Die Kroaten in Deutschland (kroatisch Hrvati u Njemačkoj) sind mit 435.381 Personen (3,5 %) kroatischer Staatsangehörigkeit die siebtgrößte Ausländergruppe (Stand: 31. März 2022).[1] Unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit können sich auch Personen kroatischer Abstammung als Kroaten in der Diaspora verstehen.

Geschichte

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Vor und während des Zweiten Weltkriegs

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Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte nur eine geringe Zahl von Kroaten in Deutschland. Es handelte sich überwiegend um Arbeiter im Bergbau und der Industrie. Während des Krieges wurden kroatischen Fremdarbeiter für den Bergbau angeworben. Ihre Zahl betrug im Jahr 1944 knapp 7.999 Personen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (Politische Emigration)

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Zum Ende des Zweiten Weltkriegs kamen Kroaten als politische Flüchtlinge aus dem nun kommunistischen Jugoslawien. Es handelte sich um gemäßigte und radikale Antikommunisten, darunter auch Personen die den kroatischen Faschismus unterstützt hatten. Zusammen mit den vor allem als Fremdarbeiter bereits Eingewanderten, gab es so etwa 10.000 in Deutschland lebende Kroaten. Die zumeist katholischen kroatischen Einwanderer und die deutschen Diözesen gründeten die ersten katholischen Gemeinden für Kroaten, die kroatischen Missionen.[2]

Zeit des Zweiten Jugoslawien (Arbeitsmigration)

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Die meisten Kroaten der ersten Generation kamen in den 1960er Jahren als jugoslawische Gastarbeiter nach Deutschland.[3] Besonders viele kamen ab dem Jahr, als ein entsprechendes Abkommen zwischen den Regierungen Deutschlands und Jugoslawiens über die Aufnahme von Gastarbeitern aus Jugoslawien unterzeichnet wurde.[4] Während des Kroatischen Frühlings, bei dem unter anderem auch gegen die Politik, welche die massive Abwanderung von Kroaten aus ihrer Heimat ins Ausland förderte, protestiert wurde, kamen auch zahlreiche vom jugoslawisch-kommunistischen Regime politisch verfolgte Exilkroaten nach Westdeutschland.

Die zweite Generation wurde in den 1970er Jahren in Deutschland geboren oder zog im Rahmen der Familienzusammenführung in späteren Jahren nach.[5]

Jugoslawienkriege (Fluchtmigration)

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Etwa 15 % der Kroaten kamen zwischen 1991 und 1995 während des Kroatien- und des Bosnienkriegs nach Deutschland. Nach einer Studie von UNHCR und IOM aus dem Jahr 1996 lag der Anteil der kroatischen Flüchtlinge und Vertriebenen aus Bosnien und Herzegowina in Deutschland bei 14,84 % (etwa 52.000 Personen) von insgesamt etwa 350.000 (77,30 % Bosniaken)[6]. Ein Teil blieb auf Dauer, die meisten zogen jedoch wegen aufenthaltsrechtlicher Gründe wieder zurück nach Bosnien und Herzegowina oder in Drittstaaten. Allein im Zeitraum von 1996 bis 1999 zogen etwa 6000 Kroaten aus Bosnien und Herzegowina aus Deutschland in die USA und etwa 5600 nach Kanada und Australien.

Bevölkerungsbewegungen

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Strukturelle Angaben über Gastarbeiter in Westeuropa und den Anteil kroatischer und anderer Bevölkerungsgruppen des ehemaligen jugoslawischen Vielvölkerstaates während der letzten 35 Jahre.

