Almabtrieb

Überführung des Viehs im Herbst von den Bergweiden ins Tal

Als Almabtrieb, Alpabfahrt (alemannisch), Alpabzug (Schweiz), Viehscheid (Allgäu) oder Kiekemma (Südtirol) bezeichnet man im Alpenraum den Viehtrieb von den Bergweiden (Almen) ins Tal, wo es in den Stallungen der Bauernhöfe überwintert. Der Almabtrieb findet, abhängig vom regionalen Klima, zwischen Mitte September und Mitte Oktober statt und geht häufig mit feierlichem Brauchtum einher.

Kufsteiner Almabtrieb, 2005
Ein Kranz in Großaufnahme (Obermaiselstein 2005)
Geschmückte Kranzkuh in Sand in Taufers, 2014

Brauchtum

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Ist der Almsommer für Mensch und Tier ohne tödliche Unfälle verlaufen, werden in vielen Gegenden die Herden für den Abtrieb kunstvoll geschmückt und der Almabtrieb mit Musik- und Tanzveranstaltungen verbunden. Diese Feste bildeten früher im September oder Oktober den Abschluss des Almlebens. Für den Kopfschmuck der Tiere wird traditionell der Almrausch (Alpenrose) oder Latschenkiefer verwendet sowie die Silberdistel und Seidenblumen. Eine besondere Rolle spielt dabei die Kranzkuh, die traditionell die Herde auf ihrem Weg in die heimischen Ställe anführt. Sie erhält einen ungewöhnlich großen Kopfschmuck, der aufwändig aus Zweigen, Blumen, Gräsern und Bändern in Form einer Krone geflochten wird. Meist zeigt der Kranz ein Kreuz, womit um den Schutz des Himmels gefleht wird, sowie Spiegel und Glocken zur Abwehr böser Geister. Im Liechtensteiner Oberland werden die besten Milchkühe traditionell zusätzlich mit hölzernen Alpabfahrtsherzen geschmückt, die später an die Außenwände der Viehställe genagelt werden.

Heute ist dieser Brauch vielerorts zu einer mit Spezialitäten (Almanudeln) gefeierten Touristenattraktion geworden. Im Frühsommer, meist um Pfingsten, erfolgt der anschließende Auftrieb, jedoch meist (Österreich und Deutschland) ohne besondere Veranstaltungen. Im Frühherbst wird auf Gemeinschaftsalmen nach dem Almabtrieb im Tal insbesondere im Allgäu der sogenannte Viehscheid vorgenommen, bei dem die Tiere wieder ihren Besitzern zugeführt werden. Meist sprechen die Einheimischen jedoch einfach vom Scheid. Auch in anderen Ortschaften gibt es regionale Unterschiede. Im Schnalstal schließt sich traditionell die Schur der im Dorf angekommenen Schafe (Schafsschoad) an.[1] Oft wird die Heimkehr der Tiere mit weiteren Festakten wie Musikgruppen und Schuhplattlern zelebriert.[2] Dalhausen in Ostwestfalen hat den Brauch adaptiert und spricht von der nördlichsten Veranstaltung Deutschlands.[3]

Ungefähr seit der Jahrtausendwende wird auch außerhalb des Alpenraums der Almabtrieb, dann als Weideabtrieb bezeichnet, im Rahmen eines Volksfestes gefeiert. Beispiele dafür sind Ginolfs in der bayrischen Rhön[4] oder Simmershausen in Osthessen[5]. Die Veranstaltungen haben dabei mehrere Tausend Besucher.

Literatur

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  • Gerald Unterberger: Die mit den Rindern gehen. Die herbstliche Prozession des Almabtriebes und ein besonderer Schmucktyp des Leitrindes. Die „Stierfurkel“ – ein kosmologisches Symbol mit westafrikanischen Parallelen? In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Band 142, Wien 2012.

Siehe auch

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Wiktionary: Almabtrieb – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Almabtrieb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Transhumanz: Die Rückkehr der Schafe auf merano-suedtirol.it, abgerufen am 7. Oktober 2022.
  2. Almabtrieb: Regionale Unterschiede. Abgerufen am 18. Juni 2019.
  3. Sabine Robrecht: Meckern bei Musik und Glockenklang auf westfalen-blatt.de vom 7. Oktober 2017.
  4. Stefan Krug: Großes Spektakel: 4000 Besucher beim Weideabtrieb in Ginolfs. In: Osthessen-Zeitung, 20. Oktober 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024.
  5. Andreas Schellenberg: 27. Viehabtrieb in Simmershausen – 5000 Besucher im Dörfchen. In: Osthessen-Zeitung, 25. September 2023, abgerufen am 22. Oktober 2024.
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