Kanadische Unterhauswahl 2008

Wahl
2006Unterhauswahl 20082011
(in %)
 %
40
30
20
10
0
37,65
26,26
18,18
9,98
6,78
0,69
0,46
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2006
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
+1,38
−3,97
+0,70
−0,50
+2,30
+0,18
−0,09

Die 40. kanadischen Unterhauswahl (englisch 40th Canadian General Election, französisch 40e élection fédérale canadienne) fand am 14. Oktober 2008 statt. Gewählt wurden 308 Mitglieder des kanadischen Unterhauses (engl. House of Commons, frz. Chambre des Communes). Der Wahlgang brachte nur geringe Veränderungen. Die Konservativen von Premierminister Stephen Harper vergrößerten zwar ihre Sitzzahl auf Kosten der Liberalen leicht, konnten aber weiterhin nur eine Minderheitsregierung bilden.

37
49
77
2
143
37 49 77 143 
Insgesamt 308 Sitze

Hintergrund

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Bei der Unterhauswahl 2006 war die Konservative Partei mit 36,27 % stärkste Partei geworden, woraufhin ihr Vorsitzender Stephen Harper neuer Premierminister wurde und eine Minderheitsregierung bildete. Seither wechselten sieben Unterhausabgeordnete die Partei: Drei Liberale gingen zu den Konservativen, ein Konservativer trat den Liberalen bei, je ein Abgeordneter des Bloc Québécois und der Konservativen politisierten unabhängig, ein Liberaler verhalf mit seinem Wechsel der Grünen Partei erstmals überhaupt zu einem Sitz im Bundesparlament.

Im November 2006 verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das die Dauer einer Legislaturperiode auf genau vier Jahre festlegt. Als Wahltermin wurde der dritte Montag im Oktober des vierten Jahres nach der vorangegangenen Wahl bestimmt. Gemäß diesem neuen Gesetz hätte die nächste Unterhauswahl am 19. Oktober 2009 stattfinden sollen. Der Generalgouverneur behielt die Möglichkeit, das Parlament jederzeit vorzeitig auflösen zu können – sei es auf Anraten des Premierministers oder wegen eines erfolgreichen Misstrauensvotums der Opposition.[1]

Da im August 2008 die Oppositionsparteien mit einem Misstrauensvotum gedroht hatten und der regierenden Konservativen Partei ihre Unterstützung bei Gesetzgebungsverfahren weiter verweigerten[2], kündigte der Premierminister am 7. September vorgezogene Neuwahlen an und bat Generalgouverneurin Michaëlle Jean um vorzeitige Auflösung des Unterhauses.[3] Zum Zeitpunkt der Parlamentsauflösung waren vier Sitze vakant; die für September 2008 geplanten Nachwahlen wurden daraufhin abgesagt.[4]

Auswirkungen

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Übersicht der Provinzen und Territorien

Die Konservative Partei war mit dem erklärten Ziel angetreten, eine Mehrheitsregierung zu bilden. Zwar legte sie um 19 Sitze zu, doch fehlten ihr letztlich zwölf Sitze, so dass sie weiterhin auf die Unterstützung der Opposition angewiesen war. Mit ihrem neuen Vorsitzenden Stéphane Dion hoffte die Liberale Partei, den Abwärtstrend nach dem Scheitern der Regierung von Paul Martin zu stoppen. Dies gelang ihr nicht, stattdessen musste sie weitere empfindliche Verluste hinnehmen. Während der separatistische Bloc Québécois leichte Verluste verzeichnete, legte die Neue Demokratische Partei deutlich zu und erzielte das beste Ergebnis seit 1988. Die Grüne Partei verlor ihren einzigen Sitz, den sie während der Legislaturperiode durch einen Übertritt errungen hatte.

Alle vier im Unterhaus vertretenen Parteien gewannen mindestens einen Sitz auf Kosten der anderen Parteien hinzu, ebenso wurde mindestens ein Vertreter aller vier Parteien nicht wiedergewählt. Insgesamt 40 Wahlkreise entschieden sich für einen Vertreter einer anderen Partei als zwei Jahre zuvor. Michael Fortier war das einzige Kabinettsmitglied, dem der Einzug ins Unterhaus nicht gelang. Von Gesetzes wegen musste in sechs Wahlkreisen nachgezählt werden, da der Unterschied zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten weniger als 0,1 % betrug. Im Wahlkreis Brossard–La Prairie lag Marcel Lussier vom Bloc Québecois zunächst 102 Stimmen vorne, die Nachzählung ergab schließlich einen Sieg der liberalen Kandidatin Alexandra Mendès mit 69 Stimmen Vorsprung.[5] Beim Liberalen Ujjal Dosanjh, früherer Gesundheitsminister und Premierminister von British Columbia ergab die Nachzählung im Wahlkreis Vancouver South einen Vorsprung von lediglich 22 Stimmen, nachdem er bei der ersten Zählung noch mit 33 Stimmen vorne gelegen hatte.[6]

