Aloys Henhöfer

deutscher Theologe

Aloys Henhöfer (* 11. Juli 1789 in Völkersbach bei Ettlingen; † 5. Dezember 1862 in Spöck) war ein deutscher Theologe der Erweckungsbewegung.

Aloys Henhöfer

Aloys Henhöfer entstammte als viertes Kind einer katholischen Bauernfamilie in der Markgrafschaft Baden. Er besuchte ab 1802 das Gymnasium in Rastatt und studierte ab 1811 an der Universität Freiburg im Breisgau. 1814 kam er an das Priesterseminar nach Meersburg, wo er 1815 zum katholischen Priester geweiht wurde. Als Hauslehrer kam er zu Reichsfreiherr Julius von Gemmingen-Steinegg (1774–1842) auf Schloss Steinegg bei Mühlhausen an der Würm, wo er 1818 nach dem Tode des Ortspfarrers auch die Pfarrstelle erhielt.

Im armen Mühlhausen waren Schmuggel und Jagdfrevel an der Tagesordnung, außerdem zeigte die Jugend Ansätze von Verwahrlosung. Henhöfer predigte das „reine Evangelium“ über die Konfessionsgrenzen hinweg und zog sowohl katholische als auch evangelische Gläubige zu seinen Predigten an. 1819 nahm er Kontakte zur pietistischen Brüdergemeinde Korntal auf, musste sich im selben Jahr jedoch erstmals vor dem bischöflichen Vikariat in Bruchsal wegen seiner Predigtinhalte verantworten. Er löste sich zusehends von der katholischen Kirche, so dass er 1822 schließlich vom Amt suspendiert, in Bruchsal festgesetzt und mit 80 Anklagepunkten konfrontiert wurde. Nachdem er dem Vikariat eine Schrift mit seinen Ansichten zur Heiligen Schrift vorgelegt hatte, wurde er noch im Jahr 1822 aus der katholischen Kirche ausgeschlossen.[1]

Im Jahr 1823 trat Henhöfer schließlich zum Protestantismus über. Ihm folgten 44 Familien mit insgesamt 220 Personen aus seiner früheren Gemeinde in Mühlhausen, inklusive der Freiherren von Gemmingen-Steinegg. Julius von Gemmingen-Steinegg ließ 1830 in Mühlhausen eine evangelische Kirche erbauen und eine evangelische Schule mit Lehrer- und Pfarrerwohnung einrichten. Henhöfer blieb jedoch auf Bestreben der katholischen Kirchenleitung eine Stellung als evangelischer Pfarrer in Mühlhausen verwehrt. Vielmehr wurde er nach Graben bei Karlsruhe versetzt.[2]

Nach einer Predigt in der Schlosskirche in Karlsruhe 1827 wurde er in die Pfarrei nach Spöck und Staffort, den Grenzdörfern zum katholischen Bischofssitz Bruchsal versetzt, wo er bis zu seinem Tode 1862 wirkte. Ab 1830 kämpfte er dort für die Augsburgische Konfession und gegen die Einführung eines rationalistischen Katechismus. Zu den Vikaren, die Henhöfer in Spöck ausbildete, gehörte der spätere Hofprediger Emil Frommel.

Auch dort zog sein Ruf als Prediger Menschen aus weitem Umkreis an, wenngleich er als Endzeitprediger und „Separatistenführer der Bekenntnistreuen“ den Katechismusstreit mit der Landeskirche anführte, verstand er es trotzdem, die Erweckungsbewegung unter dem Schirm der Kirchenorganisation zu halten. Sein strenges Verhalten gegenüber der Ortsbevölkerung ist beispielsweise durch ein von ihm erwirktes 32-jähriges Verbot von dörflichen Tanzveranstaltungen in Protokollen der Gemeinde Staffort belegt.

 
Grabstätte Henhöfers in Spöck:
Hier ruht / Aloys Henhöfer / Doctor der Theologie, / Pfarrer zu Spöck und Staffort / während 35 Jahren. / geb zu Völkersbach den 11. Juli 1789, / gest dahier den 5. December 1862.

