Alraune (1918)

Film von Michael Curtiz (1918)

Alraune (1918) ist ein ungarischer Stummfilm, den die beiden ungarischen Regisseure Mihály Kertész (der sich später in Michael Curtiz umbenannte) und Ödön Fritz[1] 1918 für die Budapester Filmgesellschaft Phoenix[2] realisierten. Vorlage für das „phantastische Drama in 5 Akten“ (ungarisch: fantasztikus dráma öt felvonásban) war der 1911 erschienene Roman Alraune. Die Geschichte eines lebenden Wesens des deutschen Schriftstellers Hanns Heinz Ewers.

Film
Titel Alraune
Produktionsland Ungarn
Originalsprache Zwischentitel in Ungarisch [magyar nyelv]
Erscheinungsjahr 1918
Länge 5 Akte, 1925 Meter, bei 22 BpS rd. 80 Minuten
Stab
Regie Mihály Kertész [inzwischen bekannt als Michael Curtiz], Ödön Fritz (Edmund Fritz)
Drehbuch Richárd Falk nach dem Roman von Hanns Heinz Ewers
Produktion Sándor Klein für Phoenix Film Budapest
Besetzung

sowie Violette Szlatényi, Jenő Törzs, Boleszlav Szobierski, Daniel Viktor und ein amerikanisches Tanzpaar (amerikai táncospár)

Handlung

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Ein skrupellos ehrgeiziger Gelehrter erzeugt aus einer Mandragora-Wurzel, mit der er gewaltsam eine Frau künstlich befruchtet, ein Kind, das zwar äußerlich schön ist, jedoch einen dämonischen Charakter zeigt. Zu einer jungen Frau herangewachsen, wird es zuerst ihm und dann allen Männern, die es begehren, zum Verhängnis.

Hintergrund

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Der Film war eine Produktion der Phoenix Film Budapest, der Produzent war Sándor Klein[3]. Gedreht wurde in den Studios der Hunnia Filmvallalat (Filmfabrik Hunnia). Die Kopien erstellten die „Hungaria“-Filmwerke.[4] Frank Brauns Heimkehrszene wurde auf der Budaer Seite der Donau im Eisenbahn-Coupé aufgenommen. Auf einem zeitgenössischen deutschen Plakat[5] aus dem Atelier Theo Matejko wird der Film als „Einziges authentisches Originalfilmwerk nach Hanns Heinz Ewers“ bezeichnet. Das Drehbuch nach der literarischen Vorlage verfasste Richárd Falk.[6]

Unklarheit besteht derzeit über die Darstellerin der Titelrolle. Bei Hangosfilm[7], IMDb, filmportal.de und kino-tv wird Rózsi Szöllősi, bei Blogger „Doctor Kiss“ und bei cinemedioevo.net[8] aber Margit Lux angegeben, welche zur selben Zeit auch in dem ungarischen Horrorstreifen Drakula halála (Draculas Tod) mitwirkte.[9] GECD nennt als Regisseur Eugen Illés, was wahrscheinlich auf Verwechslung mit dessen “Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne” zurückzuführen ist; zwischen beiden Filmen wird mehrfach hin- und herverwiesen.[10] Auch filmportal.de gibt als Regisseur, wenngleich mit Fragezeichen, neben Edmund Fritz noch Illés an.

In einer Vorpremiere wurde der Film am 10. Dezember 1918 in Budapest im Kino Mozgókép Otthon gezeigt, die eigentliche Erstaufführung fand ebenda am 17. Januar 1919 statt[11] In Deutschland wurde „Alraune“ am 17. April 1919 im repräsentativen Großkino Marmorhaus zu Berlin[12] uraufgeführt. Das Kinoplakat zur Première schuf der Graphikkünstler Josef Fenneker.[13] Die Polizei in Berlin verhängte über „Alraune“ unter der Zensur-Nr. 42 789 ein Jugendverbot.[14]

Der Film gilt heute als verschollen.

