Alstom Citadis
Citadis ist der Name einer Familie von niederflurigen Straßenbahnfahrzeugen des französischen Schienenfahrzeugherstellers Alstom in Aluminium-Bauweise. Die Zweisystemstadtbahnwagen RegioCitadis und Citadis Dualis haben ähnliche Namen, sind jedoch technisch eigenständige Fahrzeuge. Die Fahrzeuge sind vor allem in Frankreich weit verbreitet und nehmen dort eine Quasi-Monopolstellung ein. Aber auch im übrigen Westeuropa sowie in Nordafrika, Südamerika sowie in Melbourne stehen die Fahrzeuge im Einsatz.
Das erste Fahrzeug wurde 1997 für die Straßenbahn Montpellier bestellt, 2007 wurde das 1000. Fahrzeug an die Straßenbahn Lyon ausgeliefert.[1] Das 1500. Fahrzeug wurde auf der Linie 7 der Pariser Straßenbahn am 16. November 2013 in Betrieb genommen.[2] Nach einer Pressemitteilung von Alstom wurden bis März 2020 mehr als 2600 Citadis-Straßenbahnen an über 50 Städte in 20 Ländern verkauft.[3]
Konzept
BearbeitenEin modulares Design erlaubt es, die niederflurigen Gelenktriebwagen in unterschiedlichen Längen nach Anforderungen des Betreibers zu konfigurieren. Dabei werden standardisierte technische Komponenten eingesetzt, während das Design – insbesondere des Kopfmoduls – und die Innengestaltung der Fahrzeuge nach den Vorgaben des Kunden erfolgt, sodass jeder Betrieb über ein individuelles Design verfügen kann.
Dieses individuelle Design der Kopfform wurde in vielen Städten genutzt, um einen Bezug zur Stadt herzustellen und der Straßenbahn die Identität der Stadt zu verleihen. Beispielsweise wurde die Front der Fahrzeuge in Lyon einer Seidenraupe nachempfunden, da die Seidenverarbeitung enorme Bedeutung für die Stadt hatte. In Reims wurden die Garnituren in Anlehnung an ein Champagnerglas gestaltet, da Reims wichtigstes Herstellungszentrum für Champagner ist. Andere Städte haben sich von dort ansässigen Designern und Firmen die Fahrzeuge gestalten lassen, wie beispielsweise Toulouse vom Flugzeughersteller Airbus.
Die Citadis sind konstruktiv Zweirichtungsfahrzeuge. Sie sind jedoch auch als Einrichtungswagen lieferbar. In dieser Form wurden sie von der Straßenbahn Rotterdam beschafft. In einigen Betrieben wie Casablanca oder Rabat-Salé sind sie als unechte Zweirichtungswagen mit nur einem Führerstand, aber Türen an beiden Seiten und mit den führerstandslosen Wagenenden gekuppelt in Doppeltraktion im Einsatz.
Typen
BearbeitenAls erste Citadis-Typen wurden im Dezember 1995 die Varianten 301, 202 und 302 vorgestellt.[4] In diesem ursprünglichen Bezeichnungssystem stand die erste Ziffer für die ungefähre Länge des Fahrzeugs, die 2 für etwa 20 Meter oder zwei Laufwerke und die 3 für etwa 30 Meter oder drei Laufwerke. Dies setzte sich später für längere Varianten entsprechend fort. Die beiden folgenden Ziffern gaben das Fahrzeugkonzept an, 01 für zu ungefähr 70 % niederflurige Gelenkwagen mit aufgesattelten Endwagen, 02 für vollständig niederflurige Multigelenkwagen.[5] 1999 fasste Alstom diese Typen jedoch neu als Citadis 300 zusammen. Darüber hinaus wurden auch ursprünglich nicht von Alstom entwickelte Fahrzeuge unter gleichem Namen vermarktet, der Typ 116N von Konstal als Citadis 100 und der NGT8D von Linke-Hofmann-Busch als Citadis 200. Weiterhin war ein Zweisystemfahrzeugtyp für Verknüpfungen zwischen Straßenbahn und Eisenbahn unter dem Namen Citadis 500 geplant.[6] Später wurde jedoch das ursprüngliche System bis zum Citadis X05 fortgesetzt, während einige Typen andersartige Bezeichnungen wie RegioCitadis oder Citadis Spirit erhielten.
