücke schrieb, und musste in den Wirren der 1990er Jahre in die USA emigrieren. Der Lyriker, Essayist und Erzähler Alain Mabanckou (* 1966) lebt heute in den USA, schreibt aber weiter in einem semioralen Französisch mit vielen Wiederholungen und Abschweifungen, Sprichwörtern und Fabeln, wie es in seiner Heimat, der Republik Kongo, gesprochen wird. In Mémoires de porc-épic (2006; dt.: „Stachelschweins Memoiren“, 2011) ironisiert er den Volksglauben seiner Landsleute. Ins US-Exil ging auch Tierno Monénembo (* 1947) aus Guinea, der sich mit der Geschichte der afrikanischen Diaspora und in Le Terroriste noir (2012) mit dem Beitrag der Afrikaner in der französischen Résistance literarisch befasste. Ryad Assani-Razaki wanderte mit 18 Jahren nach Kanada aus und schreibt über das Leben in seiner Heimat Benin, das Elend der Straßenkinder und die Motive der Auswanderer. Nach Deutschland emigrierte der togolesische Schriftsteller und Theatermacher Sénouvo Agbota Zinsou (* 1946). Dem Franko-Senegalesen David Diop (* 1966) gelang mit seinem mehrfach ausgezeichneten Antikriegsroman Frère d’âme (2018) über zwei Tirailleurs sénégalais im Ersten Weltkrieg ein großer Erfolg. Die beiden finden sich in einem fremden Land wieder und werden in einen Krieg hineingeworfen, den sie nicht verstehen. Der eine fällt, der andere wird wahnsinnig und verfällt in einen regelrechten Blutrausch. Wie viele andere Autoren dieser Generation verbindet David Diop eine sozialwissenschaftliche oder anthropologische Ausbildung mit einem feinen Gehör für die Reste oraler Überlieferungen aus der Kolonialzeit. Aus dem englischsprachigen Teil Kameruns wanderte Imbolo Mbue in die USA aus: sie thematisiert das Leben von afrikanischen Einwanderern.

 
Fatoumata Keïta (2014)

Fatoumata Keïta (* 1977) aus Mali, die als Kind Wasserflaschen am Bahnhof verkaufen musste, blieb in ihrer Heimat. Sie verfasst Gedichte, Romane und Essays über das dörfliche und städtische Leben, die polygamen Familienstrukturen, die Mädchenbeschneidung (Sous fer 2013, mit Françoise Dessertine) und die Situation der Witwen aus einer sozialanthropologischen Perspektive. Dabei verwendet sie viele Begriffe aus dem Malinke.

Ehemalige belgische Kolonien

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Insbesondere die Autoren aus den ehemaligen belgischen Kolonien sind seit Jahrzehnten mit Bürgerkrieg, Gewalt, Migration und Exil vertraut. Anders als in den englischen und französischen Kolonien wurde die Bildung einer einheimischen bürgerlichen Elite nicht gefördert. Nur wenige Kongolesen besaßen die belgische Staatsangehörigkeit, und es gab zur Zeit der Unabhängigkeit 1960 nur eine Handvoll einheimischer Akademiker – eine Folge einer extrem paternalistischen Kolonialpolitik. Der kongolesische Autor und Anthropologe Valentin-Yves Mudimbe (* 1941) beschrieb die archaischen und gewaltsamen Strukturen der kolonialistisch überformten Stammesgesellschaft und ihre politischen Wirren der 1960er Jahre (The Invention of Africa). Ins Englische übersetzt wurde auch sein zuerst 1976 publiziertes Buch Before the Birth of the Moon. Er ging 1979 ins Exil in die USA. In Koli Jean Bofane wurde 1954 ebenfalls in der heutigen Demokratischen Republik Kongo geboren. Sein 1996 erschienenes Buch Pourquoi le lion n’est plus le roi des animaux (dt.: Warum der Löwe nicht mehr König der Tiere ist) wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Sein Roman Sinusbögen überm Kongo[59] berichtet über Macht der Eliten und Korruption im Kongo. Der Autor flüchtete 1993 nach Belgien. Ebenfalls aus der Demokratischen Republik Kongo stammen die Lyrikerin und Verfasserin von Kurzgeschichten Clémentine Nzuji, die 1964 die Künstlergruppe Pléiade du Congo gründete, sowie Fiston Mwanza Mujila (* 1981), der heute in Graz lebt und in höchst musikalischer Sprache Bürgerkrieg, Gewalt und Korruption in seiner Heimat beschreibt. Für seinen Roman Tram 83 erhielt er den Internationalen Kulturpreis des Hauses der Kulturen der Welt.[60]

 
Véronique Tadjo während einer Lesung in Frankfurt/Main, 2001

Gilbert Gatone (Das lärmende Schweigen),[61] geboren 1981 in dem seit 1962 unabhängigen Ruanda, ging nach Zaire ins Exil und lebt heute in Frankreich, wo ihm jedoch die Einbürgerung verwehrt wurde. Scholastique Mukasonga aus Ruanda behandelt den dortigen Bürgerkrieg aus der scheinbar naiven Perspektive einer Missionsschülerin. Sie lebt heute in Frankreich. Gaël Faye (* 1982 in Burundi) lebt seit 1995 in Frankreich. Er wurde als Musiker, Rapper und Aturo bekannt und erzählt seine Kindheitsgeschichte im Schatten des drohenden Bürgerkriegs in „Kleines Land“ (dt. 2017).

Auch von Autoren aus anderen afrikanischen Staaten wurden die Ereignisse in Ruanda literarisch aufgearbeitet, so durch die Ivorerin Véronique Tadjo, die auch durch Kinderbücher bekannt wurde und heute in Johannesburg lehrt, und den in Frankreich lebenden Kameruner Eugène Ébodé (* 1962).

Das 21. Jahrhundert: Migration, Diaspora, „Post-Postkolonialismus“

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Neue Themen des beginnenden 21. Jahrhunderts sind die Migrationswelle aus Afrika, die Fragwürdigkeit des Eldorados Europa, die Schwierigkeiten der Integration oder das urbane Leben in den Großstädten Afrikas. Zu den Autoren, die diese Themen fokussieren, sind z. B. der Senegalese Abdel Aziz Mayoro Diop, die Franko-Senegalesin Fatou Diome (Le Ventre de l’Atlantique 2003; dt. Der Bauch des Ozeans 2004) und der Kameruner Sänger und Songwriter Blick Bassy zu zählen.[62] Durch das Verschwinden einer kämpferischen Opposition und die Dominanz der neuen Themen verliert die postkolonialistische Fixierung der Autoren an Bedeutung.

Die „Kinder der Post-Kolonie“ (so durchaus kritisch Abdourahman Waberi aus Dschibuti) überwinden den Postkolonialismus aber auch ästhetisch. An die Stelle der Suche nach den eigenen schwarzen Roots orientieren sich die Autoren an internationalen Referenzsystemen.[63] So werden die Arbeiten des auf den Komoren lebenden Al Zamir (* 1987) als Bereicherung des französischen Romans angesehen.[64] Léonora Miano kritisiert in ihrer in Frankreich als Schullektüre verbreiteten Novelle Afropean Soul (2008) die Ausgrenzung der Nachkommen der Zuwanderer aus Afrika und die Existenz einer Parallelgesellschaft. In Afropea: Utopie post-occidentale et post-raciste (2020) verwirft sie die Idee einer afrikanischen Identität und postuliert, dass die in Europa lebenden Afrikaner eine plurale Identität entwickelt hätten (identité afropéenne).

Wie verspätete Werke der Négritude wirken die Romane und Erzählungen des in Paris lebenden Jean-Luc Raharimanana (* 1966) aus Madagaskar (L’Arbre Anthropophage, 2004). Mit seiner lyrischen Sprache und der Verklärung von Natur, Dunkelheit und Unsicherheit in Haut der Nacht (dt. 1997) steht Raharimanana in der Tradition 1980er Jahre.[65]

Doch ist der antikoloniale Kampf für viele in ihrer Heimat verbliebenen Autoren wie Hemley Boum immer noch ein Thema. Manche exilierte Kritiker des Kolonialismus wie der herrschenden Korruption werden sogar zum Opfer von Übergriffen, wenn sie für kurze Zeit in ihre Heimat zurückkehren, wie dies dem Kameruner Patrice Nganang geschah, der in „Der Schatten des Sultans“ (dt. 2012) die Geschichte des mit dem Deutschen Kaiserreich eng verbundenen Sultans Njoya von Bamum erzählt.[66] Der Roman Confidences (2016) des in der Schweiz lebenden Kameruners Max Lobe (* 1986) zeigt unter Nutzung traditioneller afrikanischer Erzählmittel die heutige Verdrängung des kamerunischen Unabhängigkeitskampfes und der Erinnerung an ihren Anführer Ruben Um Nyobè, der 1958 von der französischen Armee getötet wurde. Er erhielt dafür den Prix Ahmadou-Kourouma, einen in der Schweiz seit 2004 jährlich verliehener Preis für Autoren des subsaharischen Afrikas. Auch die Probleme der Versöhnung der Volksgruppen wie nach dem Genozid in Ruanda finden literarische Beachtung, so im Roman Souveraine magnifique (2014) von Eugène Ebodé. Die Flucht über das Mittelmeer ist das Thema eines der Romane von Timba Bema, der seit 2007 in der Schweiz lebt.

Auftrieb gab vielen für eine politische Erneuerung eintretenden Intellektuellen der Sturz des Regimes in Burkina Faso durch eine breite Volksbewegung im Jahr 2014. Der burkinische Dramatiker Aristide Tarnagda (* 1983) inszenierte im Juli 2014 in Köln das Coltan-Projekt, benannt nach dem Rohstoff, der dem Osten des Kongos eine humanitäre Katastrophe bescherte.[67]

Literaturpreise des frankophonen Afrikas

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Seit 1961 wird der Grand Prix littéraire de l’Afrique noire von der Vereinigung der französischsprachigen Schriftsteller Association des écrivains de langue française (ADELF)[68] verliehen. Er ging bis 2018 fünfzehnmal nach Kamerun bzw. an gebürtiger Kameruner (2018 an Timba Bema, einen Kritiker der Regimes in Kamerun), elfmal in die Republik Kongo, zehnmal an die Elfenbeinküste und siebenmal nach Senegal, womit ungefähr die regionalen Schwerpunkte der literarischen Produktion bezeichnet sind. Unter der Vielzahl nationaler Literaturpreise ist der in Mali verliehene Prix Massa Makan Diabaté zu erwähnen.

Anglophone Literatur

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Africanus Horton (James Beale Horton)

Die englische Sprache ist in West-, Ost- und im südlichen Afrika verbreitet. Die Entstehung einer Literatur in englischer Sprache im kolonisierten Afrika ist jedoch nicht einfach ein Transferphänomen, sondern das Resultat eines Kreolisierungsprozesses, bei dem europäische Formen und Kommunikationsstrukturen (Schriftlichkeit, Lesepublikum, Verlage usw.) mit einem afrikanischen Substrat von Themen, Inhalten und Sinnelementen in Verbindung gebracht wurden.

Dieser Prozess setzte im 19. Jahrhundert in Südafrika mit der Aufstellung der ersten Druckerpresse 1795 und der Eröffnung der ersten öffentlichen Bibliothek 1823 ein. Um 1840 gelangte die erste Druckerpresse auch nach Accra. Schottische Missionare begannen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Schulbetrieb für Afrikaner. In Freetown (Sierra Leone) wurde 1840 die erste höhere Bildungsanstalt Afrikas südlich der Sahara gegründet.

Befreite Sklaven aus der Karibik (Krios) oder deren Nachfahren wie Africanus Horton (1835–1883), ein früher Vertreter eines afrikanischen Nationalismus, kamen als Missionare (bzw. als Militärarzt wie Horton) hierher und begannen pädagogisch-publizistisch zu wirken. In Sierra Leone wurden kurze Texte schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts auf Krio, einer Kreolsprache verfasst, die von zurückgewanderten ehemaligen Sklaven aus der Karibik verwendet wurde und Eingang in das nigerianische Pidgin fand. Als erste Krio-Dichterin gilt die in Accra geborene Gladys Casely-Hayford (1904–1946), die in Europa ausgebildet wurde, in Berlin als Tänzerin arbeitete und dann lange als Lehrerin in Sierra Leone tätig war. Ihr Vater Joseph Ephraim Casely Hayford hatte mit Ethiopia Unbound 1911 einen religiös inspirierten Roman in englischer Sprache verfasst, in dem er eine autonome Entwicklung forderte.

 
Gladys Casely-Hayford

Bay T. Moore, einer der wenigen Autoren aus Liberia, der in den USA studiert hatte, veröffentlichte 1947 einen ersten Gedichtband und 1968 seine Kriminalerzählung Murder in the Cassava Patch, die zur schulischen Pflichtlektüre wurde. Er handelt von einem Mordfall aus den 1950er Jahren an einer Teenagerin, der aus Sicht des Verdächtigen, Sohn eines Wanderarbeiters aus Fernando Po, erzählt wird.

Insgesamt blieb die literarische Produktion jedoch 100 Jahre lang recht spärlich. Erst seit den 1950er Jahren, mit dem Erstarken der Unabhängigkeitsbewegungen, wurden die mit hohen Investitionen errichteten Universitäten zu Kristallisationspunkten der englischsprachigen Literatur Afrikas, die seither international beachtet wird.[69] Doch blieb der britische kulturelle Einfluss eher gering. Anders als viele französischsprachige afrikanische Autoren in der Diskussion um die Berechtigung des Begriffs der Frankophonie zeigen sich die englischsprachigen afrikanischen Literaten meist uninteressiert an der Frage, ob man von einer englischen oder anglophonen Literatur sprechen müsse oder ob es gar mehrere anglophone Literaturen gäbe. Für sie ist die Suche nach ihrer kulturellen Identität seltener ein Problem als für frankophone Autoren. Dazu trägt die Flexibilität der englischen Sprache bei, die sich leichter den lokalen Idiomen anpasst. Viele Autoren verwenden in den auktorialen Passagen ihrer Werke das Standard-Englisch, Zitate gesprochener Sprache sind hingegen oft in einem Kontinuum zwischen Pidgin und Standards angesiedelt.[70]

Große Verdienste um die Veröffentlichung englischsprachiger Literatur afrikanischer Autoren erwarb sich der Verlag William Heinemann Ltd. seit 1962 mit seiner African Writers Series in der Reihe Heinemann Educational Books (HEB). Es wurden aber auch Titel aus dem Französischen, Portugiesischen, Zulu, Swahili, Acholi, Sesotho, Afrikaans, Luganda und Arabischen ins Englische übersetzt. Seit 2011 gibt die Mediengruppe Pearson eine neue Folge dieser Buchreihe heraus. Ausgaben der Reihe Longman African classics erschienen erstmals 1989.

Westafrika

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Die anglophonen Literaturen Nigerias, Ghanas und Sierra Leones standen untereinander zunächst in engem Zusammenhang. Die Literatur Ghanas und Gambias orientierte sich nach Sierra Leone, wo in Freetown schon relativ früh Bildungsanstalten für befreite Sklaven entstanden.[71]

Die Ursprünge der modernen Literatur in Nigeria

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Zu den ersten modernen westafrikanischen Autoren gehörte der Nigerianer Amos Tutuola (The Palm Wine Drinkard, 1952), ein Buch, das allen realistischen Erzählkonventionen widersprach und in fehlerhaftem Englisch geschrieben war (sein Autor hatte gerade einmal sechs Jahre lang die Schule besucht). Gerade darum wurde das Buch später stilbildend und hochgeschätzt, obwohl es seinerzeit kritisiert wurde, da es die Nigerianer als barbarische, ständig betrunkene Menschen verleumde und rassistische Phantasien provoziere.[72]

Die meisten bedeutenden englischsprachige Autoren Westafrikas kommen aus Nigeria,[73] wo die University of Ibadan eine gesamtafrikanische Ausstrahlung erlangte. Dort gründete Ulli Beier 1957 die Zeitschrift Black Orpheus, die zum hauptsächlichen Forum vieler nigerianischer Dichter und Autoren wurde. Unter seinem Künstlernamen Obotunde Ijimere schrieb er erfolgreiche Theaterstücke. Das Arts Theatre der Universität Ibadan führte bereits 1959 Stücke von Wole Soyinka auf und entwickelte sich seit 1961 zum Tourneetheater, spielte aber meist Stücke europäischer Autoren. So entstand als kritische Reaktion auf die sich abzeichnende Entfremdung des Theaters vom afrikanischen Alltag in Ibadan der Mbari Club als literarisches Zentrum für afrikanische Literaten. John Pepper Clark-Bekederemo (J. P. Clark) inszenierte hier 1962 sein erstes Stück Song of a Goat, eine Synthese aus Formen des antiken Theaters und einem in Afrika stets relevanten Thema – Fruchtbarkeit und Mutterschaft – für die europäisch ausgebildete junge Generation.[74] In Ozidi (1966) verbindet er ein folkloristisches Heldenlied mit einer psychoanalytischen Deutung.