Unter Henhöfers Mitwirkung sollen ab 1848 mehrere Waisen- und Rettungshäuser, darunter die Hardtstiftung, sowie zwei Diakonissenhäuser in Karlsruhe und Nonnenweier entstanden sein. Im Jahre 1849 entstand der Evangelische Verein für Innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses („AB-Verein“). Im Jahr 1856 wurde Henhöfer von der theologischen Fakultät der Universität Heidelberg als „aufrichtiger Bekenner und Verkünder der christlichen Frömmigkeit“ zum Ehrendoktor ernannt.

Henhöfer heiratete 1828 Luise Daler aus Durlach. Er verstarb 1862 an den Folgen einer Lungenentzündung und wurde in Spöck bestattet.

Ehrungen und Aloys Henhöfer als Namensgeber

Bearbeiten

Die Evangelische Kirche in Deutschland erinnert mit einem Gedenktag im Evangelischen Namenkalender am 5. Dezember an Aloys Henhöfer.[3]

Die Aloys-Henhöfer-Schule in Pfinztal-Kleinsteinbach trägt den Namen des Theologen.[4]

In Graben-Neudorf heißt das evangelische Gemeindehaus „Henhöfer-Haus“ als Erinnerung daran, dass Henhöfer dort fast 4 Jahre lang Pfarrer war.[5][2]

Die Evangelische Landeskirche in Baden veranstaltete jährlich den „Henhöfertag“ als Impulstag für Gemeinde und Glauben (bis 2012).[6]

Ein christliches Freizeitheim in Bad Herrenalb-Neusatz trägt den Namen „Henhöferheim“.[7]

In Spöck ist die Henhöferstraße nach ihm benannt.

Schriften (Ausgaben)

Bearbeiten
  • Christliches Glaubensbekenntnis des Pfarrers Henhöfer von Mühlhausen, hrsg. von Friedrich Hauß. Verlag der Schriftenmission des Freundeskreises der Volksmission der Evang. Landeskirche in Baden e. V., Karlsruhe 1969. Digitalisat (2., unveränd. Aufl., verm. mit einer geschichtl. Rechtfertigung der Rückkehr zur evang. Kirche. Winter, Heidelberg 1824)
  • Der Heilsweg. Predigten, hrsg. von Friedrich Hauß. Verlag der Schriftenmission des Volksmissionarischen Amtes der Evang. Landeskirche in Baden, Karlsruhe 1962
  • Wer sich kennt: kennt die ganze Welt und hat den Schlüssel zu aller Menschen Herzen. Furche-Verlag, Berlin 1939

