Donna Strickland

kanadische Physikerin, Nobelpreisträgerin 2018

Donna Theo Strickland (* 27. Mai 1959[1] in Guelph, Ontario[2]) ist eine kanadische Physikerin. Ihr wurde 2018 gemeinsam mit Gérard Mourou und Arthur Ashkin „für bahnbrechende Erfindungen im Bereich der Laserphysik“ der Nobelpreis für Physik zugesprochen. Nach Marie Curie und Maria Goeppert-Mayer ist sie damit die dritte Frau, die den Nobelpreis für Physik erhielt.

Donna Strickland (2018)

Biografie

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Strickland studierte ab 1977 Physikingenieurwesen an der McMaster University mit dem Bachelor-Abschluss im Jahre 1981 und promovierte 1989 an der University of Rochester in Physik bei Gérard Mourou (Development of an ultra-bright Laser and an application to Multi-Photon-Ionization). Als Post-Doktorandin forschte sie von 1989 bis 1991 für den National Research Council in Kanada, war ein Jahr in der Laserabteilung des Lawrence Livermore National Laboratory und ab 1992 am Advanced Center for Photonics and Optoelectronic Materials der Princeton University. Sie war seit 1997 Assistant Professor und ist seit 2002 Associate Professor an der University of Waterloo. Nach Bekanntwerden der Nobelpreis-Ehrung erhielt sie eine volle Professur. Seit 2007 ist sie stellvertretende Vorsitzende (Associate Chair) der Physikabteilung.

Strickland befasst sich mit nichtlinearer Optik, der Wechselwirkung intensiven Laserlichts mit Materie und ultrakurzen Laserpulsen. Im Jahr 1985 entwickelte sie mit Gérard Mourou die Chirped Pulse Amplification, die die Erzeugung ultrakurzer Laserpulse mit sehr hoher Intensität erlaubt. Strickland entwarf in ihrer Dissertation diese Methode, deren Ursprünge in der Radartechnik bei der Lösung eines ähnlichen Problems liegen. Sie findet zum Beispiel Anwendung in der Augenchirurgie, ein Gebiet, auf dem Strickland auch aktiv ist, sowie bei der Materialbearbeitung. Es ist die gängigste Technik für die Erzeugung hochintensiver Laserpulse. In jüngerer Zeit entwickelte sie ein System der Erzeugung ultrakurzer Femtosekunden-Laserpulse über die Anregung von Raman-Moden auf vielen Frequenzen (multi-frequency Raman generation, MRG), von Infrarot bis Ultraviolett. Außerdem entwickelte ihre Gruppe ein gepulstes Glasfaser-Lasersystem im Bereich der Infrarot-Fingerabdrücke der Molekülphysik.

Strickland war im Herausgebergremium von Optics & Photonics News, und von 2004 bis 2010 Spartenherausgeberin für Optics Letters.

Im Mai 2018 wurde in der englischsprachigen Wikipedia ein Eintrag über Strickland veröffentlicht, der nach Ansicht eines anderen Nutzers jedoch unzureichende Belege zu ihren Aktivitäten und ihrer Rezeption enthielt und deshalb in den Entwurfsraum verschoben wurde. Erst nach ihrer Ehrung durch das Nobelkomitee wurde der Artikel wieder veröffentlicht, was in den Medien zu Diskussionen über den mangelnden Anteil von Frauenbiografien in Wikipedia führte.[3][4][5] Ein bereits 2014 erstellter Eintrag über Strickland war aus urheberrechtlichen Gründen gelöscht worden, weil er zu wörtlich auf einem Text der Optical Society beruhte.[3] Strickland sagte in einem Interview, dass sie die Geschichte mit dem zunächst fehlenden Wikipediaartikel nervt, weil sich vermutlich bei einem Mann niemand dafür interessiert hätte. Sie habe sich als Frau in der Wissenschaft nie benachteiligt gefühlt. Mehr Sorgen macht sich Strickland darüber, dass Menschen zunehmend der Wissenschaft misstrauen. Deshalb hat sie das Netzwerk „TRUST“ gegründet.[6]

Auszeichnungen

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Mitgliedschaften

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Schriften (Auswahl)