Als einziger Vertreter der Négritude in Nigeria galt der Essayist und Literaturwissenschaftler Abiola Irele (1936–2017), der nach Ulli Beyer die Leitung der Zeitschrift Black Orpheus übernahm. Er kritisierte die Überbetonung der ideologischen Differenzen zwischen den englisch- und französischsprachigen Autoren Afrikas. Diese Überbetonung habe die ersteren daran gehindert, die Relevanz des Konzepts zu erkennen. Auch der nigerianische Rundfunk NBC förderte und verbreitete zahlreiche literarische Aktivitäten und bot manchen Autoren wie Tutuola, Achebe oder Ekwensi Beschäftigung. Schon in den 1950er Jahren kam in Nigeria eine populäre Großstadtliteratur nach amerikanischem Vorbild auf, veröffentlicht in auf dem Markt vertriebenen Heftchen der sogenannten Onitsha-Marktliteratur, deren wohl wichtigster Cyprian Ekwensi war.

Sankie Maimo (1930–2013) verweigerte sich den antikolonialistischen Strömungen. Mit dem schmalen Gedichtband I am Vindicated (1959, Reprint 1970) verfasste er das erste Buch eines englischsprachigen Kameruners überhaupt.

Von der Unabhängigkeit 1960 bis zur Desillusionierung der 1970er

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Nigeria

Als wichtigste Gründerfigur der englischsprachigen Literatur Westafrikas gilt Chinua Achebe, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2002, der erst mit acht Jahren Englisch erlernte. Seine Bücher (zuerst Things Fall Apart, 1958; dt. Alles zerfällt, 2012) thematisieren den Kolonialismus im 19. Jahrhundert, das Zerbrechen der Stammesstrukturen und -identitäten und den Machtopportunismus der neuen Eliten anhand der Biographie eines Ringkämpfers aus dem Volk der Igbo. Sein Werk enthält viele Zitate und Redewendungen aus dem Igbo; es wurde von vielen Autoren als Vorbild angesehen, die das erklärte Ziel hatten, das von der kolonialistischen Literatur vermittelte Bild eines „primitiven“ Afrikas zu berichtigen.

 
Chinua Achebe (2008)

Die Nigerianerin Flora Nwapa – ebenfalls eine Igbo – war die erste Westafrikanerin, deren Romane und Erzählungen internationale Anerkennung fanden. Sie kann als Vorläuferin der feministischen Literatur gelten, obwohl sie sich nicht als Feministin betrachtete, und machte aus ihrer Skepsis gegenüber den manipulativen Eingriffen christlicher Missionare in die spirituelle und Alltagswelt der Afrikaner kein Hehl. Sie betrieb einen eigenen Verlag und förderte junge Autoren. Ihr erster Roman Efuru (1966) wirft ein Licht auf den Kolonialismus aus Sicht der nigerianischen Frauen.

Cyprian Ekwensi (1921–2007), Sohn eines Großwildjägers und Geschichtenerzählers der Igbo, schrieb Hunderte von Kurzgeschichten sowie 35 Romane und Kinderbücher. Sein bekanntestes Werk ist Jagua Nana (1961, dt. 1987), eine von Stereotypen nicht freie Beschreibung des Lebens einer alternden Sexarbeiterin.

 
Wole Soyinka, der erste afrikanische Literaturnobelpreisträger (1986)

Vertreter der desillusionierenden Literatur nach der Unabhängigkeit, die in polemischer Abgrenzung von der Négritude Tigritude genannt wird, waren der Dramatiker, Lyriker und Erzähler Wole Soyinka, Träger des Literaturnobelpreises 1986, dessen Ausspruch „A tiger does not proclaim his tigritude; he pounces“ auf der African writers Conference of English Expression, die vom 11. bis 17. Juni 1962 in Kampala stattfand, legendär wurde.[75] Diese weltweit erste Konferenz englischsprachiger afrikanischer Autoren war eine Art kritisches anglophones Pendant zum frankophonen Congrès mondial des artistes et écrivains noirs. Von Soyinka wurden die Stücke des aus Sierra Leone stammenden Arztes und Aktivisten Raymond Sarif Easmon (1913–1997) produziert, der ebenso wie in seinen Kurzgeschichten und seinem Roman The Burnt-Out Marriage (1967) eine mittlere Lage zwischen humoristischen und sozialkritischen Tönen anstrebt und als Kritiker der Korruption zeitweise im Gefängnis einsaß.

Als Lyriker setzte sich Christopher Okigbo auch mit der europäischen Tradition auseinander. Der Poet und Dramatiker John Pepper Clark (1935–2020), Mitherausgeber des Black Orpheus, dokumentierte 1966 in seinem Drama Ozidi das Festival eines Helden des Ijaw-Volkes, das alle 25 Jahre im Nigerdelta gefeiert wird, in der Originalsprache, bearbeitete es dramatisch und übersetzte es ins Englische. Die folkloristische Symbolik wendete er ins Psychoanalytische.[76]

Eine aufrüttelnde Wirkung hatte der Biafra-Krieg 1966–1970, der sowohl von Achebe als auch von Soyinka in dramatischen Kriegsromanen behandelt wird. Auf der Seite Biafras kämpfte auch der Meister der nigerianischen Kurzgeschichte I. N. C. Aniebo (* 1939).

Ghana

Wegen der relativ frühen Unabhängigkeit und dem Sturz der Parteidiktatur Kwame Nkrumahs 1966, auf den freilich nur ein ebenso korruptes Militärregime folgte, zeigten sich Autoren in Ghana besonders schnell enttäuscht von den Errungenschaften der Unabhängigkeit. Einen radikal desillusionierenden Ansatz vertrat Ayi Kwei Armah, der in den USA studiert hatte. Er beschreibt in seinen Kurzgeschichten und Romanen (zuerst in The beautiful ones are not yet born, 1968) Korruption, bürokratischen Leerlauf, politische Willkür und soziale Frustration in seiner Heimat und sucht Rückhalt in afrikanischen Traditionen. Seine Werke sind von französischen Existenzphilosophen wie Jean-Paul Sartre und Albert Camus beeinflusst. Cameron Duodus Roman The Gab Boy (1967) handelt von Jugendbanden in Accra, die sich – trotz längerer Schulbildung chancenlos – an Idolen der US-Kultur orientieren und halbkriminelle Karrieren einschlagen. Das Buch zeigt, wie sich der Kampf um die wenigen lukrativen Jobs auf die Konkurrenz zwischen immer besser Gebildeten verlagert. Atukwei Okai (John Okai), langjähriger Vorsitzender des ghanesischen Schriftstellerverbands und der Pan African Writers’ Association, wurde als Lyriker durch zahlreiche Übersetzungen seiner Gedichte, die unter dem Einfluss der musikalischen oral poetry seiner Heimat entstanden, im Ausland bekannt, unter anderem in Russland, wo er am Maxim-Gorki-Literaturinstitut studiert hatte. Zwei seiner Gedichtbände sind für Kinder geschrieben. In seinem Band Lorgorligi: Logarithms and Other Poems (1974) kombiniert er Wörter aus dem Englischen und Ga.[77] Hochgeehrt, erhielt er nach seinem Tod 2018 ein Staatsbegräbnis. Die Ghanaerin Ama Ata Aidoo, zeitweise Erziehungsministerin ihres Landes, stellt in ihren Romanen (Changes, dt.: „Die Zweitfrau“), Erzählungen und Theaterstücken die Situation der Frauen in Ghana dar. Später lebte sie in Simbabwe und lehrte Afrikanische Literatur in den USA.

Politisierung und Spiritualität nach 1980

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Als Vertreter einer surrealistisch beeinflussten Postmoderne, der auch dem Unbelebten Leben einhauchte, kann man den Ghanaer Kojo Laing betrachten, der Romane und Gedichte in einem sprachlichen Kontinuum verfasste, das sich zwischen Oxford-Englisch und Pidgin bewegte und viele lokale Sprachelemente aufnahm. Syl Cheney-Coker aus Sierra Leone zeichnet in Der Nubier (dt. 1996) im Stil des Magischen Realismus die Geschichte einer fiktiven Staatsgründung befreiter Sklaven nach dem Beispiel seines Heimatlandes oder Liberias nach.

Hauptthemen der 1980er und 1990er Jahre waren jedoch die Demokratisierungsbewegung und die Kritik an den Militärdiktaturen. Dazu zählen u. a. poetische Arbeiten des von der Überlieferung der Ewe beeinflussten Ghanesen Kofi Awoonor, der auch Texte aus dem Ewe übersetzte. Er wurde 2013 bei einer Lesereise nach Nairobi beim Überfall auf das Westgate-Einkaufszentrum getötet.[78] Die Kritik an der nigerianischen Militärdiktatur kostete den Roman- und Drehbuchautor und Umweltaktivisten Ken Saro-Wiwa das Leben: er wurde 1995 unter dem Regime Sani Abachas zum Tode verurteilt. Auch der Nigerianer Helon Habila befasste sich mit den Opfern der Militärdiktatur und der anhaltenden Ölkatastrophe im Nigerdelta („Öl auf Wasser“, dt. 2012).

Seit den 1980er Jahren meldeten sich verstärkt Frauen literarisch zu Wort, beispielsweise die in London lebende Nigerianerin Buchi Emecheta, deren erstes Buchmanuskript noch von ihrem Ehemann verbrannt wurde, die in den USA lebende Nigerianerin Sefi Atta (Everything Good Will Come, Lagos 2005, dt.: Sag allen, es wird gut! Zürich 2013) und die Ghanaerin Ama Ata Aidoo (Changes, 1991, dt.: Die Zweitfrau, 2013). Der Nigerianer Femi Osofisan, der in Ibadan, Dakar und an der Sorbonne studierte und an der Universität Ibadan das Fach Drama lehrte,[79] verwendet in seinen etwa 60 häufig aufgeführten Theaterstücken surrealistische Stilmittel und traditionelle afrikanische Ausdrucksformen mit erzieherischem Impetus. Oft adaptierte er europäische Klassiker. Seine Themen sind der Wandel der Traditionen, Gender und sexuelle Unterdrückung. Women of Owu (2004) ist eine Neuerzählung der Troerinnen des Euripides. Buchi Emecheta verfasste mit The Joys of motherhood (1979; dt.: „Zwanzig Säcke Muschelgeld“, 1991) einen Gesellschaftsroman, der zeigt, wie eine Chieftochter an den Spannungen zwischen Tradition und kolonialer Gegenwart zerbricht.

Die etwa 50 afrikanischen Bürgerkriege der letzten Jahrzehnte werden literarisch nur langsam aufgearbeitet. Ishmael Beah aus Sierra Leone schildert in A long way gone (2007) seine verstörenden Erlebnisse als Kindersoldat. Auch der Biafra-Krieg und die nigerianische Militärdiktatur fand literarischen Nachhall, wenn auch recht spät, da er immer noch ein Tabuthema darstellt. Chimamanda Ngozi Adichie thematisierte den Biafrakrieg und seine Auswirkungen auf die Familienbeziehungen in ihrem in viele Sprachen übersetzen und verfilmten Roman Half of a Yellow Sun (2006; dt. „Die Hälfte der Sonne“, 2007). 2012 forderte sie: We should All be Feminists. Zu den jüngeren nigerianischen Autorinnen zählt Adaobi Tricia Nwaubani, die 2010 den Commonwealth Writers’ Prize für den besten Debütroman (dt.: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy, München 2011) erhielt. Sally Singhateh aus Gambia adressiert mit ihren Büchern vor allem Frauen und Jugendliche.

Auch im Teil Kameruns, der früher zum britischen Mandatsgebiet des Völkerbundes gehörte, schreiben viele Autoren in englischer Sprache. Dazu gehören Mbella Sonne Dipoko (1936–2009), ein Fürstensohn, der das in Because of Women (1969) das Geschlechterverhältnis thematisierte, Jedida Asheri (* 1924) (Promise, 1969, der erste englischsprachige Roman einer Autorin aus Kamerun), Bole Butake (1947–2016) (The Rape of Michelle, Drama 1984), Kenjo Jumbam (1932–2005) (The White Man of God, 1980) und Nsanda Eba (The Good Foot, 1977; The Multimillionaire, 1997).[80][81]

Urbanisierung, Kosmopolitismus und Diaspora

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Chimamanda Ngozi Adichie

Im 21. Jahrhundert entwickelte sich die chaotischen Großstädte Nigerias zu wichtigen Zentren des literarischen Lebens in Afrika, das sich fortwährend politisierte. Die Prägung der Jugendlichen durch Gewalterfahrung zeichnet Elnathan John (* 1982) in An einem Dienstag geboren (dt. 2017) nach. Gemeinsam mit dem Zeichner Àlàbá Ònájin stellt er in dem Comic Lagos – Leben in Suburbia (dt. 2021) den Alltag der Familie des wohlhabenden Freikirchengeistlichen Akpoborie dar und verknüpft das mit der Kritik an Doppelmoral, Homophobie und Fundamentalismus.

Nigerianische Autoren befassen sich immer wieder auch mit spirituellen Aspekten des traditionellen oder großstädtischen afrikanischen Lebens. Viele taten das aus der Rückschau; sie emigrierten nach Europa oder in die USA der in seit seinem 19. Lebensjahr in England lebende Ben Okri, der durch seine magisch-realistische oder surrealistische Erzählung von Azaro, einem „Geistkind“ aus den Slums The Famished Road (1991, dt. Die hungrige Straße) bekannt wurde. Dafür erhielt er den Booker Prize.

Viele englischsprachige Autoren Westafrikas haben einen kosmopolitischen Lebensstil entwickelt. Kofi Awoonor lebte in den USA und war Botschafter in Brasilien und Kuba. In Ride Me, Memory (1973) reflektierte er seine Erfahrungen in den USA. Helon Habila, der unter anderem einen Roman über die Ölpest im Nigerdelta veröffentlichte, wanderte in die USA aus. Sefi Atta (* 1964) und Chimamanda Ngozi Adichie halten sich häufig in England oder in den USA auf. Atta beschreibt die Zusammenhänge von Patriarchat, Religion, krimineller Gewalt und Migration aus der Perspektive von Frauen aller Schichten (z. B. Hagel auf Zamfara, dt. 2012). Die Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie thematisierte in Americanah (2013) die Träume junger Migranten und die Erfahrungen, die sie in den USA machen. Durch Satiren auf die chaotische Gesellschaft und die Politiker Nigerias wurde Pius Adesanmi († 2019) bekannt, der nach Kanada auswanderte. Chigozie Obioma (* 1986) wurde durch zwei Erfolgsromane, vor allem durch The Fisherman, dt. Der dunkle Fluss (2015), im angelsächsischen Sprachraum und in Deutschland bekannt. Diese Romane vermitteln einen Einblick in die heutigen Kulturen der Ethnien im Süden Nigerias und in die Klassenunterschiede. Er lehrt Creative Writing in den USA. Nii Ayikwei Parkes wurde in England geboren, wuchs in Ghana auf und lebt jetzt wieder in London. Sein Kriminalroman Tail of the Blue Bird (London 2009; dt.: Die Spur des Bienenfressers, Zürich 2010) wurde zum Bestseller. Ishmael Beah schrieb über seine Erlebnisse als Kindersoldat im Bürgerkrieg in Sierra Leone. Er lebt heute in den USA, ebenso schon seit ihrer Jugend die Kamerunerin Imbolo Mbue. Ihr Buch Behold the Dreamers (2016; dt. Das geträumte Land 2017) handelt vom Leben kamerunischer Einwanderer in New York nach der Finanzkrise.

Ostafrika

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Die anglophone ostafrikanische Literatur hatte einen anderen Hintergrund als die westafrikanische. In Ostafrika waren Swahili und weitere afrikanische Sprachen als traditionsreiche Literatursprachen verbreitet. Die englische Sprache wurde meist von Autoren benutzt, die eine andere Muttersprache als Swahili sprachen. Die anglophone ostafrikanische Literatur erschien daher etwa ein Jahrzehnt später als die westafrikanische.

Die Anfänge 1960–1977

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Die Entwicklung der anglophonen ostafrikanischen Literatur vollzog sich zunächst vor allem im Umfeld des ugandischen Kings College Budo, das zum Bildungszentrum für ganz Ostafrika wurde, und später des Makerere College in Kampala (seit den späten 1940er Jahren Makerere-Universität).[82] 1961 wurde dort von Rajat Neogy (1938–1995) die erste Literaturzeitschrift für das subsaharische Afrika Transition begründet (die jedoch 1970 nach Ghana und 1976 in die USA ausweichen musste). In Kampala entstand ein Zentrum der ostafrikanischen Literaturszene, das sich auch auf Kenia ausdehnte. Bekannte Autoren, die große Beachtung fanden, waren Okot p’Bitek (der durch den in der nilotischen Acholi verfassten Song of Lawino bekannt wurde) und Taban lo Liyong, der Okots Werk neu übersetzte. Okot gilt als Begründer einer Schule der dramatischen, teils auch komischen Versdichtung, die tief in den traditionellen Ausdrucksformen verankert ist, aber moderne Themen aufgreift. Die Krankenschwester und spätere Parlamentarierin und Diplomatin Grace Ogot (1930–2015) war die erste anglophone Schriftstellerin Kenias. Ihre Kurzgeschichten und Romane reflektieren Gesellschaft und Kultur der Luo am Viktoriasee sowie Modernisierungskonflikte und die innerafrikanische Migration (The Promised Land, 1966).

