Campino (bürgerlich Andreas Joachim Wolfgang Konrad Frege; * 22. Juni 1962 in Düsseldorf)[1] ist ein deutsch-britischer Sänger, Autor und Songwriter. Er ist der Frontmann der Düsseldorfer Band Die Toten Hosen. Zudem arbeitete er als Schauspieler in Theater, Film und Fernsehen.

Campino (2013)
 
Campino (2012)

Andreas Frege wuchs als Sohn des Richters Joachim Frege und der Lehrerin Jennie Frege auf.[2] Seine Mutter war gebürtige Engländerin, hatte an der Universität in Oxford studiert und erzog ihre Kinder zweisprachig.[3] Er hat fünf Geschwister, darunter den zwölf Jahre älteren Bruder John, durch den er auf den Punkrock in England aufmerksam wurde.[4] Seine ältere Schwester Judith Frege ist Balletttänzerin und Buchautorin, und sein drei Jahre älterer Bruder Michael Frege ist Rechtsanwalt.[5] Freges Großvater väterlicherseits Ludwig Frege war Präsident des Bundesverwaltungsgerichtes. Urgroßvater Franz Friedrich Konrad Frege (1843–1920) war Sohn des Berlin-Schöneberger Pfarrers Ferdinand Ludwig Frege (1804–1883). Freges englischer Großvater mütterlicherseits John Edmondson Whittaker stammte aus Burnley und war von August bis Dezember 1945 Member of Parliament für die Labour Party.[6]

Als Andreas Frege zwei Jahre alt war, zog seine Familie von Düsseldorf nach Mettmann um. Dort besuchte er die heutige Astrid-Lindgren-Grundschule und im Anschluss daran das Heinrich-Heine-Gymnasium in Mettmann-Metzkausen.[7] Er wechselte jedoch nach einem Jahr auf das Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf. Nach einer Bonbonschlacht im Klassenzimmer nannten ihn seine Mitschüler Campino.[8] Er konnte zweimal das Klassenziel nicht erreichen und besuchte schließlich dieselbe Klasse wie der zwei Jahre jüngere Michael Breitkopf, ebenfalls ein Gründungsmitglied der Band Die Toten Hosen; beide bestanden 1983 das Abitur.

Von 1978 bis 1981 war er Sänger der Gruppe ZK und gründete im Anschluss mit Andreas von Holst, Michael Breitkopf, Andreas Meurer, Trini Trimpop und Walter Hartung (genannt Walter November) die Band Die Toten Hosen.

Ab Oktober 1983[9] war er acht Monate bei der Bundeswehr,[3] bis er als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurde. Danach leistete er zusammen mit Michael Breitkopf Zivildienst in der Landespsychiatrie Düsseldorf-Ludenberg. Im Frühjahr 2022, wenige Monate nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine, meinte Campino, dass er unter diesen Umständen den Wehrdienst heute nicht mehr verweigern würde.[10]

Im April 2024 hielt Campino im Rahmen einer Gastprofessur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zwei Vorlesungen.[11][12]

Er hat mit der Schauspielerin Karina Krawczyk einen 2004 geborenen Sohn, Lenn Julian Frege, der als Model arbeitet.[13][14] Im März 2019 nahm Campino die britische Staatsbürgerschaft an und ist somit Doppelstaater.[15] Am 1. September 2019 heiratete er in New York.[16]

Film, Fernsehen und öffentliches Engagement

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Campino (1997)
 
Campino auf der Feier zu 40 Jahre Black Devils MC (2009)

