Colin Wilson

englischer Schriftsteller

Colin Wilson (Colin Henry Wilson; * 26. Juni 1931 in Leicester; † 5. Dezember 2013 in St Austell) war ein englischer Schriftsteller.

Colin Wilson (1984)

Leben und Werk

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Als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren, verließ Colin Wilson mit 16 die Schule und begann, in Fabriken und Büros zu arbeiten. Als Wehrpflichtiger in der Armee gelang es ihm, seine Entlassung zu erreichen, indem er Homosexualität simulierte. Sein Kindheitstraum, Wissenschaftler zu sein, wich in der Jugend dem Bedürfnis, sich schriftstellerisch zu betätigen. Einer seiner Leitsterne war George Bernard Shaw, seit er mit 15 Jahren den dritten Akt von Mensch und Übermensch in einer Übertragung der BBC gehört hatte. Weitere frühe Einflüsse waren Friedrich Nietzsche und die Bhagavad Gita.

Seit Ende 1954 arbeitete er an The Outsider. In dieser Studie analysierte Wilson Entfremdung und Kreativität, indem er Biografien von schöpferischen Individuen, die an der Gesellschaft zerbrachen (wie z. B. Vaslav Nijinsky, Vincent van Gogh und T. E. Lawrence), zum einen und die künstlerische Darstellung solcher Außenseiter zum anderen in den Werken von Ernest Hemingway, Hermann Hesse, Fjodor Dostojewski u. a. heranzog.

Das Buch wurde sofort nach seinem Erscheinen 1956 ein großer Erfolg und bestimmte bis zuletzt das Bild Wilsons in den Medien. Es wurde seinerzeit kontrovers diskutiert und trug dazu bei, die Philosophie des Existentialismus, insbesondere die von Jean-Paul Sartre und Albert Camus, in Großbritannien populär zu machen. Wilson wurde damals als Angry Young Man betitelt, obwohl er wenig mit anderen Vertretern dieser Gruppe gemein hatte, und nach kurzer Zeit vom literarischen Establishment mit fast ausschließlich negativen Kritiken bedacht. In der Folgezeit entwickelte Wilson seine eigene Form des Existentialismus, die sich auf die Möglichkeiten konzentriert, der Enge des Alltagsbewusstseins zu entkommen und unser Potential zu entwickeln.

Diese Ideen brachten ihn in Kontakt mit dem US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow, der die Beobachtung machte, dass Menschen, die in der von ihm aufgestellten Bedürfnishierarchie die Ebene der Selbstverwirklichung erreichen, häufiger als andere von „peak experiences“ (Gipfelerfahrungen) berichten. Colin Wilson schrieb ein Buch über Leben und Werk Maslows im Kontext der zeitgenössischen Psychologie, das 1972 unter dem Titel New Pathways in Psychology: Maslow & the Post-Freudian Revolution erschien.

Ein Jahr zuvor hatte er mit The Occult: A History (dt.: Das Okkulte) seinen größten Erfolg bei Publikum und Kritikern seit seinem Erstlingswerk erzielt.[1] Was eigentlich nur eine Auftragsarbeit für einen Verleger sein sollte,[2] entwickelte sich, nachdem sich Wilsons ursprünglich skeptische Einstellung während der Beschäftigung mit dem Thema wandelte, zu einem umfassenden und umfangreichen Buch über den Okkultismus und die Geschichte der Magie. Das Material, das er in diesem Buch aufgriff, sollte Wilson in vielen weiteren Werken vertiefen, z. B. in Mysteries (1978) und Beyond the Occult (1988). In diesen Zusammenhang gehören auch seine Biografien über Georges I. Gurdjieff (dt.: Gurdjieff – der Kampf gegen den Schlaf), Wilhelm Reich (The Quest for Wilhelm Reich), Carl Gustav Jung (dt.: Herr der Unterwelt. C. G. Jung und das 20. Jahrhundert), Rudolf Steiner (dt.: Rudolf Steiner. Verkünder eines neuen Welt- und Menschenbildes), Aleister Crowley (Aleister Crowley: The Nature of the Beast) und P. D. Ouspensky (The Strange Life of P. D. Ouspensky).

