Bahnstrecke Stahringen–Friedrichshafen

Eisenbahnstrecke in Baden-Württemberg
Stahringen–Friedrichshafen Stadt
Streckennummer (DB):4331
Kursbuchstrecke (DB):731 (Radolfzell–Friedrichshafen)
301b (1946)
304k (Oberuhldingen-Mühlhofen – Mimmenhausen-Neufrach 1946)
Streckenlänge:51,780 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Höchstgeschwindigkeit:130 km/h
Höchstgeschwindigkeit
mit Neigetechnik:
160 km/h
Zugbeeinflussung:PZB, GNT
Streckenverlauf
Strecke
von Radolfzell
Bahnhof
0,000 Stahringen 439 m
Abzweig geradeaus und nach links
nach Mengen
ehemaliger Bahnhof
5,400 Espasingen
Bahnhof
8,494 Ludwigshafen (Bodensee) 399 m
Haltepunkt / Haltestelle
12,563 Sipplingen 398 m
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
14,800 Süßenmühle
Bahnhof
17,408 Überlingen Therme 400 m
Tunnel
17,866 Überlinger West-Tunnel (948 m)
Haltepunkt / Haltestelle
18,910 Überlingen 404 m
Tunnel
18,972 Überlinger Ost-Tunnel (615 m)
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
19,610 Überlingen Ost
Haltepunkt / Haltestelle
21,410 Überlingen-Nußdorf 404 m
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
24,200 Birnau-Maurach
Abzweig geradeaus und ehemals von rechts
25,800 von Unteruhldingen
Strecke mit Straßenbrücke
25,700 Bundesstraße 31 (45 m)
Bahnhof
26,445 Uhldingen-Mühlhofen 415 m
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
27,500 Mühlhofen Ort
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
29,600 Grasbeuren
Bahnhof
32,294 Salem (ehemals Mimmenhausen-Neufrach) 435 m
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
nach Frickingen
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
34,500 Mittelstenweiler
Haltepunkt / Haltestelle
37,442 Bermatingen-Ahausen 435 m
Bahnhof
41,137 Markdorf (Baden) 435 m
Haltepunkt / Haltestelle
44,810 Friedrichshafen-Kluftern
Abzweig geradeaus und ehemals von rechts
46,700 Gleisanschluss Dornier-Werke
Haltepunkt / Haltestelle
46,774 Friedrichshafen-Fischbach 413 m
Bahnhof
48,009 Friedrichshafen-Manzell
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
49,100 Seemoos
Haltepunkt / Haltestelle
50,109 Friedrichshafen Landratsamt 410 m
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
50,600 Friedrichshafen Strandbad
Bahnhof
51,780 Friedrichshafen Stadt 404 m
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Friedrichshafen Hafen
Abzweig geradeaus und ehemals nach links
nach Oberteuringen
Abzweig geradeaus und nach links
nach Ulm
Strecke
nach Lindau-Aeschach

Quellen: [1][2][3][4][5]

Die Bahnstrecke Stahringen–Friedrichshafen ist eine durchgehend eingleisige und nicht elektrifizierte Eisenbahnstrecke in Baden-Württemberg, die von Stahringen nach Friedrichshafen führt. Die 51,780 Kilometer lange Hauptbahn verläuft überwiegend entlang des nördlichen Bodenseeufers und ist Teil der Verbindung RadolfzellFriedrichshafen Stadt (KBS 731), die im Kursbuch der Deutschen Bahn als Bodenseegürtelbahn bezeichnet wird.

Geschichte

Bearbeiten

Die einst grenzüberschreitende Strecke entstand als Lückenschluss zwischen dem Netz der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen und dem der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen. Nachdem Stahringen bereits am 20. Juli 1867 durch die Bahnstrecke Radolfzell–Mengen an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, ging der Abschnitt von Stahringen nach Überlingen erst am 18. August 1895 in Betrieb. Am 2. Oktober 1901 wurde schließlich der Friedrichshafener Stadtbahnhof erreicht. Friedrichshafen war schon seit 1847 von Ulm aus mit der Südbahn zu erreichen.

Am 22. Dezember 1939 kam es auf der Strecke zu einem großen Zugunglück, als zwischen Markdorf und Kluftern ein Personen- und ein Güterzug kollidierten, was zum Tod von 102 Menschen führte. Da früher am selben Tag bereits in Genthin zwei Schnellzüge miteinander kollidiert waren, wobei 186 Tote zu beklagen waren, gilt dieser 22. Dezember als schlimmster Tag der deutschen Eisenbahngeschichte.[6]

Nachdem der Gleisanschluss der Airbus Defence and Space 2019 gekündigt wurde, nahm die Deutsche Bahn die Ausweichanschlussstelle Friedrichshafen-Fischbach außer Betrieb und beantragte im Dezember 2021 deren Rückbau,[7][8] der danach durchgeführt wurde.