Campino hat sowohl als Sprecher der Band Die Toten Hosen wie auch als Person in Deutschland eine hohe Medienpräsenz. Er nahm seit Mitte der 1980er Jahre die Einladung zu zahlreichen Talkshows im Fernsehen an. In Bettina Böttingers Sendung traf er zum Beispiel Gretchen Dutschke-Klotz, und von Alfred Biolek wurde er einmal zusammen mit seiner Mutter, ein anderes Mal mit seinem Freund Stephan Schröer OSB, dem damaligen Abt der Benediktinerabtei in Meschede, eingeladen und nahm in beiden Sendungen Stellung zu Kirche, Glauben und Religion.[17] Der NDR drehte 2001 in der Reihe Gott und die Welt eine Dokumentation über den Rocksänger. Ein weiteres 42-minütiges Filmporträt mit dem Titel Campino – Mein Leben entstand 2004 für arte und das ZDF.[18] Für die Sendereihe der ARD Deutschland, deine Künstler hat die Regisseurin Cordula Kablitz-Post ein 45-minütiges Porträt über Campino gedreht, das im Juli 2009 erstmals ausgestrahlt wurde.[19] Eine zweite Dokumentation über den Rocksänger drehte Kablitz-Post für die Sendereihe Die Besten im Westen des WDR Fernsehens.[20]

Campino fungierte oftmals selbst als Journalist. So druckte der Spiegel 1994 sein Interview mit der damaligen Jugendministerin Angela Merkel ab, der er Fragen über ihre Erfahrungen mit Drogen, Alkohol und den ersten Berührungen mit Popmusik stellte.[21] Ähnliches fragte er im Jahr davor Paul McCartney für die Zeitschrift Stern.[22] Ein Jahr vor Joe Strummers Tod interviewte Campino den Frontmann von The Clash im August 2001 für das SZ-Magazin.[23] Bereits 1989 hatte Campino die Punkmusiker Joey Ramone und Dick Manitoba in New York besucht, um sie für ME Sounds zu befragen.[24] Im Frühjahr 2016 entstand für arte und das ZDF die Dokumentation London’s Burning – Campino auf den Spuren des Punk, in der Campino unter anderen Gespräche mit Bob Geldof, T. V. Smith, Charlie Harper, Viv Albertine und Tony James führte.[25]

Auch als Schauspieler war Campino mehrmals zu sehen. Er übernahm 1986 im Film Verlierer von Bernd Schadewald eine Nebenrolle, 1990 mimte er in der Vorabendserie Der Fahnder einen Punk.[26] 1992 spielte er die Hauptrolle neben Gisela Schneeberger in der Filmkomödie Langer Samstag von Hanns Christian Müller.[27]

In einer Inszenierung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper unter der Regie von Klaus Maria Brandauer für den Berliner Admiralspalast, das zwischenzeitliche Metropol-Theater, stand Campino von August bis Oktober 2006 in der Rolle des Mackie Messer unter anderem mit Gottfried John, Katrin Sass, Birgit Minichmayr und Maria Happel auf der Bühne.[28] In Wim Wenders’ Werk Palermo Shooting übernahm er die Hauptrolle; die Premiere fand Ende Mai 2008 bei den 61. Filmfestspielen in Cannes statt. In der Neufassung des musikalischen Märchens Peter und der Wolf, das 2015 vom Bundesjugendorchester unter der Leitung von Alexander Shelley entstand, wirkt er als Sprecher mit,[29] wofür er im Oktober 2016 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet wurde.[30]

Als das ZDF im Jahr 2003 zur Wahl der 100 „größten Deutschen“ aufrief, erreichte Campino unter den 300 zur Auswahl gestellten Personen Platz 65.[31] 2006 übernahm er die Laudatio für den Echo an Bob Geldof. Seit dem 6. Dezember 2006 ist er Pate der Regine-Hildebrandt-Schule[32] in Birkenwerder. Dort betreut er ein Projekt mit dem Titel Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Gemeinsam mit Eric Friedler führte er im Jahr 2020 Regie in der Dokumentation Wim Wenders, Desperado über Wim Wenders. Die Produktion wurde in die offizielle Selektion der internationalen Filmfestspiele von Cannes 2020 aufgenommen.[33]

Im Herbst 2020 veröffentlichte Campino sein autobiografisches Buch Hope Street: Wie ich einmal englischer Meister wurde. Der Titel ist angelehnt an eine Straße in Liverpool und an einen Song von T. V. Smith. Es geht in dem Buch um seine Liebe zum Fußball und vorrangig um den FC Liverpool und dessen Meisterschaftssaison 2019/20, aber auch um Fortuna Düsseldorf. Es befasst sich zudem umfassend mit seiner Familiengeschichte und seinem britisch-deutschen Elternhaus.

