Ehrhard Voigt

deutscher Geologe und Paläontologe

Ehrhard Voigt (* 28. Juli 1905 in Schönebeck (Elbe); † 22. November 2004 in Hamburg) war ein deutscher Geologe und Paläontologe. Er war Experte für Bryozoen.

Leben und Werk

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Voigt studierte ab 1924 Geologie, Paläontologie, Mineralogie, Chemie sowie Zoologie in Halle (bei Johannes Walther, Johannes Weigelt), München (bei Erich Kaiser, Karl Boden, Ferdinand Broili, Ernst Stromer von Reichenbach, Edgar Dacqué) und Greifswald. 1929 wurde er bei Weigelt in Halle promoviert (Die Lithogenese der Flach- und Tiefwassersedimente des jüngeren Oberkreidemeeres) und wurde außerplanmäßiger Assistent am Geologisch-paläontologischen Institut der Universität Halle. Von 1930 bis 1934 leitete er Grabungen im Geiseltal. Er trat im Mai 1933 der NSDAP bei und war auch seit November 1933 Mitglied in der SA. 1939 wurde er zunächst vertretungsweise mit der Wahrnehmung des Lehrstuhles für Geologie und Paläontologie an der Universität Hamburg betraut. Wenig später zum planmäßigen außerordentlichen Professor ernannt, wurde er 1942 ordentlicher Professor. 1939 eingezogen, war er als Wehrmachtsgeologe tätig, zuletzt in Kurland. Aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft kehrte er 1946 zurück und widmete sich dem Wiederaufbau des 1943 vollständig zerstörten Geologischen Institutes in Hamburg. 1939 wurde er in Nachfolge von Roland Brinkmann Direktor des Geologischen Staatsinstitutes und 1970 emeritiert.

Voigt sammelte schon als Jugendlicher Fossilien und veröffentlichte schon 1923 als Achtzehnjähriger seine erste wissenschaftliche Arbeit über Bryozoen der Kreide und Bryzoen waren auch später sein Hauptarbeitsgebiet. Schon in jungen Jahren hatte er sich auf diesem Gebiet internationale Kontakte in Europa (F. Canu in Frankreich) und den USA (R. S. Bassler) aufgebaut und der Verkauf von Spezialsammlungen verschaffte ihm in der Inflationszeit Anfang der 1920er Jahre Devisen und eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit. Er verfasste 1934 seine Habilitationsschrift über eozäne Fische des Geiseltales bei Halle (Saale). Um die damals fast unpräparierbaren, kleinen Wirbeltierfunde des Geiseltales bergen zu können, erfand er um 1930 die sogenannte Lackfilmmethode, mit deren Hilfe heute in der ganzen Welt geologische Schichtfolgen (Boden- und Sedimentprofile), zum Beispiel aus Sand- und Kiesgruben, sowie Fingerabdrücke dokumentiert werden.[1]

Voigt war einer der führenden Vertreter der Geschiebekunde, begründete 1924 die Gesellschaft für Geschiebeforschung mit und war das erste Ehrenmitglied der Gesellschaft für Geschiebekunde. Er befasste sich insbesondere mit Bryozoen. Mehr als 50 neue Bryozoenarten hat er aus Geschieben beschrieben, darunter 4 Typusarten neuer Gattungen.

Die Sammlung von Ehrhard Voigt, welche die weltweit reichste oberkretazisch-alttertiärer Bryozoen darstellt, ist seit seinem Tod im Naturmuseum Senckenberg deponiert. Sie umfasst des Weiteren Bryozoen der Unterkreide, des Jura, des Jungtertiärs, des Paläozoikums und rezentes Vergleichsmaterial unterschiedlichster Regionen.

Er veröffentlichte auch über Geologie, zum Beispiel von Schonen und zu Trümmer-Eisenerzlagerstätten im Nordwestharz.

1939 wurde er Mitglied der Leopoldina.[2] Er war 1965 in Stockholm einer der Gründer der International Bryzoology Association (IBA). 1960 erhielt er die Hans-Stille-Medaille und 1961 wurde er Ehrendoktor in Bordeaux. Er war Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften, der Königlichen Geographischen Gesellschaft in Lund, der Akademie von Catania und der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften. 1973 wurde er Ehrenmitglied der Paläontologischen Gesellschaft. 1984 wurde er Mitglied der Joachim-Jungius-Gesellschaft.[3] 1988 erhielt er die Jungius-Medaille.

Privates

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Voigt heiratete im Mai 1947 Ellinor Bucerius (1911–2005), deren erster Ehemann Curt Arpe 1942 gefallen war. Das Paar hatte drei Kinder.[4]

Schriften

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  • Beiträge zur Kenntnis der Bryozoenfauna der subhercynen Kreidemulde. In: Paläontologische Zeitschrift. Band 6, 1924, S. 93–173.
  • mit Kurt Hucke: Einführung in die Geschiebeforschung. Oldenzaal 1967.

Literatur

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  • Ingelore Hinz-SchallreuterVoigt, Ehrhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020, ISBN 978-3-428-11208-1, S. 63 f. (Digitalisat).
  • Roger Schallreuter: Ehrhard Voigt †. In: Geschiebekunde aktuell. 21. Jg., Nr. 1, Februar 2005, S. 2–4.
  • Gero Hillmer: Ehrhard Voigt. 28 July 1905 - 22 November 2004. In: Contributions to bryozoology: a tribute to Ehrhard Voigt (1905-2004). Hrsg. von Joachim Scholz, Paul D. Taylor, Norbert Vavra (= Courier Forschungsinstitut Senckenberg, 257), Stuttgart 2006, S. 1–6.
  • Henrik Eberle: Die Martin-Luther-Universität in der Zeit des Nationalsozialismus. Mdv, Halle 2002, ISBN 3-89812-150-X, S. 445.
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  1. Die Übertragung fossiler Wirbeltierleichen auf Zellulose-Film, eine neue Bergungsmethode für Wirbeltiere aus der Braunkohle. In: Paläontologische Zeitschrift. Band 15, 1933, S. 72–78.
    Die Lackfilmmethode, ihre Bedeutung und Anwendung in der Paläontologie, Sedimentpetrographie und Bodenkunde. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Band 88, 1936, S. 272–292.
    Die Anwendung der Lackfilmmethode bei der Bergung geologischer und bodenkundlicher Profile. In: Mitt. Geolog. Staatsinstitut Hamburg. Band 19, 1949, S. 111–149.
  2. Mitgliederverzeichnis der Leopoldina: Ehrhard Voigt. Zuletzt abgerufen am 20. Februar 2022.
  3. Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften: Mitglieder. Abgerufen am 20. Februar 2022.
  4. Gero Hillmer: Ehrhard Voigt (Nachruf). (PDF; 670 KB) In: sks.kreidefossilien.de. Subkommission für Kreide-Stratigraphie, 2006, S. 4, abgerufen am 20. Oktober 2022 (englisch).
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