Personenverkehr

Bearbeiten

Bis zum Fahrplanjahr 1993 verkehrten einzelne Schnellzüge auf der Strecke.[9][10]

Im Schienenpersonennahverkehr wird die Strecke seit 2003 im Stundentakt von der ehemals als Seehänsele[11] bezeichneten Linie RB31 Radolfzell–Friedrichshafen Stadt befahren, die nicht in Radolfzell-Haselbrunn und Stahringen hält. Zum Einsatz kommen Dieseltriebwagen vom Typ Stadler Regio-Shuttle RS1 der DB Regio Baden-Württemberg. Ab September 2019 hätten diese durch zweiteilige Dieseltriebzüge der Baureihe 622 (Alstom Coradia LINT 54) ersetzt werden sollen, dennoch werden derzeit (Stand August 2024) zwei von drei Umläufen weiterhin mit den Regio-Shuttles gefahren. Mit Inkrafttreten des neuen Verkehrsvertrags im Dezember 2023 gab die DB Regio bekannt, dass die Regio-Shuttles bis Dezember 2024 ins baden-württembergische Landesdesign umgestaltet werden. Einige Züge in Tagesrandlage fahren bis Singen und bis Friedrichshafen Hafen.

Außerdem verkehrt zweistündlich der Interregio-Express der Linie IRE3 Friedrichshafen Hafen-Basel Bad Bf, der unterwegs nur in Überlingen und Salem hält und abwechselnd mit Neigetechnikzügen der Baureihe 612 oder einer Diesellok der Baureihe 245 beziehungsweise 218 mit je drei Doppelstockwagen betrieben wird. Dieser wird werktags am Nachmittag durch Fahrten der Linien RE3 und RB31 zwischen Friedrichshafen Stadt und Überlingen Therme zum Stundentakt verdichtet, die über Friedrichshafen Stadt hinaus bis Friedrichshafen Hafen, Eriskirch oder Kressbronn durchgebunden werden.

Güterverkehr

Bearbeiten

Auf der Bahnstrecke Stahringen–Friedrichshafen verkehrte Stand 2019 abgesehen von Umleitungen[12] kein regelmäßiger Güterverkehr. Nach einer Elektrifizierung der Strecke in Verbindung mit der 2021 erfolgten Elektrifizierung der Strecke Ulm–Friedrichshafen und einer geplanten Elektrifizierung der Hochrheinbahn und der Strecke Radolfzell–Stahringen wird eine Steigerung der Attraktivität für Güterzüge erwartet.[13]

Ausbau und Elektrifizierung

Bearbeiten

Da die Strecke den vom Land Baden-Württemberg anvisierten Halbstundentakt der Regionalbahn und einen stündlich verkehrenden Interregio-Express Ulm-Basel nicht aufnehmen kann, wurde der Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke vom Land erfolglos für den Bundesverkehrswegeplan 2030 im Rahmen der Ausbaustrecke Basel–Schaffhausen–Singen–Friedrichshafen angemeldet.[14] Stattdessen könnte sie möglicherweise über ein 2018 vom Land Baden-Württemberg geplantes Elektrifizierungsprogramm bis 2040 elektrifiziert werden.[15] 2019 begannen die Planungsarbeiten für den Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Stahringen–Friedrichshafen einschließlich der westlich anschließenden Strecke bis Radolfzell und der Seehäsle-Strecke bis Stockach. Die Kosten der Vorplanung beliefen sich auf 10,5 Millionen Euro, davon übernahm das Land Baden-Württemberg ein Viertel.[16]

Geplant ist die Elektrifizierung der gesamten Strecke. Dazu gehört der Bau eines Umrichterwerks bei Markdorf, das den öffentlichen Strom mit einer Frequenz von 50 Hertz in Strom zur Versorgung der Oberleitung mit einer Frequenz von 16,7 Hertz umwandelt. Hinzu kommt der barrierefreie Ausbau der Stationen entlang der Strecke. Drei neue Haltepunkte sollen errichtet werden:

  • Espasingen
  • Mühlhofen Ort
  • Markdorf Gewerbegebiet/Lipbach

Außerdem soll über rund 22 Kilometer Länge abschnittsweise ein zweites Gleis ergänzt werden:[17][18]

  • Im Brandbühltunnel auf einer Länge von ca. 1,0 Kilometern
  • Zwischen Stahringen und Espasingen auf einer Länge von ca. 2,8 Kilometern
  • Zwischen Espasingen und Ludwigshafen auf einer Länge von ca. 2 Kilometern
  • Im Bahnhof Sipplingen auf einer Länge von ca. 0,2 Kilometern
  • Zwischen Überlingen-Nußdorf und Uhldingen-Mühlhofen auf einer Länge von ca. 5,6 Kilometern
  • Zwischen Bermatingen-Ahausen und Friedrichshafen-Kluftern auf einer Länge von ca. 7,5 Kilometern
  • Zwischen Friedrichshafen-Manzell und Friedrichshafen Stadt auf einer Länge von ca. 3,0 Kilometern.

