Jauch (Urner Geschlecht)

Alteingesessenes Geschlecht im Kt. Uri, nachgewiesen seit 1386, eingebürgert in versch. Urner Gemein

Jauch ist der Name eines alteingesessenen Geschlechts im Kanton Uri, das seit Ende des 14. Jahrhunderts nachgewiesen ist. Mitglieder des Geschlechts betätigten sich als Militärunternehmer[1] in königlich-spanischen sowie neapolitanisch-sizilianischen Diensten und erlangten politische Bedeutung in der Schweiz.[2]

Landvogt Hans Jauch (vor 1500–1568) errang 1531 als Führer der Vorhut des Heeres der katholischen Orte den Sieg in der Schlacht bei Kappel, in welcher der Schweizer Reformator Huldrych Zwingli fiel.

Altdorfer Stamm

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Hans Jauchs Kinder verbanden sich mit vornehmen Urner Familien.[3] Sebastian Heinrich Jauch (1650–1708) wurde 1707 zum Landesstatthalter gewählt und liess sich in Altdorf nieder. Dieser Zweig stieg zu einer der führenden Urner Familien auf.[2]

Militärunternehmer in königlich-spanischen Diensten

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Sebastian Heinrich Jauchs Sohn Johann Sebastian Jauch (1674–1731) war 1721 Landvogt zu Sargans und 1729–1731 Landesstatthalter und 1731 Landammann. Er betätigte sich als Söldnerführer und besas Kompanien in spanischen Diensten[4] in den Regimentern von Salis und Bessler.

HauptartikelRegiment Bessler

Die Söhne von Johann Sebastian Jauch waren Johann Joseph Anton Jauch (1714–1780), Oberstleutnant in spanischen Diensten[5], Karl Josef Jauch (1728–1783), zunächst Hauptmann in spanischen Diensten, 1780 Landammann[6] sowie Joseph Stephan Jauch (1724–1801), 1755–68 Landessäckelmeister, 1768–70 Landammann. 1770–71 und 1787–88 Landvogt im Thurgau.[7]

Carlos Maria Jauch (1806–1890), Sohn des Hauptmanns in spanischen Diensten Joseph Leonz Jauch, war seit 1874 Generalkapitän von Aragonien und Mitglied des obersten Kriegs- und Marinegerichtes.[8]

Militärunternehmer in neapolitanisch-sizilianischen Diensten

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HauptartikelSchweizer Regiment Jauch

Johann Sebastian Jauchs Bruder Karl Franz Jauch (1679–1743) besass das in spanischen Diensten stehende Regiment Bessler. Als Don Carlos 1735 als Karl VII. zum König von Neapel und Sizilien gekrönt wurde, hob er auf Bitten des Königs ein Regiment für neapolitanische Dienste aus. Er war seit 1739 Brigadier. Er war 1740 der bedeutendste Urner Militärunternehmer.[9]

Sohn Karl Franz Jauchs war Karl Florian Jauch (1712–1780), der das neapolitanische Regiment seines Vaters erbte und 1776 Generalleutnant wurde.[10] Dessen Sohn Karl Eduard Jauch (1759–1802) erbte zunächst das Regiment und wurde dann Feldmarschall des Königreichs Beider Sizilien.[11]

Weitere Familienmitglieder

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Emanuel Jauch (1759–1805) war Baumwollunternehmer. Er nahm 1802 als Gesandter Uris an der Consulta in Paris teil, 1803 leitete er die Einführung der Mediationsverfassung in Uri.[12]

Franz Jauch (1807–1867) wurde 1848 Bundesrichter.[13]

Giovanni Jauch (1806–1877) war u. a. 1848–51 und 1855–72 Nationalrat, 1847 Oberst im Sonderbundskrieg, Präsident der Tessiner Nationalbank, 1855 Staatsrat und Staatssekretär.[14]

Pater Jakob Josef Jauch (1802–59), in Russland geboren und von Kardinälen und Bischöfen gefördert, betätigte sich 1852–56 im liechtensteinischen Balzers als Landwirtschaftspionier, war Feldprediger und ist als Textdichter der liechtensteinischen Nationalhymne «Oben am jungen Rhein» bekannt geworden.[2]

 
Haus Jauch in Altdorf UR

Das Jauchsche Haus in Altdorf

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Das 1550 erbaute Haus wurde 1725 von dem damaligen Landvogt zu Sargans Johann Sebastian Jauch (1674–1731) erworben. Es gilt als das älteste und kunst- und kulturhistorisch wertvollste Bürgerhaus im Kanton Uri.[15] (→ Vgl. Liste der Kulturgüter in Altdorf UR)

Nachdem der russische General Alexander Wassiljewitsch Suworow 1799 im Zweiten Koalitionskrieg auf seinem Rückzug durch die Schweiz den Gotthardpass von den Franzosen erobert hatte, nahm er u. a. Quartier im Jauchschen Haus in Altdorf, das seitdem auch Suworow-Haus genannt wird. Das Haus liegt an der Via Suworow, einem Schweizer Kulturwanderweg, der den historischen Spuren des russischen Generals Suworow bei seinem Feldzug im Herbst 1799 über die Schweizer Alpen folgt.

Die Liegenschaft ist heute im Besitz der Stiftung Karl Jauch.

Namensherkunft

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Der Name Jauch wird urnerdeutsch Jäuch ausgesprochen. Der Vokal geht damit auf mittelhochdeutsch ou (nicht û) zurück. Im Namen könnte deshalb eine Kurzform zu Joachim oder eine Ableitung vom Verb mittelhochdeutsch jouchen «jagen, treiben» vorliegen.[16]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Zum Begriff und zur Geschichte des Militärunternehmers unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in der Schweiz vgl. Hermann Romer: Militärunternehmer. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 2. Februar 2007
  2. a b c Urs Kälin: Jauch. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 20. Oktober 2005.
  3. Hans Stadler: Jauch, Hans. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 6. Juni 2005
  4. Urs Kälin: Jauch, Johann Sebastian. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 15. August 2005.
  5. Hans Stadler: Jauch, Johann Joseph Anton. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 4. Juli 2005
  6. Urs Kälin: Jauch, Karl Josef. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 15. August 2005.
  7. Urs Kälin: Jauch, Joseph Stephan. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 15. August 2005.
  8. Urs Kälin: Jauch, Carlos Maria. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 20. Oktober 2005.
  9. Hans Stadler: Jauch, Karl Franz. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 6. Juni 2005.
  10. Urs Kälin: Jauch, Karl Florian. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 20. Oktober 2005.
  11. Hans Stadler: Jauch, Karl Eduard. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 6. Juni 2005.
  12. Urs Kälin: Jauch, Emanuel. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 15. August 2005.
  13. Urs Kälin: Jauch, Franz. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 20. Oktober 2005
  14. Corrado Biasca: Jauch, Giovanni. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Version vom 6. Dezember 2005
  15. Das Jauchsche Haus in Altdorf – sog. Suworow-Haus (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.altdorf.ch
  16. Albert Hug, Viktor Weibel: Urner Namenbuch. Die Orts- und Flurnamen des Kantons Uri. 4 Bände. Altdorf 1988/91, hier Band 2, Seite 333. (Digitalisat auf ortsnamen.ch)
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