Ergebnisse

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Stephen Harper
 
Stéphane Dion
 
Wahlkreise im Detail

Gesamtergebnis

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Quelle: Canadian Broadcasting Corporation[7]

Mit 59,7 % war die Wahlbeteiligung so gering wie nie zuvor. 2004 hatte sie 60,9 % betragen, was damals ebenfalls das schlechteste Ergebnis überhaupt darstellte.[8]

Partei Vorsitzender Kandi-
daten
Sitze
2006
bei Auf-
lösung
Sitze
2008
+/− Stimmen Anteil +/−
  Konservative Partei Stephen Harper 307 124 127 143 + 19 5.207.553 37,63 % + 1,36 %
  Liberale Partei Stéphane Dion 307 103 095 077 − 26 3.628.337 26,22 % − 4,01 %
  Bloc Québécois Gilles Duceppe 075 051 048 049 02 1.379.956 9,97 % − 0,51 %
  Neue Demokratische Partei Jack Layton 308 029 030 037 + 08 2.509.148 18,13 % + 0,65 %
  Unabhängige / nicht parteigebunden   071 001 003 002 + 01 107.107 0,77 % + 0,22 %
  Grüne Partei Elizabeth May 303 001 941.097 6,80 % + 2,32 %
  Christian Heritage Ron Gray 059 26.745 0,19 %
  Marxisten-Leninisten Anna Di Carlo 059 8.565 0,06 %
  Libertarian Party Dennis Young 026 7.300 0,05 % + 0,03 %
  Progressive Canadian Party Sinclair Stevens 010 5.860 0,04 % − 0,06 %
  Kommunistische Partei Miguel Figueroa 024 3.572 0,03 % + 0,01 %
  Canadian Action Party Connie Fogal 020 3.455 0,02 % − 0,02 %
  Marijuana Party Blair Longley 008 2.298 0,02 % − 0,04 %
  neorhino.ca François Gourd 007 2.122 0,02 % + 0,02 %
  Newfoundland First Party Thomas V. Hickey 003 1.713 0,01 % + 0,01 %
  First Peoples National Party Barbara Wardlaw 006 1.611 0,01 %
  Animal Alliance Liz White 004 527 >0,01 %
  Work Less Party Conrad Schmidt 001 425 >0,01 %
  Western Block Party Doug Christie 001 195 >0,01 %
  People’s Political Power Party Roger Poisson 002 186 >0,01 %
  vakant 004
Gesamt 1.601 308 308 308 13.834.294 100,0 %

Ergebnis nach Provinzen und Territorien

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Partei BC AB SK MB ON QC NB NS PE NL NU NT YT Gesamt
Konservative Partei Sitze 22 27 13 9 51 10 6 3 1 1 143
Anteil in % 44,4 64,6 53,7 48,8 39,2 21,7 39,4 26,1 36,2 16,5 34,8 37,6 32,8 37,6
Liberale Partei Sitze 5 1 1 38 14 3 5 3 6 1 77
Anteil in %: 19,3 11,4 14,9 19,1 33,8 23,7 32,4 29,8 47,7 46,6 34,8 13,6 45,3 26,2
Bloc Québécois Sitze 49 49
Anteil in % 38,1 10,0
Neue Demokratische Partei Sitze 9 1 4 17 1 1 2 1 1 37
Anteil in % 26,1 12,7 25,6 24,0 18,2 12,2 21,9 28,9 9,8 33,9 27,6 41,5 9,0 18,2
Unabhängige Sitze 1 1 2
Anteil in % 0,6 6,6 0,7
Grüne Partei Anteil in % 9,4 8,8 5,8 6,8 8,0 3,5 6,2 8,0 4,7 1,7 8,4 5,5 13,0 6,8
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Siehe auch

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Fußnoten

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  1. Bill C-116 – An Act to amend the Canadian Elections Act. Parlament von Kanada, 6. November 2006, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 2. September 2015 (englisch).
  2. Regierungschef zieht Neuwahlen in Betracht. Focus, 27. August 2008, abgerufen am 15. September 2008.
  3. Stephen Harper beendet Knatsch in Kanadas Parlament. Tages-Anzeiger, 7. September 2008, abgerufen am 15. September 2008.
  4. Four byelections ended after general vote called. CTV, 7. September 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2008; abgerufen am 15. September 2008.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ctv.ca
  5. Liberals oust Bloc in suburban Montreal following recount. CBC News, 24. Oktober 2008, abgerufen am 10. September 2015.
  6. Dosanjh retains Vancouver South seat after recount. Toronto Star, 24. Oktober 2008, abgerufen am 10. September 2015.
  7. Canada votes. Canadian Broadcasting Corporation, 14. Oktober 2008, abgerufen am 15. Oktober 2008 (englisch).
  8. Voter Turnout at Federal Elections and Referendums. Elections Canada, 18. Februar 2013, abgerufen am 2. September 2015 (englisch).
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