Experimentelle Philosophie (oft X-Phi abgekürzt) ist eine junge philosophische Strömung, in welcher Methoden der empirischen Sozialwissenschaften und insbesondere der Experimentalpsychologie angewandt werden. Dies dient meist dem Zweck, herauszufinden, wie gemeinhin bestimmte Problemfälle beurteilt werden.[1][2][3][4][5] Mit den Methoden der empirischen Wissenschaften führen diese Philosophen Experimente zum menschlichen Denken durch und verwenden die Ergebnisse, um für philosophische Thesen zu argumentieren.[6][7][8][9] Die experimentelle Philosophie lässt sich von der empirisch informierten Philosophie abgrenzen.[10]

Aufteilungen

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Empirisch informierte Philosophen führen selbst keine Experimente durch, sondern verwenden empirische Resultate für ihre philosophischen Argumente.

Innerhalb der experimentellen Philosophie lassen sich wiederum zwei Hauptströmungen unterscheiden. Vertreter des sogenannten "positiven Programms" beabsichtigen, das Methodenarsenal der Philosophie lediglich um experimentelle Methoden zu ergänzen. Vertreter des "negativen Programms" kritisieren die Vorgehensweise der traditionellen Philosophie mithilfe experimenteller Studien.[11]

Entwicklung im zeitlichen Verlauf

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Eine andere Bedeutung hatte der Begriff im 17./18. Jahrhundert: Als experimentelle Philosophie wurde die namentlich von Galileo Galilei und Isaac Newton neu begründete Naturwissenschaft bezeichnet, in der nicht mehr die philosophischen Grundsätze, sondern die Beobachtungen das höchste Wahrheitskriterium darstellten.[12]

Heutige experimentelle Philosophen argumentieren, dass uns empirische Ergebnisse philosophischer Probleme von Nutzen sein können, indem sie uns helfen, die psychologischen Prozesse hinter sog. „philosophischen Intuitionen“ zu verstehen.[13] Dieser philosophische Gebrauch empirischer Ergebnisse ist umstritten; viele Philosophen sehen ihn als gegensätzlich zu jener Art der Philosophie an, die nur a priori Argumente nutzt, also der sog. „Fauteuilphilosophie“. Der Ausdruck bezeichnet ein Verständnis des Philosophierens als einer Tätigkeit, die völlig auf Erkenntnissen basiert, die man durch Reflexion in einem bequemen Lehnsessel (französisch: Fauteuil) erhalten kann.[14][5] Uneinigkeit existiert also darüber, welches die besten Methoden des Philosophierens seien, wobei die experimentelle Philosophie sowohl auf begeisterte Zustimmung als auch auf vehemente Kritik stößt.[15][16][17]

Themen und Schwerpunkte

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Die Themen der experimentellen Philosophie kreisten zu Beginn hauptsächlich um kulturelle Unterschiede von philosophischen Intuitionen,[18][19] um unsere Intuitionen zum freien Willen,[20] und um bestimmte Fragen der Handlungsphilosophie.[21][22] In der Zwischenzeit haben experimentelle Philosophen ihre Forschung allerdings auf die meisten traditionellen philosophisch-relevanten Begriffe ausgeweitet, wie z. B. Kausalität, Glück und Wissen. Dementsprechend lassen sich verschiedene Teilbereiche in der experimentellen Philosophie unterscheiden. Die Literatur-Datenbank philpapers.org unterscheidet mittlerweile zwischen den folgenden Teilbereichen:[23]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Lackman, Jon. The X-Philes Philosophy meets the real world, Slate, March 2, 2006.
  2. Appiah, Anthony. The New New Philosophy, New York Times, December 9, 2007.
  3. Appiah, Anthony. The 'Next Big Thing' in Ideas, National Public Radio, January 3, 2008.
  4. Shea, Christopher. Against Intuition (Memento des Originals vom 10. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/chronicle.com, Chronicle of Higher Education, October 3, 2008.
  5. a b Edmonds, David and Warburton, Nigel. Philosophy’s great experiment, Prospect, March 1, 2009
  6. The Experimental Philosophy Page (Memento des Originals vom 5. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.experimentalphilosophy.org.
  7. Prinz, J. Experimental Philosophy, YouTube September 17, 2007.
  8. Knobe, Joshua. What is Experimental Philosophy? (PDF; 26 kB) The Philosophers' Magazine (28) 2004.
  9. Knobe, Joshua and Nichols, Shaun. An Experimental Philosophy Manifesto (PDF; 172 kB), in Knobe & Nichols (eds.) Experimental Philosophy 2008.
  10. Prinz, Jesse. Empirical philosophy and experimental philosophy, in Knobe & Nichols (eds.) Experimental Philosophy 2008.
  11. Alexander, Joshua; Mallon, Ron; Weinberg, Jonathan. Accentuate the Negative, Review of Philosophy and Psychology, 1(2), S. 297–314, 2010.
  12. z.B. John Theophilus Desaguliers: A Course of Experimental Philosophy, London 1745, S. V (Preface) [1]
  13. Knobe, Joshua and Nichols, Shaun. An Experimental Philosophy Manifesto (PDF; 172 kB), in Knobe & Nichols (eds.) Experimental Philosophy, § 2.1. 2008.
  14. Shea, Christopher. Against Intuition (Memento des Originals vom 10. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/chronicle.com, Chronicle of Higher Education, October 3, 2008.
  15. Kauppinen, A. (2007). The Rise and Fall of Experimental Philosophy. In: Philosophical Explorations 10 (2), S. 95–118. doi:10.1080/13869790701305871
  16. Ludwig, K. (2007). The Epistemology of Thought Experiments: First vs. Third Person Approaches (Memento des Originals vom 10. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.clas.ufl.edu (PDF; 173 kB). Midwest Studies in Philosophy. 31:128-159.
  17. Cullen, S. (forthcoming). Survey-Driven Romanticism. European Review of Philosophy, 9.
  18. Weinberg, J., Nichols, S., & Stich, S. (2001). Normativity and Epistemic Intuitions. (Memento des Originals vom 3. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ruccs.rutgers.edu Philosophical Topics 29, S. 429–460.
  19. Machery, E., Mallon, R., Nichols, S., & Stich, S. (2004). Semantics, Cross-Cultural Style (Memento des Originals vom 21. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rci.rutgers.edu (PDF; 217 kB). Cognition 92, pp. B1-B12.
  20. Nahmias, E., Morris, S., Nadelhoffer, T. & Turner, J. Surveying Freedom: Folk Intuitions about Free Will and Moral Responsibility (Memento des Originals vom 22. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.gsu.edu (PDF; 231 kB). Philosophical Psychology (18) 2005 S. 563
  21. Knobe, J. (2003a). Intentional action and side effects in ordinary language, (PDF; 20 kB) Analysis 63, pp. 190–193.
  22. Shaun Nichols & Joseph Ulatowski (2007). Intuitions and Individual Differences: The Knobe Effect Revisited. In: Mind & Language 22 (4):346–365. doi:10.1111/j.1468-0017.2007.00312.x
  23. Experimentelle Philosophie auf philpapers.org
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