Ethnische Gruppen im Kosovo

in Kosovo lebende Volksgruppen

Im Kosovo leben neben den Kosovo-Albanern, welche die Mehrheit der Bevölkerung stellen, eine Reihe von ethnischen Gruppen (Ethnien), von denen die größte die der Serben ist. Außerdem sind Türken, Bosniaken, Kroaten (Janjevci), die slawischsprechenden muslimischen Torbeschen und Goranen, die Roma und die den Romagruppen zugerechneten Aschkali und Ägypter (Balkan-Ägypter) vertreten.

Ethnographische Karte des Kosovo 2011

Geschichtliche Entwicklung

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Ethnische Zusammensetzung des Kosovo
Jahr Albaner Serben Andere
1948 68,5 % 23,6 % 8 %
1953 64,9 % 23,5 % 11,6 %
1961 67,2 % 23,6 % 9,3 %
1971 73,7 % 18,4 % 8 %
1981 77,4 % 13,2 % 8 %
1991 81,6 % 9,9 % 8 %
2000 * 88 % 7 % 5 %
2006 * 92 % 5 % 3 %
* geschätzte Daten
Quelle: Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA),
Wegweiser zur Geschichte – Kosovo,Weltband (zu 2000) und OSZE (für 2006)

Der Kosovo war schon seit dem frühen Mittelalter multiethnisch. Die verschiedenen ethnischen Gruppen lebten weitgehend voneinander getrennt; Ehen zwischen Albanern und Serben waren auch zu Zeiten des kommunistischen Jugoslawien selten. Seit den sechziger Jahren gibt es eine Tendenz zur ethnischen Vereinheitlichung von Wohngebieten. Seit den achtziger Jahren sind ethnisch gemischte Wohngebiete eher die Ausnahme.

Die Statistik zeigt, dass der Anteil der Minderheiten an der Gesamtbevölkerung des Kosovo in den letzten 25 Jahren deutlich zurückging. Die letzte offizielle Volkszählung (1981) im früheren Jugoslawien ergab eine Mehrheit von 77,4 % Albanern. Nach Schätzungen der Weltbank, die vom statistischen Amt des Kosovo übernommen wurden, stieg ihr Anteil bis zum Jahre 2000 auf rund 88 % und erhöhte sich in der Folge laut OSZE-Berichten um weitere drei Prozentpunkte.

Aktuelle Situation

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Seit dem Kosovokrieg haben schätzungsweise 240.000 Angehörige der Minderheiten durch Flucht oder Vertreibung ihren Wohnsitz verloren. Diese Zahl beruht auf Angaben der serbischen Regierung und wird durch andere Vergleichszahlen gestützt.[1] Von 2000 bis einschließlich November 2004 kehrten über 12.000 freiwillig in die Provinz zurück. Die demografische Mehrheit der Albaner hat sich durch diese Flucht seit dem Kosovokrieg noch vergrößert.

Insgesamt hat sich durch die Kämpfe zwischen Serben und Albanern, gepaart mit Vertreibungen, mittlerweile in weiten Teilen eine Trennung der Ethnien in klar abgegrenzte Gebiete ergeben. Die noch verbliebenen Minderheiten leben entweder in zusammenhängenden größeren Gebieten oder in Enklaven, also in einzelnen Dörfern, Vierteln oder Häuserkomplexen.

Nach einem Bericht der UNHCR vom März 2005 sind Angehörige von Minderheiten nach wie vor ethnisch motivierten Angriffen ausgesetzt, „bei denen Transporte mit Steinen beworfen, einzelne Personen tätlich angegriffen, belästigt oder eingeschüchtert werden oder bei denen das Eigentum und der Besitz von Angehörigen ethnischer Minderheiten geplündert, zerstört oder illegal in Beschlag genommen wird, Friedhöfe und Grabstellen geschändet und Hassparolen an die Wände öffentlicher Gebäude geschmiert werden.“[2]

Regionale Siedlungsgebiete

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Die Tabelle und die Karten zeigen, wo im Jahr 2005 welche Minderheiten in den damals dreißig Großgemeinden des Kosovo angesiedelt sind (Quelle: OSZE-Berichte 2005). Heute ist Kosovo in 38 Gemeinden gegliedert.