Diese Ausbauten sind notwendig, um einerseits die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu verbessern und andererseits um die zusätzlich geplanten Regionalbahnen und IRE-Züge in den Fahrplan zu integrieren.

Nach einer Kostenschätzung von 2019 wurden die Kosten hierfür mit rund 350 Millionen Euro veranschlagt. Nach 2023 durchgeführten Berechnungen wird nunmehr von ca. 650 Millionen Euro ausgegangen. DB InfraGo begründete die Mehrkosten mit zusätzlich erforderlichen Leistungen, die sich im Zuge der Vorplanung ergeben hätten. Dazu zählten etwa weitere benötigte zweigleisige Abschnitte.[19][20]

Literatur

Bearbeiten
  • Gösta Niedderer: Potential-, Kosten- und Erlösschätzung für eine elektrifizierte Bodenseegürtelbahn. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 11, 2017, S. 577–581.
Bearbeiten
Commons: Bahnstrecke Stahringen–Friedrichshafen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. DB Netze – Infrastrukturregister
  2. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  3. Bundesbahndirektion Karlsruhe. Karte im Maßstab 1:400 000. Ausgabe B. Deutsche Bundesbahn, November 1983 (blocksignal.de [abgerufen am 2. Januar 2023]).
  4. Strecke 4331. In: Eisenbahn-Tunnel und deren Tunnelportale in Deutschland. Lothar Brill
  5. Sicherheitseinrichtungen_Tunnel. (PDF; 170 kB) Deutsche Bahn, abgerufen am 2. Januar 2023.
  6. Albert Kuntzemüller: Die badischen Eisenbahnen. G. Braun, Karlsruhe 1953, S. 163 ff.
  7. Serviceeinrichtungen Friedrichshafen. (PDF; 1,3 MB) In: DB Netze. DB Netz, 23. Dezember 2021, abgerufen am 2. Januar 2023.
  8. Feststellung über das Nichtbestehen der Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung bei vorprüfungspflichtigen Änderungsvorhaben gemäß § 5 Abs. 1 i. V. m. § 9 Abs. 3 und 4 Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben „Friedrichshafen-Fischbach, Rückbau der Weichen 901, 902 und des Gleises 902 im Hp Awanst “, Bahn-km 46,580 bis 46,808 der Strecke 4331 Stahringen - Friedrichshafen in Friedrichshafen-Fischbach. (PDF) Eisenbahn-Bundesamt, 29. Dezember 2021, archiviert vom Original am 29. Dezember 2021; abgerufen am 18. März 2023.
  9. Marcus Grahnert, Marco Krings: Datenbank Fernverkehr. Suchergebnis. Marcus Grahnert, abgerufen am 2. Januar 2023.
  10. Marcus Grahnert, Marco Krings: Datenbank Fernverkehr. Suchergebnis. Marcus Grahnert, abgerufen am 2. Januar 2023.
  11. Seehänsele – Ihre RegionalBahn am Bodensee
  12. Yeah! Es gibt wieder planmäßige Einsätze mit 232 in Baden Württemberg! Auf der Bodenseegürtelbahn! auf YouTube, 7. November 2022, abgerufen am 2. Januar 2023.
  13. Elektrifizierung Bodenseegürtelbahn – Ergebnispräsentation Betriebsprogrammstudie für Referenz– und Vorzugsvariante. DB Netz, 4. November 2019, S. 22 (bodenseekreis.de [PDF; 7,3 MB; abgerufen am 2. Januar 2023]).
  14. Anmeldungen des Landes Baden-Württembergfür den Bundesverkehrswegeplan 2015 (BVWP 2015) (PDF; 39 KiB)
  15. baden-wuerttemberg.de
  16. Nächster Schritt für den Ausbau der Bodenseegürtelbahn. Landkreise und Interessenverband unterzeichnen Verträge. 11. April 2019, abgerufen am 1. März 2020.
  17. Ausbau und Elektrifizierung Bodenseegürtelbahn, Vermessung Los 1-4. In: bieterportal.noncd.db.de. DB Netz, 22. Mai 2022, abgerufen am 19. Juni 2022.
  18. Markus Metz: Ausbau und Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn Vermessungsleistungen der DB Netz Strecken 4330 und 4331 von Radolfzell bis Friedrichshafen Stadt sowie der Nebenstrecke (Strecke 4330) von Stahringen bis Stockach-Hindelwangen. (PDF) In: bieterportal.noncd.db.de. 16. Mai 2022, S. 1–3, archiviert vom Original am 19. Juni 2022; abgerufen am 14. Juni 2023 (Datei Anlage 1.0 Projektbeschreibung Vorbemerkungen.pdf).
  19. Lenkungskreis: Ausbau der Bodenseegürtelbahn vorantreiben. In: vm.baden-wuerttemberg.de. Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, 22. Dezember 2022, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  20. Streckenausbau. In: Bodenseegürtelbahn. DB Netz, abgerufen am 7. April 2023.
  NODES
INTERN 1