Diskussion:Musikalische Exequien
Liturgische Funktion
BearbeitenDer lutherische Hauptgottesdienst hatte (und hat) die Form der Messe beibehalten, lediglich die opfertheologischen Passagen (der komplette Canon Missae) wurden eliminiert; sogar die lateinische Sprache wurde neben der deutschen weiterverwendet. Der Begräbnisgottesdienst für Heinrich Reuß am Sonntag, 4. Februarjul. / 14. Februar 1636greg., war eine solche lutherische Messe, wahrscheinlich (wie damals üblich) mit Abendmahlsfeier. Das heißt, in diesem Gottesdienst wurde das Ordinarium Missae – Kyrie (vermutlich kein Gloria wegen des Trauercharakters), Credo, Sanctus und Agnus Dei – choraliter oder in Form von Gemeindeliedern gesungen. Schütz’ in diesem Gottesdienst aufgeführte „musikalische Exequien“ (das Wort meint ja nicht mehr als „Musik für Begräbnisfeierlichkeiten“) sind keine Messe (Musik), auch keine Totenmesse, weil sie die Ordinariumsgesänge nicht enthalten und auch nicht für deren liturgischen Ort bestimmt waren. Sondern sie stehen, als Auslegungsmusik vor und nach der Predigt, in der Traditionslinie vom Evangelienspruch zur Kantate. Sie sind also in keiner Weise ein „Gegenstück zu den lateinischen Exequien der katholischen Kirche“ (diese hatten und haben übrigens vor allem die Funktion der Fürbitte für den Verstorbenen) und noch viel weniger ist der erste Teil die „Begräbnis-Messe“, wie der Artikel (mit Link auf Requiem) angibt. Sie sind vielmehr eine von der vorreformatorischen Tradition völlig unabhängige Neuschöpfung. --Rabanus Flavus (Diskussion) 21:59, 15. Jan. 2018 (CET)
- Überarbeitet. --Rabanus Flavus (Diskussion) 12:13, 16. Jan. 2018 (CET)
Nochmal...
BearbeitenÜberall liest man „das erste protestantische Requiem“ und dergleichen Unsinn. Wenn demnächst die Reuß-Gruft in Gera wiederhergestellt wird, wird das aus Marketinggründen wahrscheinlich in die ganze Welt hinausposaunt werden. Fakt ist: 1636 war die lutherische Kirche schon über 100 Jahre alt. In diesem Jahrhundert sind zahllose lutherische Fürsten und Herren gestorben, einschließlich Martin Luther selbst. Glaubt irgendjemand, man habe sie ohne Pomp and Circumstance zu Grabe getragen? Lutherische Begräbnismusik gibt es, seit es das Luthertum gibt. Die von Schütz ist zweifellos herausragend, aber sie ist alles andere als die erste. --Rabanus Flavus (Diskussion) 22:12, 16. Jan. 2018 (CET)