Ein weiteres Schaffensgebiet Wilsons bildete seit 1961, als er zusammen mit Patricia Pitman eine Encyclopedia of Murder veröffentlichte, die Kriminologie. Sein Hauptwerk in diesem Bereich ist A Criminal History of Mankind (1984).

Seit Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn schrieb Wilson Belletristik. An seinem ersten Roman Ritual in the Dark (1960, dt.: Der Schacht zu Babel) über einen an Jack the Ripper angelehnten Serienmörder arbeitete er schon vor The Outsider. In Deutschland bekannt wurden seine Science-Fiction-Romane The Mind Parasites (1967, dt.: Die Seelenfresser) und The Space Vampires (1976, dt.: Vampire aus dem Weltraum). Ersterer greift, ebenso wie The Philosopher's Stone (1969), den Cthulhu-Mythos von H. P. Lovecraft auf, letzterer wurde als Lifeforce – Die tödliche Bedrohung verfilmt, wobei diese Adaption sehr zum Missfallen Wilsons geriet, der sie in seiner Autobiographie Dreaming To Some Purpose (2004) als „schlechtesten Film aller Zeiten“ bezeichnete.

1994 ließ die Band In the Nursery Wilson einige seiner Lieblingsgedichte für ihr Album Anatomy of a Poet vortragen.

Colin Wilson lebte seit 1957 zusammen mit seiner zweiten Frau Joy (geb. Stewart) in Cornwall. Die beiden bekamen eine Tochter (Sally) und zwei Söhne (Damon und Rowan); ein weiterer Sohn (Roderick Gerard) entstammte einer früheren Ehe mit Betty Wilson (geb. Troop). 2011 erlitt Wilson einen Schlaganfall. Er starb an den Folgen einer Lungenentzündung, deretwegen er im Oktober 2013 ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Am 20. Dezember 2013 wurde er auf dem Friedhof von St Goran bestattet. Eine Sammlung seiner gedruckten Werke und seiner Manuskripte befindet sich im Archiv der University of Nottingham.[3]

„Die Magie […] ist die Wissenschaft der Zukunft. Ich glaube, der menschliche Geist hat einen Punkt der Evolution erreicht, wo er im Begriff steht, neue Kräfte zu entwickeln – Kräfte, die einst als magisch angesehen wurden. Tatsächlich hat er schon immer größere Kräfte besessen, als wir bis heute zu erkennen vermögen: Kräfte der Telepathie, der Präkognition von Gefahren, des Zweiten Gesichts, der Thaumaturgie (Heilkraft); aber diese Kräfte waren Teil unseres instinktiven animalischen Erbes. In den letzten rund tausend Jahren war die Menschheit dann emsig damit beschäftigt, eine andere Art von Kräften – die intellektuellen – zu entwickeln, ihr Ergebnis ist die westliche Zivilisation. Die unbewußten Kräfte sind nicht verkümmert; aber sie sind »in den Untergrund« gegangen. Und jetzt hat sich der Kreis geschlossen: der Intellekt hat gewisse Grenzen erreicht, die er nicht mehr überschreiten kann, solange er nicht einige seiner verlorenen Kräfte wiedergewinnt. Jeder, der ein wenig Ahnung von den Strömungen der neueren Philosophie hat, wird verstehen, was ich meine: Der Intellekt ist eng, starr und logisch geworden; und er versucht, die weiter ausgreifende Intuition durch eine mikroskopische Detailbesessenheit zu ersetzen. Er hat sich von seiner Quelle abgeschnitten.“

Colin Wilson: Das Okkulte, S. 45 f.

Veröffentlichungen

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Outside, with time’s whips and scorns: Peter Guttridge meets the unusual, prolific and provocative author. In: The Independent. 5. Juni 1993
  2. Colin Wilson: Ghosts & Poltergeists. In: The New York Review of Books. Volume 36, Number 10, 15. June 1989 (Antwort auf einen Brief von Martin Gardner)
  3. Colin Stanley: Colin Wilson 1931-2013 (Memento vom 2. März 2014 im Internet Archive). Website der Paupers’ Press. 28. Dezember 2013
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