Gemeinde (albanisch/serbisch) Zahl der Einwohner Albaner Serben Roma/Aschkali/Ägypter Türken Bosniaken Goranen Andere
Deçan/Dečani 50.500 50.000 22 423 keine Angaben 51 k. A. k. A.
Dragash/Dragaš 34.562 24.856 k. A. k. A. k. A. k. A. 9.706 k. A.
Gjakova/Đakovica 153.000 143.300 6 6.700 k. A. 60 k. A. k. A.
Drenas/Glogovac 70.400 70.400 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
Gjilan/Gnjilane 129.690 116.000 12.300 350 k. A. k. A. k. A. 1005
Istog/Istok 44.610 41.000 540 1.740 k. A. 1.330 k. A. k. A.
Kaçanik/Kačanik 43.009 43.000 k. A. 9 k. A. k. A. k. A. k. A.
Kamenica/Kosovska Kamenica 63.000 52.000 10.500 500 k. A. k. A. k. A. k. A.
Klina 54.900 53.000 94 1.800 k. A. k. A. k. A. k. A.
Fushë Kosova/Kosovo Polje 40.000 34.000 3.239 2.647 k. A. k. A. k. A. 21
Leposaviq/Leposavić 18.500 67 18.000 203 k. A. k. A. k. A. 240
Lipjan/Lipljan 76143 63.478 9.300 k. A. k. A. k. A. k. A. 2.253
Malisheva/Mališevo 65.520 65.500 k. A. 20 k. A. k. A. k. A. k. A.
Mitrovica/Kosovska Mitrovica 107.045 95.000 10.400 545 600 k. A. k. A. 2.000
Novobërdë/Novo Brdo 3.751 2.300 1.400 k. A. k. A. k. A. k. A. 51
Obiliq/Obilić 28.653 24.000 3.425 1.141 k. A. k. A. k. A. 82
Rahovec/Orahovac 78.297 76.577 1.300 420 k. A. k. A. k. A. k. A.
Peja/Peć 91.112 78.712 1.000 6.300 k. A. 5.000 k. A. k. A.
Podujeva/Podujevo 131.300 130.200 27 1.067 k. A. k. A. k. A. k. A.
Prishtina/Priština 564.800 550.000 12.000 1.000 k. A. k. A. k. A. 1.800
Prizren 221.374 180.176 194 5.148 14.050 21.266 k. A. k. A.
Skënderaj/Srbica 70.414 70.000 326 68 k. A. 20 k. A. k. A.
Shtërpca/Štrpce 13.633 4.500 9.099 34 k. A. k. A. k. A. k. A.
Shtime/Štimlje 29.000 28.247 k. A. 738 k. A. k. A. k. A. k. A.
Suhareka/Suva Reka 80.460 80.000 k. A. 460 k. A. k. A. k. A. k. A.
Ferizaj/Uroševac 143.842 140.000 147 3.594 k. A. k. A. k. A. 248
Vitia/Vitina 59.810 56.400 3.300 20 k. A. k. A. k. A. 60
Vushtrria/Vučitrn 102.662 98.000 4.137 525 k. A. k. A. k. A. k. A.
Zubin Potok 14.800 800 14.000 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A.
Zveçan/Zvečan 16.600 350 12.050 k. A. k. A. k. A. k. A. 4.450

Übersichtskarten

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Politische Organisationen der Minderheiten

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Die Minderheiten im Kosovo sind in der Regel politisch organisiert, etliche der Minderheitenparteien sind im Parlament des Kosovo vertreten. Die parlamentarische Vertretung der Minderheiten ist gesichert: Im 120-köpfigen Kosovo-Parlament sind 10 Sitze für Vertreter der Kosovo-Serben, vier Sitze für Roma, Aschkali und Ägypter, drei für Bosniaken, zwei für Türken und einer für Goranen reserviert.

Flüchtlinge aus dem Kosovo

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Wegen der Verfolgung ethnischer Minderheiten im Kosovo flohen viele Angehörige dieser Gruppen nach Serbien und Montenegro oder West- und Mitteleuropa.

Deutschland

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Nach Angaben der Ständigen Innenministerkonferenz lebten im Jahr 2004 rund 38.000 Flüchtlinge ethnischer Minderheiten aus dem Kosovo in Deutschland. Es gibt ein Rückübernahmeabkommen mit dem Kosovo. Deutschland betreibt die – teilweise zwangsweise – Rückführung von Angehörigen ethnischer Minderheiten in den Kosovo. Laut Schätzungen sollen pro Jahr 2.500 Anträge für die Rückführung gestellt werden. Besonders von der Abschiebung betroffen sind 14.000 Personen der Minderheitsgruppe Roma.[3][4]

Am 19. Dezember 2011 nahm die damalige Bundesregierung in der Bundestagsdrucksache 17/8224 detailliert Stellung zu Abschiebungen von Roma in den Kosovo.[5] Darin gab sie die Zahl der geduldeten Menschen aus dem Kosovo mit 5574 und der aus Serbien mit 11.819 an.[6]