Rezeption

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Der Film wurde besprochen

  • in der ungarischen Zeitschrift Mozihét (“Kino-Woche”) No. 18, 1922 (Artikel von Lajos Pánczél: Die Kuriositäten externer Filme)
  • Lajos Pánczél: Pereg a film (deutsch: Der Film rollt). Budapest, um 1920 [1923 ?], S. 113–114.
  • im “Kinematograph” No. 627, 1919.

Herbert Birett führt ihn in seinem „Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme“ unter München No. 274 (1919) und No. 451 (1919), Gerhard Lamprecht in Band 9 von „Deutsche Stummfilme“ als No. 7.[15]

Ewers’ Roman wurde mehrfach als Vorlage zu Filmen herangezogen. Zwei weitere stumme Bearbeitungen gab es 1918 in Deutschland von Eugen Illés und von Joseph Klein.[16] 1927 drehte Henrik Galeen eine weitere stumme Alraune-Version, 1930 schuf Richard Oswald eine erste Tonfilmfassung. In beiden spielte Brigitte Helm die Titelrolle. 1952 griff Arthur Maria Rabenalt auf den Stoff zurück. Hier war Hildegard Knef die Alraune, Erich von Stroheim gab den frevlerischen Wissenschaftler. 2010 realisierte Tripp Reed mit Max Martini und Betsy Russell einen Horrorfilm mit dem deutschen Verleihtitel Alraune – Die Wurzel des Grauens (Mandrake), der jedoch auf einer Story von William B. Steakley basiert und nichts mit dem Roman von Hanns Heinz Ewers zu tun hat.

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Plakat von C. Eisen

Zwei Kinoplakate von C. Eisen:

  • Kinoplakat der Neutral-Film „Alraune. Weltfilm in 6 Abteilungen“ im Verleih der „Monopol Filmvertrieb A.Flügel“, Entwurf von C. Eisen, Druck: E. Ehret, Freiburg [Motiv: Schwarz-grünes Ungeheuer], bei 1stdibs.com (aufgerufen am 7. Mai 2020)
  • Kinoplakat der Neutral-Film „Alraune. Weltfilm in 6 Abteilungen“ im Verleih der „Monopol Filmvertrieb A.Flügel“, Entwurf von C. Eisen, Druck: E. Ehret, Freiburg [Motiv: Frau mit Krake], bei numisbids.com (aufgerufen am 7. Mai 2020)

Artikel:

  • Alraune bei Hunhorror (ungarisch)
  • Alraune bei Hangosfilm (ungarisch)
  • Alraune bei kinotv.com (zeigt 2 Standbilder aus dem Film (das dritte gehört zu „Alraune, die Henkerstochter, genannt die rote Hanne“ !) und das Plakat des Kinos Mozgókép Otthon mit der Titelzeile világhirü regénye filmen (deutsch: Weltberühmter Roman im Film))
  • Alraune im Classic horrorfilm board bei tapatalk.com
  • Alraune bei cinemedioevo.net (ottobre 2004)

Literatur

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  • Rolf Aurich, Wolfgang Jacobsen, Gabriele Jatho (Hrsg.): Künstliche Menschen – Manische Maschinen – Kontrollierte Körper. Jovis, Berlin 2000, ISBN 3-931321-41-X. (Anlässlich der Berlinale-Retrospektive 2000 von Filmmuseum Berlin – Deutsche Kinemathek und Internationale Filmfestspiele Berlin).
  • Herbert Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme: Entscheidungen d. Filmzensur 1911–1920; Berlin, Hamburg, München, Stuttgart. Verlag de Gruyter Saur, München 1980, ISBN 3-11-130131-1.
  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Eine Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970, DNB 456121080.
  • Olaf Brill: Expressionism in the Cinema. Traditions in World Cinema. Edinburgh University Press, 2016, ISBN 978-1-4744-0326-9, S. 191.
  • Reinhold Keiner: Hanns Heinz Ewers und der Phantastische Film (= Studien zur Filmgeschichte. 4). Olms-Verlag, Hildesheim 1988, ISBN 3-487-09050-3.
  • Paul Meehan: Tech-Noir: The Fusion of Science Fiction and Film Noir. Verlag McFarland, 2015, ISBN 978-1-4766-0973-7, S. 23, 50 u. 91.
  • Karin Ploog: Als die Noten laufen lernten... Teil 2: Geschichte und Geschichten der U-Musik bis 1945 Komponisten – Librettisten – Texter. Ausgabe 6, Verlag BoD – Books on Demand, 2016, ISBN 978-3-7386-7287-9.
  • Alan K. Rode: Michael Curtiz: A Life in Film. Screen Classics, University Press of Kentucky, 2017, ISBN 978-0-8131-7397-9, S. 557.

