Bad Birnbach
Bad Birnbach, bis 1987 Birnbach, ist ein Markt im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn und der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Bad Birnbach. Der Ort im Niederbayerischen Bäderdreieck ist durch sein Thermalbad, die Rottal Terme, bekannt.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 27′ N, 13° 5′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Niederbayern | |
Landkreis: | Rottal-Inn | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Bad Birnbach | |
Höhe: | 376 m ü. NHN | |
Fläche: | 68,83 km2 | |
Einwohner: | 6003 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 87 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 84364, 84371 (Dachsbergau) | |
Vorwahl: | 08563 | |
Kfz-Kennzeichen: | PAN, EG, GRI, VIB | |
Gemeindeschlüssel: | 09 2 77 113 | |
LOCODE: | DE BZB | |
Marktgliederung: | 85 Gemeindeteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Neuer Marktplatz 1 84364 Bad Birnbach | |
Website: | www.badbirnbach.net | |
Erste Bürgermeisterin: | Dagmar Feicht (CSU) | |
Lage des Marktes Bad Birnbach im Landkreis Rottal-Inn | ||
Geografie
BearbeitenDie Ortschaft liegt etwas erhöht über dem sanften Tal der Rott in der Region Landshut etwa 12 km östlich der Kreisstadt Pfarrkirchen, 20 km westlich von Pocking, 27 km südlich von Vilshofen sowie 43 km von Passau entfernt.
Gemeinsam mit Bad Füssing und Bad Griesbach im Rottal bildet Bad Birnbach das Niederbayerische Bäderdreieck.
Gemeindegliederung
BearbeitenDie Marktgemeinde hat 85 Gemeindeteile:[2][3]
- Aicha
- Armstetten
- Asenham
- Au
- Aunham
- Bad Birnbach
- Bleichenbach
- Brandstatt
- Brombach
- Brunndobl
- Dachsberg
- Dachsbergau
- Doblham
- Edmühle
- Eglgeßing
- Faberöd
- Freiling
- Gigeröd
- Gigler
- Gillöd
- Gries
- Grottham
- Grub
- Gruber
- Grubunterthanet
- Haberling
- Hagn
- Hahnöd
- Hainthal
- Hasenberg
- Hennthal
- Hirschbach
- Hofer
- Höll
- Holzhäuser
- Hölzlberg
- Holzmannhäuser
- Kager
- Kieferling
- Kinten
- Kirchberg
- Köpfertsöd
- Kynoten
- Labüchl
- Landerham
- Lederling
- Leithen
- Lengham
- Lexöd
- Mauswinkl
- Mühlham
- Naßberg
- Neudau
- Neudeck
- Nindorf
- Oberbirnbach
- Oberhitzling
- Obertattenbach
- Offenöd
- Reichertsham
- Reiterloh
- Rennöd
- Ried
- Rothenaign
- Schatzbach
- Schederaign
- Schmidsöd
- Schwaibach
- Schwertling
- Spannagl
- Spöck
- Stalleich
- Steina
- Stockert
- Stocket
- Stockhäuser
- Sturzholz
- Trautenöd
- Unterhitzling
- Untertattenbach
- Weinberg
- Wimm
- Wingrub
- Winkl
- Winten
Nachbargemeinden
BearbeitenNachbargemeinden sind Bayerbach, Bad Griesbach im Rottal, Egglham, Kößlarn und Pfarrkirchen.
Geschichte
BearbeitenBis zum 19. Jahrhundert
BearbeitenIm Jahr 812 wurde Perinpah erstmals urkundlich erwähnt, als am 24. Juni dieses Jahres die Ritter Ruman und Gerhart ihre Besitzungen in Tuttinga und Perinpah dem Bischof von Passau schenkten. Pfarrer Maximilian Hartmann identifizierte in einem Beitrag in den Ostbairische Grenzmarken Perinpah mit Birnbach.
