Giovanni Andrea Bontempi
Giovanni Andrea Bontempi, eigentlich G. A. Angelini (* um 1624 in Perugia; † 1. Juli 1705 in Brufa bei Perugia), war ein italienischer Sänger (Kastrat), Musikschriftsteller und Komponist.[1]
Leben
BearbeitenAngelini benannte sich nach seinem Vormund Cesare Bontempi. Nach seiner Ausbildung in Rom als Schüler von Virgilio Mazzocchi, trat er 1643 als Kastratensänger der Kapelle an San Marco in Venedig bei. 1650 folgte er dem Ruf Johann Georg I. als Komponist und Sänger in die Kapelle des sächsischen Kurprinzen zu wechseln. 1657 wurde er Vizekapellmeister der Hofkapelle unter Heinrich Schütz. 1664 wechselte er als Architekt und Maschinenmeister ans Hoftheater von Johann Georg II. bzw. avancierte zum inspettore des Dresdner Komödienhauses. Drei Jahre später wurde Bontempi pensioniert und verbrachte die Jahre 1668 bis 1671 in Italien, wo er weiter als Komponist und Schriftsteller, aber auch als Historiker und Architekt tätig war. 1680 zog er sich ins Privatleben zurück und lebte bis zu seinem Tode nahe Perugia auf seinem Landgut.
Bontempi schuf drei Opern, ein Oratorium und weitere geistliche Musik. Darüber hinaus verfasste er musiktheoretische Werke. Er und sein Co-Kapellmeister Marco Giuseppe Peranda waren die Schöpfer der ersten vollständig erhaltenen Oper in deutscher Sprache. Ihr gemeinsam komponiertes Musikalisches Schauspiel von der Dafne wurde 1672 im neuerbauten Dresdner Opernhaus am Taschenberg des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. uraufgeführt.
1697 wurde er aufgrund seiner Verdienste, insbesondere wegen des Werkes Historia dell' Origine dei Sassoni, deutsche Übersetzung 1666 als Historien des Durchlauchtigsten Hauses Sachsen. Erstes Buch. Aus dem Italiänischen verdeutzscht durch Johann Georg Richtern. Dreßden, gedruckt bey Melchior Bergen, Churfürstlich Sächsischen Hof-Buchdrucker[2] in die perugianische Accademia degli Insensati aufgenommen.
Werk
Bearbeiten- Nova quatuor vocibus componendi methodus (Kompositionslehre) (1660 Dresden)
- Il Paride (Oper in fünf Akten) (3. Nov. 1662 Dresden)
- Leben und Martyrium des Heiligen Emiliano (Oratorium) (1662 Dresden)
- Musikalisches Schauspiel von der Dafne (Oper) (9. Februar 1672 Dresden)
- Jupiter und Jo (Oper) (16. Jan. 1673 Dresden); ebenfalls zusammen mit Marco Giuseppe Peranda.
Literatur
Bearbeiten- Klaus Pietschmann: Giovanni Andrea Angelini Bontempi als ungewöhnlicher Akteur im musikalischen Wissenstransfer zwischen Italien und dem Reich nach dem Dreißigjährigen Krieg. In: Sabina Brevaglieri, Matthias Schnettger (Hg.) Transferprozesse zwischen dem Alten Reich und Italien im 17. Jahrhundert. Wissenskonfigurationen – Akteure – Netzwerke. transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-3293-4, S. 61–89.
- Wolfram Steude, Emilia Zanetti: Bontempi, Giovanni Andrea. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 3 (Bjelinski – Calzabigi). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1113-6 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
Weblinks
Bearbeiten- Werke von und über Giovanni Andrea Bontempi in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Noten und Audiodateien von Giovanni Andrea Bontempi im International Music Score Library Project
- Kurzbiografie auf der Heinrich Schütz Webseite (Archiv) ( vom 25. März 2007 im Internet Archive)
- Lebenslauf auf der Website Musicologie.org (in französischer Sprache)
- Liste der Bühnenwerke von Giovanni Andrea Bontempi auf Basis der MGG bei Operone
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bontempi (Gio Andrea). In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 4, Leipzig 1733, Sp. 685.
- ↑ Moritz Fürstenau: Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden. Dresden 1861, S. 138 (Textarchiv – Internet Archive).
Personendaten | |
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NAME | Bontempi, Giovanni Andrea |
ALTERNATIVNAMEN | Angelini, G. A. (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Sänger (Kastrat), Musikschriftsteller und Komponist |
GEBURTSDATUM | um 1624 |
GEBURTSORT | Perugia |
STERBEDATUM | 1. Juli 1705 |
STERBEORT | Brufa bei Perugia |