Brighton Main Line
Die Brighton Main Line (oder South Central Main Line) ist eine Eisenbahnstrecke in Großbritannien. Sie verbindet die Bahnhöfe Victoria und London Bridge in London mit der an der Südküste gelegenen Stadt Brighton. Die Strecke ist rund 80 Kilometer lang und auf ihrer gesamten Länge mit 750 Volt Gleichspannung elektrifiziert. Der Großteil der Regional- und Vorortzüge wird von Govia Thameslink Railway (GTR) unter den Marken Southern, Thameslink und Gatwick Express betrieben. Züge von London Overground und Great Western Railway verkehren auf Teilen der Strecke.
Geschichte
BearbeitenZu Beginn gab es nicht weniger als sechs verschiedene Gesuche ebenso vieler Gesellschaften, eine Eisenbahn zwischen London und Brighton zu bauen. Am 15. Juli 1837 setzte sich schließlich die London and Brighton Railway (L&BR) durch, als sie an diesem Tag vom britischen Parlament die Konzession zugesprochen erhielt. Das Projekt sah vor, von der bereits bestehenden Strecke der London and Croydon Railway (L&CR) aus, deren Endstation London Bridge war, eine Strecke in Richtung Süden zu bauen. Außerdem waren zwei Zweigstrecken vorgesehen, eine nach Newhaven, die andere nach Shoreham-by-Sea.
Der erste Abschnitt, der eröffnet werden konnte, war am 12. Mai 1840 die Zweigstrecke zwischen Brighton und Shoreham-by-Sea (das gesamte Baumaterial war per Schiff hierher transportiert worden). Am 12. Juli 1841 folgte der Abschnitt vom Bahnhof Norwood Junction (Anschluss an die L&CR) nach Haywards Heath. Der letzte Abschnitt der Stammstrecke von Haywards Heath nach Brighton konnte am 21. September 1841 in Betrieb genommen werden.
Die Zweigstrecke nach Newhaven wurde erst 1846 realisiert, jedoch im Rahmen einer weiter gehenden Verbindung nach Hastings (East Coastway Line). Im selben Jahr fusionierten die Gesellschaften L&CR und L&BR zur London, Brighton and South Coast Railway (LB&SCR). 1860 wurde die Strecke zwischen London Victoria und Balham eröffnet. Mit der Eröffnung des Abschnitts Balham – Croydon war die Brighton Main Line 1862 im Wesentlichen fertiggestellt. Bereits 1861 ereignete sich im Clayton-Tunnel der bis dahin schwerste Eisenbahnunfall in Großbritannien mit 23 Toten und 176 Verletzten, als dort ein zurücksetzender Reisezug und ein folgender zusammenstießen.
Aufgrund eines Parlamentsbeschlusses, der nur eine Strecke südlich von London zuließ, waren die LB&SCR und die South Eastern Railway (SER) in den ersten Jahrzehnten gezwungen, die Strecke zwischen London und Redhill gemeinsam zu nutzen. Dies führte oft zu Streitereien, da Redhill ein SER-Bahnhof war. Die Probleme nahmen derart zu, dass die LB&SCR zwischen Coulsdon und Earlswood eine Umgehungsstrecke baute, die Quarry Line („Steinbruch-Linie“). Sie wurde am 8. November 1899 für den Güterverkehr geöffnet, am 1. April 1900 für den Personenverkehr. Noch heute wird sie von Schnellzügen befahren, die nicht in Redhill halten.
Die LB&SCR begann am 1. Dezember 1909 mit der Elektrifizierung ihrer Strecken. Den Anfang machte die South London Line mit einer Einphasenwechselstrom-Oberleitung. Weitere Strecken wurden innerhalb der nächsten drei Jahre umgestellt. 1921, als das Parlament die Zusammenlegung aller britischen Bahngesellschaften zu vier Unternehmen beschloss, reichte der Fahrdraht auf der Brighton Main Line bis Coulsdon North.
Doch die neu entstandene Southern Railway beschloss, die Strecke auf Stromschienen mit 750 V Gleichstrom umzurüsten und so das gleiche System wie die Vorgängergesellschaft London and South Western Railway anzuwenden. Im Jahr 1929 war das gesamte Streckennetz auf Stromschienenbetrieb umgestellt.
Auf der Brighton Main Line wurden die einzelnen Abschnitte wie folgt elektrifiziert:
- 12. Mai 1911: London Victoria – Balham – (Crystal Palace)
- Juni 1912: Balham – Selhurst
- 1. April 1925: Selhurst – Coulsdon North
- Juli 1932: Coulsdon North – Three Bridges
- 1. Januar 1933: Three Bridges – Brighton (und auch nach Worthing)
Als Spitzenangebot führte die Southern Railway mit der Elektrifizierung drei Pullmanzugpaare zwischen London Victoria und Brighton ein, die ab 1934 als Brighton Belle bezeichnet wurden. British Rail stellte die Pullmanzüge 1972 ein.
In der südlichen Einfahrt des Bahnhofs South Croydon kam es nach dem regelwidrigen Eingriff eines Stellwerksmitarbeiters am 24. Oktober 1947 bei Nebel zu einem Auffahrunfall zweier Vorortzüge. 32 Menschen starben, 142 wurden darüber hinaus verletzt. Dies war der schwerste Unfall, der sich je bei der Southern Railway ereignete.