Wichtig für die Verbreitung der anglophonen Literaturen waren Zeitschriften wie Transition. Zu den bedeutendsten Schriftstellern Kenias zählt Ngũgĩ wa Thiong’o, der sich schon am Widerstand gegen die englische Kolonialmacht beteiligte, unter Jomo Kenyatta verhaftet wurde, heute im amerikanischen Exil lebt und als Kandidat für den Literaturnobelpreis gilt. Im Gefängnis schrieb er auf Toilettenpapier den Roman Devil on the Cross. Er befasst sich literarisch, essayistisch und auf dem Theater mit afrikanischen Traditionen und publiziert schon seit 1978 auch in Kikuyu.

 
Ngũgĩ wa Thiong’o im Literaturhaus München (2012)

Zu erwähnen sind ferner die sozialkritischen Romane von Meja Mwangi, deren Schauplätze oft die Slums von Nairobi bilden (Kill me Quick, 1973). Eine der wichtigsten Autorinnen Kenyas ist auch Charity Waciuma, die aus der mündlichen Kikuyu-Tradition schöpft und Kinderbücher verfasst.

Krise und Neubeginn

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Mit dem Zusammenbruch der ersten Ostafrikanischen Gemeinschaft 1977 und dem ugandischen Bürgerkrieg der 1980er Jahre geriet die ostafrikanische Literatur in eine Krise, da der Kollaps den relativ großen lokalen Buchmarkt zerstörte und die Schließung zahlreicher Literaturzeitschriften zur Folge hatte. Seitdem brachte die anglophone Literatur in Ostafrika zwar bedeutende Einzelpersönlichkeiten wie Nuruddin Farah hervor, konnte aber insgesamt nicht mehr an die 1960er und 1970er Jahre anschließen. Die in den 1990er Jahren bekannt gewordenen englischsprachigen Schriftsteller haben ihre Heimat längst verlassen. Abdulrazak Gurnah (* 1948), ein Autor indisch-arabischer Herkunft aus Sansibar, ging nach 1968 England ins Exil, Moyez G. Vassanji, ein indisch-kenianischer Autor, nach Kanada. Beide thematisieren die Erfahrungen der Migration und der indisch-afrikanischen Diaspora. Auch die Kinder Ngũgĩ wa Thiong’os, sein in den USA geborener Sohn Mũkoma wa Ngũgĩ (* 1971), der dort auch lehrt, und seine Tochter Wanjikũ wa Ngũgĩ (Die Scheinheiligen, dt. 2014), die in Finnland lebt, sind literarisch tätig. Gurnah erhielt 2021 den Nobelpreis für Literatur. Mehrere seiner Werke wie The Pilgrim’s Way (1988), Paradise (1994) oder Afterlives wurden ins Deutsche übersetzt.

 
Abdulrazak Gurnah (2022)

Anlässlich der Unruhen in Kenia Ende der 2000er Jahre verfasste Wanjohi Wa Makokha, der bestens mit der Swahili-Dichtung vertraut ist, einen Band mit Gedichten (Nest of Stones: Kenyan Narratives in Verse, 2010). Der Kenianer Binyavanga Wainaina (1971–2019) lebte zeitweise in Südafrika, studierte, arbeitete und lehrte auch in England, den USA und Berlin. Er gründete 2003 in Nairobi die Zeitschrift Kwani? (so what?) mit englischen und Swahili-Texten, womit nach langer Zeit erstmals wieder eine Literaturzeitschrift für Afrika südlich der Sahara existierte.[83] Herausgeber ist der kenianische Journalist und Buchautor Billy Kahora, der zeitweise in Südafrika und den USA arbeitete.

Die führende Feministin Ugandas, die Juristin Sylvia Tamale (* 1967) wurde durch ihr Buch When Hens Begin To Crow: Gender and Parliamentary Politics in Uganda (1999) bekannt. 2011 gab sie den Sammelband African Sexualities heraus. Heute diagnostiziert sie, dass Ugandas einst mächtige und politisch wegweisende Frauenbewegung trotz eines parlamentarischen Quotensystems in eine Sackgasse geraten und zur Stütze des Systems geworden sei.[84]

Den Literatur-Nobelpreis 2021 erhielt Abdulrazak Gurnah, der seit 1982 in Großbritannien lebt. Seine Themen sind Flucht und Kolonialismus. Als sein Hauptwerk gilt der historische Roman Paradise (dt.: „Das verlorene Paradies“, 1998), dessen Handlung vor dem Ersten Weltkrieg im ehemaligen Deutsch-Ostafrika und im belgischen Kongogebiet spielt. Ein Junge, der von seinem verschuldeten Vater in die Schuldknechtschaft eines arabischen Händlers verkauft wurde, organisiert für diesen eine Karawane in den Kongo. Nach seiner Rückkehr wird er von der deutschen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika zwangsrekrutiert. Der Roman gilt als Antwort auf Joseph Conrads rassistische Darstellung Zentralafrikas in Herz der Finsternis.

Südliches Afrika

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John M. Coetzee (* 1940)

Südafrika

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Bis 1994

In Südafrika begannen weiße Autoren bereits im 19. Jahrhundert, literarische Werke in englischer Sprache zu veröffentlichen. Schwarze Autoren folgten in den 1920er und 1930er Jahren; R. R. R. Dhlomo und sein Bruder Herbert Isaac Ernest Dhlomo, Thomas Mofolo und Sol Plaatje schufen eine eigenständige Literatur in englischer Sprache.

Während des Apartheidsystems richteten sich viele Autoren – auch unter großem politischem Druck – gegen dieses; andere, wie der Romanautor Alex La Guma und der Dichter Dennis Brutus, gingen ins Ausland. Nelson Mandelas Briefe aus dem Gefängnis (dt. 2018) dokumentieren den Ausnahmezustand der Gesellschaft und zugleich die Lebendigkeit afrikanischer Traditionen und Geschichte.

 
Das Market Theatre in Johannesburg

Die Strömungen während der Apartheidzeit, also die Exilliteratur, die „schwarze Literatur“ mit Vertretern wie Zakes Mda, Mongane Wally Serote und John Kani und die „weiße Literatur“ mit den Literaturnobelpreisträgern Nadine Gordimer und John M. Coetzee (der seit 2006 australischer Staatsbürger ist) sowie der Dramatiker Athol Fugard und die (überwiegend auf Afrikaans schreibenden) André Brink und Breyten Breytenbach waren lange voneinander abgeschottet und begannen erst mit dem sich abzeichnenden Ende der Apartheid, sich einander zu nähern. Eine Ausnahme bildete die in den 1970er Jahren einsetzende Kooperation zwischen Athol und John Kani, der in seinen auch in den USA und Australien aufgeführten Stücken die rassistische Gewalt in seiner Heimat darstellte, wofür er zeitweise verhaftet wurde und Morddrohungen erhielt. Mark Mathabane, der aus einem extrem armen Township stammt, wurde in Deutschland durch seine Autobiographie „Kaffern Boy: Ein Leben in der Apartheid“ (1988) bekannt; er wanderte in die USA aus. Die in großen Auflagen erschienenen Familiensagas und Abenteuerromane von Wilbur A. Smith verklärten hingegen das wilde Afrika und das konservative Siedlerleben, auch wenn sie historisch gut recherchiert waren.

Im Zuge der Apartheid entstand in den 1970er Jahren eine Form von Performance-Lyrik, in der die Ängste und Sorgen der Menschen verarbeitet wurden. 1975 wurde das experimentelle Arena Theatre in Rosebank (Johannesburg) gegründet, das zunächst überwiegend Stücke europäischer Autoren aufführte. 1976 folgte das Market Theatre in Johannesburg, das von Anfang an Stücke afrikanischer Autoren wie Athol, Kani und Zakes Mda präsentierte. Als Schauspielerin am Market Theatre arbeitete seit etwa 1980 Gcina Mhlophe, die neben Theaterstücken Erzählungen und Kinderbücher (auch in Sesotho und anderen afrikanischen Sprachen) schreibt und Filme dreht.

Seit 1994

Aufgearbeitet wurde die Phase der Apartheid von vielen Autoren, so von der Lyrikerin und Prosaistin Antjie Krog mit ihrem Buch Country of My Skull (1998) über die Arbeit der Wahrheits- und Versöhnungskommission. Miriam Mathabane (* 1969) beschreibt die Demütigungen und die Gewalt, die sie in ihrer Kindheit im Getto erfuhr.

Der Drehbuchautor und Regisseur Roger Smith gründete das erste hautfarbenübergreifende Filmkollektiv Südafrikas. Er wurde auch in Deutschland durch seine Thriller über den durch Gewalt geprägten südafrikanischen Alltag bekannt.

 
Masande Ntshanga (2021)

Der in seiner Kindheit durch ein Krebsleiden traumatisierte Romanautor und Dramatiker Damon Galgut, der trotz mehrerer früher Veröffentlichungen erst durch The Good Doctor (2003) relativ spät bekannt, dann aber sogleich mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, thematisiert in seinen Büchern seine Krankheit, seine Reisen und männliche Homosexualität (Arctic Summer ist eine Romanbiografie über E. M. Forster). Seine auch in deutscher Sprache erschienenen Romane über das ländliche Südafrika („Der gute Doktor“, „Der Betrüger“) sind Parabeln über gesellschaftliche Zustände des Landes, die Galgut offenbar für nicht heilbar hält. 2021 erhielt er den Booker Prize für seinen Roman The Promise über ein seit Jahrzehnten bestehendes, aber nie eingelöstes Versprechen einer weißen Farmerfamilie gegenüber einer schwarzen Bediensteten.

Masande Ntshanga (* 1986) siedelt seinen Roman The Reactive (dt. positiv, 2018) im Milieu junger Drogen konsumierender Gelegenheitsarbeiter und Verkäufern illegaler Aids-Medikamente in einer Zeit an, in der die Epidemie noch geleugnet wurde. Er zeigt, dass die Jugend nicht nur an mangelnden Chancen, sondern auch an sich selbst und ihrem Zynismus scheitert. Ntshanga, der selbst einen Verlag gründete, veröffentlichte in der Folge experimentelle Romane, die zwischen Science-Fiction. politischem Roman und philosophischen Betrachtungen oszilliert.

Englischsprachige Literatur indischstämmiger Autoren

Als wichtige Vertreter der englischsprachigen indisch-südafrikanischen Literatur sind Aziz Hassim (1935–2013) und Farida Karodia zu nennen. Hassim beschreibt in seinem Roman The Lotus People das multikulturelle Leben in der Kasbah von Durban. Das Apartheid-Regime entzog Farida Karodia ihren Pass; sie emigrierte nach Kanada, wo sie heute zeitweise lebt. In ihrer Drei-Generationen-Familiensaga Other Secrets thematisiert sie den Alltag der Menschen, die zu Zeiten der Apartheid durch das grobe Raster der ethnischen Klassifikation hindurchfielen und deren Familien durch die Rassentrennung geteilt wurden.[85]

Simbabwe

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Als Wegbereiterin der weißen postkolonialen Literatur ist Doris Lessing (1919–2013) zu nennen, die ihre Erfahrungen aus dem damaligen Südrhodesien und heutigen Simbabwe zum größten Teil erst nach der Rückwanderung nach England 1949 verarbeitete. Doris Lessing (1919–2013) wurde als Tochter eines britischen Offiziers im Iran geboren und wuchs auf einer Farm im damaligen Südrhodesien auf. Ihre Texte handeln von der Langeweile der britischen Siedler und dem Elend der einheimischen Bevölkerung. 1950 veröffentlichte sie ihren ersten Roman und wurde 1953 durch Eine afrikanische Tragödie über eine unmögliche schwarz-weiße Liebe bekannt. Später wurde ein Einreiseverbot nach Simbabwe und Südafrika gegen sie als zeitweises Mitglied der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB) erlassen. Nach dessen Aufhebung schrieb sie den anklagenden Bericht Rückkehr nach Afrika (dt. 1992). 2007 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur als „Epikerin weiblicher Erfahrung“.

 
Tsitsi Dangarembga (2021)

Eine moderne Schriftliteratur der schwarzen Bevölkerung entwickelte sich erst spät. Die Romane von Stanley Nyamfukudza und Dambudzo Marechera (The house of hunger, Kurzgeschichten, 1978) waren von den Rebellenbewegungen geprägt, betrachten den Widerstand gegen die Kolonialherren allerdings nüchtern und selbstkritisch, nicht glorifizierend wie in anderen Ländern. Der mit erst 35 Jahren verstorbene Marechera beschrieb auch seine Erlebnisse als Student in England. Schon zwei Jahre nach Ende des Befreiungskriegs brachen ethnische Konflikte aus, deren Opfer Christopher Mlalazi ein literarisches Denkmal setzte (dt.: „Wegrennen mit Mutter“, 2013). Shimmer Chinodya (* 1957), der später im Erziehungsministerium Simbabwes arbeitete, befasste sich mit der Lage der Kinder im Krieg (Children of War). Sein preisgekrönter Roman Harvest of Thorns wurde unter dem Titel Dornenernte (1991) ins Deutsche übersetzt. Auch als Drehbuchautor war er tätig.

Als erste schwarze Simbabwerin verfasste Tsitsi Dangarembga nach Schauspielen und Kurzgeschichten 1988 einen Roman. Nervous Conditions erzählt die Geschichte eines Mädchens, die sich gegen den Widerstand der patriarchalischen Familien- und Stammesstrukturen der Shona eine Ausbildung in einer Missionsschule erkämpft. Dies gelingt ihr nur, weil ihr Bruder, der eigentlich den Platz erhalten sollte, an einer Infektionskrankheit verstorben war. Zwei weitere Bände bilden eine Fortsetzung der Trilogie, in der das Scheitern und die Desillusionierung der Protagonistin geschildert wird. Dangarembga wurde auch durch ihre Regie in über 20 Filmen bekannt. Sie erhielt 2021 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Die Anwältin Tsitsi Himunyanga Phiri Simpito schildert in ihrem Roman The Legacy (1992) die erdrückenden familiären Verpflichtungssysteme, in die die Frauen eingebunden sind, und die Benachteiligung der Witwen durch das lokale Erbschaftsrecht.

 
Yvonne Vera

Yvonne Vera („Eine Frau ohne Namen“, München 1997) verarbeitete die Traumata des Guerillakriegs im kolonialen Rhodesien. Für ihren Roman Butterfly Burning erhielt sie 1998 den deutschen LiBeraturpreis. Sie starb 2005 im kanadischen Exil. Die Anwältin Petina Gappah (* 1971) verfasste Romane und Erzählungen, darunter den historischen Roman Aus der Dunkelheit strahlendes Licht (2019) über den 63 Tage dauernden Rücktransport des Leichnams von David Livingstone über 1600 Kilometer in seine britische Heimat im Jahr 1873. Kudakwashe Muzira ist in vielen Genres zu Hause vom Thriller über Dystopien (Electronic gag) bis hin zu Kinderbüchern (Farai and the School Gangsters).

Andere Länder des südlichen Afrika

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In den meisten anderen der früher anglophonen Länder des südlichen Afrikas entwickelte sich eine nennenswerte schriftliche Literatur erst nach 1990. Ausnahmen bildeten die der aus Malawi stammende, in den USA und England ausgebildete Legson Kayira (ca. 1942–2012), der über das Leben auf dem Lande schrieb und Satiren über den Präsidenten Hastings Banda verfasste, und der spätere Gouverneur der Bank von Sambia Dominic Mulaisho (1933–2013), der zwei Romane veröffentlichte. In The Tongue of the Dumb (1973), angesiedelt in den 1940er Jahren, beschreibt er mit vielen Windungen, was mit einem traditionellen Dorf nach Ankunft der Europäer typischerweise geschieht: Die Rivalitäten und Machtkämpfe zwischen den Mitgliedern der alten Elite eskalieren und es entstehen neue.

Bereits das Erstlingswerk Chameleons and Gods (1981) von Jack Mapanje (* 1944) erregte den Unwillen von Hastings Banda. Die Gedichte, deren Sprache deutlich von oralen Formen geprägt ist, kritisiert nicht nur die Regierungspartei (eine Ansammlung von chamäleongleichen politischen Führern, die rasch die Farbe wechseln),[86] sondern auch die gesamte politische Symbolik und die touristische Vermarktung der „primitiven“ Kunst der Landes. Es handelt sich also um postkoloniale Kulturkritik. Mapanje wurde 1987 verhaftet und musste nach London emigrieren. Während der Haft schrieb er den Gedichtband The Chattering Wagtails of Mikuyu Prison (1993). Frank Chipasula (* 1949), der 1972 mit Visions and Reflections den ersten englischsprachigen Gedichtband eines malawischen Autors herausgebracht hatte, emigrierte aus politischen Gründen in die USA. David Rubadiri (1930–2018) aus Malawi, einer der in Anthologien am häufigsten vertretenen Lyriker Afrikas, legte im Exil eine Odyssee durch mehrere afrikanische Länder zurück, bevor er nach Bandas Tod 1997 Botschafter bei den Vereinten Nationen wurde. Der Malawische Lyriker Felix Mnthali (* 1933), geboren in Südrhodesien, wurde in Lesotho ausgebildet und lehrte als Professor in Botswana.

