Christian Tybring-Gjedde

norwegischer rechtsextremer Politiker

Christian Tybring-Gjedde (* 8. August 1963 in Oslo) ist ein norwegischer Politiker. Bis zu seinem Parteiausschluss im Juli 2024 gehörte er der Fremskrittspartiet (FrP) an. Seit 2005 ist er Abgeordneter im Storting.

Christian Tybring-Gjedde, 2009

Familie, Ausbildung und Beruf

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Nach seinem Schulabschluss studierte Tybring-Gjedde in den Jahren 1984 bis 1988 Politikwissenschaft an der Loyola University Chicago. Er kam dort mit einem Sportstipendium als Wasserballspieler unter. Er wurde auch als Spieler für die norwegische Wasserball-Nationalmannschaft eingesetzt.[1] Nach seinem Studium in Chicago erlange er 1990 einen Masterabschluss im Fach internationalen Studien an der University of Denver. 1993 wurde er im Verteidigungsministerium angestellt, wo er bis 2005 blieb und in verschiedenen Positionen tätig war. Drei Jahre davon arbeitete er etwa bei der norwegischen NATO-Delegation in Brüssel, von 1996 bis 1997 besuchte er die Militärakademie NATO Defense College in Rom.

Christian Tybring-Gjedde ist mit seiner Parteikollegin Ingvil Smines Tybring-Gjedde verheiratet. Die beiden wurden in den Medien des Öfteren als eine Art „Power-Couple“ der FrP dargestellt.[2][3] Seine Tochter ist die Høyre-Politikerin Mathilde Tybring-Gjedde.[4]

Politischer Werdegang

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Lokalpolitiker und Stortingsabgeordneter

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Nachdem Tybring-Gjedde bereits von 2001 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender der Fremskrittspartiet (FrP) in Oslo war, saß er zwischen 2003 und 2005 im Osloer Stadtrat.[5]

Im Jahr 2005 zog er schließlich erstmals in das norwegische Nationalparlament Storting ein. Dort vertritt er seitdem den Wahlkreis Oslo. In den ersten zwei Legislaturperioden bis September 2013 war er Mitglied im Finanzausschuss. Im Oktober 2013 wechselte er in den Außen- und Verteidigungsausschuss, wo er im Juni 2015 zweiter stellvertretender Vorsitzender wurde. In der Zeit von 2010 bis 2014 stand er außerdem der FrP in Oslo vor. Nach der Wahl 2021 wurde Tybring-Gjedde wieder einfaches Mitglied des Außen- und Verteidigungsausschusses.[5]

Rückzug und Parteiausschluss

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Im April 2024 verkündete er, bei der Stortingswahl 2025 nicht erneut kandidieren zu wollen.[6] Im Juli 2024 wurde Tybring-Gjedde von seiner Partei ausgeschlossen, da er wiederholt demokratische Prozesse und Parteibeschlüsse nicht respektiert habe. Grund für den Ausschluss waren gegenüber TV 2 getätigte Aussagen, dass die Nominierungsliste der Osloer FrP für die Stortingswahl 2025 eine „Auftragsarbeit und parteipolitische Korruption“ sei. Unter anderem warf er dem Nominierungsausschuss vor, den früheren Justizminister Tor Mikkel Wara aufgrund von beruflicher und privater Bekanntschaften auf dem ersten Listenplatz nominiert zu haben. Bereits 2021 hatte Tybring-Gjedde eine Verwarnung erhalten, nachdem er bei einer Wahlkampfveranstaltung einer jungen Frau Geld dafür angeboten hatte, ihren Hidschāb abzulegen.[7][8]

Positionen

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Einwanderung

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Nach den Anschlägen in Norwegen 2011 wurde ein von Tybring-Gjedde und seinem Parteikollegen Kent Andersen im Jahr 2010 verfasster Beitrag in der Aftenposten kritisiert. Darin setzten sich die beiden mit Einwanderungspolitik und Multikulturalismus auseinander und schrieben unter anderem, dass die sozialdemokratische Arbeiderpartiet die norwegische Kultur erdolchen möchte.[9] Im August 2011 sagte Tybring-Gjedde schließlich, dass er seine Wortwahl bereue.[10][11]

Im Jahr 2014 veröffentlichte er das Buch Mens orkesteret fortsetter å spille (deutsch: Während das Orchester weiterspielt). Er erklärte, dass Norwegen auf dem Wege zum kulturellen und wirtschaftlichen Ruin wäre und führte das auf eine zu hohe Einwanderung, schlechte Integration und teure Wohlfahrtsmaßnahmen zurück. In einem Interview erklärte er außerdem, dass es bereits keine „schleichende Islamisierung“ – ein aus Reihen der FrP häufiger benutzter Term – mehr gäbe, da diese bereits in vollem Gang sei. Er kritisierte außerdem die Regierungszusammenarbeit seiner Partei mit der liberalen Venstre, da es unmöglich sei, die Einwanderungspolitik beider Parteien zu vereinen.[12][13] Auch die Zusammenarbeit mit der konservativen Partei Høyre stellte er in Frage.[14]

