Ferdinand Habel

Komponist, Kirchenmusiker, Chorleiter, Arrangeur

Ferdinand Habel (* 20. September 1874 in Mariaschein, Böhmen; † 13. März 1953 in Wien) war ein tschechisch-österreichischer Kirchenmusiker, Chorleiter und Komponist.[1]

Leben und Wirken

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Konzertplakat 1917

Ferdinand Habel kam 1890 nach Wien, wo er bis 1893 an der kirchenmusikalischen Lehranstalt des Allgemeinen Kirchenmusikvereins St. Ambrosius Theorie bei Josef Böhm und Orgel bei Josef Labor studierte. Ein wichtiger Förderer in diesen Anfangsjahren war der Kirchenmusiker August Weirich, der ihn als Organist an die Brigittakirche holte und ihn 1894 bei seinem Wechsel an die Dominikanerkirche in gleicher Funktion beschäftigte. Nach Weirichs Weggang übernahm Habel das Amt des Regens chori an der Dominikanerkirche, welches er bis zu seiner Berufung als Domkapellmeister von St. Stephan innehatte. Von 1921 bis 1946 war er als Nachfolger Weirichs Domkapellmeister an St. Stephan.[2] Die „Reichspost“ begrüßte diese Entscheidung für Habel in einem Artikel vom 29. März 1921:

„Die Berufung des verdienten Dirigenten und Ehrenchormeisters des Sängerbundes ‚Dreizehnlinden‘ auf den wohl hervorragendsten und verantwortungsvollsten Posten der Kirchenmusik Wiens und Oesterreichs, wird in der katholischen und musikalischen Welt, in welcher der Name des neuen Domkapellmeisters längst als der eines ganz hervorragenden Dirigenten und erfolgreichsten Erziehers zur Kunst bekannt ist, mit froher Genugtuung begrüßt werden, als sichere Gewähr, daß es für die von einer ruhmvollen Tradition getragene Kirchenmusik in der Metropolitankirche bei der Parole ‚vorwärts und aufwärts‘ bleibt, trotz der gewaltigen Erschwerungen und Hemmungen, welche die Not der Zeit gerade auch dem kirchenmusikalischen Wirken bereitet.“[3]

Daneben wirkte Habel als Pädagoge, u. a. am Niederösterreichischen Landeslehrerseminar in der Hegelgasse, von 1913 bis 1946 an der kirchenmusikalischen Abteilung der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst und ab 1924 als Lektor für Theorie und Praxis der Kirchenmusik an der Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Weiters erwarb sich Habel als Chorleiter des von ihm 1896 mitbegründeten Sängerbunds „Dreizehnlinden“ große Verdienste um die Pflege der Chormusik in Wien. Dieser Verein trat in regelmäßigen Konzerten im Großen Musikvereinssaal auf. Habel war ein Vertreter des Cäcilianismus, vertrat jedoch eine gemäßigte Richtung. Sein Wirken zeichnet sich durch ein breites Repertoire aus, das von Palestrina bis zeitgenössischen Komponisten wie Josef Lechthaler und Josef Venantius von Wöss reichte. Seine eigenen Werke wurden großteils – wie jene seines Vorgängers August Weirich – bei dem Dombrand im April 1945 zerstört, der auch das anliegende Curhaus mit dem Notenarchiv der Dommusik erfasste. Bleibendes Vermächtnis ist die – auf eine Initiative Weirichs zurückgehende – Gründung des Dommusikvereins, der seit 1921 besteht und durch Habel in dessen ersten 25 Jahren wesentlich geprägt wurde.[4]

Zeitzeugen zufolge war speziell Habels Fähigkeit im reproduktiven Schaffen seine größte Stärke. Ein langjähriger Weggefährte resümierte: „Habel, im gesellschaftlichen Leben ein liebenswürdiger, charmanter Künstler und Mensch, war auf dem Podium ein König, streng und unerbittlich.“[5]

Als Bearbeiter trat Habel ebenfalls in Erscheinung. Er arrangierte die von rigorosen Cäcilianern verpönten Instrumentalmessen der Wiener Klassiker, indem er die strittigen Texte liturgisch korrigierte, die musikalische Substanz jedoch unberührt beließ. Die von ihm erstellten Editionen fanden große Anerkennung und wurden in der von Alfred Schnerich herausgegebenen Reihe „Denkmäler liturgischer Kirchenmusik“ publiziert.