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  • mit Gérard Mourou: Compression of amplified chirped optical pulses. In: Optics Communications. Band 55, 1985, S. 447–449, doi:10.1016/0030-4018(85)90151-8
  • mit P. Maine, M. Bouvier, S. Williamson, G. Mourou: Picosecond pulse amplification using pulse compression techniques. In: G. Bjorklund, E. Hinkley, P. Moulton, D. Pinnow (Hrsg.): Conference on Lasers and Electro-Optics. OSA Technical Digest. Optical Society of America, 1986 (PDF, 118 KB)
  • mit P. Maine, P. Bado, M. Pessot, G. Mourou: Generation of ultrahigh peak power pulses by chirped pulse amplification. In: IEEE Journal of Quantum Electronics. Band 24, 1988, S. 398–403, doi:10.1109/3.137
  • mit S. August, D. D. Meyerhofer, S. L. Chin, Joseph H. Eberly: Tunneling ionization of noble gases in a high-intensity laser field. In: Physical Review Letters. Band 63, 1989, S. 2212, doi:10.1103/PhysRevLett.63.2212
  • mit Paul Corkum: Generation and nonlinear interactions of high power 20-fs pulses. In: A. Owyoung, C. Shank, S. Chu, E. Ippen (Hrsg.): International Quantum Electronics Conference (= OSA Technical Digest, Band 8). Optical Society of America, 1990
  • mit S. August, D. D. Meyerhofer, S. L. Chin: Laser ionization of noble gases by Coulomb-barrier suppression. In: Journal of the Optical Society of America. Band 8, 1991, S. 858–867, doi:10.1364/JOSAB.8.000858
  • mit M. D. Perry, T. Ditmire, F. G. Patterson: Cr:LiSrAlF₆ regenerative amplifier. In: Optics Letters. Band 17, 1992, S. 604–606, doi:10.1364/OL.17.000604
  • mit Y. Beaudoin, P. Dietrich, Paul Corkum: Optical studies of inertially confined molecular iodine ions. In: Physical Review Letters. Band 68, 1992, S. 2755, doi:10.1103/PhysRevLett.68.2755
  • mit C. W. Hillegas, J. X. Tull, D. Goswami, W. S. Warren: Femtosecond laser pulse shaping by use of microsecond radio-frequency pulses. In: Optics Letters. Band 19, 1994, S. 737–739, doi:10.1364/OL.19.000737
  • mit Paul Corkum: Resistance of short pulses to self-focusing. In: Journal of the Optical Society of America B. Band 11, 1994, S. 492–497, doi:10.1364/JOSAB.11.000492
  • mit Z. Zhang, A. M. Deslauriers: Dual-wavelength chirped-pulse amplification system. In: Optics Letters. Band 25, 2000, S. 581–583, doi:10.1364/OL.25.000581
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Commons: Donna Strickland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Angaben in der Dissertation von Strickland: Development of an ultra-bright Laser and an application to Multi-Photon-Ionization (Memento vom 7. Juli 2013 im Internet Archive)
  2. Verleihung des Nobelpreis in Physik 2018. (PDF; 153 KB) In: old.nobelprize.org. The Royal Swedish Academy of Sciences, 1. Oktober 2018, archiviert vom Original am 2. Oktober 2018; abgerufen am 11. August 2022 (englisch).
  3. a b Donna Strickland: Wikipedia verweigerte Nobelpreisträgerin Eintrag. In: Der Spiegel. 4. Oktober 2018, abgerufen am 3. April 2021.
  4. Nobelpreisträgerin war für Wikipedia nicht wichtig genug. In: Der Standard. 8. Oktober 2018, abgerufen am 3. April 2021.
  5. Markus Pössel: Frauen bei Wikipedia: Eine Frage der Relevanz. In: faz.net. 28. Oktober 2018, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 3. April 2021]).
  6. Sibylle Anderl: Ich habe nie versucht, eine große Karriere zu machen. Interview mit Donna Strickland in: Die Zeit Nr. 45 vom 24. Oktober 2024. S.-36-37
  7. Governor General Announces 120 New Appointments to the Order of Canada. The Governor General of Canada, abgerufen am 18. Januar 2020.
  8. Class of 2019 / Promotion 2019. Royal Society of Canada / Société royale du Canada, abgerufen am 10. September 2019.
  9. Nomina di Membro Ordinario della Pontificia Accademia delle Scienze. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 2. August 2021, abgerufen am 2. August 2021 (italienisch).
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