Unter der Bezeichnung Citadis laufen folgende Fahrzeugserien, die nicht ursprünglich andere Bezeichnungen hatten oder Zweisystemfahrzeuge sind.
Typ | Beschreibung | Länge | Masse | Niederfluranteil | Einsatzorte |
---|---|---|---|---|---|
202 | dreiteilig | 23 m | 100 % | Melbourne | |
301 | dreiteilig | 29,9 m | 37 t | 70 % | Orléans (ehemals auch in Montpellier und Dublin, wurden aber zu 401 verlängert) |
Tramrus 1520 | dreiteilig | 25,4 m | 36 t | 100 % | Breitspurwagen für 1524 mm: Moskau, Sankt Petersburg |
302 | fünfteilig | ~32 m | 100 % | Adelaide, Algier, Angers, Barcelona, Buenos Aires, Bordeaux, Brest, Casablanca, Chengdu, Constantine, Dijon, Dujiangyan, Jaén, Jerusalem, Le Havre, Le Mans, Lyon, Madrid, Melbourne, Montpellier, Mülhausen, Murcia, Nizza, Nottingham, Oran, Orléans, Paris (T2, T7, T8), Parla, Rabat-Salé, Reims, Rotterdam, Shanghai, Teneriffa, Toulouse, Tunis, Valenciennes | |
401 | fünfteilig | ~41 m | 70 % | Dublin, Montpellier | |
402 | siebenteilig | ~43 m | 53 t | 100 % | Bordeaux, Brasilia, Dubai, Grenoble, Lyon, Montpellier, Paris (T3), Rio de Janeiro, Rouen, Sidi bel Abbès, Tours |
403 (NG) | siebenteilig | 45,1 m | 55 t | 100 % | Straßburg |
502 | neunteilig | ~55 m | 100 % | Dublin | |
X04 | dreiteilig | ~30 m | 100 % | Istanbul | |
205, 305, 405 | drei- bis siebenteilig | 24–44 m | Angers, Athen, Caen, Casablanca (T3, T4), Kaohsiung (Taiwan)[7], Lusail[8], Nantes, Nizza, Paris (T1, T9, T10)[9], Sydney, Tel Aviv[10], Al-ʿUla, Besançon, Brest, Haifa–Nazareth, Lille, Toulouse, Straßburg | ||
SX05 | Drehgestellwagen | unterschiedlich | 100 % | Frankfurt am Main, Köln | |
Compact (205) | dreiteilig | ~20 m | 100 % | Aubagne, Avignon | |
Spirit | Light Rail Vehicle | 100 % | Ottawa, Toronto (Finch West, Hurontario), Québec | ||
Classic | Drehgestellwagen | unterschiedlich | Dresden, Duisburg, Frankfurt (Main), Göteborg, Magdeburg, Melbourne | ||
ohne veröffentlichte konkrete Typenbezeichnung | Philadelphia |
Die an chinesische Betriebe gelieferten Citadis werden als Auftragsarbeit bei CRRC Changchun gebaut, wobei die Komponenten selbst in den europäischen Alstom-Werken hergestellt werden.[11][12]
Gemeinsame technische Aspekte
BearbeitenFast alle Fahrzeuge sind regelspurig. Die meisten Citadis sind für Geschwindigkeiten bis zu 70 oder 80 km/h zugelassen.
Es gibt zwei Laufwerksbauarten, welche bei mehreren Citadis-Typen Anwendung finden und von Alstom eigene Bezeichnungen erhielten. Zunächst wurde das Arpège-Laufwerk mit Losradsätzen entwickelt, welches keine Primärfederung zwischen Radsätzen und Laufwerksrahmen aufweist. Unter anderem für den gesamten Antrieb vollständig auf die in den Rädern integrierte Federung zu setzen, hielt Alstom für praktikabel, da dieses Laufwerk nur für komplett neu angelegte Straßenbahnsysteme konzipiert war, deren Gleisanlagen mit typischerweise nur wenigen Kreuzungen leichter in gutem Zustand zu halten seien. In jedem angetriebenen Arpège-Laufwerk sind zwei quer liegende Fahrmotoren diagonal versetzt zueinander außen am Rahmen angeordnet. Sie treiben jeweils über eine in der Portalachse liegende Welle beide Räder eines Losradsatzes an.[13] Das Laufwerk ist gegenüber dem Wagenkasten nur geringfügig um 2° ausdrehbar.[14] Dieser Entwurf wird bei der ersten, zweiten, dritten und fünften Generation verwendet.