Einzelnachweise

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  1. Verbirgt sich dahinter, wie bei IMDb et al. angegeben, der ungarischstämmige (?) österreichische Varietékünstler und spätere Musikmanager Edmund Fritz, der Gründer und Klavierbegleiter der Damen-Vokalgruppe Singing Babies, die international als The Viennese Singing Sisters bekannt wurde, obwohl es sich dabei nicht um Geschwister handelte? Sie trat auch in Tonfilmen auf; Blogger „Doctor Kiss“ dagegen bestreitet („is almost certainly not“) die Identität von Ödön Fritz/Edmund Fritz mit dem „deutschen Radiostar der 1930er Jahre“.
  2. Vergleiche Janne Wass (November 27, 2018) bei scifist.net, hier auch Photos von Rózsi Szöllősi nebst einem zeitgenössischen Plakat des Budapester Lichtspieltheaters Mozgókép Otthon (deutsch: „Kino daheim“). Blogger „Doctor Kiss“ dagegen macht bei Classic Horrorfilm Board (May 22, 2008) geltend, Margit Lux habe die Alraune gespielt, und bildet dazu die gleichen lobby cards ab.
  3. Vergleiche Filmografia bei Hangosfilm
  4. Hungaria filmgyár 1918, vergleiche Hunhorror; dort auch Standphotos (Hangosfilm.hu)
  5. Kinoplakat zu „Alraune“ 1919
  6. Zu ihm vergleiche Ploog Teil 2, S. 212: „Falk, Richard, geb. 29. April 1879 in Moringen/Kr. Northeim, arbeitete als Kapellmeister u. Komponist, lebte noch 1940 in Berlin.“ Identisch mit dem Drehbuchautor ?
  7. ALRAUNE. Hangosfilm, abgerufen am 18. Februar 2019 (ungarisch).
  8. Alraune. cinemedioevo.net, abgerufen am 18. Februar 2019 (italienisch).
  9. Gilt als der erste „Dracula“ der Filmgeschichte. Auf einem Standbild mit Paul Askonas und Margit Lux ist das Jahr 1921 zu lesen; vergleiche Abbildung (Wikimedia Commons) bzw. deren Quelle Lajthay Károly: Drakula halála (1921) (ungarisch).
  10. Laut Blogger „Doctor Kiss“ wurde der Film im Januar 1919 nämlich auch mit gekürzten Titel als “Alraune” gezeigt (was in der Folge für mancherlei Verwirrung sorgte) und im September 1921 unter diesem erneut verliehen; auch der Film selbst wurde gekürzt, und zwar um 114 Meter, die der Schere der inzwischen wieder eingeführten Reichsfilmzensur zum Opfer fielen.
  11. Vergleiche Angaben bei Hangosfilm und bei IMDb releaseinfo: „Januar 1919“.
  12. Vergleiche GECD #17350
  13. Kinoplakat von Josef Fenneker zur Premiere im „Marmorhaus“ 1919.
  14. Vergleiche GECD #17350
  15. Diese Angaben nach GECD #17350.
  16. Letzterer fraglich, vergleiche „Doctor Kiss“ in Classic Horrorfilm Board bei tapatalk.com
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