Seit dem 9. Jahrhundert war Birnbach Pfarrsitz mit einer großen Pfarrökonomie. Schon im 12. Jahrhundert ist in Birnbach ein Adelsgeschlecht erwähnt. Von 1241 bis 1248 war Albert Behaim Pfarrer in Birnbach. Seit dem 14. Jahrhundert war es ein herzogliches Amt. Während des Bayerischen Erbfolgekrieges wurde der Ort 1504 eingeäschert. Danach entwickelte sich das neue, im Kern noch heute erhaltene Birnbach. 1673 wurde es zur geschlossenen Hofmark Birnbach erhoben. Die 1483 erbaute spätgotische Kirche brannte 1675 nieder, wurde aber bald darauf wieder aufgebaut. Ihren Turm erhielt sie erst 1828 bis 1831.
1677 erhielt Birnbach durch einen Kurfürstlichen Gnadenbrief erstmals das Recht, Märkte abzuhalten. Im 19. Jahrhundert erwarben die Grafen von Arco-Valley das mittelalterliche Gut unweit der Kirche und bauten eine große Brauerei auf die Grundstücke des einstigen Adelssitzes. Die Gräfliche Brauerei Arco-Valley besteht in Bad Birnbach noch heute.
20. Jahrhundert
Bearbeiten1939 bohrte die Bayerische Mineralölindustrie AG bei Birnbach nach Erdöl. Statt auf Erdöl stieß man auf Thermalwasser. Auf Verfügung der Reichsregierung musste die Bohrung wieder zugeschüttet werden. Erst 1973 wurde erneut nach dem Thermalwasser gebohrt, und am 21. September 1973 entdeckte man in 1700 Metern Tiefe eine Thermalquelle. Am 23. September begutachtete man das Wasser, das sich auf einer Wiese dampfend in eine Badewanne ergoss. Der 1973 gegründete Zweckverband Thermalbad Birnbach trug die Entwicklung. 1974 erfolgte die Grundsteinlegung für ein Kurmittelhaus, das dem Typ des bayerischen Vierseithofes nachgebildet wurde. Vom Kurzentrum räumlich getrennt entstand nördlich von Birnbach der reine Urlaubsbereich.
Im Juli 1976 wurde das Thermalbad unter dem Namen Rottal Terme® eröffnet. 1979 folgte die staatliche Anerkennung des Hauptortes Birnbach als Erholungsort und von der Rottal Terme als Heilquellen-Kurbetrieb. Am 11. Dezember 1979 konnte ein Erweiterungsbau der Therme eröffnet werden. Birnbach veränderte sein Erscheinungsbild wesentlich, es entstanden ein eigener Marktplatz, umgeben von Geschäften mit Arkadengängen, ein neues Rathaus, Verkehrsamt und Postamt, Hotels, Banken und Betriebe. 1984 wurde Birnbach zur Marktgemeinde erhoben, 1987 das Prädikat Bad verliehen.
Eingemeindungen
BearbeitenAm 1. April 1971 wurde Birnbach um das Gebiet der bis dahin selbständigen Gemeinde Untertattenbach vergrößert. Am 1. Januar 1972 kam ein Teil von Kindlbach hinzu. Am 1. Juli 1972 erfolgte der Zusammenschluss mit Asenham und Hirschbach.[4]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenZwischen 1988 und 2018 wuchs der Markt von 5079 auf 5777 um 698 Einwohner bzw. um 13,7 %.
Religion
BearbeitenDer überwiegende Teil der Bevölkerung gehört zur römisch-katholischen Kirche. Katholische Gottesdienste werden in der Pfarrkirche abgehalten, im Atrium finden auch evangelische Gottesdienste statt.
Politik
BearbeitenBürgermeisterin
BearbeitenErste Bürgermeisterin ist Dagmar Feicht (CSU).[5][6]
Marktgemeinderat
BearbeitenDer Marktgemeinderat setzt sich aus dem Ersten Bürgermeister und 20 Marktgemeinderatsmitgliedern zusammen.