Migration
Quelle: Gesamtzahl der Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien in Westeuropa aus Kroatien aus Bosnien-Herzegowina in Deutschland
Volkszählung 1971[7] 790.500 Arbeiter 6,1 % der Bevölkerung bzw. 308.295 oder. 38,3 % insgesamt aus Jugoslawien (Bevölkerungsanteil 22,2 %) 4,8 % der Bevölkerung ?
1973[8] 1.110.000 (860.000 Arbeiter + 250.000 Familienmitglieder) 295.000 Arbeiter bzw. 34,4 % + Familienmitglieder 141.000 Arbeiter + Familienmitglieder 55 % aller bzw. 605.000 (473.000 Arbeiter und 137 500 Familienmitglieder)
Anfang 1981[9] 1.100.000 (700.000 + 400.000 Familienmitglieder) „mindestens etwa 1/3“, („Vjesnik“, 10. April 1982) ? ?
Volkszählung 1981[10] 815.000 (578.000 + 237.000 Familienmitglieder) 189.000 (135.000 + 54.000 Familienmitglieder), bzw. 23,19 % aller ? ?
1986[11] ? ? ? 591.000 insgesamt aus Jugoslawien
1991[12] ? ? ? 775.082 insgesamt aus Ex-Jugoslawien
1992[13] ? ? ? 915.636 insgesamt aus Ex-Jugoslawien
2005[14] ? 228.926 156.872 1.729.091 insgesamt aus Ex-Jugoslawien
2006[15] ? 227.510 157.094 1.452.701 insgesamt aus Ex-Jugoslawien

Quelle: „Crkva i hrvatsko iseljeništvo“, Kršćanska sadašnjost, Zagreb, 1982 / „Vjesnik“, 14. Mai 2001.[16] Statistički ured, Wiesbaden, 2005.

Aktuelle Situation

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Laut den Angaben von statista.com lebten am 31. Dezember 2017[17] in Deutschland 368.000 kroatische Staatsangehörige. Beim Zensus 2011 wurde die Zahl der Kroaten in Deutschland noch mit 330.730 beziffert. Beim Mikrozensus stieg diese Zahl von 324.000 (2011) auf 407.000 (2015), wobei zwischen Zensus und Mikrozensus Unterschiede in der Definition des Migrationshintergrundes bestehen. Der Kroatische Weltkongress in der Bundesrepublik Deutschland (KWKD) spricht von ca. 400.000 Kroatischstämmigen in Deutschland.[18] Die vorherige konstante Abnahme der kroatischen Staatsbürger in der Bundesrepublik Deutschland erklärt sich zum einen durch die verstärkte Rückkehr nach Kroatien, zum anderen entscheiden sich viele, insbesondere junge und gut ausgebildete Menschen kroatischer Abstammung, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen. Mit dem Beitritt Kroatiens in die EU ist die Zahl der kroatischen Staatsbürger in Deutschland wieder angestiegen.[19]

Ältere Angaben des statistischen Bundesamtes (kroatische Staatsangehörige):

  • 2011: 220.199
  • 2009: 221.222
  • 2008: 223.056
  • 2007: 225.309
  • 2006: 227.510
  • 2005: 228.926
  • 2004: 229.172
  • 2003: 236.570
  • 2002: 230.987
  • 2001: 223.819
  • 1994: 176.251
  • 1993: 153.146

Verteilung auf die Bundesländer

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Angaben des Statistischen Bundesamtes vom 31. Dezember 2014[20]

Anzahl der Kroaten in deutschen Bundesländern
Nr. Bundesland Personen
1. Baden-Württemberg 82.092
2. Bayern 64.163
3. Berlin 9.692
4. Brandenburg 471
5. Bremen 1.167
6. Hamburg 5.668
7. Hessen 38.322
8. Mecklenburg-Vorpommern 260
9. Niedersachsen 11.405
10. Nordrhein-Westfalen 41.043
11. Rheinland-Pfalz 8.668
12. Saarland 1.005
13. Sachsen 614
14. Sachsen-Anhalt 435
15. Schleswig-Holstein 2.129
16. Thüringen 189