Im September 2018 erklärte Tybring-Gjedde, dass die FrP in mehreren Bereichen mit den schwedischen Sverigedemokraterna zusammenarbeiten könne. Er schlug vor, deren umstrittenen Vorsitzenden Jimmie Åkesson zu einem Parteitag der FrP einzuladen, seine Partei lehnte das jedoch schließlich ab.[15]

Donald Trump

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Gemeinsam mit seinem Parteikollegen Per-Willy Amundsen gab er im Juni 2018 bekannt, den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump für den Friedensnobelpreis nominiert zu haben. Als Grund gaben sie das Treffen zwischen Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un sowie Trumps Abrüstungsbestrebungen auf der Koreahalbinsel an. Die Nominierung wurde von Politikern verschiedener Parteien kritisiert, Petter Eide von der Sosialistisk Venstreparti nannte sie „unseriös“.[16] Im September 2020 kündigte Tybring-Gjedde an, Trump erneut für den Preis nominiert zu haben. Dieses Mal gab er als Begründung an, dass Trump eine zentrale Rolle dabei gehabt hätte, Gespräche zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie zwischen Indien und Pakistan in Gang zu setzen. Zudem gab er erneut Trumps Einsatz bezüglich Nordkorea als Grund für die Nominierung an.[17][18]

Im Januar 2021 kritisierte Tybring-Gjedde im Anschluss an den Sturm auf das Kapitol in Washington 2021 den US-Präsidenten dafür, dass er seine Anhänger mit Falschaussagen aufgeheizt hätte und weiter seine Niederlage nicht akzeptiere. Die Nominierung für den Friedensnobelpreis verteidigte er, da diese sich nicht auf die Innenpolitik bezog, sondern für Trumps Einsatz im Mittleren Osten erfolgt wäre.[19]

Russland

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Im russischen Krieg in der Ukraine zeigte Tybring-Gjedde im Jahr 2014 Verständnis für die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und er kritisierte Sanktionen gegen Russland.[20][21] Im Jahr 2023 äußerte er in Bezug auf FrP-Mitglieder, die den russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 unterstützten, dass der einzig moralisch korrekte Standpunkt der sei, dass Russland ein friedliches und selbstständiges Nachbarland angegriffen habe.[22] Im Januar 2024 gab Tybring-Gjedde bekannt, dass er Jens Stoltenberg für seine „hervorragende Arbeit als NATO-Generalsekretär“ für den Friedensnobelpreis nominiert habe. Im Zuge seiner Begründung schrieb er, dass Russlands brutaler und unprovozierter Angriff auf ein Nachbarland am 24. Februar 2022 ein deutliches Signal dafür gewesen sei, dass Russland weiter Ambitionen habe, das russische Imperium wiederherzustellen.[23]

Leugnung des Klimawandels

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Tybring-Gjedde lehnte den wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel mehrfach ab und bezeichnete ihn als „Klimahysterie“.[24][25][26]

Einordnung

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Der Experte für die radikale Rechte Sindre Bangstad ordnet Tybring-Gjedde dem rechtsextremen Spektrum zu und bezeichnet ihn als „einer der Hauptpropagatoren rechtsextremer rhetorischer Tropen über den Islam und Muslime“ in Norwegen.[27] Tybring-Gjedde hat sich selbst als nationalkonservativ bezeichnet; im Jahr 2020 setzte er sich für eine Richtungsänderung der Fortschrittspartei ein, um Norwegen zum „patriotischen Leuchtfeuer“ zu erklären, wobei der Schwerpunkt auf der Einwanderungsbekämpfung und der Ablehnung des wissenschaftlichen Konsenses über den Klimawandel liegt; er forderte ein „vollständiges Verbot der nicht-westlichen Einwanderung“, die er als „Abschaffung des eigenen Volkes“ bezeichnete, und ein Referendum über die Einwanderung.[28] Die Zeitung Vårt Land hat seine Positionen mit denen von Alternative für Deutschland verglichen.[29]