Anfang Dezember 2022 veröffentlichte die amerikanische Punk-Band Anti-Flag den Song Victory Or Death (We Gave ’Em Hell), bei dem Campino als Gastsänger mitwirkt, samt dazugehörigem Musikvideo. Der Erlös der 7-Zoll-Single geht als Spende an das gemeinnützige Projekt Sit’n’Skate zugunsten körperlich eingeschränkter Menschen im Rollstuhl.[34]

Liedwidmungen

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Das Lied Alles ist eins auf der Single Pushed Again schrieb Campino für Rieke Lax, ein Mädchen aus den Niederlanden, das bei dem 1000. Konzert der Band im Düsseldorfer Rheinstadion ums Leben gekommen war.[35]

Das Lied Unser Haus, veröffentlicht auf dem Album Unsterblich, handelt von Campinos Kindheit und dem Tod seines Vaters. Mit dem Titel Nur zu Besuch, erstmals erschienen auf dem Album Auswärtsspiel, verarbeitete er den Tod seiner Mutter.[36] Das Lied Draußen vor der Tür aus dem Album Ballast der Republik widmete Campino seinem Vater und beschreibt darin ihre Beziehung zueinander.[37] Campino beteiligt sich seit dem Tod seiner Eltern, die beide an Darmkrebs starben, an diversen Aufklärungsaktionen und ruft öffentlich zur Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen auf.[38]

Diskografie

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Für eine ausführliche Diskografie Campinos als Autor und Frontmann der Band Die Toten Hosen siehe

Campino wirkte zudem bei folgenden Produktionen als Gast mit:

Schriften

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Literatur, in der Campino als Autor mitwirkte:

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Commons: Campino – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Die Toten Hosen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Campino – Zitate