Verteilung auf die Städte

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Angaben für das Jahr 2005

Anzahl von Kroaten in Großstädten
Stadt Personen
München 36.655[21]
Stuttgart 29.600[22]
Frankfurt am Main 16.075[23]
Berlin 13.282[24]
Mannheim 6.555
Nürnberg 5.898[25]
Hamburg 4.585
Düsseldorf ¹ 3.550
Hannover 3.405
Köln 2.854
Karlsruhe 2.423
Augsburg ³ 2.237
Offenbach am Main 1.999
Essen ² 1.944
Pforzheim ¹ 1.481
Wiesbaden 1.263
Wuppertal 1.183
Ulm 1.107
Freiburg ¹ 1.037
Darmstadt ¹ 751
Heidelberg 326

¹31. Dezember 2004, ²30. Juni 2006, ³31. Dezember 2007, ⁴31. Dezember 2017 ⁵31. Dezember 2018 ⁶31. Dezember 2022

Unter den Landkreisen und Kreisfreien Städten in der Bundesrepublik hatte beim Zensus 2011 Stuttgart den größten Anteil von Migranten aus Kroatien an der Bevölkerung, gefolgt von Pforzheim.[26]

Aufenthaltsdauer

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Die Aufenthaltsdauer am 31. März 2018[27] ergibt sich aus dem Zeitraum zwischen dem Datum der ersten Einreise in Deutschland bis zur letzten Ausreise oder bis zum Stichtag mit Berücksichtigung von Unterbrechungen (Auslandsaufenthalte sind herausgerechnet).

Netto-Aufenthaltsdauer in Jahren
unter 1 1 bis 4 4 bis 6 6 bis 8 8 bis 10 10 bis 20 20 bis 30 30 und mehr nicht berechenbar Gesamt
Personen: 37.746 104.975 18.442 4.210 3.058 20.793 48.571 97.413 40.724 375.932
In %: 10,04 27,92 4,90 1,12 0,81 5,53 12,92 25,91 10,83 100

Bei den meisten Personen, die in den letzten Jahren nach Kroatien zurückkehren, handelt es sich um Menschen in der Altersrente, die in den 1960er und 1970er Jahren nach Deutschland gekommen sind.

Schüler

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Laut einer Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung – BMBF über den Anteil an Ausländern in Schulen im Jahr 1994 gab es für kroatische Schüler bundesweit die folgende Verteilung:

  • 46,5 % besuchten Grundschulen
  • 53,3 % besuchten weiterführende Schulen

Auf die weiterführenden Schulen verteilen sich die kroatischen Schüler wie folgt:

  • 42,2 % besuchten das Gymnasium
  • 49,5 % besuchten die Realschule
  • 8,3 % besuchten die Hauptschule

Religion

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Fronleichnamsprozession der kroatischen katholischen Mission in Freiburg im Breisgau (2017).

Derzeit gibt es 97 kroatische katholische Missionen, in denen 89 Priester, 5 Diakone, 61 Pastoralmitarbeiter/-innen und 32 Sekretärinnen tätig sind.[28] Ihnen widmet sich die Kroatenseelsorge in Deutschland.

Sportler (Auswahl)

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Zu den in Deutschland bekannten Persönlichkeiten mit kroatischer Staatsangehörigkeit oder Abstammung zählen die folgenden Sportler:

Kroaten und Personen kroatischer Abstammung in Deutschland

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Film und Fernsehen

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Literatur

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  • Matthias Thaden: Migration und Innere Sicherheit : Kroatische Exilgruppen in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. De Gruyter, Oldenbourg 2022, ISBN 978-3-11-077400-9 (zur politischen Migration während des sozialistischen Jugoslawien).
  • Jenni Winterhagen: Transnationaler Katholizismus (= Studien zu Migration und Minderheiten. Band 28). LIT Verlag Münster, 2013, ISBN 978-3-643-12346-6, Kapitel 5 : Kroatische Einwanderung und Selbstorganisation, S. 81–125.
  • Katica Ivanda: Die kroatische Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland : Eine Fallstudie unter besonderer Berücksichtigung von Phänomenen und Problemen der Akkulturation und Integration. Bremen / Zagreb 2007 (d-nb.info).

