Akzidenzdruck

Druckaufträge geringer Auflage

Der Akzidenzdruck bezeichnet die Druckarbeit eines Satzes von in der Regel geringem Umfang.

Werbeinschaltung für die Akzidenzdruckerei F. Pleticha in Meran-Obermais im Maiser Wochenblatt vom 20. Juli 1907

Akzidenzen (Singular: die Akzidenz, von lat. accidentia, ‚Zufall‘) sind Gelegenheitsdrucksachen wie beispielsweise Prospekte, Broschüren, Flugblätter, Visitenkarten, Speisekarten, Trauer- und andere Familiendrucksachen, Eintrittskarten, Fahrpläne, Briefe, Einladungen sowie amtliche und nichtamtliche Formulare, also aus bestimmten Anlässen heraus. Ein weiteres Merkmal ist das Erscheinen außerhalb eines Verlags. Die in der Gemeinsprache „Werbebeilagen“ genannten, häufig in Zeitschriften und Zeitungen zu findenden Drucksachen nennt man in der Fachsprache auch „Akzidenzbeilagen“.

Akzidenzdrucksachen waren zunächst neben periodisch wiederkehrenden Aufträgen eine zusätzliche Erwerbsquelle für Verlags- und Zeitungsdruckereien. Mit dem wachsenden Volumen an Geschäftsdrucksachen, der technischen Entwicklung und Spezialisierung trennte sich der Akzidenzdruck vom klassischen Kerngeschäft des Buchdrucks. Akzidenzen wurden zur Zeit des Bleisatzes hauptsächlich von Akzidenzschriftsetzern mit Akzidenzschriften und nicht mit den üblichen Brotschriften gestaltet. Die Gestaltung wurde oft dem Schriftsetzer überlassen. Der Akzidenzsetzer setzte bei der Gestaltung zuerst die Hauptzeilen, zog sie dann mit Hilfe der Druckpresse ab, zerschnitt den Papierabzug und klebte die Druckzeilen auf das gewünschte Papierformat auf, um die Wirkung seines Entwurfs wirklichkeitsnah beurteilen zu können. Kleinere Textzeilen deutete der Akzidenzsetzer mit Bleistiftstrichen an. Linienführungen und Verzierungen wurden ebenfalls von ihm grob skizziert. Sollte der grafische Entwurf dem Auftraggeber („Besteller“) der Akzidenzarbeit vorgelegt werden, wurde die vom Setzer entworfene Druckvorlage von ihm genauer ausgeführt, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme verschiedener Farben.[1] Das Erlernen der Gestaltung gehörte zur Ausbildung des Schriftsetzers und war auch Bestandteil der Gesellenprüfung.

Akzidenzen werden meist im Offsetdruck erstellt, zunehmend auch im Digitaldruck. In den USA wird der Akzidenzdruck „Commercial Printing“ genannt.

Einzelnachweise

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  1. Richard L. Niel: Satztechnisches Taschen-Lexikon mit Berücksichtigung der Schriftgießerei. Zweite Auflage. Steyrermühl, Wien 1927, S. 32 ff., Stichworte: „Akzidenz“, „Akzidenzabteilung“, „Akzidenzdruckerei“, „Akzidenzentwurf“.

Literatur

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Wiktionary: Akzidenzsetzer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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