Später entwickelte Alstom das Ixège-Laufwerk, welches eine Primärfederung und durchgehende Radsatzwellen aufweist, um eine höhere Nutzungsdauer der Räder und Getriebe zu erreichen.[15] Zusätzlich zur durchgehenden Radsatzwelle, welche das Drehmoment überträgt, verfügt jeder Radsatz über eine waagerechte Portalachse, die das Gewicht und die daraus resultierenden Momente aufnimmt. Somit kann die Welle mit einem geringeren Durchmesser und der Boden über dem Laufwerk niedriger ausgeführt werden als bei klassischen Radsätzen.[16] In jedem angetriebenen Ixège-Laufwerk sind zwei Fahrmotoren längs an den Seiten angeordnet.[15] Dieser Entwurf wird bei der vierten und fünften Generation sowie den Typen Dualis, Compact und Tramrus 1520 verwendet, teils auch als Drehgestell.
Die Wagenkästen der Standardfahrzeuge der ersten, zweiten, dritten und fünften Generation sind überwiegend aus Aluminium gefertigt, im Bereich der Laufwerke kommt aus Festigkeitsgründen jedoch auch Stahl zur Anwendung. Die einzelnen Baugruppen werden verschraubt und genietet, die Bodenplatten und Dächer selbst sind jedoch geschweißt.[17][5][18][15] Die Seitenwände sind aus Gründen des Designs[19] mit einem Radius von sechs Metern gekrümmt.[17]
Nachträglich als Citadis bezeichnete Typen (100 und 200)
BearbeitenDer Citadis 100 bzw. 116N für den polnischen Markt teilt neben einzelnen Bauteilen wie Führerstandsbedienelementen und Innenverkleidungen in den Varianten für die Straßenbahn im oberschlesischen Industriegebiet sowie die Straßenbahn Danzig auch die Triebdrehgestelle und die elektrische Ausrüstung mit anderen Fahrzeugen der Citadis-Familie, konkret den Typen 301 und 401.[20] Diese Triebdrehgestelle basieren auf denjenigen des Citadis 200 bzw. NGT8D. Sie mussten insbesondere an eine größere Belastung angepasst werden, da sich ein rund 30 Meter langer Citadis 100 oder 301 nur auf drei statt auf vier Laufwerke stützt.[20] Außerdem wurden auf Basis der mittigen Laufdrehgestelle der NGT8D die an den Enden des Citadis 403 verbauten Laufdrehgestelle entwickelt.[21]
Erste Generation (301 und 401)
BearbeitenDie erste Generation (301 und 401) wurde erstmals 1997 bestellt und ab 1999 ausgeliefert. Die Wagen sind mit einem Niederfluranteil von 70 % nur teilniederflurig und wurden zunächst von den Betrieben in Montpellier, Orléans und Dublin bestellt. Dabei wurden sowohl Fahrzeuge vom Typ 301 (mit einer Länge von knapp 30 m, Montpellier und Orléans) sowie 401 (mit einer Länge von ungefähr 41 m, Dublin) bestellt. Sowohl Montpellier als auch Dublin verlängerten ihre Citadis 301 um zehn Meter zu Fahrzeugen des Typs 401. Die Fahrzeuge verfügen vorn und hinten über echte Drehgestelle.
Zweite Generation (202, 302, 402 und 502)
BearbeitenBei der zweiten Generation (202, 302, 402 und 502) handelt es sich um Multigelenkwagen mit drei, fünf, sieben oder neun Wagenkästen und einem Niederfluranteil von 100 %. Während die dreiteiligen Fahrzeuge des Typs 202 nur zur Straßenbahn Melbourne ausgeliefert wurden, ist die Serie 302 die am meisten nachgefragte Citadis-Serie – auf sie entfallen mehr als 50 Prozent aller Bestellungen für Citadis-Fahrzeuge. Auch die siebenteilige Variante 402 fand eine weite Verbreitung, wohingegen die mit 54,7 Metern[22] besonders langen neunteiligen Fahrzeuge des Typs 502 nur bei der Straßenbahn Dublin verkehren.
