Das Conclave von MDCCLXXIV ist der deutsche Titel des Librettos zu dem fiktiven Dramma per musica in drei Akten „Il Conclave dell’ anno MDCCLXXIV“, zu dem angeblich Niccolò Piccinni die Musik komponierte. Als Librettist wird Pietro Metastasio vorgetäuscht, der wirkliche Verfasser ist jedoch Sigismondo Chigi Albani della Rovere.[1]

Handlung

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Rom, im vatikanischen Palast sind seit Oktober 1774 die Kardinäle zum Konklave versammelt.

1. Akt

Kardinal Negroni will durch Intrigen und mit Hilfe des französischen Kardinals de Bernis Papst werden, hat aber eine große Gegenpartei in den Kardinälen Albani und deren Kandidat Kardinal Serbelloni. Kardinal Zelada möchte unbedingt Staatssekretär werden und unterstützt den jeweils aussichtsreichsten Kandidaten, wenn nötig auch mehrere gleichzeitig.

2. Akt

Kardinal Negroni ist inzwischen durch Intrigen der Albani-Partei nicht mehr Favorit auf das Papstamt. Kardinal de Bernis ist erzürnt darüber und es kommt zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen DeBernis, den Albanis und den jeweiligen Parteigängern, aus der Kardinal de Bernis geschlagen hervorgeht. Er will nun durch neue Intrigen erreichen, dass jeder andere Kandidat nicht gewählt wird und legt deswegen auch sein Veto gegen die schon erfolgte Wahl Kardinal Serbellonis ein.

3. Akt

Alle Parteien haben sich nun auf Kardinal Fantuzzi geeinigt. Kardinal Zelada hat davon erfahren, auf seiner stürmischen Suche nach diesem einen anderen Kardinal schwer verletzt und wird deswegen in Haft genommen, in der er stirbt. Kardinal Fantuzzi wird zum neuen Papst gekrönt.

Das Konklave als Gegenstand der Satire

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Der Reiz dieses fingierten „Dramma per Musica“ liegt in der satirischen Schilderung der Zustände im Konklave: So tanzen die Kardinäle bei Gelegenheit ein Menuett miteinander, die Kardinäle singen während einer Völlerei ein Loblied auf die angenehmen Seiten des Konklave, die Handgreiflichkeiten werden mit Breviarien, Sand- und Tintenfässern ausgetragen, ein Kardinal tritt wie wahnsinnig auf, die ärztliche Versorgung des verletzten Kardinals wird übertrieben, der durchtriebene Kardinal Zelada wird fast immer auf der Suche nach dem jeweiligen Favoriten gezeigt. Auch die ganz offen behandelten und ausgetragenen wahlpolitischen Absprachen bzw. Intrigen sind herausstechende Bestandteile des Dramentextes. Zu den satirischen Zügen dieses „Dramma per musica“ gehört auch der Schlusschor, der nicht, wie erwartbar, von jubelnden Kardinälen gesungen wird, sondern mit derbem Text von den Kammerdienern des Konklave.

Neben dem eigentlichen Librettotext sind auch die einleitenden Seiten des Librettos Träger der satirischen und verspottenden Absichten. So werden die Kardinäle und andere Würdenträger des päpstlichen Hofes als Bühnenmaler, Ballettmeister, Kostümbildner, Bühnenmeister und Balletttänzer aufgeführt.

Quellen der Handlung, Herkunft der Arientexte, Autorschaft

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Die Arientexte sind vor allem Metastasios „L’olimpiade“ entnommen (mit dem Zitat des ersten Satzes des ersten Aktes wird das Stück auch eröffnet), aber auch aus dessen „Artaserse“, „La clemenza di Tito“, „Demofoonte“, „Adriano in Siria“; außerdem aus „La finta giardiniera“ von Calzabigi und Coltellini, „Innocenza giustificata“ von Gianantonio Madonis, „Montezuma“ von Vittorio Amedeo Cigna-Santi, „La vittoria d’Imeneo“ von Giuseppe Bartoli und „La serva amorosa“ von Carlo Goldoni. Die handlungstragenden Rezitative stammen von Chigi selber. Als Quelle der geschilderten Ereignisse werden im Vorwort zeitgenössische Zeitungen angegeben.[2]

Veröffentlichung und Schicksal des angeblichen Autors

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Das Stück wurde während des noch andauernden Konklaves geschrieben und sehr schnell sehr bekannt (so erwähnt es Joseph Franz von Seinsheim in einem Brief vom 7. Dezember 1774 an seinen Bruder) und erregte ein so großes Aufsehen, dass ein Exemplar öffentlich auf der Piazza Colonna durch den Scharfrichter verbrannt wurde. Das fingierte Libretto stellt eine einzigartige Ausnahme in der langen Reihe von Pamphleten, Satiren und Berichten über „wahre Begebenheiten“ während der Konklave dar (so berichtet die „Augspurgische Ordinari Postzeitung“ während des Konklaves am 7. November und am 7. Dezember 1774[3] von solchen Gerüchten und Berichten, und die „Geheime und zuverlässige Geschichte von dem Konklave […]“[4] erwähnt diese „üblichen“ Begleiterscheinungen explizit) und wurde über Jahre vielfach (auch unter anderem Titel) nachgedruckt, bearbeitet und während der Französischen Revolution gezielt als Propagandamittel in Italien gegen den Kirchenstaat eingesetzt.

Als angeblicher Autor stellte sich nicht lange nach dem zunächst anonymen und handschriftlichen Erscheinen des Stückes der florentinische Geistliche, Literat und gelegentliche Librettist Abbate Gaetano Sertor[5] dem Kardinalskollegium und hatte erhebliche Konsequenzen zu tragen, zuerst wurde er in einem Kloster festgehalten und später aus dem Kirchenstaat ausgewiesen, wobei die Reisekosten Sertors bis Florenz vorgeblich von dem als besonders illoyal porträtierten Kardinal Zelada getragen wurden.[6] 1953 aufgefundene Dokumente[7] beweisen jedoch eindeutig, dass der antiklerikal und freimaurerisch gesinnte Fürst Sigismondo Chigi Albani della Rovere der tatsächliche Verfasser war. Da die Piazza Colonna vor dem Palazzo Chigi liegt, scheint die tatsächliche Autorschaft auch damals schon erkannt worden zu sein.

Literatur und Quellen

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  1. Sigismondo Chigi della Rovere, IV principe di Farnese. Eintrag in der italienischen Wikipedia.
  2. Notizie del Mondo Nr. 121, Foglietti di Cracas Nr. 8 und Gazzetta di Foligno.
  3. Digitalisat
  4. Digitalisat
  5. Geburtsdatum unbekannt; nach einem handschriftlichen Vermerk im Exemplar des Stückes der Anna-Amalia-Bibliothek: „[...] verstorben am 4. April 1805 in Cento“.
  6. Reichspostreuter vom 23. März 1776.
  7. CHIGI, Sigismondo. Bei: treccani.it. Biographie.
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