E-Health

Anwendung elektronischer Geräte zur medizinischen Versorgung

E-Health (auch eHealth geschrieben), kurz für Electronic Health (englisch für auf elektronischer Datenverarbeitung basierende Gesundheit oder Gesundheitstelematik), ist ein Sammelbegriff für den Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen. Er bezeichnet alle Hilfsmittel und Dienstleistungen, bei denen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zum Einsatz kommen, und die der Vorbeugung, Diagnose, Behandlung, Überwachung und Verwaltung im Gesundheitswesen dienen.[1]

Definition

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Bis zur Jahrtausendwende wurde mit E-Health noch vorwiegend die Digitalisierung traditioneller Prozesse im öffentlichen Gesundheitswesens wie elektronische Gesundheitsakten oder ein elektronisch gestütztes Krankheits- und Wissensmanagement bezeichnet. Andere IKT-gestützte Prozesse in der Medizin wie Gesundheitsinformationsnetzwerke oder Telemedizin wurden parallel zu E-Health aufgeführt. Aufgrund neuer technologischer Entwicklungen wie mobiles Internet oder Internet der Dinge entwickelten sich seitdem eine Vielzahl weiterer IKT-gestützter Anwendungen für das Gesundheitswesen. Dies führte zu einer allgemeineren Fassung der E-Health-Definition, die heute als Oberbegriff für eine Vielzahl von Bereichen dient:

Die Disziplinen Medizin, IT und Gesundheitsmanagement werden dabei zu dem neuen Fachbereich E-Health verschmolzen.[2] Seit 2007 werden in Deutschland Masterstudiengänge[3], seit 2015 auch Bachelorstudiengänge[4] für den Fachbereich E-Health angeboten. Am 21. Dezember 2015 wurde das Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen sowie zur Änderung weiterer Gesetze erlassen, das E-Health-Technologien im deutschen Gesundheitswesen einführt. Der weltweite Umsatz für E-Health-Produkte und -Dienstleistungen wurde 2014 auf 85 Milliarden US$ geschätzt, das jährliche Wachstum des Marktes auf 15 %.

Herkunft des Begriffs

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Als Sammelbegriff für das Zusammentreffen von Internet und Medizin tauchte E-Health im Zuge des dotcom-Booms zuerst 1997 in Wirtschaftsmagazinen und Studien von Unternehmensberatungen auf. Erst um das Jahr 2000 war der Begriff E-Health schließlich auch in medizinischen Fachjournalen vertreten.[5][6][7][8] Allerdings beschäftigten sich Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Gegenstand E-Health bereits seit längerer Zeit, ohne dafür diesen Begriff zu gebrauchen. Internetgestützte Anwendungen in der Medizin finden beispielsweise spätestens seit 1991 wissenschaftliche Berücksichtigung.[9] Dass aus dem Zusammentreffen von Patienten und Internet für die Medizin und die Arzt-Patient-Beziehung etwas Neues entstehen kann, wird vereinzelt seit etwa 1993/94 und verstärkt seit 1995/96 in Fach- und Publikumspresse beschrieben.

Grundlagen und Entwicklung der E-Health

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Ein neuer Bereich sind sogenannte mHealth-Anwendungen, welche E-Health-Lösungen auf mobilen Geräten bereitstellen.[10] Mitunter sind mit E-Health Anwendungen der Telemedizin gemeint, wenn sie sich auf die Internet-Infrastruktur oder Internet-Technik stützen. Beispiele hierfür sind IT-gestützte Expertenkonsile oder die Fernüberwachung der Vitalwerte von Patienten im eigenen Haus. Auch Konzepte einer direkten Patient-Computer-Interaktion zur Ergänzung des Arztgesprächs erhalten heute mit dem Internet neue Bedeutung und werden in der Folge häufig zu E-Health gezählt. Solche Methoden sind bereits seit den 1970er Jahren in den USA bekannt, ohne dass bisher der Begriff E-Health dafür gebraucht worden wäre.[11][12] Bereits in den Jahren 1975 und 1976 wurden Projekte für eine computergestützte Erhebung der Anamnese beschrieben, in denen die Patienten selbst die Rechner bedienten.[13]

E-Health als Mittel der Vernetzung

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Häufig werden mit E-Health auch die Vernetzungsbestrebungen im Gesundheitssystem umrissen (zum Beispiel elektronische Patientenakten) oder generelle IT-getriebene Infrastrukturinitiativen (zum Beispiel elektronische Beschaffung via Internet) bezeichnet. Darüber hinaus wird unter dem Begriff E-Health das Bestreben verschiedenster Akteure (von Versicherungen über Gesundheitsportale bis hin zu virtuellen Selbsthilfegruppen) geführt, Gesundheitsinformationen und Dienstleistungen über das Internet Laien-Konsumenten zugänglich zu machen. Gleiches gilt für den global zu beobachtenden Trend, dass sich Patienten im Internet zu medizinischen Themen kundig machen und in der Folge stärkeren Einfluss auf ihre Gesundheitsversorgung nehmen. Diese „partizipative Gesundheitsversorgung“ steht im Zusammenhang mit den durch das Internet geschaffenen Möglichkeiten, Patienten und andere Bezugsgruppen bei der schnellen Verbreitung, Bewertung und Zusammenfassung von Gesundheitsinformationen integrieren zu können.[14] Das gemeinsame Ziel ist dabei eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung allgemein, sowie eine mögliche Verbesserung der Patientenbetreuung (patient experiences) sowie letztlich auch der Behandlungsergebnisse (medical outcomes).