Standardmäßig werden bei dieser Bauart ausschließlich Arpège-Laufwerke verwendet. Für nicht erst im Zuge der Renaissance der Straßenbahn angelegte Netze wurden jedoch auch zwei Laufwerkstypen mit Primärfederung entwickelt. Beim Citadis 202 Melbourne kam eine Solfège genannte Variante zur Anwendung, bei welcher die gleiche Portalachse wie bei Arpège verwendet wird. Der Antrieb ist dabei vollständig abgefedert und die Motoren sind längs an den Seiten angeordnet.[23] Die Bauart Corège für die Fahrzeuge der Straßenbahn Rotterdam musste entwickelt werden, weil die geforderte Durchgangsbreite von 700 mm mit Arpège und Solfège nicht realisiert werden konnte. Beispielsweise sind mit Arpège nur 580 mm möglich. Beim Corège-Laufwerk ist insbesondere die Portalachse nicht vorhanden und es werden nicht die Räder eines Losradsatzes vom gleichen Motor angetrieben. Stattdessen erfolgt der Antrieb, ähnlich wie beim Konkurrenzprodukt Combino von Siemens, seitenweise für zwei hintereinanderliegende Räder gemeinsam. Auch bei dieser Bauart sind die Motoren längs an den Seiten angeordnet.[24]
Standardmäßig ist bei den Typen 302 und 402 jeweils eines der drei bzw. vier Laufwerke nicht angetrieben (Achsfolgen Bo’2Bo’ und Bo’Bo2’Bo’).[18] Für die Straßenbahnen Teneriffa,[21] Jerusalem[21] sowie Oran[25] wurden jedoch auch Citadis 302 mit Allradantrieb (Achsfolge Bo’Bo’Bo) gebaut. Auch der Citadis 202 in Melbourne ist allradgetrieben (Achsfolge BoBo’).[18]
Viele Wagen dieser Generation sind zum Einsatz auf Strecken ohne Oberleitung ausgerüstet. Meistens findet dabei das Stromschienensystems Alimentation par le sol Anwendung, so zum Beispiel abschnittsweise bei den Straßenbahnen Bordeaux, Angers, Reims und Orléans sowie auf der Gesamtstrecke bei der Straßenbahn Dubai. Im Fall der Citadis 402 für die Straßenbahn Rio de Janeiro wurde die APS-Ausrüstung mit Superkondensatoren kombiniert, die eine Kapazität von 1,9 kWh haben. Dies dient einerseits dazu, kurze Abschnitte befahren zu können, die weder mit APS noch Oberleitung installiert ist, andererseits aber auch zur Speicherung von beim Bremsen rekuperierter Energie, welche bei APS nicht zurückgespeist werden kann.[26] Komplett auf die Energiespeicherung im Fahrzeug setzt die Straßenbahn Nizza, wo die Wagen für zwei ungefähr 450 Meter lange Abschnitte mit Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren ausgerüstet wurden.[27]
In einem Rotterdamer Citadis 302 wurde als weitere Möglichkeit ein Schwungrad-Speicherkraftwerk erprobt. Ein anderer Wagen dieser Fahrzeugserie diente außerdem zum Test von Synchronmaschinen mit Permanentmagneterregung.[27]
Wie bei der ersten Generation wurde auch die Möglichkeit genutzt, Fahrzeuge durch das Einfügen zweier weiterer Wagenteile relativ aufwandsarm zu verlängern und so an den Erfolg der Straßenbahnnetze anzupassen. Zunächst betraf dies 15 Citadis 302 der Straßenbahn Nizza, die zu Citadis 402 wurden.[28] Von 2019 bis 2021 folgte die Verlängerung der Dubliner Citadis 402 zu Citadis 502.[22] 2024 beauftragte auch Le Mans den Umbau der dortigen 34 Citadis 302 zu Citadis 402.[29]
Dritte Generation (403)
BearbeitenDie Fahrzeuge der Serie 403 wurden für die Straßenbahn Straßburg entwickelt und ausschließlich dort eingesetzt. Die Konstruktion unterscheidet sich von den Citadis X02 und X05 durch ein vergrößertes Endmodul mit zwei Einstiegen pro Seite, welches sich auf ein Kleinradlaufdrehgestell unter dem Führerstand und das angrenzenden Modul stützt. Die Citadis 403 sind siebenteilig und auf ihrer gesamten Länge von 45 m niederflurig.