Der Namibier Helmut Kangulohi Angula (* 1945) verfasste einen auch ins Deutsche übersetzten autobiographischen Roman über die Zeit des Unabhängigkeitskampfes der SWAPO („Zweitausend Tage des Haimbodi ya Haufiku“). Ähnliche Themen behandelt Joseph Diescho (* 1955), der auch politische Studien veröffentlichte, in seinem Roman Born of the Sun (1988).

Immer mehr Frauen spielen eine Rolle in der Literatur der kleineren südafrikanischen Staaten. Die bekannteste Autorin aus Botswana ist wohl Bessie Head (1937–1986). Früh traumatisiert, ging die in Südafrika geborene Autorin 1964 ins Exil nach Botswana. In deutscher Sprache wurde 1988 u. a. ihr Erzählungsband Die Schatzsammlerin veröffentlicht.[87]

Malla Nunn aus Eswatini (Swasiland), die mit ihrer Familie in den 1970er Jahren nach Australien emigrierte, behandelt in ihren Kriminalromanen die Folgen der Spaltung der südafrikanischen Gesellschaft und die politischen Verbrechen der 1950er Jahre (dt.: „Zeit der Finsternis“, 2016). Die ebenfalls aus Eswatini stammende Frauenrechtsaktivistin Sarah Mkhonza (* 1957) veröffentlichte das Jugendbuch Pains of a Maid (1989) über die in der Apartheid-Zeit schwierige Liebe zwischen einer jungen Schwarzen und einem reichen jungen weißen Mann sowie unter anderem ihre Memoiren Weeding the Flowerbeds (2008). Zeitweise erhielt sie Schreibverbot und ging 2005 ins Asyl in die USA.

Neshani Andreas war Lehrerin an einer Landschule in Namibia; ihr Roman The Purple Violet of Oshaantu (2001) behandelt die Rolle der Frau in der traditionellen ländlichen Gesellschaft.

Die Sambierin Ellen Banda-Aaku (* 1965) schreibt Kurzgeschichten, Romane und Kinderbücher und lebt heute in London. In Patchwork (dt. 2013) beschreibt sie die Geschichte der Tochter einer alkoholabhängigen Zweitfrau eines reichen Politikers in ihrer postkolonialen Heimat.[88]

Literatur in Afrikaans

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Die ersten Zeugnisse in kapholländischer Sprache stammen aus dem späten 18. Jahrhundert, die Buchproduktion setzt im späten 19. Jahrhundert ein. Aus dem 19. Jahrhundert stammen auch einige religiöse Texte aus muslimischen Religionsschulen in sogenannten arabischem Afrikaans, das in arabischer Schrift und mit eingestreuten arabischen Vokabeln geschrieben wurde.

1900 bis 1960

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Das Werk vieler in Afrikaans schreibenden Autoren der ersten Jahrhunderthälfte[89] muss aus heutiger Sicht als extrem provinziell angesehen werden. Der konservativ-patriotische Pastor Jakob Daniël du Toit (Totius) verfasste Psalmen und Gedichte; er eröffnete 1916 die Reihe der Preisträger des Hertzog-Preises. Nach dem pantheistischen Naturlyriker Eugène Marais (1871–1936), der nach dem Trauma der Burenkriege von der englischen Sprache zum Afrikaans wechselte, wurde ein Preis für Literatur in Afrikaans benannt. C. J. Langenhoven engagierte sich neben seiner Arbeit als Schriftsteller in den 1920er Jahren für die Einführung von Afrikaans als Amtssprache in Südafrika. In der Lyrik des zur Gruppe der Dertigers („Dreißigern“) Nicolaas Petrus van Wyk Louw, der sich auch für andere afrikanische Sprachen einsetzte, spiegelt sich die Auseinandersetzung mit der extrem konservativen religiösen Tradition, die in dieser Form in Afrikaans bis dahin nicht stattgefunden hatte. Doch blieben die meisten Autoren nationalistischen Ideen verbunden. D. J. Opperman war der bekannteste Dichter der 1940er und 50er Jahre, der in Afrikaans schrieb. Er erhielt zweimal den Hertzog-Preis für Lyrik und einmal für Drama (Louw hatte ihn fünfmal erhalten). Auch Toon van den Heever (1894–1956) wurde 1951 mit dem Hertzog-Preis für Lyrik für eine bereits 1919 veröffentlichte, 1931 überarbeitete Sammlung von Gedichten ausgezeichnet. Das schmale, aber originelle, lyrische und satirisch-essayistische Werk des in Wien geborenen jüdischen Exilanten Peter Blum (1925–1990) aus den 1950er Jahren, der auch zahlreiche Texte ins Afrikaans übersetzte, wurde wegen seiner kritischen Einstellung zur südafrikanischen Gesellschaft nicht hinreichend gewürdigt; 1960 zog er enttäuscht nach London.[90]

1960–1994: Die Sestigers

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Unter den in den 1960er und 70er Jahren bekannt gewordenen Autoren (den Sestigers, also den „Sechzigern“), die die konservativ-patriarchalische burische Kulturlandschaft und die Apartheidpolitik herausforderten und Anschluss an die Weltliteratur suchten, sind neben dem Erneuerer des südafrikanischen Romans André Brink, dem Avantgardisten Etienne Leroux und der Lyrikerin Ingrid Jonker vor allem der Erzähler Jan Rabie und der Lyriker Breyten Breytenbach zu nennen. Brink, Rabie und Breytenbach hatten mehrere Jahre in Frankreich verbracht. Rabie leitete 1956 mit seinem surrealistisch-existenzialistischen Kurzgeschichtenband Een-en-twintig eine neue Periode der Literatur in Afrikaans ein. Auch Breytenbach war vom Surrealismus beeinflusst. Bekannt wurde auch Abraham H. de Vries (* 1937) als Verfasser zahlreicher Kurzgeschichten. Die Sestigers lehnten die Apartheid-Politik ab und öffneten die Literatur für neue Stilrichtungen und Themen. Brinks Roman Kennis van die aand (1973) war der erste, der vom Apartheid-Regime verboten wurde. Breytenbach gehörte einer Anti-Apartheid-Aktivistengruppe in Frankreich an und saß sieben Jahre in südafrikanischer Haft, nachdem er vorübergehend in sein Heimatland zurückgekehrt war. Nach seiner Freilassung schrieb er 1983 The True Confessions of an Albino Terrorist.

 
Ingrid Jonker 1956
 
André Brink 2007

Das Werk dieser Autoren wurde teils mit großer Verspätung auch in Südafrika anerkannt. Zu den Trägern des Hertzog-Preises gehörten Breytenbach, der dreimal den Hertzog-Preis für Lyrik (und fünfmal den CNA Literary Award) erhielt, André Brink (einmal für Drama, einmal in der Kategorie Roman), die Lyrikerin Ingrid Jonker, deren Gedichte in viele Sprachen übersetzt und vielfach vertont wurde, ferner Etienne Leroux, der Coloured Adam Small, der als erster Nicht-Weißer diesen Preis erhielt, und Karel Schoeman, dessen zahlreiche Romane und Übersetzungen zum Teil im Exil in Amsterdam entstanden.

Seit 1994

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Marlene van Niekerk schilderte in ihrem ersten Post-Apartheid-Roman Triomf (1994) das Schicksal einer armen weißen Familie; sie wurde auch als Lyrikerin ausgezeichnet.

Unter den in den 1940er und 50er Jahren geborenen Prosaautoren wurden die Hertzogpreisträgerin Ingrid Winterbach (Niggie, 2002) und Deon Meyer für seine präzisen satirischen Schilderungen verschiedener, teils krimineller südafrikanischer Milieus (Der Atem des Jägers, 2004) international bekannt, unter den Lyrikern Johann de Lange, ein wichtiger Vertreter der Schwulenliteratur (Nagsweet 1991, „Nachtschweiß“).

Breytenbach, der sich inzwischen dem Kampf gegen den Rassismus verschrieben hatte und das Kulturzentrum auf der ehemaligen Sklaveninsel Gorée bei Dakar aufgebaut hatte, kehrte zeitweise aus dem französischen Exil nach Südafrika zurück; seine Werke wurden in der Folge häufiger ins Deutsche übersetzt, so z. B. Dog Heart („Mischlingsherz“, dt. 1999), eine teils kryptisch-surrealistische Mischung aus Traum und Erinnerung, Anekdoten, Biographien und Landschaftsbeschreibungen.

Nach dem Übergang von der Apartheid zum enthusiastisch geförderten Bild der Regenbogennation gewann eine pessimistischere Sichtweise auf die Gegenwart in der Afrikaans-Literatur an Boden. André Brinks erster Roman zur Jahrhundertwende, Donkermaan (2000), zeigt, dass die Aussicht auf eine Zukunft in einem Wunderland aufgegeben wird.

Unter den jüngeren Autoren trat Willem Anker (* 1979) mit Romanen und als Dramatiker hervor. Mit ihm und Autoren wie Brink, Winterbach, Meyer, de Lange und Niekerk gewinnt die afrikaanse Literatur an Bedeutung und Qualität und wird heute häufiger in andere Sprachen übersetzt als je zuvor.

Der Hertzog-Preis ist weiterhin der wichtigste Literaturpreis für Werke in Afrikaans und wird jedes Jahr abwechselnd in den drei Kategorien Poesie, Drama und Prosa vergeben.

Literatur in afrikanischen Sprachen der Subsahara

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Gemessen an der Vielzahl der auf dem afrikanischen Kontinent – vor allem südlich der Sahara – gesprochenen Sprachen – ist die Literaturproduktion der indigenen Sprachen extrem schmal und steigt – wenn überhaupt, wie in Südafrika – nur sehr langsam. Das ist umso gravierender, als es sich bei Somali, Amharisch, Hausa oder Yoruba um Sprachen handelt, die von jeweils mindestens 10 bis 30 Millionen Menschen gesprochen werden, die aber nicht zu Literatursprachen wurden. Eine Ausnahme bilden die Swahili-Dichtung sowie die (weiter oben behandelte) Amharische Literatur Äthiopiens.[91]

Die Ursachen für die geringe Literaturproduktion in den indigenen Sprachen sind in der Kolonialisierung und der daraus folgenden Dominanz der Verwendung europäischer Sprachen durch die Eliten, in der künstlichen Grenzziehung, der Zerstreuung der Sprachträger über mehrere Staaten hinweg sowie in den wegen geringer Kaufkraft und Sprachzersplitterung viel zu engen nationalen Buchmärkten zu sehen. Hinzu kommen die geringen Rezeptionschancen indigener Literatur außerhalb der Region. Hingegen können Medien wie das Theater auch in den indigenen Sprachen wirkmächtig sein.

Die indigenen Sprachen bereiten auch den Übersetzern gravierende Probleme. Teils haben sie eine eigene Rhythmik, die sich kaum in europäische Sprachen übertragen lässt; teils sind sie extrem anspielungsreich durch Bezugnahme auf lokale Überlieferungen und Mythen, die für nicht in der Kultur aufgewachsene Menschen unverständlich sind. So sagt Ulli Beier, Yoruba sei eine learned language. Das Sprichwort: „Der Wurm tanzt, aber das ist seine Art sich fortzubewegen“ bedeute: „Es scheint, dass der Donnergott Shango mit dir zürnt, aber er ist immer so aufbrausend“.[92]

Südliches Afrika

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In Südafrika wurden isiXhosa, Sotho (Nord- und Süd-Sotho, letzteres Sesotho genannt) und isiZulu zu Literatursprachen. Im frühen 19. Jahrhundert kamen die Völker in Kontakt mit Europäern, die die Lese- und Schriftkultur sowie Druckerpressen nach Südafrika brachten. In der Folge entstanden unterschiedliche Genres, wobei Xhosa und Zulu unterworfen wurden und ihre Kultur teilweise verloren, die Basotho in Basutoland aber eine kulturelle Eigenständigkeit behaupten konnten. Die ersten indigenen Autoren standen unter dem Einfluss der Missionare und waren christlich geprägt, schufen aber die Grundlage einer standardisierten Orthographie. So verfasste der christliche Xhosa-Dichter Ntsikana (ca. 1780–1821) Kirchenlieder, und der erste schwarze presbyterianische Geistliche Tiyo Soga (1829–1871) übersetzte die Bibel sowie das religiöse Werk The pilgrim’s progress von John Bunyan in isiXhosa.

Erste literarische Arbeiten seit 1925

Die seit 1910 vermehrten Buchveröffentlichungen waren vielfach der Zensur der Missionare und später der Sprachüberwachung des Apartheidregimes ausgesetzt, doch erschienen unter dem Einfluss der Mission auch nennenswerte literarische Arbeiten. Weltbekannt wurde 1925 der schon vor dem Ersten Weltkrieg auf Sesotho geschriebene biographische Roman Chaka des Lehrers Thomas Mofolo aus Lesotho.[93] Samuel Edward Krune Mqhayi verfasste 1914 den ersten Roman in isiXhosa. 1930 folgte der erste Roman (Insila ka Shaka, „Der Diener von König Shaka“) des Pfarrers, Journalisten und Politikers John Langalibalele Dube in isiZulu. Zu den ersten Autoren, die in den 1930er und 1940er Jahren westlich inspirierte Gedichte und Romane auf isiZulu schrieben und sich dabei zunehmend politisierten, gehörte auch Benedict Wallet Vilakazi. Als erster schwarzer Südafrikaner promovierte er 1946 über mündlich tradierte Zulu-Literatur. Infolge der Apartheid-Politik kam jedoch die literarische Produktion in indigenen Sprachen nach 1948 zum Erliegen.

Nach dem Ende der Apartheid

Die Gründung einer Reihe von Verlagen und die heutige Anerkennung der afrikanischen Sprachen nach dem Ende der Apartheid 1994 ließen auf die Förderung der Literatur in afrikanischen Sprachen hoffen. Doch wurde auch noch im Jahr 2011 außer Schul- und religiösen Büchern kein einziges Buch in isiZulu veröffentlicht. Dabei waren die Rezeptionsbedingungen eigentlich günstig, da isiZulu die einzige, dazu eine von über zehn Millionen Menschen verstandene indigene Sprache ist, in der national verbreitete Zeitungen schon seit 1903 gedruckt werden. Der Autor Phiwayinkosi Mbuyazi kritisierte die Konservierungs- und Erstarrungstendenz des traditionellen „reinen“ isiZulu und veröffentlichte im Selbstverlag ein Jugendbuch über die Begegnung von Teenagern mit neuen Technologien, für den er ungeachtet der Warnung mancher Sprachpuristen 450 neue Wörter (z. B. für „Umweltverschmutzung“) entwickelte.[94] Die Schauspielerin und Erzählerin Gcina Mhlophe schreibt außer in englischer Sprache auch in Sesotho, isiZulu und isiXhosa.

Andere Staaten des südlichen Afrika

Die anderen Staaten des südlichen Afrika verzeichnen mit Ausnahme der Missionsveröffentlichungen und Schulbücher eine vergleichsweise geringe Zahl von Publikationen in den Regionalsprachen. Wichtigste Autorin Lesothos war ’Masechele Caroline Ntšeliseng Khaketla (1918–2012), die elf Bücher auf Sesotho veröffentlichte, darunter auch Gedichtbände. In Simbabwe schreibt der Performer Chirikure Chirikure satirische Gedichte, die er selbst vertont, in Englisch und Shona. Ebenfalls in Englisch, Shona und Nord-Debele, den drei Hauptsprachen Simbabwes, schreibt Virginia Phiri. Ihre Bücher spielen im Prostituiertenmilieu.

In Sambia verfasste Julius Chongo (1943–1995) Erzählungen und dramatischen Hörspiele, die Realität und Fiktion auf poetische Weise vermischen, auf Chichewa (Chinyanja, Nyanja). Sie wurden 1966–1976 im Radio ausgestrahlt und z. T. in Buchform veröffentlicht. Ernst R. Wendland übersetzte sie ins Englische.[95] Nyanja ist vor allem in Malawi, aber auch in Simbabwe und anderen Teilen Südostafrikas verbreitet. Zu den malawischen Autoren, die sich der Sprache bedienen, gehören Steve Chimombo (1945–2015) und Willi Zingani (* 1954).

Westafrika

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Obwohl in Westafrika 400 bis 500 Sprachen gesprochen werden, haben nur die Hauptsprachen eine bedeutsame literarische Tradition. Dazu gehört vor allem Yoruba, das in Nigeria, Benin, Togo und in der Diaspora gesprochen wird. Nigeria besitzt ohne Zweifel die reichsten Traditionen an oraler Literatur in Westafrika. Hier werden etwa 30 Prozent aller afrikanischen Sprachen gesprochen, viele von ihnen sind jedoch gefährdet. Die Sammlung mündlicher Traditionen in dieser Sprache begann bereits im 19. Jahrhundert.

