Jastrowie (deutsch Jastrow) ist eine Stadt im Powiat Złotowski (Flatower Kreis) der polnischen Woiwodschaft Großpolen mit etwa 8400 Einwohnern.

Jastrowie
Wappen von Jastrowie
Jastrowie (Polen)
Jastrowie (Polen)
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Jastrowie
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Złotowski
Fläche: 72,27 km²
Geographische Lage: 53° 25′ N, 16° 49′ OKoordinaten: 53° 25′ 0″ N, 16° 49′ 0″ O
Einwohner: 8580
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 64-915
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: PZL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Gorzów WielkopolskiElbląg
Eisenbahn: Bahnstrecke Piła–Ustka
Gmina
Gminatyp: Stadt-und-Land-Gemeinde
Fläche: 353,00 km²
Einwohner: 11.415
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 32 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3031023
Verwaltung (Stand: 2013)
Bürgermeister: Piotr Wojtiuk
Adresse: ul. Żymierskiego 79
64-915 Jastrowie
Webpräsenz: www.jastrowie.pl

Geographische Lage

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Die Stadt liegt in Großpolen am Nordrand der Krainaer Seenplatte zu beiden Seiten des Mühlenfließ, eines Nebenflusses der Küddow (poln. Gwda). Nach Osten erstrecken sich weite Waldgebiete und die Jastrower Berge.

Geschichte

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Jastrow nördlich der Stadt Schneidemühl auf einer Landkarte der Provinz Posen von 1905 (gelb markierte Flächen kennzeichnen Gebiete mit seinerzeit mehrheitlich polnischsprachiger Bevölkerung)
 
Ehemalige evangelische Kirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Jastrow (erbaut 1882)
 
St.-Michaels-Kirche (erbaut 1913)

Das Jastrower Stadtwappen zeigt wohl eine Weintraube, doch gibt es nur vage Angaben über Weinanbau an den Südhängen der Jastrower Berge. Angeblich sind die Weinberge im Polnisch-Schwedischen Krieg 1660 zerstört worden. Der restliche Teil der Berge wurde von der städtischen Mineralrohstoffgrube abgebaut (vermutlich ab dem Jahr 1960).

In einer Urkunde von 1363 wurde erstmals ein königliches Dorf namens Jastrobe erwähnt. Es gehörte zum Tafelgut des polnischen Königs und unterstand der Starostei Usch. Der Starost Stanisław Górka wandelte das königliche Gut 1560 in ein Dorf nach deutschem Recht um. 1568 zwang der Herzog von Pommern-Stettin, Barnim IX., den Besitzer von Jastrow, ihm den Ort abzutreten. Daraufhin wurde in unmittelbarer Nachbarschaft von den Polen ein neues Dorf angelegt, und die nächsten Jahre waren von gegenseitigen Überfällen geprägt. Im Laufe der Zeit ging die polnische Siedlung jedoch wieder in Jastrow auf.

Der Protestantismus wurde 1587 durch Übertritt des katholischen Pfarrers eingeführt, 1600 wurde die alte Kirche abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Evangelischen konnten die ehemalige katholische Pfarrkirche jedoch nur bis 1619 behalten, weil in diesem Jahr der Prediger Martin Goltbach zum Katholizismus konvertierte, woraufhin die Kirche den Katholiken zurückgegeben wurde. Die Evangelischen hielten sich nun vorläufig an die Kirchen in den pommerschen Nachbardörfern Zamborst und Flederborn, bekamen aber später – nach 1773 – mit Unterstützung der preußischen Regierung eine eigene Kirche.[2] Der Religionskrieg in Jastrow erreichte 1768 seinen Höhepunkt, als Soldaten des polnischen Adligen Roskowski den evangelischen Prediger Willich erschlugen.

1602 wurde Jastrow Stadt nach Magdeburger Recht, verliehen durch Peter Potulicki, Starost von Uść und Erbherr auf Flatow. Das Stadtprivilegium wurde im darauffolgenden Jahr von König Sigismund III. bestätigt. Erster Bürgermeister wurde der eingewanderte Schotte Andreas Barry.

Alle Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts zogen Jastrow erheblich in Mitleidenschaft. Zusätzliche Zerstörungen wurden durch große Stadtbrände angerichtet. Durch Artikel V des Warschauer Vertrags von 1773 wurde Jastrow Preußen übereignet. Es wurde vom Netzedistrikt verwaltet, wo es zu den größten Städten gehörte. Das wirtschaftliche Leben wurde von den Tuchmachern und Schuhmachern dominiert. Nach der preußischen Verwaltungsreform von 1815 wurde Jastrow in den Kreis Deutsch Krone in der Provinz Westpreußen eingegliedert. Im Jahr 1849 wurde auch Jastrow von der seit 1848 im Kreisgebiet grassierenden Choleraepidemie erfasst.[3] 1879 erfolgte der Anschluss an die Bahnlinie Schneidemühl–Neustettin, der 1908 die Bahnverbindung nach Tempelburg folgte.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Jastrow eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche, eine Synagoge, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, ein Elektrizitätswerk und verschiedene gewerbliche Fertigungsstätten und industrielle Produktionsbetriebe.[4]

Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags weite Teile Westpreußens zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an die Zweite Polnische Republik abtreten, und dadurch kam Jastrow mit dem Kreis Deutsch-Krone zur neu gebildeten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen des Deutschen Reichs. Diese wurde jedoch 1938 wieder aufgelöst und der Provinz Pommern zugeschlagen.

