Ferdinand Wolff (Journalist)

deutscher Journalist, Mitglied im Bund der Kommunisten (1812–1905)

Ferdinand Wolff (* 7. November 1812[1] in Köln; † 8. März 1905[2] in London) war ein deutscher Journalist und Mitglied des Bundes der Kommunisten und Redakteur der Neuen Rheinischen Zeitung.

Ferdinand Wolff war der Sohn des jüdischen Kaufmanns Philipp Wolff und seiner Frau Helena Feist. Von Herbst 1822 bis Ostern 1831 besuchte er das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium zu Köln.[3] Nach dem Abitur begann er, im Sommersemester 1831 Philosophie in Bonn zu studieren, ließ sich aber im Herbst 1832 als Student der Medizin exmatrikulieren. Im Wintersemester 1833/34 studierte er Medizin in München. Im Mai 1834 kehrte er nach Bonn zurück und verließ die Bonner Universität 1834 oder 1835 ohne offizielle Abmeldung und studierte 1835 an der Université Libre in Brüssel. Nach eigenen Angaben beendete er sein Studium ohne Promotion.[4] Nach einer anderen Quelle war er promoviert.[5] In Paris, wo Wolff zehn Jahre lebte, hatte er Kontakt zu Louis-Auguste Blanqui.[6] Er unterrichtete Mathilde Heine und korrigierte für Heinrich Heine „Die Nordsee“ für die französische Übersetzung.

Im Winter 1846/47 lernte er Marx in Brüssel kennen und half ihm bei der Publikation der „Misère de la philosophie. Réponse a la philosophie de la misère de M. Proudhon“, weil er bessere Französischkenntnisse hatte als Marx.[7] Er selbst rezensierte das Buch im Westfälischen Dampfboot. In Brüssel war Wolff Mitglied des „Deutschen Arbeiter-Vereins“ und veröffentlichte auch Beiträge in der Deutschen Brüsseler Zeitung. Da in Brüssel Wilhelm Wolff und Ferdinand Wolff gemeinsam tätig waren, nannten sie ihre Freunde zur Unterscheidung „Lupus“ bzw. den „roten Wolff“, wegen Ferdinands Haarfarbe. Am 7. November war Wolff eines der Gründungsmitglieder der Association Démocratique.[8] Als Marx aus Brüssel ausgewiesen wurde, reiste Wolff am 4. März 1848 gemeinsam mit ihm nach Paris. In Paris war Wolff derjenige, der den Kommunisten Einfluss bei der Pariser Arbeitern sicherte.[9]

Wolff wurde am 1. Juni 1848 Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, lebte aber noch bis Anfang Juli in Paris. Er verfasste mehr als 170 Beiträge unter dem Korrespondenzzeichen (Quadrat). Sein erster Artikel war „Die neuen Journale“. Wolff hatte seinen Schwerpunkt in der Redaktionsarbeit auf Frankreich und die Auswirkungen der Februar-Revolution ausgerichtet. Nach dem Ende der Neuen Rheinischen Zeitung musste er Köln verlassen, weil er wegen Nichterfüllung seiner Militärpflicht bedroht war. Er ging nach Paris, korrespondierte für die „Westdeutsche Zeitung“ von Hermann Becker, wurde Ende 1849 ausgewiesen und emigrierte nach London, wo er mit Marx, Engels und Wilhelm Liebknecht im Bund der Kommunisten bis zu dessen Auflösung 1852 tätig war. Er heiratete am 27. Januar 1852 Eliza Williams in der Old Church, Saint Pancras in London.[10] 1853 kam es zum Bruch der Beziehung mit Karl Marx.

Wolff schrieb zahlreiche Artikel für das „Morgenblatt für gebildete Leser“,[11] für Robert PrutzDeutsches Museum“,[12] die „Allgemeine Zeitung, Augsburg“, „Die Gegenwart“ und andere Zeitschriften. Wann Wolff von London nach Blackburn und von dort nach Oxford zog, ist unbekannt. In der Volkszählung von 1881 wohnten Ferdinand und Liza Wolff Marston Street 9 in Oxford. Das Alter der Ehefrau wurde mit 63 Jahren angegeben.[10] Ende 1890 begann, vermittelt durch Charles Bonnier, ein Briefwechsel mit Friedrich Engels.[13] Wolff starb im Beisein seiner Tochter Helen in der Londoner „South Street Parklane 52“ an Lungenentzündung.

