Biologische Anstalt Helgoland
Die Biologische Anstalt Helgoland (BAH) ist eine meeresbiologische Forschungs- und Serviceeinrichtung auf der Nordseeinsel Helgoland. Sie ist neben der Station auf Sylt eine der beiden Forschungsstationen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Deutschland. An die Station ist das Zentrum für Wissenschaftliches Tauchen (AWI-CSD) angegliedert.
Geschichte
BearbeitenDie Meeresforschung auf Helgoland ist älter als die Station: 1835 wies der Naturforscher Christian Gottfried Ehrenberg auf Helgoland nach, dass das Meeresleuchten um Insel durch den Einzeller Noctiluca scintillans hervorgerufen wird. Johannes Müller erkannte das Potential der Insel für seine Forschung und begründete 1845 auf Helgoland die Planktonforschung[2]. Hier entstanden viele Beschreibungen der lokalen Flora und Fauna und der Begriff Plankton selbst wurde hier erstmals eingeführt. Die Biologie der Fische in der Nordsee und der Vogelzug wurden untersucht. Berühmt wurde der Maler Heinrich Gätke als Ornithologe.
Nachdem Helgoland aus britischem Besitz zum Deutschen Reich gekommen war, wurde die Königlich Preußische Biologische Anstalt auf Helgoland 1892 gegründet. Erster Direktor wurde Friedrich Heincke, sein Nachfolger ab 1921 Wilhelm Mielck. Die Zweigstation in List auf der Insel Sylt wurde 1924 eingerichtet. Im Dritten Reich stellte das Institut den Ortsgruppenleiter und weitere führende Mitarbeiter der NSDAP-Helgoland.[3] Arthur Hagmeier war von 1934 bis 1953 Direktor, Helmuth Hertling von 1921 bis 1939 Assistent und Kustos der Anstalt. Nach der Sprengung von Bunkeranlagen auf Helgoland konnte provisorisch in der Zweigstation auf Sylt weitergearbeitet werden. Adolf Bückmann baute 1953 als Direktor die Arbeit auf der Insel wieder auf und schuf eine sogenannte Kopfstation in Hamburg. 1959 wurde die BAH wieder eröffnet. 1981 wurde in Hamburg ein weiteres Institutsgebäude als neue Zentrale eingerichtet. Zum Institut gehörte auch das Forschungsschiff Heincke.
Nachdem die BAH 20 Jahre direkt dem Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstellt gewesen war, wurde sie 1998 Teil der Stiftung Alfred-Wegener-Institut (AWI).[4]
Arbeit
BearbeitenDie Biologische Anstalt Helgoland unterhält Forschungslabors, meeresbiologische Materialversorgungseinrichtungen für Forschungs- und Lehranstalten (Tauchergruppe, Tierversand), deutschlandweit einzigartige Kurssäle mit Seewasserversorgung für studentische und schulische Exkursionen und akademische Fortbildungen sowie eine der längsten Plankton-Daueruntersuchungen weltweit. Im Zentrum für Wissenschaftliches Tauchen findet jährlich ein Ausbildungskurs für die Zertifizierung zum geprüften Forschungstaucher statt.
Meeresbiologie-Studenten können dort auch als studentische Forschungsassistenten Praxiserfahrungen sammeln, so wie die heutige Leibnizpreisträgerin und Bremer Professorin Nicole Dubilier seinerzeit.
Weblinks
Bearbeiten- AWI Helgoland auf der Website des Alfred-Wegener-Instituts
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Vgl. Robert J. Richards, The Tragic Sense of Life, Chicago and London 2008, Seite 118 und D. Zissler, Five scientists on excursion — a picture of marine biology on Helgoland before 1892, in: Helgoländer Meeresuntersuchungen (Helgoland Marine Research) Vol. 49, Seite 103–112, 1995
- ↑ Standort - AWI. In: www.awi.de. Abgerufen am 3. Mai 2016.
- ↑ Eckhard Wallmann: Eine Kolonie wird deutsch – Helgoland zwischen den Weltkriegen. Bredstedt 2012.
- ↑ Ulrich Schlüter: Warum verlor die Biologische Anstalt Helgoland nach über einhundertjähriger Existenz ihre Selbständigkeit? In: Deutsches Meeresmuseum und Ozeaneum Stralsund (Hrsg.): Historisch-Meereskundliches Jahrbuch. Band 22. Stralsund 2017, S. 91 -114.
- ↑ Petra Werner, Die Gründung der Königlichen Biologischen Anstalt auf Helgoland und ihre Geschichte bis 1945. (= Helgoländer Meeresuntersuchungen. Band 47 Supplement). Hamburg 1993, Seite 62 und 68
- ↑ Petra Werner, Die Gründung der Königlichen Biologischen Anstalt auf Helgoland und ihre Geschichte bis 1945. (= Helgoländer Meeresuntersuchungen. Band 47 Supplement). Hamburg 1993, Seite 76f
- ↑ Erik Hagmeier, Aus der Geschichte der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH),(= Helgoländer Meeresuntersuchungen. Band 52 Supplement). Hamburg 1998, Seite 32
Koordinaten: 54° 10′ 40,2″ N, 7° 53′ 29″ O