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.): Das Bundesamt in Zahlen 2021 : Asyl, Migration und Integration. 2022, Tabelle III – 4: Ausländische Bevölkerung nach den häufigsten Staatsangehörigkeiten am 31. März 2022, S. 126 (bamf.de [PDF] Quelle: Ausländerzentralregister).
  2. Winterhagen 2013, S. 81 (s. Literatur)
  3. Tado, Jurić: "Gastarbeiter millennials" exploring the past, present and future of migration from Southeast Europe to Germany and Austria with approaches to classical, historical and digital demography. Hrsg.: Verlag Dr. Kovač. Hamburg 2021, ISBN 978-3-339-12208-7 (irb.hr [abgerufen am 11. Januar 2022]).
  4. Tado, Jurić: Iseljavanje Hrvata u Njemačku : Gubimo li Hrvatsku? Hrsg.: Školska knjiga. Zagreb 2018, ISBN 978-953-060041-6 (skolskaknjiga.hr [abgerufen am 11. Januar 2022]).
  5. Tado Jurić, Ante Vujević: HRVATSKE MIGRANTSKE MREŽE: PRISTUP PRIPOVJEDNE POVIJESTI U ISTRAŽIVANJU „GASTARBAJTERSKE ERE“ ISELJAVANJA. Abgerufen am 11. Januar 2022.
  6. „Zur sozialen Struktur der bosnischen Kriegsflüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland“, (Memento vom 22. März 2007 im Internet Archive)
  7. Quelle: Savezni zavod za statistiku, Beograd
  8. Zensus von 1971
  9. Angaben der Länder in denen ehemalige jugoslawische Bürger sich aufhielten
  10. Quelle: Savezni zavod za statistiku, Sowie Angaben aus dem stat. bilten br. 1239, Beograd
  11. „Der Fischer Weltalmanach“, 1989
  12. „Der Fischer Weltalmanach“, 1994
  13. wie zuvor
  14. wie zuvor
  15. wie zuvor
  16. „Vjesnik“ 14. Mai 2001, Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. Januar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vjesnik.hr
  17. Anzahl der Ausländer in Deutschland nach Herkunftsland in den Jahren 2016 und 2017. In: statista.com. Abgerufen am 12. Juli 2018.
  18. Kroatischer Weltkongress in Deutschland. Archiviert vom Original am 26. Mai 2012; abgerufen am 12. Juli 2018.
  19. Tado Jurić: "Gastarbeiter Millennials"Exploring the past, present and future of migration from Southeast Europe to Germany and Austria with approaches to classical, historical and digital demography. 2021 (irb.hr [abgerufen am 11. Januar 2022]).
  20. Seite 99
  21. Statistisches Amt der Landeshauptstadt München (Hrsg.): Demografie der Münchner Bevölkerung 2017 : Auswertungen der Bevölkerungsbewegungen des Jahres 2017 sowie des Bevölkerungsbestands zum Jahresende 2017. 2018, Tabelle 16: Bevölkerung zum 31.12.2017 nach Nationalität, S. 14 (muenchen.de [PDF]).
  22. Archivierte Kopie (Memento vom 6. November 2018 im Internet Archive)
  23. [1]
  24. https://www.businesslocationcenter.de/de/A/ii/2/popupseite0.html
  25. Einwohner nach häufigsten Nationalitäten der Europäischen Union auf online-service2.nuernberg.de, vom Dezember 2022, abgerufen am 6. März 2023
  26. Kartenseite: Kroaten in Deutschland - Landkreise Abgerufen am 31. März 2017
  27. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Hrsg.): Das Bundesamt in Zahlen 2017 : Asyl, Migration und Integration. 2018, Tabelle III - 6: Aufenthaltsdauer der ausländischen Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit am 31.03.2018, S. 115 (bamf.de [PDF]).
  28. kroatische Seelsorge (Memento vom 22. Juni 2008 im Internet Archive)
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