Am 17. Dezember 2013 stellte die Fraktion Die Linke eine ähnliche Kleine Anfrage an die neue Bundesregierung. 'Die Linke' schreibt darin, "Die Lösung [könne] nur in einer großzügigen Bleiberechtsregelung für Minderheitenangehörige aus dem Kosovo bestehen."[7]

Es gibt in Deutschland ein Ausländerzentralregister. Darin werden (Stand Dezember 2011) keine Angaben zur Volkszugehörigkeit oder zu der Herkunftsregion erfasst.[8]

Serbien und Montenegro

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Nach Angaben der UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR gibt es in Serbien und Montenegro über 220.000 Vertriebene aus dem Kosovo. „Flüchtlinge und Binnenvertriebene konkurrieren in einem Umfeld, das von hoher Arbeitslosigkeit, dem allgemeinen Zusammenbruch der sozialen Sicherungssysteme und drastisch zurückgehenden internationalen Hilfsmaßnahmen für Vertriebene gekennzeichnet ist, um die ohnehin knappen Ressourcen. Angesichts dieser Verhältnisse sehen sich die Vertriebenen in ihrem Bemühen, einen einigermaßen angemessenen Lebensstandard zu erreichen, kaum zu meisternden Herausforderungen gegenüber. Angehörigen von Minderheiten, die zur Gruppe der Binnenvertriebenen gehören, ist es in der großen Mehrzahl nicht möglich, sich in die Aufnahmegesellschaft Serbien und Montenegros zu integrieren oder dort zumindest unter einigermaßen würdevolle Bedingungen zu leben,“ heißt es in einem Lagebericht der UNHCR.

Von den nach dem Einmarsch der NATO 1999 geflüchteten Angehörigen ethnischer Minderheiten waren bis Anfang 2007 nur 16.100 in ihre Heimatgemeinden zurückgekehrt.[9]

Siehe auch

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Literatur

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  • Jean-Arnault Dérens: Isoliert, ignoriert, vergessen (In: Die Wochenzeitung vom 20. April 2006).
  • Identity formation among minorities in the Balkans: the cases of Roms, Egyptians and Ashkali in Kosovo Sofia 2001, Minority Studies Society "Studii Romani", ISBN 954-90855-1-1.
  • John R. Lampe, Mark Mazower (Hrsg.): Ideologies and national identities : the case of twentieth-century Southeastern Europe Lampe and Mark Mazower. Budapest, New York 2004, European University Press. ISBN 963-9241-72-5, ISBN 963-9241-82-2.
  • Tonny Brems Knudsen und Carsten Bagge Laustsen: Kosovo between war and peace : nationalism, peacebuilding and international trusteeship. New York 2006 Routledge ISBN 0-7146-5598-8.
  • Mirjana Menković: Kosovo i Metohija u svetlu etnologije : zbornik radova Beograd 2004, Etnografski muzej (Ergebnisse eines Kolloquiums zum Thema "Kosovo und Metochien im Lichte der Ethnologie") ISBN 86-7891-017-8.
  • Gordana Jovanović: Prilog bibliografiji Beograd 2004, Etnografski muzej (Serbische Bibliographie zum Thema Ethnien in Südosteuropa)
  • Asne Seierstad: Mit dem Rücken zur Welt. Titos Erben. Merlin Verlag 2001 mit Bericht über kosovo-serbische Flüchtlinge in Serbien ISBN 3-87536-221-7.
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Einzelnachweise

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  1. International Crisis Group: Return to Uncertainty: Kosovo's Internally Displaced and The Return Process (Memento vom 9. August 2010 im Internet Archive), S. 1–2.
  2. UNHCR-Position zur fortdauernden Schutzbedürftigkeit von Personen aus dem Kosovo. (PDF) UNHCR, archiviert vom Original am 12. Januar 2006; abgerufen am 1. April 2019.
  3. Pressebericht von Roma-Kosovoinfo (15. April 2010)
  4. Von der Abschiebung bedroht: Roma in Deutschland
  5. Antwort der Bundesregierung (pdf, 36. S.) auf eine Kleine Anfrage
  6. Antwort der Bundesregierung (pdf, 36. S.) auf eine Kleine Anfrage, S. 7.
  7. Seite 2 der Anfrage, Drucksache 18/197
  8. Bundestagsdrucksache 17/8224 S. 6.
  9. Pressemitteilung der UNMIK vom 31. Januar 2007 (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
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