„Liebster Herr Heine. (…) Es vergeht kein Sonntag, daß nicht in unserm Vereine, vor einer Versammlung von nahe an 100 Mitgliedern, Gedichte von Ihnen mit ungeheurem Applaus vorgetragen werden. (…) Sie würden dem Vereine einen ungemeinen Dienst erzeigen, wenn Sie ihm Erläuterung zu: zweiten Band Ihrer Gedichte den zweiten Band Ihrer Gedichte, die hier in Brüssel nicht mehr zu haben sind, zukommen ließen.“

zitiert nach Ferdinand Wolff an Heinrich Heine 14. Januar 1848.[14]

Werke (Auswahl)

Bearbeiten
  • Philosophie et poésie de la pipe. chez l'auteur, Paris 1841.[15]
  • Homer: Homère illustré, traduction nouvelle, accompagnée de notes, par Eugène Baresle, illustrées par A. Tileux et A. Lemud. M. Quérard attribue cette traduction à un Allemand nommé Ferdinand Wolff. 2 Bde., Lavigne, Paris 1842.[15]
  • Marx gegen Proudhon. In: Westfälisches Dampfboot. 1848, Januarheft, S. 7–16; Februarheft S. 51–63.
  • Zeitskizzen. In: Deutsche-Brüsseler-Zeitung. vom 9. Januar 1848.
  • Die neuen Journale. In: Neue Rheinische Zeitung. Köln den 15. Juni und 16. Juni 1848.
  • Bürgerliches. (Geschrieben vor der Märzrevolution). In: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 23 vom 23. Juni 1848, S. 1–2.[16]
  • Das Pricipe d'ordre. In: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 57 vom 27. Juli 1848.[17]
  • F. W.: Kölnisches. In: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 62 vom 1. August 1848, S. 1.
  • Fould, Goudchaux, Rothschild. In: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 281 vom 25. April 1849.[18]
  • Republik oder Kaiserthum. In: Westdeutsche Zeitung vom 21. Juli 1849.
  • Die Loginghäuser. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Nr. 87 bis 90 vom 11. bis 15. April 1851.
  • Die goldenen Früchte Australiens. In: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Hrsg. von Robert Prutz. F. A. Brockhaus, Leipzig 1853 Nr. 22 vom 26. Mai 1853. Digitalisat
  • Das geheime Capitel der englischen Hausliteratur. In: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Hrsg. von Robert Prutz. F. A. Brockhaus, Leipzig 1853 Nr. 28 vom 7. Juli 1853. Digitalisat
  • Der Franc und der Schilling. Ein Beitrag zur Hausökonomie. In: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Hrsg. von Robert Prutz. F. A. Brockhaus, Leipzig 1853 Nr. 36 vom 1. September 1853. Digitalisat
  • Der Volksschulunterricht in England. In: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Hrsg. von Robert Prutz. F. A. Brockhaus, Leipzig 1854 Nr. 14 vom 1. April 1854. Digitalisat
  • Ein Sittengemälde in der Londoner Kunstausstellung. In: Deutsches Museum. Zeitschrift für Literatur, Kunst und öffentliches Leben. Hrsg. von Robert Prutz. F. A. Brockhaus, Leipzig 1854 Nr. 28 vom 8. Juli 1854. Digitalisat
  • Die Lage und die Zukunft der arbeitenden classen aus dem Gesichtspunkte der englischen Verhältnisse betrachtet. In: Die Gegenwart. Bd. 12, Leipzig 1856, S. 888–954.
  • Fürst Clemens Metternich. In: Deutsche Jahrbücher für Politik und Literatur. J. Guttentag, Berlin 1863, Januar bis März 1863, S. 75–121. Digitalisat
  • Die rechte Hand Bismarck's. In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 10.1891-92,1.Bd.(1892), Heft 15, S. 465–472. Digitalisat
  • Bucher, Bismarck und v. Poschinger. In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 10.1891-92, 2. Bd.(1892), Heft 42, S. 500–503. Digitalisat
  • Bucher, Bismarck und v. Poschinger. (Schluß). In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 10.1891-92, 2. Bd.(1892), Heft 43, S. 526–530. Digitalisat
  • Einleitung. In: Freiligraths Werke in fünf Büchern. Mit einer Auswahl seiner Briefe und einem Anhang bisher noch nicht in d. Ausgaben veröffentlichter Gedichte. Hrsg. von Walter Heichen. A. Weichert, Berlin 1907, S. 5–6.
  • Ferdinand Wolff (Zeit- und Schicksalsgenosse des Dichters). In: ebenda, S. 145–146.