Im französischsprachigen Westafrika wurden mündliche Überlieferungen seit den 1920er und in größerem Umfang erst seit den 1960er Jahren gesammelt, dokumentiert und übersetzt.[96] Doch werden in den anglophonen Ländern heute weit mehr Schriften in afrikanischen Sprachen publiziert als in den frankophonen, in denen das Schulsystem der Kolonialzeit sich an der Vorstellung einer Assimilation der afrikanischen Eliten orientierte. Absoluter Vorreiter der Verbreitung der Literatur in afrikanischen Sprachen ist Nigeria mit den drei großen Sprachen Yoruba, Hausa und Igbo.

 
Die erste Bibel auf Yoruba in Badagry
Yoruba

Die Yoruba hatten bereits vor der Kolonialzeit städtische Kulturen und ein komplexes metaphysisch-mythologisches System entwickelt. Die Stadt Ife, Sitz des geistigen Oberhaupts aller Yoruba, wird als Ausgangspunkt der Yoruba-Kultur angesehen. Zahlreiche Mythen und Märchen,[97] darunter der Schöpfungsmythos der Yoruba in verschiedenen Varianten, sowie viele Trickster-Geschichten fanden Eingang in die Yoruba-Literatur. Diese entwickelte sich im 19. Jahrhundert, als die christlichen Yoruba früh Interesse an der westlichen Erziehung zeigten. Samuel Ajayi Crowther (ca. 1809–1891) war der erste einheimische anglikanische Bischof Nigerias. Er veröffentlichte eine Grammatik, eine Vokabelsammlung und Gebetbücher auf Yoruba und initiierte eine Bibelübersetzung. 1875 standardisierten einheimische Missionare die Orthographie, um religiöse Texte zu verbreiten. Seit 1886 entstanden zahlreiche Gedichtsammlungen in Yoruba.

In Lagos bildete sich unter englischem und portugiesischem sowie unter dem Einfluss des Patois von Sierra Leone ein spezieller Dialekt heraus, der sich von den Dialekten des ländlichen Raumes deutlich unterschied. Der erste Roman in diesem Dialekt und in Yoruba z, Itan-Igbesi Aiye Emi Segilola (The Life History of Me, Segilola) über das Leben einer Prostituierten von Isaac B. Thomas, erschien 1929 als Fortsetzungsroman in 30 Folgen in einer Zeitung in Lagos, verbunden mit dem Aufruf zu Spenden für die Ich-Erzählerin. In dem realistischen Buch, das viele Details über das Lagos der 1920er Jahre berichtet, spiegeln sich die verschiedenen Spracheinflüsse und die Eigenheiten des mündlichen urbanen Sprachgebrauchs. In den als Buch veröffentlichten Neuauflagen wurde der Stil auch unter dem Einfluss der Sprache der Bibel „literarisiert“.[98] Diesem Buch, das zwischen 1929 und 2012 15 Mal aufgelegt wurde, folgte The Forest of a Thousand Daemons (1938) von Daniel Olorumfemi Fagunwa (1903–1963). Der magisch-folkloristische Abenteuerroman voller praller Rhetorik und der Hauptfigur des sagenhaften Yoruba-Jägers Akara-ogung gilt als erstes umfangreiches Buch in Yoruba. Es wurde oft neu aufgelegt und 1968 (wie viele andere Texte auch) von Wole Soyinka in Englische übersetzt. In seinen insgesamt fünf Romanen, von denen zwei die vorkoloniale Gesellschaft und die anderen die kolonialen Einflüsse auf die Yoruba-Gesellschaft behandeln, werden sowohl die traditionellen Werte der Yoruba als auch christliche Werte hochgehalten. In seinen Dramen nutzt er ein Stilmittel Bertolt Brechts, die verfremdende Selbstvorstellung der Figur, und betont dabei die genealogische Verankerung seiner Figuren.

Duro Lapido (1931–1978), Sohn eines anglikanischen Geistlichen, war ein Dramatiker, der ausschließlich in Yoruba schrieb und in seinen Stücken, in denen er selbst mitspielte, die alten Mythen, Märchen und Geschichten aus christlicher, islamischer oder yorubischer Tradition verarbeitete. Ein weiterer Wichtiger Dramatiker des Yoruba-Volkstheaters (der Yoruba Opera) war Hubert Ogunde (1916–1990), der diese Stücke, die immer mit Musik verknüpft waren, auch in englischer Sprache schrieb. Auch der Politiker Afolabi Olabimtan (1932–2003) schrieb Romane in Yoruba.

Eine besondere Rolle bei der Entdeckung und Förderung der Yoruba-Literatur spielte der in den USA lehrende Oyekan Owomoyela, der Anthologien mit Trickster-Erzählungen und Sprichwörtern herausgab.[99]

Igbo

Einen bisher eher geringen Beitrag zur nigerianischen Literatur leisteten die Igbo. Den ersten kurzen Roman in Igbo verfasste Pita (Peter) Nwana (ca. 1881–1968) im Jahr 1933 (Omenuko; 1935, 1999). Es handelt sich um eine historische Erzählung über einen armen Jungen, der zum wohlhabenden Händler und obersten Häuptling aufsteigt, aber seine Lehrlinge als Sklaven verkauft, um sich für erlittene Warenverluste zu entschädigen, und trotzdem verarmt. Sein Name Omenuko bedeutet „Der etwas erreichen kann, wenn Reichtum selten ist“.[100] Zunächst blieben die Anstrengungen zur Förderung der Literatur in Igbo lange Zeit weitgehend erfolglos, vor allem seit Chinua Achebe 1958 seinen großen Bucherfolg in englischer Sprache mit Things Fall Apart erzielte. Achebe lehnte es auch ab, das Standard-Igbo zu benutzen. Erst in den 1970er Jahren traten einige Romanciers wie Tony Ubesie hervor, der 1993 früh verstarb.

 
Das Palasttor in Zaria, einem intellektuellen Zentrum des Islam in Nordnigeria
Hausa

Die Hausa im Norden Nigerias, in Niger und in Tschad wurden mehr vom Islam als von westlichen Einflüssen geprägt. Ihre Literatur ist weit weniger umfangreich als die der Yoruba, reicht aber bis Usman dan Fodio und das Kalifat von Sokoto, also ins späte 18. Jahrhundert zurück. Die frühen Werke wurden in Ajami, einer Variante arabischer Schrift verfasst. Der Journalist und Dichter Abubakar Imam (1911–1981) gab seit 1941 die erste Hausa-Zeitung Gaskiya Ta Fi Kwabo in Zaria heraus. Viele moderne auf Hausa geschriebene Romane sind von Frauen verfasst (sog. Kano Market Literature), so z. B. die über 30 Bücher von Hafsat Abdul Waheed (* 1952), die Liebesromane von Balaraba Ramat Yakubu (* 1959) oder die Arbeiten von Lubabah Ya’u.

Tamascheq

Die Poesie der Tuareg hat sich in mündlicher Form vor allem in Niger erhalten. Viele der heute noch verbreiteten Lieder handeln vom Gründungsheros der Tuareg, Amamellen oder Aniguran, und seiner Familie.[101] Die Lieder sind thematisch vielfältig und thematisieren Kampf, Ehre, Liebe und Dromedaren; sie sind schablonenhaft, nach strengen Regeln konstruiert, aber gefühlsintensiv und dienen der unmittelbaren Kommunikation. Die Lieder werden meist instrumentell begleitet. Da das Tamascheq, das von etwa zwei Millionen Menschen gesprochen wird, in Niger und Mali eine Standardorthographie entwickelt hat, wurde es zum wichtigen Ausdrucksmittel einer grenzüberschreitenden kulturellen Tuareg-Identität.

Mande

Die etwa 40 bis 60 Mande-Sprachen (ein Dialektkontinuum) werden vor allem in Mali, Guinea und Burkina Faso gesprochen, sie sind aber auch in Senegal, Gambia, Liberia und Benin verbreitet. Die wichtigsten Mande-Sprachen sind Manding mit über sieben Millionen Sprechern, wozu auch die zentrale Variante, das als Verkehrssprache genutzte Bambara, zählt, sowie Mende in Sierra Leone mit über 2 Millionen Sprechern. Für Mende wurde im 19. Jahrhundert eine Silbenschrift, für Bambara und Maninka um 1948 die vom Arabischen beeinflusste Alphabetschrift N'Ko mit Vokalisierung entwickelt.

 
Ein magisches Balafon (Xylophon mit untergehängten Kalebassen, hier eine moderne Version) spielt eine wichtige Rolle im Sundiata-Epos. Es wird vom Griot Sundialas gestohlen und ins Land der Mandinka gebracht.

Malische Griots haben die Geschichte des ersten Herrschers des Malireichs Sundiata Keïta aus dem 13. Jahrhundert bei traditionellen Zeremonien in der Umgangssprache mündlich überliefert. Später wurde sie ins Arabische übersetzt. Dieses Heldenepos[102] begründet noch heute ein fiktives Verwandtschafts- und Berechtigungssystem der teils immer noch berufskastenartig gegliederten Mande-Gesellschaft. Daneben existierten viele andere Genres der oralen Mande-Überlieferung wie Erzählungen, Volksweisheiten, Sprichwörter und Streitgespräche. Diese wurden teilweise in N'Ko aufgezeichnet.[103]

Viele Mande-Autoren lehnten die westliche Kultur ab, publizierten aber in französischer Sprache. Massa Makan Diabaté, der der Négritude-Bewegung nahestand, gab seit den 1970er Jahren Griot-Lieder, Epen und Heldengeschichten in französischer Sprache heraus und verarbeitete traditionelle Stoffe zu Romanen und Theaterstücken.[104]

Songhai-Sprachen

Der Herrscher des auf Militärmacht basierenden Songhaireichs Askia Mohammad I. holte im 16. Jahrhundert zahlreiche Poeten aus der islamischen Welt an seinen Hof. Djéliba Badjé, Badjé Bannya (Badjé Bania), Nouhou Malio und Koulba Baba waren berufsmäßige nigrische Erzähler (Djesserés) des 20. Jahrhunderts, die alte Epen aus der Zeit des Songhaireichs in Zarma – der größten Sprachgruppe unter den Songhai-Sprachen – vortrugen. Ihre Erzählungen sind zum Teil in Tonaufnahmen oder Transkripten erhalten.[105]

Ewe

Das im Süden Togos (und Ghanas) gesprochene Ewe wurde bereits in der deutschen Kolonialzeit kodifiziert. Kwasi Fiawoo besuchte noch eine deutsche Schule und schrieb später an der Goldküste Bücher in Ewe. Doch ist das Standard-Ewe, die offizielle Nationalsprache Togos, nicht die am häufigsten gesprochene Variante; dies ist vielmehr Mina. Aufgrund der frühen Handelskontakte mit Europa wurden in dieser Region bereits früh erste Texte in Ewe gedruckt. Sam Obiadim verfasste 1946 den ersten Roman in Ewe, der 1990 ins Französische übersetzt wurde (Amegbetoa, ou, Les aventures d’Agbezuge, 1990).[106]

Andere Sprachen

Auch die Sprachen Twi und Fante, die in Ghana gesprochen werden, haben sich zu Literatursprachen entwickelt. Für das frankophone Westafrika liegt auch in den Sprachen Bamanankan (Bambara), Dyula, Fula (Fulfulde) und Wolof schriftliche Literatur vor.

Ostafrika

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Swahili
 
Der Anfang des Epos Utendi wa Tambuka, Manuskript des 19. Jahrhunderts in arabischer Schrift

Die klassische islamische Swahili-Dichtung, vorherrschend an der Küste Kenias, reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück.[107] In Deutschland bekannt wurde sie durch die Entdeckung des Chuo cha Herkal (Buch von Herkal) durch einen deutschen Missionar 1850, das 1912 von Carl Gotthilf Büttner publiziert wurde. Die klassische Swahili-Dichtung behandelte auf Grundlage arabischer Vorbilder religiöse Themen, historische Ereignisse oder Heldentaten wie das Leben Mohammeds oder die arabisch-byzantinischen und osmanisch-byzantinischen Kriege, wie sie für den gesamten Zeitraum von 628 bis 1453 im Versepos Utendi wa Tambuka (1728) von Mwengo bin Athumani im Auftrag des Sultans von Pate beschrieben wurden. Ein Dichter des späten 17. Jahrhunderts war Aidarusi bin Athumani.

Muyaka bin Haji al-Ghassaniy (1776–1840) verfasste epigrammatische Vierzeiler zu säkularen – auch komischen – Themen und Anlässen im Dialekt von Mombasa.[108] Sayyid Abdul bin Nassir (ca. 1720 – ca. 1820) schrieb zu Beginn des 19. Jahrhunderts Gedichte und Trauergesänge. Die Swahili-Dichtung wurde bis zum 19. Jahrhundert in arabischer Schrift geschrieben. Im 20. Jahrhundert wurde die klassische Tradition von Sheik Shaaban Bin Robert (1909–1962) gepflegt. Der europäische Einfluss beschränkte sich lange auf Übersetzungen der Missionsliteratur.

Moderne Romane in Swahili entstanden erst seit den 1960er Jahren in Kenia (Abdilatif Abdalla), aber vor allem in Tansania, wo auch das erste Theaterstück in Swahili von Ebrahim Hussein erschien. Ein populärer tansanischer Romanautor war Muhammed Said Abdulla, der die Fixierung der Swahili-Literatur auf folkloristische Themen überwand und in den 1960er bis 1980er Jahren moderne Kriminalromane schrieb. Aus dem südliche Tansania stammt Martha Mvungi, die in Swahili und englischer Sprache schrieb.

Somali
 
Reiterstandbild von Mohammed Abdullah Hassan in Mogadischu

Die Somalis besitzen eine umfangreiche poetische Tradition, die auch in Ogaden und im nördlichen Kenia gepflegt wurde. Ihre Träger waren vor allem die Viehzüchter und Hirten waren und die bis in die jüngere Zeit erhalten blieb, wobei die Formen und Texte sehr stabil blieben. Die Lyrik ist metrisch, ernsthaft oder leichter, oft mit Musikbegleitung. Die Stammesältesten banden Dichter und Barden aus dem Volk an sich, die panegyrische Loblieder verfassten. Eine besondere Klasse der Sänger und Dichter existierte aber nicht.[109] Zahlreiche Versformen waren in Gebrauch. Besonders alt ist das halaanhal, ein freier Vers mit 12 Silben. Klassisch waren Verse mit 14 oder 16 Silben. Die Lieder (hees) hatten kürzere Verse. Wichtigstes Stilmittel ist die Alliteration: Beispielsweise beginnen bei einem Gedicht von 100 Versen alle 200 Halbverse mit dem gleichen Vokal.[110] Als bedeutendster Lyriker seiner Zeit gilt Sheik Mohammed Abdullah Hassan (Mahammed ’Abdille Hasan, Maxamed Cabdulle Xasan, 1856–1920), ein Vertreter der Derwisch-Bewegung und Anführer des antikolonialen Kampfes, der auch politisch-religiösen Streit in Form von Gedichten austrug.[111] Nuruddin Farah veröffentlichte 1973 die erste Novelle in Somali, dessen Orthographie erst im Jahr zuvor standardisiert war. Trotz seines langjährigen Exils in vielen afrikanischen Ländern ist der Schauplatz seiner weiteren Arbeiten, die er in englischer Sprache verfasste, immer noch seine Heimat Somalia. Eines seiner Themen ist die Lage der Flüchtlinge, vor allem der Frauen.[112]

Luganda

In Uganda erschienen zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Bücher mit religiösen Themen und zur Geschichte des Königreichs Buganda auf Luganda. In den 1960er Jahren war Luganda als Literatursprache weiter verbreitet als andere Sprachen der Region. Einer der wichtigsten Förderer dieser Entwicklung war Michael B. Nsimbi (1910–1994).

Andere Sprachen
 
Ngũgĩ wa Thiong’o signiert Bücher in London

Der Ugander Okot p’Bitek verfasste 1966 auf Acholi das Gedicht Wer pa Lawino („Lawinos Lied“), die Klage einer Hausfrau vom Lande über die Verwestlichung ihres Mannes mit mehreren tausend metrischen Versen, bevor er es ins Englische übertrug. Er schrieb ebenso wie die Kenianerin Grace Ogot nicht nur in Englisch, sondern auch in Luo.

Der Kenianer Ngũgĩ wa Thiong’o schreibt seine Werke oft in Kikuyu, bevor sie übersetzt werden, oder übersetzt seine englischen Arbeiten in Kikuyu. Heute lebt er im Exil in den USA.

Lusophone Literatur

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Die portugiesische Sprache ist in Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, Kap Verde und São Tomé und Príncipe, den ehemaligen Kolonien von Portugal, verbreitet. Die Entwicklung einer autochthonen Literatur vollzog sich ebenso schleppend wie die Abschaffung der Sklaverei bzw. Zwangsarbeit und die Einführung des Schulsystems. In den Genuss der Bürgerrechte kamen die Autochthonen erst wenn sie schreiben und lesen konnten, was (mit Ausnahme der Kapverdischen Inseln) absichtlich stark verzögert wurde. In Angola kam es früher als in Mosambik zur Entwicklung einer nationalen Literatur von Autoren verschiedener Hautfarbe. In Lissabon selbst entwickelte sich frühzeitig eine von der panafrikanischen Bewegung beeinflusste Vereinigung von Emigranten um die Zeitschrift O Negro (1911).