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Commons: Christian Tybring-Gjedde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Christoffer Gundersen: Vannpolo og løssnus. In: universitas.no. 25. September 2013, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  2. Cato Husabø Fossen: Kilder til NRK: Tybring-Gjedde blir trolig beredskapsminister. NRK, 21. Januar 2019, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  3. Lars Molteberg Glomnes, Karen Tjernshaugen: Her er 17 blå maktpar som styrer Norge. Aftenposten, 11. Juli 2015, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  4. Olav Eggesvik: Far og datter sitter på Stortinget – for hvert sitt parti. Aftenposten, 15. September 2017, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  5. a b Biografi: Tybring-Gjedde, Christian. Storting, 9. März 2008, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch).
  6. Kjetil Magne Sørenes: Christian Tybring-Gjedde gir seg i politikken etter 20 år. – Kanskje det er på tide å sette en kvinne på topp? 18. April 2024, abgerufen am 18. April 2024 (norwegisch).
  7. Sofie Prestegård, Stål Talsnes, Ingvild Jensen: Raser mot Oslo Frp-forslag: «partipolitisk korrupsjon». In: TV 2. 25. Juni 2024, abgerufen am 14. Juli 2024 (norwegisch).
  8. Ragnhild Vartdal: Christian Tybring-Gjedde kasta ut av Frp. In: NRK. 14. Juli 2024, abgerufen am 14. Juli 2024 (norwegisch).
  9. Christian Tybring-Gjedde, Kent Andersen: Drøm fra Disneyland. In: Aftenposten. 25. August 2010, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  10. Martin H. W. Zondag: – Bør unngå debatt om gamle feil. NRK, 11. August 2011, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  11. Angrer på omstridt kronikk. NRK, 11. August 2011, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  12. Tybring-Gjedde gir ut bok: - Innvandrere er privilegerte. TV 2, 15. November 2014, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  13. Christian Sørgjerd: Tybring-Gjedde: - Frp sitter med ansvar for en utvikling jeg er veldig bekymret for. In: Aftenposten. 17. November 2014, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  14. Gunnar Kagge: Tybring-Gjedde fillerister sitt eget parti i ny bok. In: Aftenposten. 17. November 2014, abgerufen am 11. September 2020 (norwegisch).
  15. Lovise Ingeborg Gangnes, Yvonne Fondenes: Frp-topper: - Det er for sent for Sverige. TV 2, 5. September 2018, abgerufen am 8. Mai 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  16. Synnøve Gjerstad, Geir Solaas Moen: Frp-ere nominerer Trump til Nobels fredspris. In: TV 2. 13. Juni 2018, abgerufen am 9. September 2020 (norwegisch).
  17. Inger Lise Hammerstrøm: Christian Tybring-Gjedde har nominert Trump til Nobels fredspris. In: Aftenposten. 9. September 2020, abgerufen am 9. September 2020 (norwegisch).
  18. Matt Mathers: Trump nominated for Nobel Peace Prize by right-wing Norwegian MP for Israel-UAE deal. In: Independent. 9. September 2020, abgerufen am 9. September 2020 (englisch).
  19. Espen Teigen: Tybring-Gjedde om opptøyene som ryster USA: – Har ingenting med fredsprisen å gjøre. 7. Januar 2021, abgerufen am 7. Januar 2021 (norwegisch).
  20. Lars Sætren: Tybring-Gjedde støtter Putin. In: NRK. 7. März 2014, abgerufen am 11. September 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  21. Aleksander Åsnes: Ingen Putin-tilhengjar. In: Klassekampen. 22. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2024 (norwegisch).
  22. Jakob Bjørnøy: Frp-topper hudfletter Putin-sympatisør i eget parti: Nå kan han bli vraket. In: Nettavisen. 16. März 2023, abgerufen am 31. Januar 2024 (norwegisch).
  23. Nominerer Stoltenberg til fredsprisen: «Han fortjener prisen». In: ABC Nyheter. 6. Januar 2023, abgerufen am 31. Januar 2024 (norwegisch).
  24. Feirer alltid i bunad In: Dagsavisen, 18. Mai 2011, S. 4 
  25. Therese Ridar: Klart for klimakamp i Frp. In: Verdens Gang. 17. Dezember 2016, abgerufen am 11. September 2020 (norwegisch (Bokmål)).
  26. Oslo Frp vil gjøre Norge til et «patriotisk fyrtårn» In: TV2, 29. Februar 2020 
  27. Sindre Bangstad, Anders Breivik and the Rise of Islamophobia, Zed Books, 2014, ISBN 978-1-78360-010-6
  28. Kjetil Løset, Selma Joner: Oslo Frp vil gjøre Norge til et «patriotisk fyrtårn». In: TV 2. 29. Februar 2020, abgerufen am 11. September 2020 (norwegisch).
  29. Per Anders Hoel: Tybring-Gjedde vil bygge nasjonalkonservativt Frp – og skrote liberalismen. In: Vårt Land. 17. September 2019, abgerufen am 11. September 2020 (norwegisch).
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