Heilfasten

Form des nicht religiös motivierten Fastens, die meist der „Entschlackung“ oder Regeneration des Körpers dienen soll

Heilfasten (auch Medizinisches Fasten oder Fastentherapie) ist der freiwillige Verzicht auf feste Nahrungsmittel und Genussmittel für einen begrenzten Zeitraum (Fasten) zur Vorbeugung oder Behandlung von Krankheiten in Begleitung eines Arztes oder Fastenleiters. Ziel ist dabei die Verbesserung des Gesundheitszustandes, nicht die Gewichtsreduktion wie beim herkömmlichen Fasten.

Zum Teil beruhen die dem Heilfasten zugeschriebenen Wirkungen auf nicht belegten medizinischen Annahmen. Gleichzeitig gibt es auch wissenschaftlich belegte positive Auswirkungen dieser Art des Fastens. Die ärztliche Begleitung ist aufgrund von möglichen Nebenwirkungen sowie einer unter Umständen erforderlichen Anpassung der Dosis von Medikamenten notwendig.

Klassifikation

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Eine Klassifikation des Heilfastens kann nach dem Gesundheitszustand des Fastenden erfolgen: Als therapeutisches Fasten, präventives Fasten oder Fasten für Gesunde. Aber auch nach Art der Betreuung während des Heilfastens: Stationär, ambulant und mit Betreuung durch einen Arzt oder mit Betreuung durch einen Fastenleiter.[1]

Differenzierung zu anderen Fastenarten

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  • Null-Diät - Ziel hierbei ist die Gewichtsreduktion. Heilfasten hingegen hat dies nicht als Ziel, sondern strebt eine körperliche Regeneration an.
  • Scheinfasten-Diät - Bei dieser Diät geht es um das kurzzeitige (5 Tage) Absenken der Zufuhr von Nahrungsenergie auf bis zu 3.140 kJ (= 750 kcal) pro Tag. Dafür werden fertig produzierte Mahlzeiten verwendet.
  • Intermittierendes Fasten - Dies ist eine Ernährungsform, die zwischen Nahrungsaufnahme und Fasten wechselt.
  • Wasserfasten - Bei dieser Fasten Form wird ausschließlich Wasser für eine bestimmte Zeit zugeführt. Eine medizinische Beaufsichtigung ist daher unabdingbar.[2][3]

Geschichte

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Heilfasten geht auf den deutschen Arzt Otto Buchinger zurück, der es zur Prävention und Therapie empfahl und dem Heilfasten neben einer medizinischen Wirkung auch eine Wirkung auf psychosozialer und spiritueller Ebene zusprach. Er sprach auch von einer „Diät der Seele“.[1]

Gemäß der DGE hat medizinisches Fasten in Europa eine lange Tradition.[1] Es ist ein klar definierter therapeutischer Ansatz in speziellen Fastenkliniken oder klinischen Abteilungen für Naturheilverfahren. Im Jahr 2002 wurden erstmals Richtlinien zur Fastentherapie veröffentlicht, die 2013 in ihrer aktualisierten Fassung mündeten.[4][1]

Kontraindikationen des therapeutischen Fasten

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Gemäß der Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung e. V. darf bei folgenden Zuständen nicht gefastet werden[5]:

Körperliche Vorgänge

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Wenn dem Körper keine Nahrung zugeführt wird, verschiebt sich der Stoffwechsel über einige Tage in den Katabolismus. Blutdruck und Blutzuckerspiegel sinken. Zur Energiebereitstellung wird auf die Fettreserven zurückgegriffen. Muskeln werden abgebaut, um Proteine zu erhalten. Bei längerem Fasten stellt sich der Fettabbau um und es bilden sich Ketokörper wie Acetoacetat, Aceton und 3-Hydroxybutyrat. Dies kann zu einer Ketose führen und einem charakteristisch fruchtigen Ketongeruch im Atem. Bei längerem Fasten schüttet der Körper auch Endorphine aus.[6]

Das traditionelle Buchinger-Fasten beginnt am Tag vor der Fastenkur mit einer Reduktion der Energiezufuhr durch verringerte Nahrungsaufnahme. Genussmittelkonsum wie Koffein, Alkohol oder Nikotin wird ab dann unterlassen. Zu Beginn des ersten Fastentages erfolgt eine Darmreinigung (z. B. durch Abführmittel).[1]

Während der Fastentage erfolgt eine tägliche Zufuhr von:

  • Gemüsebrühe (0,25 l)[1]
  • Obst- oder Gemüsesäften (0,25 l) (möglichst frisch gepresst)[1]
  • Honig (30 g)[1]
  • täglich mindestens 2,5 l Flüssigkeit durch Kräutertee oder Wasser[1]

Die maximale angestrebte Energiezufuhr im Rahmen des Heilfastens liegt bei 250 – 500 kcal pro Tag.[1] Bei länger anhaltenden Fastenkuren kann Buttermilch zugeführt werden.[1]