Die Anfänge

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Die erste Druckerpresse in Luanda wurde 1845 aufgestellt. Als das erste Werk der angolanischen Literatur gilt der Gedichtband Espontaneidades da minha alma von José da Silva Maia Ferreira, der 1849 in Luanda erschien. Ferreira gehörte der kreolischen Gesellschaft an, die die literarische Bewegung Angolanidade entwickelte. Diese Bewegung wird in den Romanen von O segredo da morta (1929) von António de Assis Júnior bis A gloriosa familía (1997) und anderen Werken von Pepetela (der als Nachkomme portugiesischer Zuwanderer geborene Artur Carlos Maurício Pestana dos Santos) thematisiert und bildet den roten Faden der angolanischen Literatur. Óscar Ribas (1909–2004) verfasste seine Romane mit dem Blick des Ethnologen und Sprachforschers auf traditionelle angolanische Mythen und Erzählungen. Doch auch afrikanischstämmigen Autoren der Mittelschicht gelang es kaum, die eurozentristische Sicht zu durchbrechen. Erst mit der Gründung der Zeitschrift Mensagem durch Agostinho Neto als Reaktion auf die Phase der Lähmung von 1920 bis 1940 durch zunehmende kolonialistische Repressionen begann eine literarische und später auch politische Aufbruchsstimmung, die in der Unabhängigkeitsbewegung MPLA mündete.

Zeit des Unabhängigkeitskampfes

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Wichtige Werke des Unabhängigkeitskampfes waren die sozialkritische Camaxilo-Trilogie (ab 1949) von Castro Soromenho und der Roman Mayombe (1980) von Pepetela. Pepetela war selbst aktiver Guerillakämpfer der MPLA, Neto wurde nach der Unabhängigkeit 1975 Angolas erster Präsident.

Viele Werke des aus Portugal in die Armenviertel von Luanda zugewanderten Luandino Vieira, der ebenfalls gegen die Kolonialherrschaft kämpfte, wurden im Gefängnis geschrieben. Er verwendete dabei Elemente des Kimbundu, des lokalen Bantu-Dialekts der Gegend von Luanda. Den ihm 2006 zugesprochenen Prémio Camões lehnte er ab.

Seit der Unabhängigkeit

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Seit 1985 rechneten Pepetala und andere Autoren wie Manuel dos Santos Lima (* 1935) mit der Korruption und Unfähigkeit des Regimes und seiner tragenden Figuren ab und wandten sich wieder der angolanischen Geschichte zu. Zu den Gesellschaftschronisten zählt auch José Eduardo Agualusa, der postmoderne Erzählmodi verwendet.[113]

Bis etwa 1980 waren Frauen Ausnahmeerscheinungen in der angolanischen Literatur; zu ihnen gehörte die Dichterin Alda Lara. Seither steigt die Zahl der Autorinnen: Ana Paula Tavares (* 1952), Verfasserin vieler Lyrik- und Prosabände, lebt heute in Portugal. Ana de Santana und Amélia da Lomba gelten mit ihrem sentimental-angstvollen Stil als Vertreterinnen der „Generation der Ungewissheiten“ (Geração das Incertezas). Cremilda de Lima und die verstorbene Gabriela Antunes verfassten vor allem Kinderbücher.

Zu den im 21. Jahrhundert bekannt gewordenen Autoren gehört der Lyriker, Erzähler und Romanautor Ondjaki.

Mosambik

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(nur bis 1964)

Die Anfänge

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Die Schicht von Assimilados in Mosambik war aufgrund einer noch rigoroseren Kolonisierung schmaler als in den anderen portugiesischen Kolonien. In den 1920er Jahren entstanden erste literarische Werke im Umkreis einer urbanen Schicht assimilierter Intellektueller. Vor allem durch die Gründung von Zeitschriften (O Africano, 1918–1974 mit Unterbrechungen; O Brado Africano 1955–1958) entwickelte sich eine Literaturszene, die seit den 1930er und 1940er Jahren von der kolonialen Literatur ablöste.

In den 1950er Jahren dominierte das Thema der Moçambicanidade. Damit war die verstärkte Hinwendung zu einer afrikanischen Identität gemeint, die Ersatz für eine fehlende gewachsene Nationalkultur schaffen sollte. O Brado Africano förderte daher die Verbreitung der portugiesischen Sprache und wandte sich gegen die Verwendung des Arabischen. Herausragende Autoren waren die von Portugiesen, Afrikaner und Indern abstammende Lyrikerin Noémia de Sousa, der Mulatte José Craveirinha, ein Autodidakt und der wohl wichtigste mosambikanische Dichter, sowie Luís Bernardo Honwana (Nós matamos o cão-tinhoso, 1964).[114]

Zunehmend wurden kritisch gegenüber dem repressiven Kolonialsystem eingestellte Schriftsteller verhaftet. Craveirinhas lyrisches Werk stand zunächst unter dem Einfluss der Négritude: Während der zunächst die Auslöschung der Weißen forderte (Xigubo, 1964), anerkannte er in dem in portugiesischer und italienischer Frage 1966 erschienenen Band Cantico Craveiria un Dio die Catrame (1966) die Mischkultur und forderte den Abbau der Rassenschranken. Spätere, teilweise in Xironga verfasste didaktische Gedichte sind als Versuch anzusehen, die portugiesische Sprache zu „mosambikisieren“.[115] Als Mitglied der FRELIMO saß er vier Jahre lang in Einzelhaft. 1991 erhielt er den Prémio Camões. Nach ihm wurde später der bedeutendste Literaturpreis Mosambiks, der Prémio José Craveirinha de Literatura benannt. De Sousa musste nach Lissabon und später nach Paris ins Exil gehen; ihre Gedichte aus der Zeit um 1950 wurden erst 2001 publiziert.

 
Mia Couto (2006)

1975–1992

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Mit dem Beginn des Unabhängigkeitskriegs 1964 trat die Literatur in eine nationalistisch-kämpferische Phase ein. Nach der Unabhängigkeit 1975 wandelte sich die mosambikanische Literatur erneut. Nachdem lange Zeit die Lyrik dominiert hatte (z. B. im von Neorealismus beeinflussten Werk von Orlando Mendes), wurden seit den 1980er Jahren kontinuierlich narrative Werke publiziert, in denen die Autoren persönlichere und intimere Themen behandelten und eine eigene Sprache entwickelten. Von großem Einfluss auf die Literatur war der von 1976 bis 1992 wütende Bürgerkrieg. Seine Geschichte und die der Kolonialkriege wurden von dem Historiker João Paulo Borges Coelho (* 1955) untersucht, der auch zahlreiche Romane verfasste.

Gegenwart

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Paulina Chiziane (2008)

Bedeutende mosambikanische Autoren der Gegenwart, in der sich die Autoren von den oft idealistisch-propagandistisch aufgeladenen Vorbildern der Kampfzeit absetzen, sind Suleiman Cassano (* 1962), Paulina Chiziane (* 1955), die 2021 den Prémio Camões erhielt und deren Werk, das oft von den Geschlechterverhältnissen handelt, zum Teil ins Deutsche übersetzt wurde, ferner Ungulani Ba Ka Khosa (* 1957), Mia Couto, der versucht, sich vom „europäischen“ Realismus abzusetzen und sich an brasilianischen Autoren und dem Magischen Realismus orientiert, und Lília Momplé. Vermehrt kommen auch Frauen und Stimmen des ländlichen Mosambik zu Wort. Der herausragende Lyriker Paulo Teixeira (* 1962) lebt heute in Portugal. Nelson Saúte gab mehrere Anthologien mit Arbeiten mosambikanischer Autoren heraus.

Das mosambikanische Portugiesisch zeichnet sich durch zahlreiche Anglizismen, die aus dem benachbarten Südafrika übernommen wurden, und durch Bantuismen bzw. Hybridbildungen mit Lexemen indigener Sprachen aus. Mindestens ein mosambikanischer Roman wurde von dem Linguistikprofessor Bento Sitoe (* 1947) in einer autochthonen Sprache, nämlich in Xironga bzw. Xitsonga verfasst.

Kap Verde

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In Kap Verde wird neben der offiziellen Amtssprache Portugiesisch die Mischsprache kapverdisches Kreol (Crioulo, auch Kriolu) in mehreren Varianten gesprochen. Für viele Einwohner ist Crioulo die Erstsprache. Unter den portugiesischen Kolonien war der Schmelztiegel der Kapverdischen Inseln die erste, die eine einheimische Literatur in portugiesischer und kreolischer Sprache hervorbrachte. Die starke Rassenvermischung führte dazu, dass die antikoloniale Bewegung hier später entstand und schwächer ausgeprägt war als in den anderen portugiesischen Kolonien und viele Einwohner Kap Verdes sich nicht als Afrikaner sehen.

Kolonialzeit

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Der romantische Roman O esclavo (1856) von José Evaristo de Almeida zeichnet das Bild der kapverdischen Gesellschaft um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Pedro Monteiro Cardoso und der Journalist und Philologe Eugénio Tavares schrieben – geprägt von der Idee des Pannativismus – erstmals Lyrik in crioulo, das seit Ende des 19. Jahrhunderts (wenngleich provisorisch) schriftlich fixiert worden war. Tavares verfasste auch Mornas, melancholische Lieder, die bald volkstümlich wurden und später von Cesária Évora gesungen wurden. Er proklamierte 1899 erstmals die Forderung „Afrika den Afrikanern“. Nach einer durch die portugiesische Revolution ausgelösten kurzen Blüte der Literatur und des Journalismus auf den Inseln setzte eine strikte Zensur ein.[116] Wegen seines Protests gegen die zahlreichen sozialen Missstände musste Tavares in die USA emigrieren, konnte jedoch 1922 auf die Kapverden zurückkehren und wurde später hochgeehrt. Weil sie weit verstreut oder quasi Gemeingut waren, wurden die Gedichte von Tavares erst 1996 – 66 Jahre nach seinem Tod – gedruckt. Kriolu wurde in den 1930er Jahren zwar für Sammlungen volkstümlicher Lieder akzeptiert, aber nicht für den Druck von Prosawerken zugelassen.

 
Baltasar Lopes da Silva auf einer kapverdischen 500-Escudo-Banknote (1992)

Schriftsteller wie Baltasar Lopes da Silva (1907–1996), Jorge Barbosa (1902–1971) und Manuel Mendes Lopes wurden von literarischen Bewegungen in Brasilien beeinflusst. Sie veröffentlichten nach 1936 in der Zeitschrift Claridade Gedichte und Kurzgeschichten überwiegend in portugiesischer Sprache. Dort erschien auch die berühmte Kurzgeschichte O enterro de nhâ Candinha Sena (1957) von António Aurélio Gonçalves. Trotz humanistischer Orientierung und realistischem Schreibstil ignorierten die Autoren dieser Generation weitgehend das Elend der Landbevölkerung. Die Claridade-Bewegung forderte hingegen die Anerkennung einer kreolischen Identität und wurde zu einer Wurzel der Unabhängigkeitsbewegung, aus der auch Amilcar Cabral hervorging, der eine Zeitlang auf den Kapverden lebte.[117]

Der Gründer der Claridade, Manuel Mendes Lopes, behauptete eine Zweiteilung der kapverdischen Kultur und der kreolischen Dialekte in zwei auch ethnisch differenzierte Gruppen: die der kulturell an Europa orientierten Sanpadjudus, der Bewohner des kulturellen Zentrums von São Vicente, und die der eher an Afrika orientierten Badíus, der Bewohner des wirtschaftlichen Zentrums Santiagos. Ein Vertreter dieser Lehre war auch der Erzähler, Lyriker und Aktivist Onésimo Silveira (1935–2022), der selbst das System der Zwangsarbeit kennengelernt hatte. Mit der von Ethnologen allerdings bestrittenen kulturellen Differenzierung – sie sahen darin eher variable Identitätskonstruktionen, die in der Diaspora verschwinden – ging eine regionale Rivalität einher,[118] deren Bedeutung in den 1950er Jahren abnahm.

Damals entstand die Bewegung der Africanidade, die sich von Portugal ab- und Afrika zuwandte. Den durch Armut und Dürre provozierten Zwang zur Auswanderung hatte zuerst Pedro Duarte (1924–2016) in seiner viel beachteten Erzählung Migraçaõ (1952) beklagt. Seit den 1960er Jahren wurden die Probleme der Inseln wie Trockenheit, Isolation und Emigration verstärkt thematisiert. Das Portugiesische nahm in dieser Zeit immer mehr kreolische Elemente auf und die Autoren wandten sich gegen die Fortdauer der Kolonialherrschaft. Ein wichtiger Vorkämpfer der kapverdischen Literatur war Ovídio Martins, der in die Niederlande emigrierte. Seine und die Arbeiten anderer militanter kapverdischer Autoren wurden vor allem in Angola und Brasilien publiziert.[119]

Der einzige Roman von Baltasar Lopes da Silva, Chiquinho (1947), war blieb lange wegweisend für die kapverdische Literatur. Als Prosaautor trat seit den 1940er Jahren auch der Tropenarzt Henrique Teixeira de Sousa (1919–2006) hervor; er wanderte später zeitweise nach Portugal aus.

Seit der Unabhängigkeit 1975

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Das Kreolische wurde schon während des Unabhängigkeitskampfes zum wichtigen Medium der militanten Dichtung; allerdings erschien erst 1987 das erste große Prosawerk in crioulo, Odju d'agu, verfasst von Manuel Veiga (* 1948), einem Linguisten und späteren Erziehungsminister der Inselrepublik.

 
Doppeltes Porträt von Henrique Teixeira de Sousa auf der 200-Escudo-Banknote (2014)

Henrique Teixeira de Sousa (1919–2006) verfasste in portugiesischer Sprache die Romane Ilhéu de Contenda (1978) und Xaguate (1987), in denen er die komplexe Sozialstruktur seiner Heimatinsel Fogo und die schon lange vor der Unabhängigkeit vorhandenen Ängste der weißen Bevölkerung vor dem Aufstieg der Schwarzen und Mischlinge beschrieb. Ovídio Martins und andere Autoren der nachkolonialen Zeit suchten weiterhin die Annäherung an Afrika. 1977 wurde die Zeitschrift Raîzes (Wurzeln) gegründet, die für diese Bewegung stand. Der Jurist Germano Almeida (* 1945), der heute bekannteste Autor, entlarvt in seinen humoristischen, teils autobiographischen Romanen die Scheinheiligkeit der kapverdischen Moral (O Meu Poeta, 1990). Auch nach der Ablösung der autoritären Linksregierung 1992 setzte er seine satirische Kritik an der opportunistischen Politik fort. A morte do meu poeta (1998) gilt als der erste Nationalroman von Kap Verde. Die skurrile Gesellschaftssatire O testamento do Senhor Napomuceno da Silva Araújo (1989) über die Händlerkaste der Insel São Vicente und ihre geschäftlichen und erotischen Geheimnisse wurde ins Deutsche übersetzt („Das Testament des Herrn Napumoceno“ 1997, Neuausgabe 2014), ebenso O Fiel Defunto (2018) (dt. „Die treue Verstorbene“, 2020).[120] Die Romane sind Spiegelbilder einer kolonisierten bzw. postkolonialen Gesellschaft, in der die Kolonisatoren kaum sichtbar waren.

Der Lyriker und Journalist Arménio Vieira (* 1941) erhielt 2009 als erster kapverdischer Dichter den Prémio Camões. Der zweite kapverdische Camões-Preisträger ist Germano Almeida (2018).

Die Buchauflagen sind nach wie vor sehr klein, Neuauflagen sehr selten. Die Zahl der Analphabeten konnte seit der Jahrtausendwende stark gesenkt werden. Trotz Aufwertungsversuchen nach der Unabhängigkeit vor allem dank der Studien von Manuel Veiga ist der Status des Kriolu (auch Kiriolu) prekär, eine endgültige Standardisierung ist wegen der stark unterschiedlichen Dialekte der teils hunderte von Kilometern voneinander entfernten Inseln bisher nicht erfolgt, sodass das Portugiesische immer noch offizielle Sprache ist.

São Tomé und Príncipe

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Aus São Tomé und Príncipe stammt der erste afrikanische Lyriker portugiesischer Sprache, Caetano da Costa Alegre, der in seinen 1916 posthum veröffentlichten Gedichten im europäisch-spätromantischen Stil erstmals die selbst erfahrene rassistische Diskriminierung beklagte. Ein Dichter und Vertreter des Neorealismus war José Francisco Tenreiro. Er studierte wie da Costa Alegre in Portugal und schrieb ein Essay über die Entstehung der Négritude aus afroamerikanischen, kubanischen und brasilianischen Vorbildern (Acerca da literatura „negra“). Auch seine Gedichtbände Ilha de santo nome (1942) und Coraçao em Africa (1964) werden mit der Négritude in Verbindung gebracht.

