Gemeiner Feldschnurfüßer

Art der Gattung Cylindroiulus

Der Gemeine Feldschnurfüßer (Cylindroiulus caeruleocinctus) ist eine europäische Art der Tausendfüßer. Er lebt in ganz Europa und ist in Deutschland häufig, im hohen Norden (Skandinavien) kommt er nicht vor. Eingeschleppt wurde er in die USA und nach Kanada. Häufiger als beim Sandschnurfüßer (Ommatoiulus sabulosus) und beim Schwarzen Schnurfüßer (Tachypodoiulus niger) kommt es gelegentlich zu invasiven Massenvermehrungen.

Gemeiner Feldschnurfüßer

Gemeiner Feldschnurfüßer (Cylindroiulus caeruleocinctus)

Systematik
Unterstamm: Tausendfüßer (Myriapoda)
Klasse: Doppelfüßer (Diplopoda)
Ordnung: Julida
Familie: Julidae
Gattung: Cylindroiulus
Art: Gemeiner Feldschnurfüßer
Wissenschaftlicher Name
Cylindroiulus caeruleocinctus
Wood, 1864

Beschreibung

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Das Tier hat einen zylindrischen glänzend schwarzen Körper mit etwa zwanzig bis fünfzig deutlich abgesetzten Rumpfsegmenten, die hellere, weiß-gelbliche Beinpaare tragen. Der Cylindroiulus gehört zu jenen Doppelfüßern, die Wehrdrüsen besitzen. Deren Ausgänge liegen in oder vor der Naht zwischen dem vorderen (Prozonit) und hinteren Abschnitt (Metazonit) jeden Rumpfsegments. Das übelriechende und giftige Sekret verursacht Ekel und hinterlässt bei unsachgemäßer mechanischer Entfernung der Diplopoden auch schwer entfernbare braune Flecken.[1]

Die Prozoniten sind eher glatt, die Metazoniten tief längsgefurcht. Die Männchen sind 19 bis 32 mm lang und 1,6 bis 2,6 mm breit, die Weibchen haben eine Länge von 18 bis 37 mm und sind 2 bis 3,2 mm breit.[2] Wie andere Tausendfüßer rollt sich der Gemeine Feldschnurfüßer spiralig ein, wenn er bedroht ist. Zu den Fressfeinden des Feldschnurfüßers gehören die Hundertfüßer Lithobius variegatus und der Gemeine Steinläufer (Lithobius forficatus).

Lebensraum und Lebensweise

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Der Gemeine Feldschnurfüßer ist eine stenöke und stenohydre Art, das heißt, er stellt bestimmte Ansprüche an ein feuchtes Biotop mit einer Vorliebe für freies, unbewaldetes Gelände. Man findet ihn häufig an Ackerrändern, auf Schuttplätzen, Friedhöfen und in Gärten unter Steinen. Er bevorzugt schwere basische Böden (pH 7,2–9,2), kommt aber auch auf sauren Böden (sekundäre Fichtenkulturen) mit höherem pH-Wert in den tieferen Erdschichten vor.[2]

Der Schnurfüßer kann mehrere Jahre alt werden und ist von Frühjahr bis Herbst aktiv. Im Sommer zieht er sich in der Regel in tiefere Erdschichten zurück, im Winter bis in über 50 cm Tiefe. Dabei vollführt er Vertikalbewegungen im Tagesrhythmus.[3] Der nächtliche Aktionsradius beträgt 1 bis 2 m. Paarungen finden von März bis Juni und September bis November statt. Die Weibchen einiger Arten der Diplopoden sind zur Parthenogenese (Jungfernzeugung) und zur langzeitigen Speicherung von Spermien befähigt. Die Männchen bilden in schlechten Zeiten ihre Geschlechtsorgane zurück und werden zu „Interkalarmännchen“, bei denen die Gonopoden (das zum Begattungsapparat umgewandelte Beinpaar) der reifen Männchen nach nochmaliger Häutung in einen juvenilen Zustand zurückfallen. Erst nach einer weiteren Häutung entstehen wieder geschlechtsreife Männchen.[2][1] Aus den im Frühjahr abgelegten Eiern entwickeln sich im ersten Jahr Jungtiere, die überwintern. Erst mit zwei Jahren werden die Individuen geschlechtsreif.[4]

Ernährung

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Die Hauptnahrung besteht aus Bodenlaub und Detritus (vor allem Linde, Esche, Ulme und Erle), aber auch Gras und Moos wird gefressen. Mit der Nahrung nimmt Cylindroiulus caeruleocinctus auch große Mengen Erde auf. Als Bodenumsetzer ist der Feldschnurfüßer eher ein Nützling, jedoch kommt es bisweilen zu massenhaftem Auftreten, sodass er dann als Lästling zu bezeichnen ist.