Von 2005 bis 2007 verließen 41 Fahrzeuge der ersten Variante die Produktionsstätte von Alstom in La Rochelle. Für den Betrieb nach Kehl und den Ersatz der älteren Eurotrams werden 22 + 17 Fahrzeuge der Weiterentwicklung 403NG in zwei Serien von 2016 bis 2018 und ab 2021 ausgeliefert. Durch den modifizierten Fahrzeugkopf erhöht sich ihre Länge etwas auf 45,5 m.[30]
Vierte Generation (X04)
BearbeitenFür den mittel- und osteuropäischen Markt wurde der Citadis X04 entwickelt, der in Polen bei Alstom Konstal produziert wird. Die X04 basieren zwar auf dem modularen Konzept der Citadis-Familie, sie werden jedoch in Stahl-Bauweise hergestellt. Sie sind ebenfalls zu 100 % niederflurig. Die Endteile sind hier wie bei den Citadis 403 Einstiegsmodule, jedoch wurden sie zwischen den äußeren Türen und dem Führerstand verlängert und laufen auf einem Triebdrehgestell. Das Losradlaufwerk unter dem Mittelteil ist dagegen antriebslos. Die Straßenbahn Istanbul bestellte 2009 37 Fahrzeuge.
Fünfte Generation (Compact, X05 und SX05)
BearbeitenDas ursprüngliche Grundkonzept dieses Citadis-Typs wurde 2014 auf der InnoTrans Berlin vorgestellt. Wie bei der zweiten Generation sind drei-, fünf und siebenteilige Multigelenkwagen vorgesehen, nun jedoch auf Ixège-Laufwerken und mit Synchronmaschinen mit Permanentmagneterregung statt Asynchronmaschinen. Die Typenbezeichnungen lauten 205, 305 und 405, wobei die kürzeste Variante 205 zuvor bereits als Citadis Compact vermarktet worden war. Inzwischen weichen viele Varianten sehr deutlich von diesem Grundkonzept ab, beispielsweise durch die Verwendung von Arpège-Laufwerken oder die Bauweise der dritten Generation mit Kleinraddrehgestellen an den Enden. Auch bei vielen Fahrzeugen dieses Typs kommen Technologien für oberleitungsfreies Fahren zum Einsatz.
Ebenfalls der fünften Generation zugeordnet werden Drehgestellwagen für die Straßenbahn Frankfurt am Main und die Stadtbahn Köln,[31] welche jedoch konstruktiv sehr grundsätzlich von den anderen Citadis X05 abweichen. In Zusammenhang mit den Frankfurter Fahrzeugen wurde für diese auch die Bezeichnung Citadis SX05 genannt.[32]
Citadis Spirit
BearbeitenFür den nordamerikanischen Stadtbahn-Markt bietet Alstom den Drehgestell-Fahrzeugtyp Citadis Spirit an, welcher auf dem Citadis Dualis basiert. Aufträge für diesen erhielt Alstom von drei kanadischen Unternehmen.
