Künstlerkolonie Solingen „Schwarzes Haus“
Die Künstlerkolonie Solingen „Schwarzes Haus“ bezeichnet eine Gruppe von Malern, die aus Erwin Bowien, Bettina Heinen-Ayech und Amud Uwe Millies bestand und sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Solingen gebildet hatte.
Der Ort
BearbeitenAusgangspunkt für die Künstlerkolonie war der literarisch-kulturelle Salon der Solingerin Erna Heinen-Steinhoff (1898–1969) und ihres Ehemannes, des Dichters und Journalisten Hanns Heinen (1895–1961), in dem etwa die Nobelpreisträgerinnen Sigrid Undset und Rabindranath Tagore verkehrten. Ende der 1920er-Jahre stieß der Maler Erwin Bowien hinzu. 1932 erwarben die Eheleute Heinen im Solinger Stadtteil Höhscheid zwei Fachwerkhäuser von historischer Bedeutung. Die beiden Gebäude – „Rotes“ und „Schwarzes Haus“ genannt – entwickelten sich in den folgenden nahezu 90 Jahren zu einem Treffpunkt für Künstler, Literaten und Intellektuelle und fungierten als Atelierhäuser.[1]
Die Personen
BearbeitenBowien, Heinen-Ayech und Millies bildeten das „Maler-Dreigestirn“ von Solingen. Entgegen dem „Zeitgeist“, der die Abstraktion bevorzugte, malten die drei Künstler vorrangig Porträts, Landschaften, Stadtansichten und Szenerien aus dem Alltag.[2]
Darüber hinaus prägte Erwin Bowien die Künstlerkolonie weltanschaulich: Er verstand sich schon früh als Europäer, suchte den Dialog mit anderen Kulturen, sprach mehrere Sprachen und setzte sich aktiv für Völkerfreundschaft ein. Bettina Heinen-Ayech wiederum war mit einem Algerier verheiratet, verbrachte viele Jahre ihres Lebens im Heimatland ihres Mannes und schuf Gemälde von der dortigen Landschaft. Uwe Millies bereiste ab Mitte der 1960er-Jahre Osteuropa, den Fernen Osten und Amerika. Von einer Reise nach Ägypten brachte er den Zunamen Amud (Stock) mit. Zu dritt bereisten die Mitglieder der Gruppe Europa:[3] „Das Trio unternahm viele Malreisen zusammen. Obwohl Vertreter unterschiedlicher Generationen, waren sie einander persönlich eng verbunden.“ Fixpunkt ihrer Aktivitäten waren die beiden Häuser in Solingen und das Bergische Land.[4]
Das Vermächtnis
Bearbeiten2022 gründete der Sohn von Bettina Heinen-Ayech, der Münchener Arzt Haroun Ayech, die „Bettina Heinen-Ayech Foundation – Stiftung für Kunst, Kultur und internationalen Dialog“, um das Vermächtnis der Künstlerkolonie zu pflegen. Im Februar 2023 wurde das „Schwarze Haus“ in die „European Federation of Artists’ Colonies“ aufgenommen und wenig später in die Kulturroute „Impressionisms Routes“ des Europarats.[5]
Von Oktober 2024 bis April 2025 werden Werke der Solinger Künstlerkolonie in der Gemäldegalerie Dachau erstmals in einer gemeinsamen Ausstellung gezeigt. Bei dortigen Ausstellungen erwarte der Besucher laut Süddeutscher Zeitung in der Regel „goldgerahmte Waldeinsamkeit in Öl, Wiesen und Wolkengebirge, mümmelnde Kühe. Und jetzt: Wuppertal. Eine Stahlbrücke überspannt ein Flussdelta aus Asphalt, Peitschenlaternen und mehrstöckige Wohngeschäftshäuser säumen die Straßen, man sieht ein paar Autos und vereinzelte Passanten, urbanes Panorama, anno 1961. Das Publikum staunt.“ Doch finde man ebenso Motive im Schweizer Oberland, Augsburg und Venedig, Norwegen und Nepal und weiteren Ländern.[4]
Ausstellungen
Bearbeiten- 2024 Gemäldegalerie Dachau: „In der Welt unterwegs – Die Künstlerkolonie Solingen“
Literatur
Bearbeiten- Zweckverband Dachauer Galerien und Museen (Hrsg.): In der Welt unterwegs. Die Künstlerkolonie Solingen. Katalog zur Ausstellung „In der Welt unterwegs – Die Künstlerkolonie Solingen“ in der Gemäldegalerie Dachau (31. Oktober 2024–27. April 2025). 2024, ISBN 978-3-949683-07-7.
Weblinks
Bearbeiten- Künstlerkolonie „Schwarzes Haus“, Solingen
- Gemäldegalerie Aktuelle Ausstellung - Dachauer Galerien und Museen. In: dachauer-galerien-museen.de. Abgerufen am 9. November 2024.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ In der Welt unterwegs, S. 9/10.
- ↑ In der Welt unterwegs, S. 11.
- ↑ In der Welt unterwegs, S. 11/12.
- ↑ a b Gregor Schiegl: Nächster Halt: Gegenwart. In: sueddeutsche.de. 7. November 2024, abgerufen am 9. November 2024.
- ↑ Künstlerkolonie „Schwarzes Haus“ Solingen: Aufnahme in der Kulturroute des Europarats - Impressionisms Routes©. In: lifepr.de. 29. März 2023, abgerufen am 9. November 2023.
Koordinaten: 51° 8′ 54,6″ N, 7° 2′ 42,4″ O