Charles Dupuy

französischer Politiker

Charles-Alexandre Dupuy (* 5. November 1851 in Le Puy-en-Velay, Département Haute-Loire; † 23. Juli 1923 in Ille-sur-Têt, Département Pyrénées-Orientales) war ein französischer Politiker der Dritten Republik. Der gemäßigte Republikaner war zwischen 1893 und 1899 mehrmals kurzzeitig Ministerpräsident Frankreichs.[1]

Charles Dupuy

Charles Dupuy bestand 1879 die Agrégation (Lehrbefugnis für höhere Schulen) in Philosophie und arbeitete zunächst als Lehrer am Lycée in Saint-Étienne. Dann wurde er Inspektor der regionalen Schulbehörde (Académie) in Ajaccio auf Korsika. Dort lernte er Antoinette Laborde kennen, die er 1888 heiratete. Von 1885 bis 1900 war er Deputierter des Départements Haute-Loire. Der gemäßigte Republikaner gehörte der Fraktion Union républicaine bzw. ab 1898 den Républicains progressistes an, der konservativsten unter den republikanischen Fraktionen dieser Zeit.

Im Kabinett seines Premier-Vorgängers Alexandre Ribot war Dupuy vom 6. Dezember 1892 bis 20. April 1893 Bildungsminister. Danach war er vom 24. April 1893 bis 25. November 1893 erstmals selbst Premierminister der Dritten Französischen Republik und fast gleichzeitig Innenminister (4. April 1893 bis 3. Dezember 1893). Nach seiner ersten Amtszeit als Premierminister wurde Dupuy dann vom 5. Dezember 1893 bis zum 2. Juni 1894 Präsident der Abgeordnetenkammer, der Chambre des députés, wo er Mitte Dezember 1893 nur knapp einem Bombenanschlag durch den Anarchisten Auguste Vaillant entging und die Fortführung der Sitzung lässig mit „Die Debatte wird fortgesetzt, meine Herren“ einläutete.

Ein zweites Mal wurde Dupuy dann vom 30. Mai 1894 bis 25. Juni 1894; ein drittes Mal vom 2. Juli 1894 bis 14. Januar 1895 Premier- und Innenminister von Frankreich (30. Mai 1894 bis 26. Januar 1895). In dieser Zeit begann die Dreyfus-Affäre. Dupuy ließ Dreyfus verhaften und verzögerte mit legislativen Maßnahmen eine Revision des Falles.[2] Er verurteilte als Initiator einer parlamentarischen Interpellation der Abgeordnetenkammer im Dezember 1898 mit deutlichen Worten die antisemitischen Unruhen unter Algerienfranzosen in der nordafrikanischen Kolonie. Die Interpellation wurde mit 406 gegen 10 Stimmen angenommen.[3]

Eine vierte und fünfte Amtszeit als Premierminister hatte Charles-Alexandre Dupuy vom 31. Oktober 1898 bis 12. Juni 1899, wobei er gleichzeitig wieder das Amt des Innenministers (1. November 1898 bis 22. Juni 1899) bekleidete. Danach war Dupuy bis zu seinem Tode im Jahre 1923 Senator für die Region Haute-Loire.[1]

Literatur

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Commons: Charles Dupuy – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Charles, Alexandre Dupuy. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 18. März 2023 (französisch).
  2. George R. Whyte: Die Dreyfus-Affäre – Die Macht des Vorurteils. Lang, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-631-60218-8, S. 565.
  3. Michel Abitbol: Histoire des juifs. In: Marguerite de Marcillac (Hrsg.): Collection tempus. 2. Auflage. Nr. 663. Éditions Perrin, Paris 2016, ISBN 978-2-262-06807-3, S. 607.
VorgängerAmtNachfolger

Alexandre Ribot
Jean Casimir-Perier
selbst
Henri Brisson
selbst
Premierminister von Frankreich
04.04. 1893 – 26.11. 1893
30.05. 1894 – 25.06. 1894
02.07. 1894 – 18.01. 1895
01.11. 1898 – 18.02. 1899
18.02. 1899 – 22.06. 1899

Jean Casimir-Perier
selbst
Alexandre Ribot
selbst
Pierre Waldeck-Rousseau

Léon Bourgeois
selbst
Bildungsminister
06.12. 1892 – 10.01. 1893
11.01. 1893 – 31.03. 1893

selbst
Raymond Poincaré

Alexandre Ribot
David Raynal
selbst
Henri Brisson
selbst
Innenminister
04.04. 1893 – 26.11. 1893
30.05. 1894 – 25.06. 1894
02.07. 1894 – 18.01. 1895
01.11. 1898 – 18.02. 1899
18.02. 1899 – 22.06. 1899

David Raynal
selbst
Georges Leygues
selbst
Pierre Waldeck-Rousseau

Paul Delombre
Minister für Landwirtschaft und Handel
22.06. 1899 – 7.06. 1902

Léon Mougeot

Jean Casimir-Perier
Präsident der Abgeordnetenkammer
03.12. 1893 – 02.06. 1894

Jean Casimir-Perier
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