Citadis Tramrus 1520
BearbeitenIn den Jahren 2013 bis 2014[33] wurden in Zusammenarbeit mit Transmashholding insgesamt fünf[33] dreiteilige, 2,5 m breite Fahrzeuge für Moskau und Sankt Petersburg gebaut. Die Anordnung der angetriebenen Drehgestelle an den Enden und des nicht ausdrehbaren Laufwerks in der Mitte entspricht dem Prinzip des Citadis 301. Der Durchgang ist allerdings auch über den Drehgestellen stufenfrei und die Laufwerke basieren auf der von Alstom als Ixège bezeichneten Bauart, jedoch mit flexiblem Rahmen. Der Radstand beträgt jeweils 1850 mm, der Raddurchmesser 630 mm. Es handelt sich um Einrichtungswagen mit Einzeltüren jeweils an den Fahrzeugenden und je einer Doppeltür zwischen den Enddrehgestellen und den Gelenken.[34]
Citadis Classic
BearbeitenAls Citadis Classic bezeichnet Alstom Fahrzeuge mit Drehgestellen für schon lange bestehende Straßen-/Stadtbahnnetze, sowohl nieder- als auch hochflurig. Konkret benannt und abgebildet sind auf der zugehörigen Internetseite ausschließlich niederflurige Fahrzeuge, welche ursprünglich den Typen Flexity Classic, Flexity Swift, Flexity Citytram Low-Floor und Citadis SX05 zugeordnet waren.[35] Die Plattformen wurden zum Teil von Bombardier Transportation entwickelt und vertrieben und gingen 2021 an Alstom über.
ursprüngliche
Einordnung |
Netz | Betriebsseitige
Bezeichnung |
Wagenteile | Drehgestelle | nicht ausdrehbare
Laufwerke |
---|---|---|---|---|---|
Citadis S305 | Straßenbahn Frankfurt am Main | T | 3 | 4 | 0 |
Citadis S405 | 4 | 5 | |||
Flexity Citytram Low-Floor | Straßenbahn Dresden | NGTDXDD | 5 | 4 | 1 |
Flexity Classic | Straßenbahn Duisburg | GT8ND | 3 | 4 | 0 |
Flexity Swift | Straßenbahn Göteborg | M33 | 3 | 4 | 0 |
M34 | 5 | 6 | |||
Flexity Classic | Straßenbahn Magdeburg | NGT10D | 4 | 5 | 0 |
Flexity Swift | Straßenbahn Melbourne | E | 3 | 4 | 0 |
Ohne bekannte Bezeichnung
BearbeitenMitte 2023 erhielt Alstom von SEPTA einen Auftrag über zunächst 130 zu 100 % niederflurige Fahrzeuge für die Straßenbahn Philadelphia. Optional können bis zu 30 weitere Wagen bestellt werden.[36] Zu welchem Citadis-Typ diese fünfteiligen Multigelenkwagen gehören oder wie ggf. der neue Typ heißt, gab Alstom nicht bekannt.
Mehrsystemwagen
BearbeitenAlstom produziert zwei Familien von Mehrsystemwagen, die unter den Namen Regio Citadis und Citadis Dualis auf Straßen- und Eisenbahnstrecken verkehren können.
RegioCitadis
BearbeitenDie RegioCitadis sind von Alstom LHB (früher Linke-Hofmann-Busch, jetzt Alstom Transport Deutschland) in Salzgitter entwickelte dreiteilige Triebzüge in modularer Stahlbauweise. Sie haben zwei Laufdrehgestelle unter dem Mittel- und je ein Triebdrehgestell unter den aufgesattelten Endwagen.
Nach Kassel wurden 18 Zweisystemwagen für 600 V Gleich- und 15 kV Wechselspannung bei 16,7 Hz sowie zehn Zweikraftfahrzeuge für 600 V Gleichspannung und Versorgung durch zwei auf dem Dach angeordnete Dieselgeneratoranlagen mit einer Leistung von je 375 kW geliefert. Es sind weltweit die ersten normalspurigen Zweikraftstraßenbahnwagen.
Außerdem wurden 54 Zweispannungseinheiten für 600 und 750 Volt in die Randstadregion für die RandstadRail in den Niederlanden geliefert. Später folgte eine Nachbauserie von 18 Fahrzeugen, gebaut im Alstom-Werk Reichshoffen.
Citadis Dualis
BearbeitenDie Citadis Dualis sind Zweisystemtriebwagen für 750 V sowie entweder 1500 V Gleich- oder 25 kV Wechselspannung bei 50 Hz. Es sind vierteilige Gelenkwagen, der Wagenkasten mit Stromabnehmer läuft auf zwei, die übrigen Teile auf nur je einem Drehgestell. Sie sind mit dem laufwerkslosen Ende auf dem benachbarten Wagenkasten aufgesattelt. Die vierteiligen Einheiten sind 42,575 m lang, 2,65 m breit, haben vier Doppeltüren pro Seite für den Fahrgastwechsel und sind mit einer Leistung von 900 kW auf eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ausgelegt. Kürzere bzw. längere Varianten sowie eine schmälere Variante sind ebenfalls möglich.