Die Kommunalwahlen 2002, 2008, 2014 und 2020 führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Marktgemeinderat:
Partei / Liste | Sitze 2002 |
Sitze 2008 |
Sitze 2014 |
Sitze 2020[7] |
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CSU | 6 | 6 | 4 | 5 |
SPD | 2 | 1 | 1 | 1 |
Freie Wählergemeinschaft Hirschbach-Brombach | 4 | 4 | 3 | 4 |
Tattenbacher Liste | 2 | 2 | 2 | 2 |
Wählergemeinschaft Asenham | 2 | 2 | 2 | 1 |
Wählergemeinschaft Schwertling | 2 | 1 | 1 | 2 |
Unabhängige Wähler | 1 | 1 | 1 | 1 |
Wählergemeinschaft Schwaibach | 1 | 2 | 1 | 1 |
Freie Bürgerliste | n. a. | 1 | 1 | n. a. |
Unabhängige Liste | – | – | 4 | 3 |
Gesamt | 20 | 20 | 20 | 20 |
Wahlbeteiligung | 55,1 % | 56,8 % |
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Geteilt von Rot und Silber; oben eine goldene Hirschstange, unten ein roter Rosenzweig.“[8] | |
Wappenbegründung: Aus mehreren ehemaligen Adelsherrschaften wurden für eine Repräsentation im neuen Gemeindewappen wegen ihrer besonderen Bedeutsamkeit für die geschichtliche Entwicklung der beteiligten Orte eine Seitenlinie der Grafen von Tattenbach als Hofmarksinhaber in Hirschbach (mit dem redenden Wappen einer Hirschstange) sowie die ab 1670 in Birnbach ansässige Familie von Schmid, aus der der bayerische Kanzler Caspar von Schmid (* 1622; † 1693) entstammte (Wappen: Rosenzweig), ausgewählt. Durch die Farbgebung Silber und Rot wird zudem auch der Gemeindeteil Brombach angesprochen, da diese Farben in den Wappen einiger Inhaber dieser früheren Hofmark, namentlich der Familien v. Prachbeck, v. Venningen und v. Molzer dominieren.[9]
Wappenführung Seit 1973 |
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenBad Birnbach liegt an der Bahnstrecke Passau–Neumarkt-Sankt Veit sowie an der B 388.
In Bad Birnbach wird im Linienverkehr der erste autonome (fahrerlose) Bus in Deutschland getestet. Er bedient die Linie 7015 des Landkreises Rottal-Inn.
Tourismus
BearbeitenDer größte Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. Aufgrund der Eröffnung der Rottal Terme wurden seit 1976 viele Hotelanlagen und Appartementhäuser gebaut; die Übernachtungskapazität liegt mittlerweile bei etwa 4280 Gästebetten in 146 Unterkünften.
Rottal Terme
BearbeitenDas Kurmittelhaus Rottal Terme Bad Birnbach ist als Heilquellenkurbetrieb staatlich anerkannt und beihilfefähig. Die Auslauftemperatur der Chrysantiquelle bzw. Konradsquelle beträgt je nach Entnahmemenge bis zu 70 °C.[10] Beide Quellen gehören dank der hohen Wassertemperatur zu den wärmsten Thermal-Mineralquellen Mitteleuropas. Insgesamt verfügt die Rottal-Terme über 31 Becken. Die Therme ist unterteilt in Therapiebad und Vitarium. Das Vitarium ist zudem unterteilt in eine Thermenwelt und eine Saunawelt.
Die Thermalquellen der Rottal Terme sind Fluoridhaltige Natrium-Hydrogencarbonat-Chlorid-Quellen. Behandelt werden damit u. a. deformierende Gelenkerkrankungen, chronische entzündliche rheumatische Erkrankungen, chronisch degenerative Wirbelsäulenerkrankungen und Weichteilrheumatismus.
Bildungseinrichtungen
BearbeitenIn Bad Birnbach sind eine Grund- und Mittelschule sowie eine Musikschule und eine staatlich anerkannte Berufsfachschule für Krankengymnasten, Masseure und med. Bademeister ansässig.
Freizeit
BearbeitenDas Freizeitangebot des Kurortes umfasst ein Sport- und Freizeitzentrum mit mehreren Tennisplätzen und -hallen, Fußballplätzen, einer Inlineskatebahn, einer Minigolfanlage, Luftgewehrschießstände, Bogenschützenplatz und vieles mehr. Zudem verfügt Bad Birnbach und dessen Umgebung über eine große Zahl an Wegen zum Wandern, Nordic Walking und außerdem zahlreiche Ausgangspunkte für Radtouren mit unterschiedlichen Ansprüchen. Die Strecken für Nordic Walking erstrecken sich über insgesamt 51 km.