Beim traditionellen Heilfasten nach Buchinger beträgt die Fastendauer zwei bis vier Wochen. Kürzere Fastenzeiten sind aus individuellen oder medizinischen Gründen geläufig. Der Verein „Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung e. V.“ empfiehlt für eine Heilfastenkur eine Dauer sieben bis zehn Tagen plus einen Vorbereitungstag und danach drei Tage zur Normalisierung des Essverhaltens als Standard.[1]

Das traditionelle Fastenbrechen findet durch den Verzehr eines rohen oder gekochten Apfels sowie abends einer Kartoffelsuppe statt. Der Kostaufbau nach dem Fastenbrechen findet sukzessiv über mehrere Tage mit steigender Energiezufuhr statt.[1]

Für die Dauer des Fastens wird mäßige bis normale körperliche Aktivität empfohlen.[1]

"Fastenärztin/Fastenarzt"

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Seit 1996 können Ärzte im Rahmen einer Schulung das durch den Verein „Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V.“ vergebene Zertifikat „Fastenärztin/Fastenarzt“ erwerben. Die Bezeichnung „Fastenärztin/Fastenarzt“ unterliegt keiner gesetzlichen oder standesrechtlichen Regelung (Weiterbildungsordnungen). Der Verein gibt an, eine mindestens einjährige Mitarbeit in einer der anerkannten Heilfastenkliniken, die mehrfache Fastenselbsterfahrung sowie die Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren seien Voraussetzung für den Erwerb.[7]

Literatur

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  • Heilfasten. In: dge.de. Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Februar 2018, abgerufen am 26. Dezember 2022.
  • F. Wilhelmi de Toledo, A. Buchinger, H. Burggrabe, G. Hölz, C. Kuhn, E. Lischka, N. Lischka, H. Lützner, W. May, M. Ritzmann-Widderich, R. Stange, A. Wessel, M. Boschmann, E. Peper, A. Michalsen: Fasting therapy - an expert panel update of the 2002 consensus guidelines. In: Forschende Komplementarmedizin. Band 20, Nummer 6, 2013, S. 434–443, doi:10.1159/000357602, PMID 24434758
  • Andreas Michalsen: Mit Ernährung heilen: Besser essen – einfach fasten – länger leben. Neuestes Wissen aus Forschung und Praxis. Insel Verlag, Berlin, 2019, ISBN 978-3-45-817790-6

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n Heilfasten. In: dge.de. DGEinfo – Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Februar 2018, S. 18 – 25, abgerufen am 26. Dezember 2022.
  2. Alan C. Goldhamer, Douglas J. Lisle, Peter Sultana, Scott V. Anderson, Banoo Parpia, Barry Hughes, T. Colin Campbell: Medically supervised water-only fasting in the treatment of borderline hypertension. In: Journal of Alternative and Complementary Medicine (New York, N.Y.). Band 8, Nr. 5, Oktober 2002, ISSN 1075-5535, S. 643–650, doi:10.1089/107555302320825165, PMID 12470446 (nih.gov [abgerufen am 16. Februar 2024]).
  3. A. Goldhamer, D. Lisle, B. Parpia, S. V. Anderson, T. C. Campbell: Medically supervised water-only fasting in the treatment of hypertension. In: Journal of Manipulative and Physiological Therapeutics. Band 24, Nr. 5, Juni 2001, ISSN 0161-4754, S. 335–339, doi:10.1067/mmt.2001.115263, PMID 11416824 (nih.gov [abgerufen am 16. Februar 2024]).
  4. F. Wilhelmi de Toledo, A. Buchinger, H. Burggrabe, G. Hölz, C. Kuhn, E. Lischka, N. Lischka, H. Lützner, W. May, M. Ritzmann-Widderich, R. Stange, A. Wessel, M. Boschmann, E. Peper, A. Michalsen: Fasting therapy - an expert panel update of the 2002 consensus guidelines. In: Forschende Komplementarmedizin. Band 20, Nummer 6, 2013, S. 434–443, doi:10.1159/000357602, PMID 24434758.
  5. Leitlinien zur Fastentherapie – Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e. V. Abgerufen am 12. Februar 2024 (deutsch).
  6. G. Komaki, H. Tamai, H. Sumioki, T. Mori, N. Kobayashi, K. Mori, S. Mori, T. Nakagawa: Plasma beta-endorphin during fasting in man. In: Hormone Research. Band 33, Nr. 6, 1990, S. 239–243, doi:10.1159/000181525, PMID 2289782 (englisch).
  7. Weiterbildungen stationäre und ambulante Fastentherapie & Diplom. In: aerztegesellschaft-heilfasten.de. Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e. V., 18. Mai 2021, abgerufen am 27. Dezember 2022.
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