Die Citadis Dualis werden in Valenciennes entwickelt, nachdem das Konzept zuvor in Reichshoffen (dem Werk der früheren De Dietrich Ferroviaire, bzw. heute Alstom DDF) ausgearbeitet wurde.[37]
Bisher wurden von der SNCF 125 Einheiten in Auftrag gegeben:
- 24 Fahrzeuge für 25 kV bei 50 Hz Wechsel- und 750 V Gleichspannung wurden für den Tram-Train Nantes in der Region Pays de la Loire beschafft und verkehren zwischen Nantes und Clisson sowie seit 2014 zwischen Nantes und Châteaubriant. Bei der SNCF werden diese Triebwagen als Baureihe U 53500 geführt.[38] Sie wurden in den Jahren 2011 bis 2015 in Betrieb genommen. Als Besonderheit verfügen sie über eine Toilette.
- 24 Zweispannungswagen für 750 V und 1500 V Gleichspannung verkehren seit Dezember 2012 auf dem Tram-train de l’Ouest lyonnais vom Bahnhof Lyon Saint-Paul aus in den Westen des Großraum Lyon.[39] Bei der SNCF werden diese Triebwagen als Baureihe U 52500 geführt.[40] Sie wurden in den Jahren 2011 bis 2013 in Betrieb genommen. In beiden Fällen ist ein Einsatz auf den bereits bestehenden Straßenbahnnetzen in der ersten Ausbaustufe nicht vorgesehen.
- Für den Betrieb auf den Straßenbahnlinien T4, T11, T12 und T13 um Paris wurden insgesamt 77 Citadis Dualis für 25 kV und 750 V bestellt. Die SNCF führt diese als Baureihen U52600, U 53600, U 53700 sowie U 53800.[41] Die ersten Fahrzeuge wurden im April 2017 in Betrieb genommen. Sie kommen auch auf der Linie P der Transilien-Vorortezüge zum Einsatz.
Galerie
Bearbeiten-
Die erste Generation der Citadis in Montpellier
-
Citadis 202 in Melbourne, Australien
-
Unterschiedlich gestaltete Citadis: Toulouse,
-
… Valenciennes,
-
… Jerusalem,
-
… Grenoble,
-
… Angers,
-
… Lyon,
-
… Mulhouse
-
… Dijon
-
… und in Reims.
-
Batteriebetriebener Citadis 302 der Straßenbahn Nizza
-
Angetriebenes Laufgestell der Citadis 302 und 402 der Straßenbahn Paris
-
Citadis 403 in Strasbourg
-
RegioCitadis 452 715 im Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe
-
Citadis Dualis im Bahnhof Bondy
Siehe auch
Bearbeiten- Konkurrenten: Siemens Combino (bzw. Avenio), AnsaldoBreda Sirio
- Bombardier Flexity
Weblinks
Bearbeiten- Website zu Citadis des Herstellers Alstom (englisch)
- Citadis Image Broschüre (deutsch; PDF)
- technische Informationen über Regio Citadis (englisch)
- technische Informationen über Citadis Dualis (englisch)
- Bestellliste der Citadis-Straßenbahnen ( vom 22. November 2005 im Internet Archive) (Stand 2005; französisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Alstom Transport: Citadis Milestones ( vom 23. Februar 2013 im Internet Archive)
- ↑ Alstom livre son 1 500e tramway Citadis à l’occasion de l’inauguration de la nouvelle ligne T7 d’Ile-de-France ( vom 26. April 2014 im Internet Archive) Pressemitteilung Alstom (frz.), abgerufen am 18. November 2013
- ↑ 17 neue Citadis-Straßenbahnen für Strasbourg. In: Lok-Report. 4. März 2020, abgerufen am 4. März 2021.