Der Golfpark Bella Vista in Bad Birnbach, der vom Markt Bad Birnbach angelegt wurde, wurde im August 2007 eröffnet. Dieser verfügt über einen 18-Loch-Platz, einen 9-Loch-Kurzplatz und eine 280 Meter lange „Driving Range“.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenKirche
BearbeitenDie spätgotische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt wurde 1483 erbaut und 1675 nach einem Brand erneuert. Der Turm entstand 1828. In ihrem Inneren besitzt die Kirche gotische und barocke Bauteile. Der Hochaltar ist neugotisch, der Chrysanthus-Altar in der Seitenkapelle im Rokokostil.
Weitere Bauwerke und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Spätgotische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt
- Bräunlbrunnen: Dieser Wasserspender steht im östlichen Teil des Neuen Marktes und wurde vom Bildhauer Josef Michael Neustifter im Jahr 1982 gestaltet. Auf der zentralen Säule steht eine Figur in Narrentracht, die auf einer steckenpferdähnlichen Pferdeattrappe reitet und eine „Saubladern“ mit sich führt. Die typischen braunen Rottaler Pferde bezeichnet das lokale Idiom als „Bräunl“. Daher die Namensgebung des Wasserspenders. Die Figur des „Faschingsbräunls“ spielt auch in der örtlichen Karnevalstradition eine zentrale Rolle.[11]
- Marienkapelle (Lengham)
- Hansl-Huber-Brunnen
- Aunhamer Hügelgräber
Artrium
BearbeitenDas Anfang 2001 fertiggestellte Artrium dient als kultureller Treffpunkt. Dort werden in drei Veranstaltungsräumen u. a. Kabaretts, Konzerte, Seminare und 14-täglich evangelische Gottesdienste abgehalten. Des Weiteren ist dort ein Lesecafé mit dem Namen Sophia untergebracht. Im Café gibt neben kleinen Speisen, Kaffee und Kuchen eine umfangreiche, frei benutzbare aktuelle Sammlung an bundesweiten Tages- sowie Wochenzeitungen, Journalen, Zeitschriften und Magazinen. Neben einer öffentlichen Gästetoilette befindet sich im Artrium die Gästeinformation der Stadt Bad Birnbach und die Bibliothek Mamertus in der über 30.000 elektronische Medien für Smartphone, Tablett, E-Book-Reader oder Laptop ausleihbar sind. Im Gesamtgebäude steht für die Besucher ein kostenloses WLAN zur Verfügung.[12]
Regelmäßige Veranstaltungen
Bearbeiten- Bräunlfest, Anfang Mai
- Birnbacher Sommernachtslauf, Juli
- Feuerwehr Hoargarten, erster Sonntag im August
- Habergoaß, Hexn und Rauhwuggerl, Ende November
- Erntedankfest, Ende September
- Christkindlmarkt, Ende November bis Anfang Dezember
Persönlichkeiten
Bearbeiten- In Bad Birnbach geboren
- Rosa Kempf (1874–1948), deutsche Lehrerin, Sozialpolitikerin, Frauenrechtlerin und Pionierin der Wohlfahrtspflege
- Ehrenbürger
- Alois Peter, Geistlicher Rat, Pfarrer in Birnbach seit 1. August 1948, verliehen am 19. Februar 1959.
Weblinks
Bearbeiten- Homepage
- Eintrag zum Wappen von Bad Birnbach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Bad Birnbach: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik (PDF; 1,24 MB)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Bad Birnbach in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 4. Mai 2021.
- ↑ Markt Bad Birnbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 2. Januar 2022.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 474.
- ↑ Mandatsträger. Gemeinde Bad Birnbach, abgerufen am 3. Januar 2021.
- ↑ CSU Ortsverband Bad Birnbach: Wahlergebnis. Abgerufen am 23. Mai 2020.
- ↑ Gemeinderatswahl 2020 Bad Birnbach bei media.badbirnbach.de, abgerufen am 13. März 2022.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Bad Birnbach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ www.belocal.de ( vom 2. April 2010 im Internet Archive) Kurfürstlicher bayerischer Geheimer Ratskanzler Caspar von Schmid
- ↑ Heilwasseranalyse und Heilanzeigen des Thermalwassers
- ↑ badbirnbach.de ( vom 31. Juli 2016 im Internet Archive) – Kurverwaltung Bad Birnbach: Bad Birnbachs Brunnen erzählen
- ↑ Bad Birnbach: Artrium