Entsprechend umfassend angelegt ist daher einer der Definitionsversuche für den Begriff E-Health: Gunther Eysenbach, Professor für Gesundheitswesen an der Universität von Toronto, sah im Jahr 2001 darin nicht nur „eine technische Entwicklung, sondern auch eine […] (besondere) Denkweise, Einstellung und Verpflichtung zu vernetztem und globalem Denken, um die Gesundheitsversorgung […] durch den Gebrauch von Informations- und Kommunikationstechnik zu verbessern“.[15] Insgesamt zeichnet sich ab, dass der neue Begriff eingeführt wurde, um deutlich zu kennzeichnen, dass aus der Konvergenz von Internet und Medizin etwas Neues entstehen würde, verbunden sowohl mit Chancen als auch Risiken für alle Akteure im Gesundheitswesen. „E-Health wird vorangetrieben von Non-Professionals, namentlich den Patienten (oder, im E-Health-Jargon, den Konsumenten), die mit ihren Interessen neue Services im Gesundheitswesen entstehen lassen – zumeist um ihre Emanzipationsbestrebung durch den Zugang zu Informationen und Wissen zu stärken“.[6][16] Vereinzelt finden auch bereits Teletherapie-Projekte schon praktische Anwendung.

Im Jahr 2005 stellt die 58. World Health Assembly[17] der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fest, dass „E-Health den kostengünstigen und sicheren Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien beschreibt, um die allgemeine Gesundheit zu fördern“ – darin eingeschlossen sind die Unterstützung des Gesundheitssystems, der Gesundheitsberichterstattung, die Gesundheitsförderung sowie allgemein Wissen und Forschung.

Formen von E-Health

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Je nach Themengebiet und Ausbaustufe von E-Health-Anwendungen lassen sich diese in verschiedene Formen von E-Health einteilen:

  • Information - Das Bereitstellen von Informationen für Patienten oder Ärzte über Informationsportale
  • Kommunikation - Der Austausch von Informationen zwischen zwei Beteiligten (Patient - Arzt, Arzt - Arzt, …) ohne direkte und zeitnahe Reaktion des Kommunikationspartners (z. B. online Diabetestagebuch)
  • Interaktion - Der Austausch von Informationen oder Daten zwischen Beteiligten mit unmittelbarer Reaktion des Kommunikationspartners (z. B. Home Monitoring)
  • Transaktion - Der gezielte Datenaustausch zwischen verschiedenen Partnern, mit dem Ziel, die Erbringung medizinischer Leistungen vollständig elektronisch abbilden und abwickeln zu können (siehe Elektronische Patientenkarte)
  • Integration - Die lebenslange Aufzeichnung aller Daten eines Patienten über dessen Gesundheitszustand. Zusammenführung aller Daten aus medizinischen und paramedizinischen Bereichen und Ergänzung der Informationen durch Angaben und Einträge des Patienten selbst (elektronische Gesundheitsakte).

Verwandte Begriffe (teilweise Synonyme)

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Praktische Anwendung

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2018 veröffentlichte die gemeinnützige Bertelsmann Stiftung eine empirische Studie, die den digitalen Wandel im Gesundheitssystem von 17 Ländern untersucht.[18] In der Spitzengruppe wurden Estland, Kanada, Dänemark, Israel und Spanien eingeordnet. In diesen Ländern seien digitale Technologien bereits Alltag. Im Vergleich dazu habe Deutschland gravierenden Nachholbedarf.[19] Mit Ausnahme einiger Pilotprojekte gibt es kaum eine praktische Anwendung.[20]