- ↑ Harry Hondius: ÖPNV-Niederflur-Schienenfahrzeuge im Kommen. Folge 10, Teil 2. In: stadtverkehr. Nr. 2-3/1996. EK-Verlag, 1996, ISSN 0038-9013, S. 21.
- ↑ a b Harry Hondius: Entwicklung der Nieder- und Mittelfur-Straßen- und Stadtbahnen. Folge 16, Teil II. In: stadtverkehr. Nr. 1/2003. EK-Verlag, ISSN 0038-9013, S. 10–22.
- ↑ Stefan Göbel: Serienstart: erste Tram vom Typ CITADIS 300 ausgeliefert. In: stadtverkehr. Nr. 10/1999. EK-Verlag, 1999, ISSN 0038-9013, S. 6 ff.
- ↑ Alstom remporte son premier contrat de tramway à Taïwan ( vom 7. Juli 2018 im Internet Archive), Pressemitteilung ALSTOM vom 23. Januar 2017 (franz.), abgerufen am 7. Juli 2018
- ↑ Lusail Tramway enters commercial service. Alstom, 10. Januar 2022, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
- ↑ T9. In: ile de france mobilites. Abgerufen am 16. September 2020 (französisch).
- ↑ Tel Aviv Green Line Project comes to life. Alstom, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
- ↑ Alstom Citadis tram technology debuts in China. Abgerufen am 17. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Alstom to provide component solutions for Xi’an Metro Line 3 and Dujiangyan Tramway in China. Abgerufen am 17. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Harry Hondius: Die Entwicklung der Niederflur- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen. Folge 13, Teil II. In: stadtverkehr. Nr. 1/2000. EK-Verlag, ISSN 0038-9013, S. 14–16, 18, 19, 25.
- ↑ Harry Hondius: Die Entwicklung der Niederflur- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen. Folge 14, Teil II. In: stadtverkehr. Nr. 1/2001. EK-Verlag, ISSN 0038-9013, S. 16–22, 35.
- ↑ a b c Harry Hondius: Neue Straßenbahnentwicklungen von Alstom Transport. In: stadtverkehr. Nr. 6/2015. EK-Verlag, 2015, ISSN 0038-9013, S. 9 f.
- ↑ Harry Hondius: Entwicklung der Nieder- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen. In: stadtverkehr. Nr. 1-2/2010. EK-Verlag, 2010, ISSN 0038-9013, S. 14.
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- ↑ Christoph Groneck, Robert Schwandl: Tram Atlas Frankreich. 2. Auflage. Robert Schwandl Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-936573-66-4.
- ↑ Alstom wins contract to extend Le Mans trams in France. Alstom SA, 12. März 2024, abgerufen am 21. Oktober 2024 (englisch).
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- ↑ Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH: „T-Modell“. Abgerufen am 13. Dezember 2022 (deutsch).
- ↑ a b Russland, 71-801 (Alstom Citadis 301 CIS) — Fahrzeugliste. In: TransPhoto. Abgerufen am 3. August 2024.
- ↑ Harry Hondius: Entwicklung der Nieder- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen. In: stadtverkehr. Nr. 1-2/2015. EK-Verlag, ISSN 0038-9013, S. 6 ff.
- ↑ Citadis Classic articulated tram: High-quality and proven trams for European brownfield networks. Alstom, abgerufen am 3. August 2024 (englisch).
- ↑ Alstom selected by Southeastern Pennsylvania Transportation Authority to deliver 130 low floor electric Citadis light rail vehicles. Alstom, 1. Juni 2023, abgerufen am 12. August 2024 (englisch).
- ↑ "Dualis extends the reach of the Citadis family" ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) Railway Gazette International Juli 2007
- ↑ Denis Redoutey: Le matériel moteur SNCF en 2016. La Vie du Rail, Paris 2016, ISBN 978-2-37062-040-8, S. 177 (französisch).
- ↑ Lyon tram-train service launched auf railwaygazette.com
- ↑ Denis Redoutey: Le matériel moteur SNCF en 2016. La Vie du Rail, Paris 2016, ISBN 978-2-37062-040-8, S. 175 (französisch).
- ↑ Denis Redoutey: Le matériel moteur SNCF en 2016. La Vie du Rail, Paris 2016, ISBN 978-2-37062-040-8, S. 179 (französisch).