Kreuzkirche (Wittekindsberg)
Die Kreuzkirche auf dem Wittekindsberg (im Übergangsbereich zum Häverstädter Berg) nahe der Porta Westfalica ist ein in den Jahren 1996/97[1] von der LWL-Archäologie für Westfalen im Areal der Wittekindsburg ausgegrabener Kirchenbau. Die Fläche der Kreuzkirche liegt in der Gemarkung Häverstädt im Stadtgebiet von Minden.[2]
Es handelt sich um mit Lehmmörtel gebundene Fundament- und Mauerreste eines Zentralbaues, der ins 10. Jahrhundert datiert wird. Der Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes ist absolut symmetrisch und etwa 14 m lang wie breit. Vier quadratische Räume (4 × 4 m) sind um einen ebenfalls 4 × 4 m großen Zentralraum angeordnet.[3] Im südlichen und westlichen Innenraum der Kirche wurden die Reste von fünf Gräbern freigelegt. Es handelt sich um ein Frauen- und vier Kindergräber.[3] Der Name der Familie[4] und ihr Stand sind nicht bekannt. Der Bauherr der Kreuzkirche ist ebenfalls nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass es Bischof Milo von Minden (von 969 bis 996 n. Chr.) war.[5]
Aus dem 10. bzw. 11. Jahrhundert sind nur vier weitere direkt vergleichbare Bauwerke bekannt (St.-Laurentius-Basilika in Prag-Vyšehrad, St. Salvator in Krakau, Kapelle westlich der Klosterkirche in Schuttern und Heilig-Kreuz-Kapelle in Trier).[6] Bis auf die Kirche in Trier ist von diesen Bauwerken nichts mehr zu sehen.[6] Daher ist das Bodendenkmal innerhalb der Wittekindsburg eine baugeschichtliche und historische Rarität in Europa.
Um die freigelegten Fundamente sichtbar zu erhalten, wurde von der Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen e.V. in den Jahren 2000 bis 2003 ein gläserner Schutzbau errichtet. Die Gesellschaft sammelte annähernd 200.000 € an Spendengeldern bei der heimischen Wirtschaft und bei den Bürgern der Region. Hinzu kamen noch erhebliche Sachleistungen von Dritten und eine Förderung von 70.000 € durch die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege.[7] Der Schutzbau darf nur zu Wartungszwecken betreten werden. Alleinige Eigentümerin des Grundstücks und des Schutzbaus ist die Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen e.V.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Heinrich Rüthing: Die Anfänge des religiösen Lebens auf dem Wittekindsberg nach den schriftlichen Quellen. ( des vom 29. November 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 127 kB) In: Archäologie in Ostwestfalen, Band 4, Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld, 1999. S. 42–45. ISBN 3-89534-289-0
- ↑ Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
- ↑ a b Werner Best: Die Ausgrabung des vorromanischen Zentralbaus auf der Wittekindsburg (Vorbericht). (PDF; 403 kB) In: Archäologie in Ostwestfalen, Band 4, Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld, 1999. S. 33–41. ISBN 3-89534-289-0
- ↑ Tobias Schultes, Susanne Hummel: Der genetische Fingerabdruck aus historischen Skeletten. DNA-Analysen zur Verwandtschaftsfeststellung der Individuen der Wittekindsburg. ( des vom 23. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 116 kB) In: Archäologie in Ostwestfalen, Band 4, Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld, 1999. S. 50–55. ISBN 3-89534-289-0
- ↑ amtage.de – Bischof Milo (969–996) ( des vom 15. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen im Februar 2016)
- ↑ a b Matthias Untermann: Kreuz und Kreis. Die kreuzförmige Kapelle auf der Wittekindsburg im Licht mittelalterlicher Zentralbauten. (PDF; 396 kB) In: Archäologie in Ostwestfalen, Band 4, Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld, 1999. S. 56–64. ISBN 3-89534-289-0
- ↑ Johann-Sebastian Kühlborn: Vergangenes und Gegenwärtiges. Ein Rückblick auf die ersten zwei Jahrzehnte der GeFAO. In: Archäologie in Ostwestfalen 13, 2017, 7–15, ISBN 978-3-95741-075-7.
Weblinks
Bearbeiten- Werner Best: Die Ausgrabung des vorromanischen Zentralbaus auf der Wittekindsburg (Vorbericht) (Online; PDF; 403 kB)
- Heinrich Rüthing: Die Anfänge des religiösen Lebens auf dem Wittekindsberg nach den schriftlichen Quellen (Online; PDF; 127 kB)
- Tobias Schultes, Susanne Hummel: Der genetische Fingerabdruck aus historischen Skeletten. DNA-Analysen zur Verwandtschaftsfeststellung der Individuen der Wittekindsburg (Online; PDF; 116 kB)
- Matthias Untermann: Kreuz und Kreis. Die kreuzförmige Kapelle auf der Wittekindsburg im Licht mittelalterlicher Zentralbauten (Online; PDF; 396 kB)
- – Kreuzkirche Wittekindsberg
- – Schutzbau mit Liste der Sponsoren
Koordinaten: 52° 14′ 54″ N, 8° 52′ 53″ O