Catgut

chirurgisches Nahtmaterial aus Schafdarm

Catgut (auch Katgut, ausgesprochen [ˈkɛtɡat] oder [ˈkatɡʊt];[1] selten auch Katzendarm) bezeichnet Saiten oder Fäden aus Schafs- und anderen Naturdärmen.

Medizinischer Catgutfaden

Begriffsherkunft

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Die Etymologie des Begriffs ist zweifelhaft. Mögliche Erklärungen sind eine Zusammenziehung von cattle gut („Viehdarm“)[2] oder eine Verballhornung von kit gut (kit bezeichnete früher eine Fidel oder Tanzmeistergeige, heißt aber auch „Kätzchen“).[3][4]

Das medizinische Fachwort „Catgut“ wurde üblicherweise nicht ins Deutsche übersetzt, wo es früher auch „Katgut“ geschrieben wurde. Es wurde nie belegt, dass hierfür – wie gelegentlich behauptet wird – Darm von Katzen verwendet worden sei.

Verwendung bei Musikinstrumenten

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Darmsaite für ein Violoncello

Verwendung als Saiten

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Noch heute werden Saiten aus Schafs- und Rinderdarm hergestellt. Sie werden aber einfach als Darmsaiten und üblicherweise nicht mehr als „Katzendarm“ bezeichnet.

Verwendung als Bünde

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Bei einigen traditionellen Saiteninstrumenten, wie beispielsweise der persischen Tar, dienen Därme als Bünde. Auch bei Lauten und Gamben werden die Bünde häufig noch aus Darmsaiten geknüpft.

Technische Verwendung

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Wegen seiner Reißfestigkeit wurde das Material auch in der Uhrmacherei zur Aufhängung von Uhrgewichten verwendet. Für diesen Zweck stehen zwar heute moderne, alterungsbeständige Materialien zur Verfügung, bei der originalgetreuen Restaurierung antiker Uhren wird es aber immer noch benutzt.

Verwendung im Sport

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Für verschiedene Racketsportarten (Badminton, Squash, Tennis) wird für die Bespannung des Schlägers Naturdarm eingesetzt. Bespannungen aus Naturdarm sind qualitativ oft hochwertiger als Kunststoffbesaitungen, verlieren ihre vorzüglichen Eigenschaften jedoch auch wesentlich schneller.

Verwendung als medizinisches Nahtmaterial

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Bereits Galenos (2. Jahrhundert n. Chr.) berichtete über die Verwendung von Darmsaiten zum Vernähen von Wunden. Catgut wurde aus Darm von Hochlandschafen, in jüngerer Zeit auch aus Rinderkollagen hergestellt. Die Fäden zersetzen sich unter Wirkung körpereigener Enzyme innerhalb einiger Tage und werden so resorbiert, lösen sich also selbst auf und brauchen nicht gezogen zu werden. Zur Zeit von Joseph Lister (1827–1912) waren in Medizin und Tiermedizin Catgut (im deutschsprachigen Raum Katgut[5]) und Seide allgemein üblich. Lister führte 1860 mit Phenol (damals „Carbolöl“ genannt) desinfiziertes Catgut ein.

Um 1900 wurden verschiedene Sterilisationsverfahren für Catgut praktiziert, unter anderem mit Chromsäure oder Jod. Keine davon war jedoch komplett zuverlässig. 1908 entwickelten der Apotheker Carl Braun und der Chirurg Franz Kuhn eine Methode zur industriellen Herstellung sterilen Catguts aus Hammeldarm, womit sie den Grundstein für den Erfolg des Medizinbedarfsunternehmens B. Braun Melsungen legten.[6]

Ab 1935 wurde Catgut als Nähmaterial in der Humanmedizin durch synthetische Fäden abgelöst, die jedoch zunächst nicht resorbierbar waren, also gezogen werden mussten.[7] Die Nürnberger »Resorba« Steril-Catgut-Fabrik Franz Hiltner stellte ein jodfreies und steriles einheilendes chirurgisches Nahtmaterial her.[8] In der Tiermedizin darf Catgut in Europa und Japan seit 2001 bzw. 2002 aus Vorsicht vor BSE nicht mehr verwendet werden.[9] Stattdessen werden synthetische resorbierbare Materialien verwendet, die ausschließlich durch Einwirkung des Gewebswassers (und ohne variable enzymatische Aktivitäten) hydrolysiert werden.

Wurstherstellung

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Auch Saitlinge, die Pelle verschiedener Saitenwürste, werden gelegentlich als Katzendarm bezeichnet.

Einzelnachweise

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  1. Duden Online, Eintrag „Katgut“
  2. Jo Nardolillo: All Things Strings. An Illustrated Dictionary. Scarecrow Press, 2014, S. 53, Eintrag gut strings.
  3. Raffaella Leoci: Animal by-products (ABPs). Origins, uses, and European regulations. Universitas Studiorum, Mantova 2014, S. 95.
  4. Robert Hendrickson: QPB Encyclopedia of Word and Phrase Origins. Facts on File, 1998, S. 133.
  5. Vgl. etwa Dionys von Szabó: Über Katgut als Nähmaterial. In: Centralblatt für Gynäkologie. Band 10, Nr. 25, 19. Juni 1886, S. 398–400.
  6. Markus Plate, Torsten Groth, Volker Ackermann, Arist von Schlippe: Große deutsche Familienunternehmen. Generationenfolge, Familienstrategie und Unternehmensentwicklung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 54.
  7. Hans-Otto Maier: Forschung und Entwicklung für den medizinischen Fortschritt – der Beitrag von B. Braun Melsungen seit Ende des 19. Jahrhunderts. In: Gesundheit durch Technik? Technik und Medizin seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. S. 83–92, auf S. 84.
  8. Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. CXIII.
  9. Raffaella Leoci: Animal by-products (ABPs). Origins, uses, and European regulations. Universitas Studiorum, Mantova 2014, S. 96.
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