Literatur

Bearbeiten
  • Wilhelm Buchner: Ferdinand Freiligrath. Ein Dichterleben in Briefen. Bd. 2, M. Schauenburg, Lahr 1882, S. 247 und 470
  • Gerhard Winkler: Wolf (Wolff), Ferdinand. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 487–488.
  • Der Bund der Kommunisten. Dokumente und Materialien. 3 Bde., Dietz Verlag, Berlin 1970–1984
  • Walter Schmidt: Ferdinand Wolff. Zur Biographie eines kommunistischen Journalisten an der Seite von Marx und Engels 1848/49. Vortrag in der Sitzung der Klasse Gesellschaftswissenschaften II am 22. April 1982. Akademie Verlag, Berlin 1983 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR. G. Gesellschaftswissenschaften 1983,3)
  • Walter Schmidt: Redakteur und Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Ferdinand Wolff. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Berlin 1983, Heft 2, S. 262 ff.
  • Walter Schmidt (Hrsg.): Neue Rheinische Zeitung. Artikel, Korrespondenzen, Berichte über die Französische Revolution 1848/49. Reclam, Leipzig 1986
  • Walter Schmidt: Ferdinand Wolff. Mitstreiter von Marx und Engels in der Redaktion der „Neuen Rheinischen Zeitung“. In: Helmut Bleiber; Walter Schmidt; Rolf Weber (Hrsg.): Männer der Revolution von 1848. Bd. II. Akademie Verlag, Berlin 1987, S. 9–52.
  • Association Démocratique, ayant pour but l´union et la fraternité de tous les peuples. Eine frühe internationale demokratische Vereinigung in Brüssel 1847–1848. Hrsg. von Bert Andréas, Jacques Gandjonc und Hans Pelger. Bearb. von Helmut Elsner und Elisabeth Neu. Trier 2004, ISBN 3-86077-847-1.
  • Roland Hoja: „Keiner verriet den anderen, blieben Freunde, ehrlich, treu …“, Heinrich Heines Begegnungen mit linksintellektuellen Freunden 1848–1856. WVB Wissenschaftlicher Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86573-249-1, S. 158–161.
Bearbeiten
  • Friedrich Engels an Ferdinand Wolff Oktober 1893 Digitalisat

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Nordrhein Westfälisches Personenstandsarchiv Brühl, Geburtsurkunde 12 / 1812 Köln.
  2. Death certification 216/1905.
  3. Programm, durch welches zu der öffentlichen Prüfung des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (…) Köln 1831, S. 3.
  4. Walter Schmidt (1987), S. 12 Anm. 20.
  5. A short series of lectures is being given in Mr. Ball's rooms at St. John's college by Dr. Ferdinand Wolff on ‚Economics, politics and philosophy‘ (…) The lecturer was a collaborator of Marx, Lassalle, and Freiligrath. In: The Oxford Magazin, 1885, S. 392.
  6. Walter Schmidt (1987), S. 13.
  7. Ferdinand Wolff an Friedrich Engels 28. Juni 1892. IISG Marx Engels Nachlass L 6399.
  8. Association Démocratique, S. 329.
  9. Der Kreis Paris an die Zentralbehörde des Bundes der Kommunisten in Köln vom 30. April 1848.
  10. a b Familysearch.com
  11. Es sind sechs Briefe von Wolff an die Cotta’sche Verlagsbuchhandlung und neun Briefe von dieser an Wolff im Deutschen Literaturarchiv, Marbach vorhanden.
  12. Brief von Robert Prutz an Wolff vom 24. Juni 1853 in der Bayerischen Staatsbibliothek, München.
  13. 28 Briefe von Wolff an Engels und ein Brief von Engels an Wolff.
  14. Der Brief an Heinrich Heine Digitalisat
  15. a b Ob dieses Buch von diesem Ferdinand Wolff verfasst wurde, ist nicht ganz sicher
  16. DER Beitrag ist mit vollem Namen versehen. Am Ende des Artikels heißt es: Schluß folgt. Eine Fortsetzung erschien nicht.
  17. Walter Schmidt (1986), S. 75–76.
  18. Walter Schmidt (1986), S. 307–310.
  NODES
Association 3
INTERN 1
Note 1