Massenvermehrung

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Noch nicht geklärt ist die in manchen Jahren auftretende Massenvermehrung des Gemeinen Feldschnurfüßers. Nach Decker[2] findet sie in heißen und trockenen Sommern statt, dann wirkt der Feldschnurfüßer bei Kartoffeln und Maulbeeren als Schädling.[5] Die Masseninvasionen wurden in Ostdeutschland von Karin Voigtländer[6], in Polen von Grzegorz Kania und Henry Tracz[7] und in Vorarlberg (Österreich) von Klaus Zimmermann und anderen untersucht.[8][9]

Anmerkungen

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  1. a b Klaus Zimmermann: Die Invasion der Schnurfüsser. (PDF) Inatura.at, abgerufen am 1. September 2018.
  2. a b c d Peter Decker: Gemeiner Feldschnurfüßer - Cylindroiulus caeruleocinctus (WOOD, 1864). Natur in NRW, abgerufen am 1. September 2018.
  3. Ulrich Haacker: Tagesrythmische Vertikalbewegung bei Tausendfüßlern (Myriapoda, Diplopoda). In: Die Naturwissenschaften. Band 54, Nr. 13, 1967, S. 346–347, ISSN 0028-1042.
  4. J. Gordon Blower: Millipedes. Keys and notes for the identification of the species. (= Synopses of the British Fauna. Band 35). Backhuys Publishers, 1985, ISBN 90-04-07698-0.
  5. B. Nascimento, H. Sermann, C. Büttner: Zum Auftreten und zur Entwicklung von Spinotarsus caboverdus PIERRARD (1987) (Diplopoda: Odontopygidae) auf den Kapverden. In: Pflanzenschutzberichte. Band 61, Heft 2, 2005, ISSN 0031-675X
  6. Karin Voigtländer: Mass occurrences and swarming behaviour of millipedes (Diplopoda: Julidae) in Eastern Germany. In: Peckiana. Band 4, 2005, S. 181–187, ISSN 1618-1735
  7. Mass occurrence and migration of Ommatoiulus sabulosus (Linnaeus, 1758)(Diplopoda, Julida:Julidae) in Poland. (PDF) In: Wayback Machine. Senckenberg.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. September 2018; abgerufen am 29. Oktober 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.senckenberg.de
  8. T. Mucha-Pelzer, K. Zimmermann, N. Gorbach, Ch. Ulrichs: Abschlussbericht 2008 – Bekämpfung des Tausendfüßlers Cylindroiulus caeruleocinctus (Wood) in Röns (Vorarlberg, Österreich). In: T. Mucha-Pelzer: Amorphe Silikate – Möglichkeiten des Einsatzes im Gartenbau zur physikalischen Schädlingsbekämpfung. (= Berliner ökophysiologische und phytomedizinische Schriften. Band 17). Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Andere Verlag, Tönning, Lübeck / Marburg 2010, S. 106–113.
  9. Klaus Zimmermann: Röns: St. Magnus und die Tausendfüßler. In: Naturmonographie Jagdberggemeinden. inatura – Erlebnis Naturschau, Dornbirn 2013, S. 371–386. Als pdf im Internet verfügbar inatura.at

Literatur

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  • J. Gordon Blower: Millipedes. Keys and notes for the identification of the species. (= Synopses of the British Fauna. Band 35). Backhuys Publishers, 1985, ISBN 90-04-07698-0.
  • H. Hauser, K. Voigtländer: Doppelfüßer (Diplopoda) Deutschlands. Verhalten, Ökologie, Verbreitung, Lebendbestimmung. Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung, 2019, ISBN 978-3-923376-26-X.
  • W. Dunger: Methoden zur vergleichenden Auswertung von Fütterungsversuchen in der Bodenbiologie. In: Abhandlungen und Berichte des Naturkundemuseums Görlitz. Band 37, Nr. 2, 1962, S. 143–162.
  • U. Haacker: Deskriptive, experimentelle und vergleichende Untersuchungen zur Autökologie rhein-mainischer Diplopoden. In: Oecologia. Band 1, 1968, S. 87–129.
  • O. Schubart: Tausendfüßler oder Myriapoda. I: Diplopoda. (= Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile. Band 28). 1934.
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Commons: Gemeiner Feldschnurfüßer (Cylindroiulus caeruleocinctus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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