Literatur

Bearbeiten
  • Friedrich Wilhelm BautzHenhöfer, Aloysius. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 715–717.
  • Gustav Adolf Benrath: Aloys Henhöfer (1789–1862). In: Pfarramtskalender 39 (1989). Verband der Vereine evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland e. V., Neustadt an der Aisch 1989, S. 7–22 (wissenschaftlicher Beitrag).
  • Gustav Adolf Benrath: Aloys Henhöfer und die Erweckung in Baden. In: Gerhard Schwinge (Hrsg.): Die Erweckung in Baden im 19. Jahrhundert. Vorträge und Aufsätze aus dem Henhöfer-Jahr 1989 (= Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden. Band 42). Evangelischer Presseverband für Baden, Karlsruhe 1990, ISBN 978-3-87210-327-7, S. 11–24.
  • Reinhard Berggötz: Vom Evangelium ergriffen. Erweckung als Herausforderung. Verlag der St.-Johannis-Druckerei C. Schweickhardt, Lahr-Dinglingen 1989
  • Erich BeyreutherHenhöfer, Aloysius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 523 f. (Digitalisat).
  • Emil Frommel: Alois Henhöfer. Ein süddeutsches Pfarroriginal. Verlag der St.-Johannis-Druckerei C. Schweickhardt, Lahr-Dinglingen 1953 (kleines wissenschaftliches Werk)
  • Emil Frommel: Aus dem Leben des Dr. Aloys Henhöfer, weiland römischen Priesters, späteren evangelischen Pfarrers zu Spöck und Stafforth, Verlag von Friedrich Gutsch, Karlsruhe 1865
  • Ulrich Gäbler: „Auferstehungszeit“. Erweckungsprediger des 19. Jahrhunderts. Sechs Porträts. C. H. Beck, München 1991, ISBN 3-406-35157-3
  • Eckhard Hagedorn: Erweckung und Konversion. Der Weg des katholischen Priesters Aloys Henhöfer (1789–1862) in die evangelische Kirche. Brunnen-Verlag, Gießen 1993 (umfangreiche Dissertation und wichtiges wissenschaftliches Werk)
  • Eckhard Hagedorn: Aloys Henhöfer. Katholischer Priester und evangelischer Erweckungsprediger 1789-1862. In: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, Bd. 19 (1998), S. 177–203.
  • Werner Hauser: Aloys Henhöfer (1789–1862) – Erweckung und Erneuerung der Kirche. Verlag der Johannis Druckerei, Lahr-Dinglingen 2000
  • Friedrich Hauß: Die uns das Wort Gottes gesagt haben. Hänssler-Verlag, Neuhausen bei Stuttgart 1978, S. 88–133
  • Friedrich Hauß: Henhöfer und seine Freunde. Die Väter der kirchlichen Erweckung in Baden. Verlag der Schriftenmission des Volksmissionarischen Amtes der Evang. Landeskirche in Baden, Karlsruhe 1962
  • Friedrich Hauß: Väter des Glaubens – Lebensbilder von Johann Albrecht Bengel, Ludwig Hofacker, Aloys Henhöfer, Elias Schrenk und anderen, Hänssler Verlag, Neuhausen 1992, ISBN 978-3-7751-1836-1.
  • Wilhelm Heinsius: Aloys Henhöfer und seine Zeit. Nach den Urkunden dargestellt. Verlag des Evangelischen Schriftenvereins, Karlsruhe 1925 (älteres wissenschaftliches Werk)
  • Karl Friedrich Ledderhose: Henhöfer, Aloysius. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 747–749.
  • Markus Mall: Alois Henhöfer und die badische Erweckungsbewegung in Bildatlas zur badischen Kirchengeschichte 1800–2021, Verlag Regionalkultur Ubstadt ISBN 978-3-95505-260-7
  • Manfred G. Raupp: Die Stafforter Geschlechter 1669-1975; Sippenbuch, Manuskript hinterlegt im Stafforter Bürgerbüro und in der Evangelischen Kirchengemeinde Staffort; und Ortsfamilienbuch Staffort, Herausgeber: Stadt Stutensee, Verlag Gesowip Basel 2010, ISBN 978-3-906129-64-8
  • Gerhard Schwinge (Hrsg.): Die Erweckung in Baden im 19. Jahrhundert. Vorträge und Aufsätze aus dem Henhöfer-Jahr 1989. Verlag Evangelischer Presseverband für Baden, Karlsruhe 1990 (wissenschaftliches Werk)
  • Gerhard Schwinge [Katalog]: Aloys Henhöfer (1789–1862) und die badische Erweckungsbewegung, [eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Landeskirche in Baden/Landeskirchlichen Bibliothek Karlsruhe], hrsg. von der Badischen Landesbibliothek, Karlsruhe: Badische Landesbibliothek, 1989, 88 S.
Bearbeiten
  1. Gerhard Ruhbach: Henhöfer, Aloys. (1789–1862). In: Helmut Burkhardt und Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Band 2. R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1993, ISBN 3-417-24642-3, S. 894.
  2. a b 700 Jahre Graben. Graben-Neudorf, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. April 2012; abgerufen am 24. Februar 2013.
  3. Frieder Schulz: Das Gedächtnis der Zeugen – Vorgeschichte, Gestaltung und Bedeutung des Evangelischen Namenkalenders, Göttingen 1975, S. 104.
  4. Seite der Aloys-Henhöfer-Schule
  5. Evangelische Kirchengemeinde Graben-Neudorf. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Januar 2013; abgerufen am 24. Februar 2013.
  6. Evangelische Landeskirche in Baden: Innovationstag. In: ekiba.de. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  7. Henhoeferheim
  NODES
innovation 1