Verheiratet war Habel mit Maria Übelhör (1874–1926), mit der er drei Kinder hatte: die Töchter Maria Cäcilia (* 16. März 1900) und Cäcilia Maria (* 13. September 1903) sowie Sohn Ferdinand (1910–1940), der als sogenannter „Innitzer-Gardist“ eines der Opfer des Nationalsozialismus wurde.[6]

Ehrungen

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Gewürdigt wurden Habels Verdienste im Bereich der Chor- und Kirchenmusik sowie als Pädagoge 1934 durch die Verleihung des Hofratstitels sowie 1948 durch die Auszeichnung des päpstlichen Sylvester-Ordens. Zusätzlich war er seit 1899 Ehrenmitglied der katholisch-akademischen Studentenverbindung „Norica Wien“ und wirkendes Mitglied der DTÖ.[7]

Einzelnachweise

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  1. Christian Fastl: Habel, Ferdinand. In: Oesterreichisches Musiklexikon online. Österreichische Akademie der Wissenschaften, 10. November 2006, abgerufen am 24. März 2022.
  2. Melitta Ebenbauer: Zur Geschichte der Dommusik. In: Michael Jahn (Hrsg.): Die Musikhandschriften des Domarchivs St. Stephan in Wien. Wien 2005, S. 36 f.
  3. o. A.: Domkapellmeister Ferdinand Habel. In: Reichspost. Jg. 28, Nr. 86, 29. März 1921, S. 3 (onb.ac.at).
  4. Hans Brunner: Die Kantorei bei St. Stephan in Wien – Beiträge zur Geschichte der Wiener Dommusik. Wien 1948.
  5. Georg Schmitz: Ferdinand Habel (1874-1953). In: Singende Kirche. Jg. 46, Heft 1, 1999, S. 23.
  6. Georg Schmitz: Ferdinand Habel (1874-1953). In: Singende Kirche. Jg. 46, Heft 1, 1999, S. 23 und 25.
  7. Christian Fastl: Habel, Ferdinand. In: Oesterreichisches Musiklexikon online. Österreichische Akademie der Wissenschaften, 10. November 2006, abgerufen am 24. März 2022.

Literatur

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  • Brunner, Hans: Die Kantorei bei St. Stephan in Wien – Beiträge zur Geschichte der Wiener Dommusik, Wien 1948.
  • Ebenbauer, Melitta: „Zur Geschichte der Dommusik“, in: Jahn, Michael: Die Musikhandschriften des Domarchivs St. Stephan in Wien, Wien 2005, S. 11–50.
  • Fastl, Christian: Art. „Habel, Ferdinand“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, o. J., letzte inhaltliche Änderung: 10/11/2006, abgerufen: 24. März 2022.
  • Hartmann, Gerhard: „HR Prof. Ferdinand Habel sen.“, in: oecv.at, erstellt: 11. Juni 2013, zuletzt geändert: 29. Juni 2021, abgerufen: 24. März 2022.
  • Linhart, Norbert: „Traditionsverbunden und offen. Zum 100. Geburtstag von Domkapellmeister Hofrat Prof. Ferdinand Habel (1874–1953). Norbert Linhart über ein bedeutsames Stück österreichischer Kirchenmusikgeschichte“, in: Die Furche, 26. Oktober 1974.
  • Roithner, Caecilia: „… primo et unico loco dem Gottesdienst dienen… Einblicke in die Dommusik seit 1945“, in: Domorgel St. Stephan, Wien – Festschrift zur Orgelweihe am 13. September 1991, Wien 1991, S. 35–39.
  • Schmitz, Georg: „Ferdinand Habel (1874–1953)“, in: Singende Kirche, Jg. 46, Heft 1 (1999), S. 21–25.
  • Thaler, Gottfried Hanno: „Ferdinand Habel“, in: Die Furche, Nr. 40, 5. Oktober 1946, S. 9 f.
  • Weißenbäck, Andreas: „Unsere Komponisten: Hofrat Professor Ferdinand Habel“, in: Chorblätter – Monatsschrift für katholische Kirchenchöre, Jg. 4, Heft 1, Jänner 1949, S. 19–21.
  NODES
Note 1