 
Alda do Espírito Santo

Die politisch motivierten Dichterinnen und Widerstandskämpferinnen Alda do Espírito Santo und Maria Manuela Margarido wurden beide während der Kolonialzeit von der portugiesischen Geheimpolizei PIDE inhaftiert. Die Lyrikerin Conceição Lima war 2013 auch in Deutschland zu hören. Als Romanautor wurde Sum Marky (1921–2003) bekannt, der bereits in den 1950er Jahren die koloniale Unterdrückung thematisierte und für No altar da lei (1962) verhaftet wurde. Der Ton seiner Romane reicht von mildem Spott bis zu scharfer politischer Kritik (so in Vila Flogá, 1963) am Batepá-Massaker, bei dem 1953 Hunderte von Forros im Auftrag von Landbesitzern ermordet wurden.

Versuche, die von mindestens 80 % der Einwohner verwendete Kreolsprache Forro (ursprünglich die Sprache der befreiten Sklaven, auch Saotomense) als Literatursprache zu etablieren, wie sie zuerst in der Lyrik durch Fâchiku [Francisco] Stockler (1834–1881) erfolgten, sind bis heute wirkungslos geblieben.

Guinea-Bissau

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Für die Mehrheit der Einwohner Guinea-Bissaus ist Crioulo (Kiriol) Erstsprache oder Lingua Franca, Portugiesisch ist eher eine Bildungssprache geblieben. Der 1934 erschienene Roman Auá: Novela negra des auf den Kapverden geborenen Fausto Duarte (1903–1953) ist noch dem Genre der Kolonialliteratur zuzuordnen. Die Schriftkultur in Guinea-Bissao wie auch die Literatur des Freiheitskampfs der 1960er und 1970er Jahre war eng mit der der Kapverdischen Inseln verbunden. Ein wichtiger neuerer Autor war der spätere Verteidigungsminister Hélder Proença.

Spanischsprachige Literatur

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Äquatorialguinea ist das einzige Land Afrikas, in dem die spanische Sprache in einer besonderen Ausprägung als Äquatorialguineisches Spanisch als Amtssprache (neben Französisch und Portugiesisch) und als Bildungssprache verwendet wird. Ein Teil der Einwohner an der Küste, vor allem in Malabo, spricht eine dem Portuñol ähnliche Mischsprache aus Spanisch und Portugiesisch.

 
María Nsué Angüe

Leoncio Evita Enoy schrieb mit Cuando los combes luchaban („Als die Combé kämpften“, 1953) den ersten Roman Äquatorialguineas. In den 1980er Jahren, nach einer auf die Unabhängigkeit folgenden Zeit der Misswirtschaft und des Schweigens, erfolgte ein literarischer Aufschwung. Zunächst stand die Beschreibung der Traditionen nach Art der Costumbrismo sowie der schwierigen postkolonialen sozialen Verhältnisse im Vordergrund, dann auch die Auseinandersetzung mit der aktuellen Politik.[121] María Nsué Angüe legte 1983 mit Ekomo („Frieden“) das erste von einer Frau geschriebene Buch vor, das zugleich das erste Buch nach der Unabhängigkeit überhaupt war. In ihm kritisiert sie die Tabus und Normen, die die Aktivitäten der Frauen auf dem Lande beschränken, ebenso wie die religiösen und sozialen Werte, die das Kolonialregime hinterlassen hat, und die Verwestlichung des Landes. Die Figur der weiblichen Erzählerin knüpft an die mündlichen Erzähltraditionen des Volkes der Fang an. Das von ihr berichtete Schicksal ihres Mannes steht beispielhaft für das Schicksals Afrikas. Eine französische Ausgabe (Ekomo au cœur de la forêt guinéenne) folgte 1995.[122]

Ein führender Vertreter der hispanoafrikanischen Bewegung ist Donato Ndongo-Bidyogo (* 1950), der zahlreiche Romane, historische und kulturgeschichtliche Arbeiten veröffentlichte. 1984 gab er die ersten Anthologie mit Literatur aus Äquatorialguinea heraus.[123]

Fast alle Medien in Äquatorialguinea sind staatlich und unterliegen strenger Zensur. Zahlreiche Intellektuelle wurden ins Exil getrieben. Dazu gehört der Dichter Anacleto Oló Mibuyso, der 1984 den ersten afro-hispano-amerikanischen Kongress in Bata anregte, um Äquatorialguinea näher an die spanischsprachige Welt heranzuführen. Er starb in Madrid im Exil. Auch Lyriker und Erzähler Juan Tomás Ávila Laurel (* 1966), der 17 Bücher verfasst hat, lebt seit 2011 im spanischen Exil. Seine Erzählung Los elefantes en la luna wurde verfilmt (One day I saw 10.000 elephants). Gemeinsam mit Marc Serena drehte er den Dokumentarfilm „Der Schriftsteller aus einem Land ohne Buchhandlungen“ über sein Leben in der fast 40 Jahren bestehenden Diktatur. Trifonia Melibea Obono (* 1982), eine LGBTI-Aktivistin, verfasste den Roman La Bastarda, das erste Buch einer Frau aus Äquatorialguinea, das ins Englisch übersetzt wurde.

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Ist der Panafrikanismus der Négritude längst nur noch Erinnerung, so führte die folgende Epoche angesichts von fast 60 Staaten und vielen hundert autochthonen Sprachen Afrikas nicht zur Bildung neuer Kulturräume und Literaturtraditionen. Dazu waren die Grenzziehungen zu künstlich, die innerafrikanische Migration zu chaotisch, der Sog Europas, der USA und Kanadas zu stark. So basiert die Literatur seit 1990 verstärkt auf den globalen und Migrationserfahrungen der Schriftsteller, die außerhalb Afrikas bessere Publikationsmöglichkeiten und zunehmend auch Leser aus der afrikanischen Diaspora finden. Immer mehr transkulturelle Elemente fließen in die literarische Produktion ein.

Umgekehrt beeinflussen neue Trends aus den USA und Europa die afrikanische Literatur, die sich nicht mehr an den alten westlichen Vorbildern orientieren will. Die Einflüsse des Hip-Hop aus den USA machen sich in der Lyrik bemerkbar. In modernen Performances verschmelzen Literatur, Sprechgesang, Tanz und Video. Afrikanische Literaturfestivals oder Kulturtage in London, Frankfurt, Wien, Bayreuth (Festival of African and African-Diasporic Literatures[124]) und anderen Städten ziehen zahlreiche Teilnehmer an. Moderne Autoren pflegen einen anspruchsvollen Schreibstil, reflektieren ihre Sprache und unterwandern traditionelle Erzählmethoden, wobei sich die Grenzen zwischen Fiktionalem und Biografischem oft verwischen.

Das Theater spielt eine große Rolle, insbesondere in multikulturellen Großstädten Afrikas mit ihren vielen Migranten. Gestik und Mimik erleichtern das Verständnis der Sprache und für die Verbreitung der Stücke durch Vorführungen werden nur wenige gedruckte Texte benötigt. Allein beim 2013 gegründeten Theaterfestival in Lagos treten jährlich zahlreiche Gruppen auf; 2019 gibt es 140 Vorstellungen.[125] Bedeutend ist auch die vielfältige Theaterszene in Johannesburg, die auf das anglophone und auch frankophone Theater im übrigen Afrika ausstrahlt.

Wenn afrikanische Autoren nicht auswandern wollen, sind sie oft immer noch auf Staatsämter, UNESCO-Stipendien oder Hochschullehrerstellen angewiesen, um sich zu ernähren. Der Buchmarkt ist eng und es gibt viel mehr Leser als Bücher verkauft werden. Diese müssen also mehrfach zirkulieren. Übersetzungskapazitäten für Bücher, die nicht in englischer, französischer oder portugiesischer Sprache verfasst sind, gibt es nur in unzureichendem Umfang. Wenn afrikanische Autoren aber selbst versuchen, die Kultur ihrer Heimat in einer fremden Sprache zu beschreiben, produzieren sie bikulturelle Texte, die noch einmal besondere Übersetzungsprobleme aufweisen.

Schriftsteller aus Afrika, die in deutscher Sprache schreiben

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Chima Oji (* 1947 in Nigeria) kam schon 1967 nach Deutschland, kehrte wegen rassistischer Angriffe wieder in sein Heimatland zurück und veröffentlichte 1992 das Aufsehen erregende Buch Unter die Deutschen gefallen. Der Geistliche und Journalist Jean-Félix Belinga-Belinga (* 1956 in Kamerun) schreibt Gedichte (Gesang der Trommel, 1998), Kinderbücher, Fabeln und Märchen. Wie Oji thematisiert auch er Entfremdungserfahrungen; es gelang ihm jedoch nicht, in die Heimat zurückzukehren. Er versucht daher, sich in der deutschen Sprache und mit afrikanischen Rhythmen eine neue Identität als „Brücke“ zwischen Deutschland und Afrika zu konstruieren. Luc Degla (* 1968 in Benin) studierte u. a. in Moskau und veröffentlichte seine Erfahrungen mit der sowjetischen Realität und mit deutschen Behörden in seinem Kurzgeschichtenband Das afrikanische Auge (2007). Patrick Addai (* 1969 in Ghana) lebt in Österreich. Er versteht sich als Kulturvermittler und schreibt Kinderbücher.[126] Die deutschsprachige Belletristik aus Afrika umfasst auch Texte von namibischen Schriftstellern (Giselher W. Hoffmann: Die Erstgeborenen 1991; Die schweigenden Feuer 1994). Die Nachwirkungen der über 100 Jahre zurückliegenden deutschen Kolonialgeschichte spielen in Büchern der in Namibia lebenden deutschen Autorin Anna Mandus (* 1962) eine Rolle.

Zu erwähnen sind ferner deutschsprachige Texte von Germanistinnen und Germanisten, die an afrikanischen Deutschabteilungen tätig sind und Fragen der Interkulturalität, Postkolonialismus oder Postmigration thematisieren: Philomène Atyame (Die Geheimnisse meiner Zunge 2010; Salomos Söhne 2009, Mord ohne Anklage 2006, Abengs Entscheidung 2002), Constant Kpao Sare (Tschinku in Gastland 2019, Alfreud der Zauberer 2020, Tschitschawi der Diktatorenkiller 2023), Auma Obama (Das Leben kommt immer dazwischen 2010).

Buchmessen und Literaturpreise

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Eine früher bedeutende internationale Buchmesse ist die Zimbabwe International Book Fair (ZIBF), die seit 1983 in der Hauptstadt Harare stattfindet, aber an Resonanz verlor, nachdem sich 1995 der damalige Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, ablehnend über die Präsenz Homosexueller auf der Buchmesse geäußert hatte. Damals wurden Forderungen nach einer Verlegung der Buchmesse nach Kapstadt in Südafrika laut. In Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse wurde im Juni 2006 die Buchmesse Kapstadt eröffnet. Zuvor wurde in Johannesburg bereits die International South African Education, Training, School Supplies and Book Market Exhibition veranstaltet. Weitere Buchmessen finden in Lagos (Nigeria, seit 1994), Accra (Ghana, seit 1996) und Lusaka (Sambia) statt; eine internationale Kinderbuchmesse wird seit 1992 in Lomé (Togo), eine panafrikanische Kinderbuchmesse seit 1992 in Nairobi (Kenia) organisiert.

International angesehene Preise sind der Grand Prix littéraire de l’Afrique noire für frankophone und der African Commonwealth Writers Prize für anglophone Literatur. Ein weiterer namhafter Literaturpreis war der Noma-Preis für afrikanische Literatur für in afrikanischen Verlagen erschienene Bücher, der von 1980 bis 2009 von Kodansha gestiftet wurde, das erste Mal an Mariama Bâ. Für afrikanische (auch arabische) Dichtung wird der Tchicaya-U-Tam’si-Preis verliehen. In Deutschland zeichnet der LiBeraturpreis Schriftstellerinnen aus Afrika neben Asien und Lateinamerika aus.

Bisher wurde der Nobelpreis für Literatur vier Schriftstellern und einer Schriftstellerin aus Afrika verliehen:

Jahr Name Nationalität
1986 Wole Soyinka Nigeria
1988 Nagib Mahfuz Ägypten
1991 Nadine Gordimer Südafrika
2003 John Maxwell Coetzee Südafrika
2021 Abdulrazak Gurnah Tansania / Großbritannien

Siehe auch

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Literatur

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Einführungen

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  • Eckhard Breitinger: Die Literatur Schwarzafrikas in englischer Sprache. In: Kindlers neues Literaturlexikon, München 1996, Bd. 20. S. 258–269.
  • Eckhard Breitinger: Die Literatur Südafrikas in englischer Sprache. In: Kindlers neues Literaturlexikon, München 1996, Bd. 20. S. 270–280.
  • János Riesz: Die Literaturen Schwarzafrikas in französischer Sprache. In: Kindlers neues Literaturlexikon, München 1996, Bd. 20. S. 1035–1045.
  • Ilse Pollack: Die portugiesischsprachige Literatur Afrikas. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon, Bd. 20, München 1996, S. 90–93.
  • Jozef Deleu: Die Literatur in Afrikaans. In: Kindlers neues Literaturlexikon, München 1996, Bd. 20. S. 197–202.
  • Fritz Peter Kirsch: Literaturen des Maghreb in französischer Sprache. In: Kindlers neues Literaturlexikon, München 1996, Bd. 20. S. 1046–1051.
  • Manfred Loimeier: Wortwechsel. Gespräche mit afrikanischen Autorinnen und Autoren. Horlemann, Bad Honnef 2002.
  • Peter Ripken (Hrsg.): Die Literatur Schwarzafrikas. München 1997. Autoren in Einzelporträts.
  • Almut Seiler-Dietrich: Wörter sind Totems. Heidelberg 1995.
  • Almut Seiler-Dietrich: Afrika interpretieren. 24 Werke afrikanischer Autoren in Einzeldarstellung sowie ein Überblick über die afrikanische Literatur des 20. Jahrhunderts.

Gesamtdarstellungen

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  • O. R. Dathome: African Literature in the Twentieth Century. University of Minnesota Press, 1975.
  • Albert S. Gerard (Hrsg.): European-language Writing in Sub-Saharan Africa. Amsterdam, Philadelphia 1986.
  • Abiola Irele, Simon Gikandi (Hrsg.): The Cambridge history of African and Caribbean literature. 2 Bände. Cambridge Univ. Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-59434-0.
  • Janheinz Jahn: Geschichte der neo-afrikanischen Literatur. Düsseldorf 1965.
  • Hjördis Jendryschik: Afrikanische Bauformen des Erzählens. Spezifische Eigenarten des frankophonen Romans Schwarzafrikas. Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43570-3.
  • Markus Kessel: »Aus Negern Afrikaner machen«. Die Vermittlung subsaharisch-afrikanischer Literaturen in deutscher Übersetzung seit Ende der 1970er Jahre. SAXA Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-939060-27-7. Inhaltsverzeichnis.
  • Tibor Keszthelyi: Afrikanische Literatur: Versuch eines Überblicks. Aus d. Ungar. übers. von Péter Lieber. Aufbau-Verl., Berlin 1981.
  • Kesteloot Lilyan: Histoire de la litterature negro-africaine. Karthala, Paris 2001, ISBN 2-84586-112-5 (französisch).
  • Ninja Steinbach-Hüther: Afrikanisches Wissen in Deutschland und Frankreich. Präsenz, Rezeption und Transfer akademischer Literatur (= Transnationale Geschichte. Band 14). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2022, ISBN 978-3-525-37090-2, doi:10.13109/9783666370908.
  • Rainer Strzolka: Bibliotheken in Afrika. In: Bibliothek. Forschung und Praxis 23.1999.2, 157–194.
  • Rainer Strzolka: Bibliotheken in oralen Kulturen: das Beispiel Afrika. 2. Aufl. in zwei Bänden. Koechert, Hannover 2000.

