Alois Mertes

deutscher Politiker (CDU)

Alois Mertes (* 29. Oktober 1921 in Gerolstein; † 16. Juni 1985 in Bonn) war ein deutscher Diplomat, Politiker (CDU) und von 1982 bis zu seinem Tode Staatsminister im Auswärtigen Amt.

Alois Mertes, 1983
Das Grab von Alois Mertes auf dem Rüngsdorfer Friedhof in Bonn

Leben und Beruf

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Mertes wurde als fünftes Kind der Eheleute Michael Mertes und Anna Mertes geb. Feldges geboren. Nach dem Abitur 1940 am Regino-Gymnasium in Prüm nahm Mertes als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft absolvierte Mertes ein Studium der Rechtswissenschaft, Geschichte und Romanistik an den Universitäten in Bonn und Paris. 1948 schloss er sein Studium mit dem Staatsexamen in Geschichte und Französisch ab und promovierte 1951 an der Universität Bonn mit der Arbeit Frankreichs Stellungnahme zur deutschen Revolution im Jahre 1848 zum Dr. phil.

1952 trat Mertes in den auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein, für den er am Generalkonsulat in Marseille und an den Botschaften Paris (1958–1963) und Moskau (1963–1966) tätig war. Einen dienstlichen Studienaufenthalt 1968/69 an dem von Henry Kissinger geleiteten Center for International Affairs der Harvard University schloss er mit der Studie Reflections on Détente: Russia, Germany, and the West[1] ab. Nach seiner Rückkehr nach Bonn übernahm er im Auswärtigen Amt die Leitung des Referats Europäische Sicherheit und regionale Abrüstung.

Von 1969 bis 1971 war er Vorsitzender des katholischen Bundes Neudeutschland.[2]

Von 1969 bis 1972 nahm er einen Lehrauftrag für politische Wissenschaft an der Universität zu Köln wahr.

Mertes starb im Juni 1985 vier Tage nach einem schweren Schlaganfall, den er während einer Podiumsdiskussion erlitten hatte.[3][4]

Alois Mertes war seit 1951 mit Hiltrud Mertes geb. Becker verheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter Michael Mertes und der Jesuit Klaus Mertes.

Nach Mertes’ Tod schrieb Heinrich Böll an seine Witwe Hiltrud, ihr Mann sei „einer der wenigen, wenn nicht der einzige Politiker seiner Partei [gewesen], mit dem ich reden konnte und noch hätte reden können“[5]. Über Mertes bemerkte Hans-Dietrich Genscher in seinen Memoiren unter anderem: „Sein Tod hatte mich besonders getroffen, und die Erinnerung an diesen weltläufigen, kenntnisreichen und aufrichtigen Mann, der fest in seinem Glauben, seiner Familie und seiner Heimat verwurzelt war, wird immer von höchster Wertschätzung und menschlicher Verbundenheit gekennzeichnet sein.“[6]

 
Gedenktafel zu Ehren Mertes in seiner Geburtsstadt Gerolstein.

In einer Serie von acht „Alois Mertes Memorial Lectures“ (1991–1999) ließ das Deutsche Historische Institut Washington Mertes’ vielfältige konzeptionelle Beiträge zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik durch namhafte Geschichts-, Politik- und Geisteswissenschaftler würdigen.[7]

Seit 1961 war Mertes Mitglied der CDU.

Abgeordneter

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Von 1972 bis zu seinem Tode war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier war er von 1980 bis 1982 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Außenpolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Alois Mertes ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Bitburg in den Bundestag eingezogen.

Öffentliche Ämter

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1972 war Mertes Staatssekretär und Bevollmächtigter des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund.

Am 4. Oktober 1982 wurde er als Staatsminister im Auswärtigen Amt in die von Bundeskanzler Helmut Kohl geführte Bundesregierung berufen. Mertes verstarb im Amt.

Kabinette

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Veröffentlichungen (Auswahl)

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Eigene Publikationen

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  • Die Union und Polen. In: Gerhard Mayer-Vorfelder und Hubertus Zuber (Hrsg.): Union alternativ. Seewald Verlag, Stuttgart 1976, ISBN 3-512-00423-7
  • Sowjetische Kriterien der Sicherheit und Rüstungskontrolle – Konzeptionelle Gegensätze und Unterschiede zum Westen. In: Erhard Forndran und Paul J. Friedrich: Rüstungskontrolle und Sicherheit in Europa. Europa Union Verlag, Bonn 1979, ISBN 3-7713-0113-0
  • Abschreckung sichtbar machen. In: Josef Joffe (Hrsg.): Friede ohne Waffen? Der Streit um die Nachrüstung. Wilhelm Heyne Verlag, München 1981, ISBN 3-453-01524-X
  • Der Heilige Doktor von Moskau Friedrich Joseph Haass. In: Drei Deutsche in Russland. OstermannCancrinHaass (zus. mit Hans Dietrich Mittorp und Dieter Wellenkamp). Turris-Verlag, Darmstadt 1983, ISBN 3-87830-016-6
  • Agostino Casaroli – Zeuge des Friedensauftrags der Kirche. In: Herbert Schambeck (Hrsg.): Pro Fide et Iustitia. Festschrift für Agostino Kardinal Casaroli zum 70. Geburtstag. Duncker & Humblot, Berlin 1984, ISBN 3-428-05678-7
  • Europe’s Role in Central America: A West German Christian Democratic View. In: Andrew J. Pierre (Hrsg.): Third World Instability. Central America as a European-American Issue. Council on Foreign Relations Books, New York 1985, ISBN 0-87609-005-6
  • Nuclear Weapons and the Preservation of Peace (zus. mit Karl Kaiser, Georg Leber und Franz-Josef Schulze). In: William P. Bundy (Hrsg.): The Nuclear Controversy. New American Library, New York 1985, ISBN 0-452-00736-4

Über Alois Mertes

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Commons: Alois Mertes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Die deutsche Übersetzung erschien posthum in: Günter Buchstab: Alois Mertes – Der Primat des Politischen, Düsseldorf 1994, S. 1–61.
  2. Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949–2002. K. G. Saur Verlag, München 2002, S. 558.
  3. AP: Alois Mertes Is Dead at 63; Bonn Foreign Ministry Aide, New York Times, 18. Juni 1985
  4. Georg Schneider: Alois Mertes, Konrad-Adenauer-Stiftung, o. D.
  5. Zit.n. Jürgen Aretz: Das Ethische in der Politik. Erinnerung an Alois Mertes, in: Die Politische Meinung Nr. 386/02, S. 92.
  6. Hans-Dietrich Genscher: Erinnerungen. Wolf Jobst Siedler Verlag, Berlin 1995/1999, ISBN 3-88680-680-4, S. 1022f.
  7. Siehe German Historical Institute Washington DC (Hrsg.): Occasional Papers Nr. 3 (Michael Wolffsohn, 1990), 5 (Clayton M. Clemens, 1992), 10 (Ludger Kühnhardt, 1993), 11 (Jeffrey Herf, 1994), 14 (Wolfgang Krieger, 1995), 16 (Melvyn P. Leffler, 1996), 21 (Michael Zöller, 1998), 23 (Sander L. Gilman, 1999).
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