Um 1930 hatte die Stadt Jastrow dreizehn Wohnplätze:[5]

  • Bahnhof Jastrow
  • Forsthaus Büschken
  • Forsthaus Küddowbrück
  • Grünthal
  • Gut Büschken
  • Gut Ilsenhorst
  • Jastrow
  • Lindenwerder
  • Margarethenhof
  • Schönwalde
  • Seemühle
  • Tiefenort
  • Örten

Im Zweiten Weltkrieg wurde Jastrow in die Wehranlage „Pommerstellung“ einbezogen. Als Anfang 1945 die sowjetische Front der Stadt nahe rückte, wurde die Bevölkerung in die vorpommersche Stadt Demmin evakuiert. Nach heftigen Kämpfen wurde Jastrow am 2. Februar 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Einstellung der Kampfhandlungen 1945 wurde die Stadt von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Für Jastrow wurde die Ortsbezeichnung Jastrowie eingeführt. Es wanderten nun Polen zu. In der darauf folgenden Zeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Jastrow vertrieben.

Demographie

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Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 2009 davon 169 Juden und 99 Katholiken[2][6]
1802 2566 [7]
1804 2762 davon 421 Juden (keine Katholiken)[6]
1810 2435 [7]
1816 2443 davon 1838 Evangelische, 111 Katholiken und 494 Juden[7]
1821 2796 [7]
1831 2116 meist Evangelische, etwa 1/6 Juden[8]
1839 3170 davon 485 Juden und 240 Katholiken[6]
1854 3641 [3]
1875 4895 [9]
1880 5456 [9]
1890 5228 darunter 417 Katholiken und 272 Juden[9]
1900 5418 meist Evangelische[4]
1925 5538 davon 4419 Evangelische, 867 Katholiken, 176 Juden, vier Einwohner ohne religiöses Bekenntnis und 72 Sonstige;[5] nach anderen Angaben 5540 Einwohner, meist Evangelische (820 Katholiken, 150 Juden)[10]
1933 5904 [9]
1939 5895 [9]
seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr Anzahl
2010 8485

Zur Stadt- und Landgemeinde Jastrowie gehören folgende Ortschaften:

Polnischer Name Deutscher Name
Brzeźnica Briesenitz
Brzeźnica-Kolonia
Budy Jagdhaus
Budy-Folwark
Drzewie Hohenholz
Jastrowie Jastrow
Nadarzyce Rederitz
Piaski-Leśniczówka Sandkrug
Samborsko Zamborst
Sypniewko Neu Zippnow
Sypniewko-Folwark
Sypniewo Zippnow
Sypniewo-Kolonia
Trzebieszki Schönthal
Wądół Tiefenort

Persönlichkeiten

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Durch den Ort führt die Fernstraße 22 von Gorzów Wielkopolski (Landberg an der Warthe) nach Elbląg (Elbing), auf der die nächste größere Stadt Wałcz (Deutsch Krone) zu erreichen ist. Außerdem gibt es eine Bahnverbindung zum südlich gelegenen Piła (Schneidemühl).

Literatur

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  • Jastrow, Kreis Deutsch Krone, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Jastrow (meyersgaz.org).
  • Franz Schultz: Chronik der Stadt Jastrow, Druck von Franz Zuchhold, Jastrow 1896 (Google Books).
  • Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil, welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Kantersche Hofdruckerei, Marienwerder 1789, S. 110–111, Ziffer 3 (Google Books).
  • August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 377, Ziffer 5 (Google Books).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Thorn 1867, insbesondere S. 201–204. (Google Books)
  • Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 466–467 (Google Books).
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Commons: Jastrowie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

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  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil, welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Kantersche Hofdruckerei, Marienwerder 1789, S. 110–111, Nr. 3.
  3. a b Dr. Mecklenburg: Was vermag die Sanitäts-Polizei gegen die Cholera? Nach eigener Erfahrung beantwortet. Berlin 1854, S. 24–25.
  4. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 10, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1907, S. 204.
  5. a b Der Wohnort Jastrow im ehemaligen Kreis Deutsch Krone (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  6. a b c F. W. F. Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Thorn 1867, S. 204
  7. a b c d Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 378–379, Ziffer 671.
  8. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 377, Nr. 5.
  9. a b c d e Michael Rademacher: Deutschkrone. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Der Große Brockhaus. 15. Auflage, Band 9, Leipzig 1931, S. 386.
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