Siehe auch

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Literatur

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  • A. Allen: When the ship.com comes in. Editor’s note. In: Telemed Today, 7, 6, 1999, S. 7.
  • René Fitterer, Tobias Mettler, Peter Rohner: Was ist der Nutzen von eHealth? Institut für Wirtschaftsinformatik, Universität St. Gallen, St. Gallen 2009; (online)
  • D. Groß, E. M. Jakobs (Hrsg.): E-Health und technisierte Medizin. Neue Herausforderungen im Gesundheitswesen. (= Anthropina, 2). 2007, ISBN 978-3-8258-0453-4.
  • Peter Haas, Andreas Meier, Heinz Sauerburger: E-Health. Praxis der Wirtschaftsinformatik. (= HMD, 251). dpunkt.Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 3-89864-383-2.
  • E. Hahn, M. Reuter: Ärztliche Beratung, Behandlung und Aufklärung mittels Internet – Ersetzt die E-Mail das persönliche Gespräch? In: Frank Duesberg (Hrsg.): e-Health 2012 - Informationstechnologien und Telematik im Gesundheitswesen. 2011, S. 280–287.
  • Wege zur personalisierten Medizin in der Schweiz. IBM (Schweiz); ibm.com
  • D. Kraft: Telematik im Gesundheitswesen. (= DuD-Fachbeiträge). Deutscher Universitäts-Verlag, 2003, ISBN 3-8244-2166-6.
  • K. Jähn, E. Nagel (Hrsg.): e-Health. Springer, 2004, ISBN 3-540-43937-4.
  • H. U. Prokosch: KAS, KIS, EKA, EPA, EGA, E-Health: Ein Plädoyer gegen die babylonische Begriffsverwirrung in der Medizinischen Informatik. In: Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Medizin und Biologie, 32/4, 2001, S. 371–382.
  • U. Wirth: Neues aus Digit@lien – Soziale Netzwerke im Gesundheitssektor (1). Zur Ortsbestimmung von Health 2.0 in Europa. In: mdi – Forum der Medizin_Dokumentation und Medizin_Informatik. 2, 2010, S. 67–73; euroschulen-trier.de (PDF; 181 kB)
  • U. Wirth: Health 2.0 - Soziale Netzwerke im Gesundheitssektor. In: Wissensmanagement. Das Magazin für Führungskräfte. 6, 2010, S. 12–14.

Entnommen aus: F. Tautz: E-Health und die Folgen. Campus, Frankfurt / New York 2002, S. 20ff.

Weiterführende Bücher

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Einzelnachweise

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  1. Europäische Kommission DG Gesundheit. abgerufen am 29. Dezember 2015.
  2. mint.studieren-mit-meerwert.de (Memento vom 29. Dezember 2015 im Internet Archive) Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern; abgerufen am 28. Dezember 2015.
  3. institut-ehealth.de Fachhochschule Flensburg, Institut für eHealth und Management im Gesundheitswesen; abgerufen am 28. Dezember 2015.
  4. mimeb.fh-stralsund.de University of Applied Sciences Stralsund; abgerufen am 28. Dezember 2015.
  5. Eysen
  6. a b V. Della Mea: What is e-health (2): The Death of Telemedicine? Editorial. In: Journal of Medical Internet Research. 3(2), 2001, S. e22.
  7. J. C. Bauer: Consumerism redefined … the e-health imperative. In: Mich Health Hosp. 36, 4, 2000, S. 42.
  8. D. Goldstein: The e-healthcare cybertsunami. In: Manag Care Q. 8, 3, 2000, S. 9.
  9. J. Hankins: The Internet. In: Adm Radiol. 10, 8, 1991, S. 69.
  10. HealthTech Wire Dossier: mHealth (Memento des Originals vom 25. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.healthtechwire.de – 2012.
  11. T. Ferguson: From patients to end users. In: BMJ. 324, 2002.
  12. W. Slack: Cybermedicine: How Computing Empowrs Doctors and Patients for Better Health Care. Jossey-Bass, San Francisco 1997.
  13. S. H. Schuman, H. B. Curry, M. L. Braunstein, R. Schneeweiss, G. C. Jebaily, H. M. Glazer, J. R. Cahn, W. H. Crigler: A computer-administered interview on life events: improving patient-doctor communication. In: J Fam Pract. 2, 4, 1975, S. 263.
  14. Dean Giustini: How Web 2.0 is changing medicine: Editorial. In: British Medical Journal. 333, 2006, S. 1283–1284.
  15. Vincenzo Della Mea: What is e-Health (2): The death of telemedicine? In: Journal of Medical Internet Research.
  16. A. Allen: When the ship.com comes in. Editor’s note. In: Telemed Today. 7, 6, 1999, S. 7.
  17. 58. World Health Assembly WHA58.28 eHealth 2005 (PDF; 20 kB)
  18. Rainer Thiel, Lucas Deimel, Daniel Schmidtmann, Klaus Piesche, Tobias Hüsing, Jonas Rennoch, Veli Stroetmann, Karl Stroetmann: #SmartHealthSystems: Digitalisierungsstrategien im internationalen Vergleich. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2018 (bertelsmann-stiftung.de [PDF; abgerufen am 2. Mai 2019]).
  19. Digital Health: Deutschland auf vorletztem Platz im Ländervergleich. In: Deutsches Ärzteblatt. 29. November 2018, abgerufen am 2. Mai 2019.
  20. Deutsches Gesundheitswesen schwach bei Digitalisierung. In: Handelsblatt. 29. November 2018, abgerufen am 2. Mai 2019.
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