Enzyklopädien

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Anthologien

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  • Gerald Moore, Ulli Beier: The Penguin Book of Modern African Poetry. Penguin Books, 1998. Gedichte aus 60 Jahren von 99 Autoren aus 27 Ländern; englisch.
  • Margaret Busby (Hrsg.): Daughters of Africa: An International Anthology of Words and Writings by Women of African Descent from the Ancient Egyptian to the Present. Jonathan Cape, London 1992. ISBN 978-0-224-03592-7. Texte von über 200 Autorinnen aus Afrika und der afrikanischen Diaspora; englisch.
  • Janheinz Jahn: Schwarzer Orpheus. Moderne Dichtung afrikanischer Völker beider Hemisphären. Neue Sammlung. Hanser, München 1964. Erweiterte Neuausgabe mit Gedichten von 60 Autoren aus 23 afrikanischen Staaten, insgesamt sind 133 Autoren aus Afrika und Amerika vertreten.
  • Westafrika (= Moderne Erzähler der Welt Bd. XXXI). Auswahl und Übersetzung: Janheinz Jahn. 2. Aufl. Tübingen, Basel 1975.
  • Koyo Kouoh, Holger Ehling (Hrsg.): Tochter Afrikas. München 1997 (auch mit Beiträgen afroamerikanischer und karibischer Autorinnen).
  • Christa Morgenrath, Eva Wernecke (Hg.): Neue Töchter Afrikas: 30 Stimmen. Aus dem Englischen. Münster 2023.
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Einzelnachweise

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  1. Riesz 1996, S. 1035.
  2. Ashleigh May Harris, Nicklas Hållén: African Street Literature: A Method for an Emergent Form Beyond World Literature. In: Research in African Literatures, Vol. 51, 2020, Issue 2, S. 1–16. DOI:10.2979/reseafrilite.51.2.01.
  3. Mohammad Shabangu: Refusing interpellation: A double bind of African migrant writing. In: Safundi.The Journal of South African and American Studies. 19 (2018) 3, S. 338–356, DOI:10.1080/17533171.2018.1471791.
  4. J. Jahn: Einführung zu Westafrika, 1975, S. 12.
  5. „Afrikanische Literatur“ und Postkolonialismus: Noch immer im Dunkel. In: Tagesspiegel, 5. September 2017.
  6. Nathan Nunn: Historical Legacies: A Model Linking Africa’s Past to its Current Underdevelopment. In: Journal of Development Economics. 2007; 83 (1), S. 157–175.
  7. Marie-Sophie Adeoso: Viele Dinge, über die man schreiben kann. In: fr.de, 23. Februar 2017.
  8. Toyin Falola, Ann Genova (Hrsg.): Yoruba Creativity: Fiction, Language, Life and Songs. In: Africa World Press. Trenton NJ und Asmara 2005.
  9. Janheinz Jahn: Muntu. Umrisse der neoafrikanischen Kultur. Düsseldorf 1958, Kapitel 7: Hantu.
  10. Charles Smith, Chin Che (Hrsg.): African Rhythms: New Approaches to Literature. 2014. ISBN 978-978-37085-9-4.
  11. Mohamed BEN HANAFI, un chantre de la culture amazighe. (Memento vom 15. Februar 2015 im Internet Archive). In: larbaanathirathen.com.
  12. Siehe auch die Zusammenfassung bei Alfred Hermann: Die altägyptische Literatur. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon, Bd. 20. München 1996, S. 867–876.
  13. Hermann 1996, S. 871.
  14. Koptische Sprache. In: zeno.org.
  15. Julius Assfalg: Die christlichen Literaturen des Orients. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon, Bd. 20. München 1996, S. 931–939, hier: S. 934.
  16. Tesfaye Tolessa Bessa: A History of Written Oromo Literature to 1991. Verlag Dr. Müller, 2010.
  17. Otto Rössler: Die Berber-Literatur. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon. Bd. 20. München 1996, S. 944–948.
  18. Abdenour Abdesselam: Ssi Mouhand Oumhand en Kabylie et Charles Baudelaire en France. Algier 2005.
  19. Vermondo Brugnatelli: Mi spezzo ma non mi piego. La poesia di Si Mohand Ou-Mhand (1849–1905). Turin 2016.
  20. Stephen Graham Wright: Ethiopian Literature. In: britannica.com.
  21. Deborah Kuan: Ethiopian Phoenix auf worldpress.org, Vol. 43 (2002) No. 3.
  22. Ghirmai Negash: A History of Tigrinya Literature in Eritrea: The Oral and the Written 1890–1991. In: Research in African Literatures. Vol. 43 (2012), No. 1, S. 58–64.
  23. Maria Höfner: Die Tigrē-Literatur. In: Kindlers Neues Literatur-Lexikon. München 1988, Band 19, S. 940–943.
  24. Mohammed Ali Ibrahim: Emenini, ein Buch über die Rolle der eritreischen Frauen im bewaffneten Kampf. Siehe: Hidri Publishers Launches a Book in Tigre. In: Demsas Tsegay, 19. November 2007, auf modaina.com.
  25. Georg Glasze: Frankophonie – „neokoloniales Projekt“ oder „Schutzwall für die kulturelle Vielfalt“? (Memento vom 18. Februar 2017 im Internet Archive). Geographische Rundschau 5/2013, Universität Erlangen, S. 50 f. (PDF).
  26. La Grande Maison, L’Incendie, Le Métier à tisser, 1952–1957.
  27. Besprechung im Deutschlandfunk, 6. Dezember 2004.
  28. Kirsch 1996, S. 1050.
  29. Maroc: les Mémoires d’une lesbienne censurées au salon du livre de Rabat. In: actualitte.com, abgerufen am 11. Juli 2022.
  30. Kirsch 1996, S. 1049.
  31. Littératures francophones. Valencia 1996, S. 125 ff. books.google.de.
  32. Autorenporträt (Memento vom 15. Februar 2015 im Internet Archive).
  33. Abdelkader Aoudjit: Algerian literature: A reader’s guide and anthology. (= Francophone cultures and literatures, Vol. 66). Peter Lang, New York 2017, S. 58.
  34. J. Jahn 1975, S. 13.
  35. Alain Ricar: Naissance du roman africain:Félix Couchoro, 1900–1968. In: Editions Présence Africaine, Paris 2000.
  36. Ries 1996, S. 1036.
  37. Nicht zu verwechseln mit dem Filmemacher Bakary Diallo.
  38. János Riesz, Aija Bjornson: The „Tirailleur Sénégalais“ Who Did Not Want to Be a „Grand Enfant“: Bakary Diallo’s „Force Bonté“ (1926) Reconsidered. In: Research in African Literatures. Vol. 27, No. 4 (1996), S. 157–179.
  39. Albert Memmi: Negritude and Judeity. In: European Judaism: A Journal for the New Europe. Vol. 3, No. 2 (Winter 1968/1969), S. 4–12.
  40. Definition zitiert in: Janheinz Jahn: Geschichte der neoafrikanischen Literatur. Düsseldorf 1966.
  41. Hans-Jürgen Lüsebrink: Schrift, Buch und Lektüre in der französischsprachigen Literatur Afrikas: Zur Wahrnehmung und Funktion von Schriftlichkeit und Buchlektüre in einem kulturellen Epochenumbruch. Berlin 2017, S. 45 ff.
  42. presenceafricaine.com.
  43. 9. Auflage bei Presses Universitaires de France, 2015.
  44. Memmi 1968/69, S. 10.
  45. Auszüge aus den Romanen dieser drei Autoren in J. Jahn (Hrsg.): Westafrika. Moderne Erzähler der Welt. Tübingen, Basel 1971.
  46. Bilge Ebiri: The Story of Sembene!: How Ousmane Sembene Invented African Cinema auf vulture.com, 5. November 2015.
  47. Hilaire Sikounmo: Du défaitisme dans l’œuvre de Ferdinand Oyono: tare ou philosophie? Edilivre, Paris 2012.
  48. Dry your Tears Afrika. Text und Musik, in: afrolegends.com, abgerufen am 19. Juni 2022.
  49. In deutscher Sprache erschienen als: Adler und Lilie in Kamerun: Lebensbericht eines Afrikaners. Erdmann, Herrenalb 1966.
  50. F. Bebey: Le marriage d’Edda, aus Ders.: Embarras & Cie. Yaounde 1068, zit. nach H. Jahn, Westafrika, 1971, S. 418 f.
  51. Ahmadou Kourouma: Der Fürst von Horodougou. Rütten & Loening, Berlin 1978. Deutsche Neuauflage 2004 unter dem Titel Der letzte Fürst bei P. Hammer.
  52. Daouda Coulibaly, Laurent Kignilman Touré: Le nouchi dans le roman ivoirien, entre norme et variations : essai d’application des concepts sociolinguistiques à l’analyse stylistique du texte littéraire, in: Kouabena Théodore Kossonou (Hrsg.): Les parlers urbains africains au prisme du plurilinguisme : description sociolinguistique. Band 1. Observatoire européen du plurilinguisme. Plurilinguisme 2019, S. 149–159.
  53. Cheick M. Chérif Keita: Massa Makan Diabate: Un griot mandingue à la rencontre de l’écriture. Edition L’Harmattan, 1995.
  54. Albert S. Gérard: European-language Writing in Sub-Saharan Africa. Teil 1, John Benjamins Publishing 1986, S. 574 ff.
  55. Website des Verlags (Memento vom 1. März 2017 im Internet Archive).
  56. Daten und Textauszüge zu diesen vier Autorinnen in Koyo Kouoh, Holger Ehling (Hrsg.): Töchter Afrikas, München, Zürich 1997.
  57. Aissatou Bouba-Folle: Das Theater im frankophonen Afrika. I: bpb.de, 5. Dezember 2005.
  58. Sami Tchak (Togo). (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive). In: cca.ukzn.ac.za. Centre for Creative Arts der Universität Kwazulu-Natal, 2014, abgerufen am 17. November 2023.
  59. Deutsch: Horlemann Verlag, Berlin 2013.
  60. F. M. Mujila: Tram 83, deutsche Ausgabe Wien 2016.
  61. Deutsche Ausgabe: Horlemann Verlag, Berlin 2014.
  62. Laura Barton: I want to expose the dangers of the immigration dream. In: The Guardian, 9. September 2015.
  63. Dirk Göttsche, Axel Dunker, Gabriele Dürbeck (Hrsg.): Handbuch Postkolonialismus und Literatur. Springer Verlag, 2017, S. 8.
  64. Jérôme Garcin: „Dérangé que je suis“: Ali Zamir revitalise la langue française. In: Bibliops, 22. Januar 2019.
  65. Biographische Notiz auf wordswithoutborders.org.
  66. Patrice Nganang: Der Schatten des Sultans auf afrikaroman.de.
  67. Besprechung auf nachtkritik.de.
  68. adelf.info.
  69. E. Breitinger 1996, S. 258 f.
  70. Karl-Heinz Stoll: Die Interkulturalität afrikanischer Literatur: Chinua Achebe, Cyprian Ekwensi, Ngugi wa Thiong’o, Wole Soyinka. Münster 2003, S. 14.
  71. J. Jahn 1975, S. 17.
  72. Bernth Lindfors: Critical Perspectives on Amos Tutuola. Washington, DC 1975, S. 41.
  73. Dazu biographische Informationen in einer Anthologie nigerianischer Literatur der 1950er bis frühen 1970er Jahre: Moderne Erzähler der Welt: Nigeria. Redaktion: Cyprian Ekwensi, Albert von Haller, Tübingen 1973.
  74. Albert S. Gérard (Hrsg.) European-language Writing in Sub-Saharan Africa. Chapter IX: Nigeria, S. 629 ff., hier: S. 728 f.
  75. The Nation (Nigeria) online. 15. April 2017.
  76. E. Bre.: John Pepper Clark: Ozidi. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon, München 1996, Bd. 4, S. 5.
  77. Wale Okediran: Atukwei Okai: Tribute to a literary generalissimo. In: guardian.ng, 26. August 2018.
  78. Alice Vincent: Kofi Awoonor, Ghanaian poet, killed in Westgate Attack. In: Telegraph.co.uk. 22. September 2013.
  79. Kurzbiographie auf der Website der University of Ibadan. (Memento vom 31. Juli 2020 im Internet Archive)
  80. Kamerun auf der Website des Goethe-Instituts.
  81. Joyce Ashuntantang: Kenjo Jumbam and the unfulfilled potential of early angelophone Cameroon writers. In: joyceash.com, 2005.
  82. E. Breitinger 1996, S. 258.
  83. Website des Kwani Trust.
  84. Simone Schlindwein: Hennen an der Macht: Afrikas Feminismus in der Krise. In: deine-korrepondentin.de, 21. September 2016.
  85. Zur südafrikanisch-indischen Literatur siehe Ronit Frenkel: Reconsiderations: South African Indian Fiction and the Making of Race in Postcolonial Culture. Unisa Press (University of South Africa) 2010, ISBN 978-1-86888-548-0.
  86. Die Metapher vom oberflächlichen Farbwechsel machte nach Einführung des Mehrparteiensystems Schule, siehe Harri Engelsund: A Democracy of Chameleons: Politics and Culture in the New Malawi. Nordic Africa Institute, 2002.
  87. Kouoh/Ehling 1997, S. 19.
  88. Birgit Koß: Drei Frauengenerationen in Afrika. In: deutschlandfunkkultur.de, 11. Februar 2014.
  89. Zur Geschichte siehe Afrikaans Literatur. (Memento vom 5. Dezember 2018 im Internet Archive). In: afrika-verlage.de. Abgerufen am 17. November 2023.
  90. Peter Blum auf stellenboschwriters.com
  91. Albert S. Gérard: Four African literatures: Xhosa, Sotho, Zulu, Amharic. University of California Press, 1971.
  92. Übersetzt nach Christopher B. Balme: Theater im postkolonialen Zeitalter: Studien zum Theatersynkretismus im englischsprachigen Raum. De Gruyther, 2013, S. 124.
  93. Deutsche Übers.: Chaka Zulu. Manesse Bibliothek der Weltliteratur. Übersetzt aus dem Sesotho, Nachwort und Anmerkungen von Peter Sulzer. Zürich 1982.
  94. Authors in Africa: Writer aims to revive Zulu literature. Abgerufen am 28. Juli 2015.
  95. Pocheza m’Madzulo: Some Chinyanja Radio Plays of Julius Chongo (with English Translations). University of Zambia Press, Öuksaka 2004.
  96. B. W. Andrzejewski, S. Pilaszewicz, W. Tyloch: Literatures in African Languages: Theoretical Issues and Sample Surveys. Cambridge University Press 1985.
  97. Friedrich Becker: Afrikanische Märchen. Fischer Taschenbuch Verlag. Frankfurt am Main 1969.
  98. Karin Barber (Hrsg.): Einleitung zu Print Culture and the First Yoruba Novel: I.B. Thomas’s ‘Life Story of Me, Segilola’ and Other Texts. Leiden 2002, S. 66 ff.
  99. Toyin Falola, Adebayo Oyebade (Hrsg.): Yoruba Fiction, Orature And Culture: Oyekan Owomoyela and African Literature & the Yoruba Experience. Perfect, 2011.
  100. Website der Columbia-Universität.
  101. Laurence Rivaillé, Pierre-Marie Decoudras: Contes et légendes touaregs du Niger. Des hommes et des djinns. Paris 2003.
  102. Es existieren zahlreiche Übersetzungen, so die der dramatisierten Version des Griots Issiaka Diakité-Kaba ins Französische und Englische: Soundjata, Le Lion: Le jour oú la parole fut libérée / Sunjata, The Lion: The day when the spoken word was set free, Denver 2010.
  103. Ibrahima Sory 2 Condé: The Emergence of N'Kophone Literature: From Poetry to the Novel. In: Mande Studies, Indiana University Press, Volume 10, 2008, S. 133–148. [DOI:10.2979/mnd.2008.a873478]
  104. Massa Makan Diabaté, Kurzbiographie auf babelio.com
  105. Thomas A. Hale: Scribe, Griot, and Novelist: Narrative Interpreters of the Songhay Empire. Followed by The Epic of Askia Mohammed Recounted by Nouhou Malio. University of Florida Press, Gainesville 1990, ISBN 0-8130-0981-2.
  106. Thomas Stolz, Dik Bakker, Rosa Salas Palomo (Hrsg.): Romanisierung in Afrika: der Einfluss des Französischen, Italienischen, Portugiesischen und Spanischen auf die indigenen Sprachen Afrikas. Brockmeyer Verlag, 2012, S. 112.
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  110. Somali Poetry – A Part of Life. In: The New African, 18. Januar 1964.
  111. Said S. Samatar: Oral Poetry and Somali Nationalism: The Case of Sayyid Mahammad ’Abdille Hasan. Cambridge 1982.
  112. Abdullahi A. Osman: Ein kleiner Mann mit großem Namen. In: talktogether.org, 38/2011.
  113. Nicolas Freund: Eingemauert in Ironie. In: sueddeutsche.de, 1. September 2017.
  114. Deutsche Ausgabe: Wir haben den räudigen Hund getötet (= Reclams Universal-Bibliothek, Band 839). Leipzig 1980.
  115. RUB: José Caveirinha: Das lyrische Werk. In: Kindlers Neues Literatur-Lexikon, München 1996, Band 4, S. 280 f.
  116. Rolf Osang: Kapverdische Inseln. Köln, 2. Aufl. 1995, S. 56 f.
  117. Osang 1995, S. 57
  118. Jelena Adel: Grüne Verflechtungen: Naturschutz und Politiken der Zugehörigkeit in Kap Verde. Münster 2017, S. 67 ff.
  119. Albert S. Gérard (Hrsg.): European-language Writing in Sub-Saharan Africa. John Benjamins Publishing, 1986, S. 417.
  120. Germano Almeida auf camoesberlin.de.
  121. Mischa G. Hendel: Äquatorialguinea. Entwicklung und Themen der spanischsprachigen Literatur Afrikas. Saarbrücken 2010.
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  123. Biographische Daten auf casafrica.es.
  124. Website des 10. (digitalen) Festivals 2020.
  125. Programm des Lagos Theatre Festival (Memento vom 25. Oktober 2018 im Internet Archive) auf britishcouncil.org.ng.
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