Einzelnachweise

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  1. „40 Jahre Tote Hosen“ im Ersten, in der ARD Mediathek und in der ARD Audiothek. In: daserste.de. Das Erste, abgerufen am 1. Mai 2022.
  2. Campino – Biografie WHO’S WHO. Abgerufen am 6. August 2023.
  3. a b Philipp Oehmke: Die Toten Hosen – Am Anfang war der Lärm. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2014, ISBN 978-3-498-07379-4, S. 48–50.
  4. Campino: Punk in der BRD – Stukas und Vibratoren. einestages, 1. Februar 2008, abgerufen am 26. Januar 2014.
  5. Philipp Oehmke: Im Kuckucksnest des Kapitalismus. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2009 (online).
  6. Campino: Hope Street: Wie ich einmal englischer Meister wurde. Piper, München 2020, ISBN 978-3-492-07050-8, S. 101–104.
  7. Campino: Hope Street: Wie ich einmal englischer Meister wurde. Piper, München 2020, ISBN 978-3-492-07050-8, S. 196.
  8. Bertram Job: Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1996, S. 237.
  9. Philipp Oehmke: Die Toten Hosen – Am Anfang war der Lärm. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2014, ISBN 978-3-498-07379-4, S. 65.
  10. Kriegsdienst: Campino würde heute nicht mehr verweigern. 15. Mai 2022, abgerufen am 31. Juli 2023.
  11. Zwei Vorlesungen im April 2024 an der Düsseldorfer Uni. 11. März 2024, abgerufen am 12. März 2024.
  12. Professor Punk: Campino wird Gastprofessor an der Uni Düsseldorf. 11. März 2024, abgerufen am 12. März 2024.
  13. Philipp Oehmke: der Marathon-Mann. In: Der Spiegel. Nr. 1, 2009 (online).
  14. Lenn Julian Frege: Campinos Sohn rockt den Laufsteg von Prada. Stern, 1. September 2021, abgerufen am 4. Oktober 2021.
  15. Campino – Er hat jetzt die doppelte Staatsbürgerschaft. Stern, 26. März 2019, abgerufen am 1. April 2019.
  16. Tote-Hosen-Sänger: Campino hat geheiratet – und es nicht verraten. Stuttgarter Zeitung, 5. Oktober 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  17. Boulevard Bio 1991–2003 (ARD). Fernsehlexikon, abgerufen am 23. August 2022.
  18. Frank Eggers: Campino – Mein Leben. Macroscope Film 2004, für ZDF/Arte.
  19. Deutschland deine Künstler – Campino. avantimedia, 2009, abgerufen am 27. Januar 2014.
  20. Die Besten im Westen – Campino. avantimedia, 2009, abgerufen am 27. Januar 2014.
  21. Campino: Zuviel von dem Kirsch-Whisky. In: Der Spiegel-Spezial, Nr. 2/1994, S. 115–116. Campino interviewt Jugendministerin Angela Merkel (Memento vom 28. März 2014 im Webarchiv archive.today).
  22. Martin Scholz: Ins Beatles-Museum geh’ ich nicht. In: Stern. Nr. 7, 1993.
  23. Jan Weiler: Ich habe damals einfach einen Scherz gemacht. In: SZ-Magazin. Nr. 8, 2001.
  24. Campino: Tote Hose in New York. In: Musikexpress. Nr. 11, 1989, S. 86–88.
  25. London’s Burning – Campino auf den Spuren des Punk. arte, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2016; abgerufen am 3. April 2018.
  26. Serienlexikon: Der Fahnder – Puppe, Atze, Keule. Internet Movie Database, abgerufen am 8. Juni 2015 (englisch).
  27. Campino bei IMDb
  28. Joachim Lucchesi: Brandauer inszeniert Die Dreigroschenoper von Brecht & Weill. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006.
  29. Peter und der Wolf in Hollywood. Deutsche Grammophon, archiviert vom Original am 24. September 2016; abgerufen am 24. September 2016.
  30. ECHO Klassik 2016: Glanz und Gloria mit Anna Netrebko, Andrea Bocelli und vielen anderen. Klassikakzente, 6. Oktober 2016, abgerufen am 10. Oktober 2016.
  31. Die 100 größten Deutschen oder Ranking ohne Ende. klartextsatire.de, abgerufen am 26. Januar 2014.
  32. Pate Campino kam vorbei. Regine-Hildebrandt-Schule, 11. September 2010, abgerufen am 26. Januar 2014.
  33. Dokumentarfilm Wim Wenders, Desperado in der Official Selection der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2020. Norddeutscher Rundfunk, 15. Juli 2020, abgerufen am 15. Juli 2020.
  34. Anti-Flag – Charity-Single „Victory Or Death (We Gave ’Em Hell)“ enthüllt Meldung von Alexandra Michels in den News auf www.rockhard.de (Rock Hard), 2. Dezember 2022
  35. 1000. Konzert, dth-live.de
  36. Booklet zu Auswärtsspiel, S. 2.
  37. Birgit Fuß: Die Toten Hosen – Ballast der Republik. Rolling Stone, 4. Mai 2012, abgerufen am 26. Januar 2014.
  38. Campino: Kampf dem Krebs! In: Express, 8. März 2007
  39. Argentinische Webseite (Memento vom 14. Februar 2010 im Internet Archive) von Die Toten Hosen
  40. DIE TOTEN HOSEN: Wölli & Die Band des Jahres (feat. Campino) - »Alles nochmal von vorn«. 21. Juli 2011, abgerufen am 14. November 2024.
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