Grötzinger Malerkolonie

Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern

Die Grötzinger Malerkolonie war eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern, die in unterschiedlicher Ausformung seit 1890 in Grötzingen, einem zwischenzeitlich eingemeindeten Dorf in der Nachbarschaft von Karlsruhe, bestand.

1889 baute Friedrich Kallmorgen zusammen mit seiner Frau Margarethe Hormuth-Kallmorgen ein Haus im ländlich und idyllisch gelegenen Grötzingen, um dort in den Sommermonaten zu malen. Bald folgten weitere Künstler, vor allem nachdem Otto Fikentscher 1891 das ehemals markgräfliche Schloss Augustenburg am Ort gekauft hatte, und es entstand eine Künstlerkolonie nach dem Vorbild von Barbizon in der Nähe von Paris. Etwa gleichzeitig entstand im norddeutschen Worpswede eine Gemeinschaft von Künstlern unter dem Namen Künstlerkolonie Worpswede und bei München die Künstlerkolonie Dachau, während die Ursprünge der Willingshäuser Malerkolonie bis in die 1820er zurückreichen.

Zur ersten Künstlergeneration in Grötzingen (etwa 1890–1900) gehörten die Maler Karl Biese, Jenny Fikentscher, Otto Fikentscher, Franz Hein, Margarethe Hormuth-Kallmorgen, Friedrich Kallmorgen und Gustav Kampmann. Ohne dort zu wohnen, hielt der zeitweise in Karlsruhe lebende Hans von Volkmann enge Verbindungen zu den Grötzingern, vor allem zu Kampmann, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband.[1] Die Gründergeneration der Grötzinger Malerkolonie leistete einen wichtigen, regionalen Beitrag zur deutschen Landschafts- und Naturmalerei der Jahrhundertwende und durch die Mitwirkung seiner Mitglieder in der Kunstdruckerei Künstlerbund Karlsruhe im Rahmen der damaligen Kunsterziehungsbewegung zur Durchsetzung des Künstlersteindrucks bei einem breiten Publikum und als Medium der ästhetischen Bildung in den Schulen.

Nach 1900 gab es keine eigentliche „Kolonie“ mehr. Die Familie Fikentscher lebte allerdings weiter in einem direkt neben dem Schloss gebauten Haus mit Atelier, und das Ehepaar Kallmorgen nutzte weiterhin ihr Sommerhaus.[2] Im Schloss selbst wohnten vorübergehend weitere Künstler, so etwa 1905 bis 1909 Herrmann Osthoff[3] und 1912 bis zum Kriegsausbruch Oskar Hagemann und Gertrud Stamm-Hagemann.

Die Obersteinbacher Malerkolonie ist in gewisser Weise eine Nachfolgerin.

Literatur

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  • Karl Storck: Die Künstlerlithographien des Karlsruher Künstlerbundes. Zu unseren Kunstbeilagen, in: Jeannot Emil Freiherr von Grotthuss (Hg.): Türmer-Jahrbuch 1904 Greiner und Pfeiffer, Stuttgart 1904, S. 215–240 (mit über den ganzen Band verteilten Originalfarblithographien sowie weiteren Schwarz-Weiß-Abbildungen von Karl Biese, Otto Fikentscher, Franz Hein, Friedrich Kallmorgen, Gustav Kampmann, Hans von Volkmann u. a.).
  • Joseph August Beringer: Badische Malerei im neunzehnten Jahrhundert. Mit 140 größtenteils erstmals veröffentlichten Abbildungen. Verlag Heimatliche Kunstpflege, Karlsruhe und Leipzig 1913.
  • Joseph August Beringer: Badische Malerei. 1770–1920. Müller, Karlsruhe 1922.
  • Hans Knab: Die Grötzinger Malerkolonie und ihre Nachfolger. Kurzbiographien; (1000 Jahre Grötzingen, 100 Jahre Badisches Malerdorf; Ausstellung vom 17. bis 26. Mai 1991). Karlsruhe-Grötzingen: Ortsverwaltung, 1991.
  • Die Grötzinger Malerkolonie. Die erste Generation 1890–1920; Karl Biese, Jenny Fikentscher, Otto Fikentscher, Franz Hein, Margarethe Hormuth-Kallmorgen, Friedrich Kallmorgen, Gustav Kampmann; Katalog zur Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 28. November 1975 bis zum 1. Februar 1976. Müller: Karlsruhe, 1975.
  • Deutsche Künstlerkolonien 1890–1910. Katalog zur Ausstellung in der Städtischen Galerie Karlsruhe (28. September 1998 bis 17. Januar 1999). Städtische Galerie, Karlsruhe 1998, ISBN 3-923344-43-0.
  • Jutta Leyendecker: Die Grötzinger Malerkolonie – Hinaus ins Freie! J. S. Klotz Verlagshaus, Neulingen 2021, ISBN 9783948968786.
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Einzelnachweise

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  1. Vgl. Brigitte Baumstark, »... 12 Minuten von Karlsruhe«. Die Grötzinger Malerkolonie, in: Deutsche Künstlerkolonien 1890–1910. Katalog zur Ausstellung in der Städtischen Galerie Karlsruhe (28. September 1998 bis 17. Januar 1999), S. 231–282, hier S. 245f.
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. Februar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.karlsruhe.de
  3. https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012292355/biografie
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