Ketorolac ist ein Pyrrolderivat. Es wird in der Medizin als nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR) und als Nichtopioid-Analgetikum verwendet.[5][6] Der Wirkstoff wurde 1978 von Syntex patentiert.[3]

Strukturformel
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Name Ketorolac
Andere Namen
  • (RS)-5-Benzoyl-2,3-dihydro-1H-pyrrolo[1,2-a]pyrrol-1-carbonsäure
  • (±)-5-Benzoyl-2,3-dihydro-1H-pyrrolo[1,2-a]pyrrol-1-carbonsäure
Summenformel C15H13NO3
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer (Listennummer) 616-049-1
ECHA-InfoCard 100.110.314
PubChem 3826
DrugBank DB00465
Wikidata Q2014797
Arzneistoffangaben
ATC-Code

M01AB15, S01BC05

Wirkstoffklasse

Analgetikum: Prostaglandinhemmer

Eigenschaften
Molare Masse 255,27 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,33 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

160,5 °C[2]

Siedepunkt

493,2 °C[1]

pKS-Wert

3,49[3]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1][4]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301​‐​315​‐​319​‐​335
P: 305+351+338[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Ketorolac wurde Ende der 1980er Jahre als willkommener Ersatz für Morphin gesehen, da die schmerzstillende Wirkung etwa gleich stark war, etwa doppelt so lange anhielt, und keinerlei Abhängigkeit erzeugte. Ebenso sind Prostaglandinhemmer im Allgemeinen sehr gut verträglich. Jedoch wurde der Umstand, dass Ketorolac ein sehr starker Prostaglandinhemmer ist, vernachlässigt. Als solcher führt er zu einem deutlich höheren Risiko von Magen-Darm-Blutungen und Nierenversagen. Wird die Prostaglandinsynthese unterbunden, verlieren die Nieren die Fähigkeit, mit schlechter Durchblutung zurechtzukommen.[7]

Anwendungsgebiete

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Der Vertrieb von Ketorolac zur Behandlung postoperativer Schmerzen (Toratex) wurde nach dem Auftreten von tödlich verlaufenden Magen-Darm-Blutungen in Deutschland 1993 eingestellt[8], ebenso in Frankreich. In Großbritannien ist der Anwendungszeitraum auf wenige Tage beschränkt worden, für Kinder unter einem Jahr ist es allgemein nicht zugelassen.[5][9] In der Schweiz ist das Schmerzmittel vor allem für die Behandlung von unfallbedingten und postoperativen Schmerzen zugelassen. Erwachsene sollen höchstens 40 mg täglich einnehmen, während höchstens sieben Tagen. Kinder ab zwei Jahren erhalten während höchstens zwei Tagen intravenöse Ketorolac-Injektionen, falls Opioide nicht angewendet werden können.[10]

In der Augenheilkunde wird Ketorolac in Form von Augentropfen oder intraokular zu verabreichender Lösung zur Verminderung von und zur Vorbeugung gegen Entzündungen und damit verbundenen Symptomen nach einer Augenoperation verwendet. Hierfür wird sein Salz mit Trometamol verwendet.[3]

Art und Dauer der Wirkung

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Ketorolac

Ketorolac gehört zu der Klasse der Nichtopioid-Analgetika und wird bei postoperativer Schmerzlinderung, posttraumatischer Schmerzlinderung und bei schweren Kreuzschmerzen verwendet.[5] Bei starken postoperativen Schmerzen werden weitere Medikamente benötigt.[9] In einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 1996 wird erwähnt, dass oral eingenommenes Ketorolac die gleiche Wirkung hat wie die gleiche Menge intramuskulär injiziertes Morphin. Ketorolac hat jedoch eine viel bessere Verträglichkeit und ein deutlich geringeres Risiko, dass sich eine Abhängigkeit entwickelt.[11]

Die Wirkung tritt nach oraler Gabe nach ca. 30 Minuten ein und hält in der Regel sechs Stunden an.[5]

Die Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen fünf bis sieben Stunden.[5][6][9] Durch verschiedene Umwelteinflüsse kann diese Zeit verlängert werden. Zum einen ist die Zeit bei Kindern grundsätzlich länger als bei Erwachsenen.[9] Zum anderen führt eine Nierenfunktionsstörung zu einer Verlängerung auf bis zu 19 Stunden.[5] Darüber hinaus besitzt das (S)-Enantiomer eine längere Eliminationshalbwertszeit als das (R)-Enantiomer.[9]

Verteilung im Körper

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Ketorolac kann für die Behandlung postoperativer Schmerzen oral oder intravenös verabreicht werden. Der Stoff wird in der Leber zu Glucuronsäure-Konjugaten oder p-Hydroxyketorolac umgewandelt und dann renal entsorgt. Es können 75 % der Dosis, innerhalb von 7 Stunden, im Urin gefunden werden.[5][9]

Stereochemie

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Ketorolac enthält ein Stereozentrum und besteht aus zwei Enantiomeren. Hierbei handelt es sich um ein Racemat, also um ein 1:1-Gemisch aus (R)- und (S)-Form:[6]

Enantiomere von Ketorolac
 
(R)-Ketorolac
 
(S)-Ketorolac

Fertigarzneimittel

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  • KetoVision (D)
  • Tora-Dol (CH), als Tabletten und Injektionslösung

Einzelnachweise

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  1. a b c d Datenblatt (R)-Ketorolac bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 6. Dezember 2017 (PDF).
  2. A. Habibi-Yangjeh, E. Pourbasheer, M. Danandeh-Jenagharad (Hrsg.): Prediction of melting point for drug-like compounds using principal component-genetic algorithm-artificial neural network. In: Bulletin of the Korean Chemical Society, Band 29, Nr. 4, 2008, S. 833–841.
  3. a b c Eintrag zu Ketorolac. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 12. Juli 2019.
  4. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 5-benzoyl-2,3-dihydro-1H-pyrrolizine-1-carboxylic acid im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 6. Dezember 2017.
  5. a b c d e f g R. B. Twycross, A Wilcock, S. Charlesworth, A. Dickman (Hrsg.): Palliative Care Formulary. Radcliff, 2006, Aufl. 4, ISBN 1-85775-511-1, S. 154.
  6. a b c Rote Liste Service GmbH (Hrsg.): Rote Liste 2017 – Arzneimittelverzeichnis für Deutschland (einschließlich EU-Zulassungen und bestimmter Medizinprodukte). Rote Liste Service GmbH, Frankfurt/Main, 2017, Aufl. 57, ISBN 978-3-946057-10-9, S. 193.
  7. Wie lange noch Analgetikum Toratex (Ketorolac)? In: arznei-telegramm. Juni 1993, abgerufen am 28. September 2024.
  8. Abverkauf von Ketorolac (TORATEX) gestoppt. In: arznei-telegramm (a-t) 1993; Nr. 8, S. 84.
  9. a b c d e f B. Zernikow (Hrsg.): Schmerztherapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 2009, Aufl. 4, ISBN 978-3-540-74064-3, S. 108, 109.
  10. TORA-DOL Filmtabl 10 mg. In: compendium.ch. Abgerufen am 24. September 2024.
  11. Michael Catapano: The analgesic efficacy of ketorolac for acute pain. In: The Journal of Emergency Medicine. 1996, doi:10.1016/0736-4679(95)02052-7 (englisch).
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