Als Meister des Severi-Sarkophags in Erfurt werden der oder die gotischen Bildhauer und die Werkstatt bezeichnet, die um 1365 den Severi-Sarkophag, den Sarkophag des heiligen Severus in der Severikirche von Erfurt geschaffen haben. In diesem werden die im Jahre 836 nach Erfurt überführten Gebeine des Erzbischofs von Ravenna aufbewahrt. Der Sarkophag steht im südlichen Seitenschiff der Kirche.

Severi-Sarkophag, Erfurt, um 1365

Darstellungen auf dem Sarkophag

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Wohl zwei unterschiedliche Bildhauer haben auf dem aus Sandstein gehauenen Werk auf der Deckelplatte den Heiligen und seine Familie und auf den vier Seitenwänden des Kastensarkophags Szenen aus seinem Leben und eine Szene aus dem Neuen Testament dargestellt:

  • Grabplatte: Severus, seine Frau Vincentia und Tochter Innocentia
  • Seitenwände:
    • Anbetung der Heiligen Drei Könige
    • Abschied des Wollwebers Severus von seiner Familie
    • (Tauben-)Wunder der Bischofswahl des heiligen Severus
    • Feierliche Inthronisation des heiligen Severus

Der Stil der Figuren des Sarkophages zeigt noch die Straffheit der Hochgotik.[1] Als möglichen Meister der Seitenwände benannte Otto Buchner 1902/1903 den Bildhauer Johannes Gehart.[2][3]

Kunsthistorische Bedeutung

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Der Severi-Sarkophag ist ein Beispiel in der Gotik, durch oberirdische Aufstellung die Heiligkeit des Bestatteten zu betonen. Solche Bestattung zeigt in der Epoche den heiligenähnlichen Status „Gerechter“, weltlicher Herrscher und Kirchenfürsten.[4] Ursprünglich deckten und schützten in den Fußboden von Kirchen eingelassene Grabplatten das Grab hochgestellter Personen. Es wird seit langem in der Kunstgeschichte diskutiert, aus welchem Grund dann Hochgrabmale in der Gotik entstanden.[5][6] Dabei wird der Severi-Sarkophag von 1365 als eines der bekannten ersten Beispiele genannt, durch einen Sarkophag in plastischer Figürlichkeit ein greifbares und bleibendes Monument der Ehrung eines Verstorbenen zu schaffen, das in prominenter Lage steht. Dabei ist der steinerne Sarkophag eine Wiederholung römisch-griechischer antiker Vorläufer solcher Bestattungspraktik hochgestellter Personen.

Geschichte des Severi-Sarkophages

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Nach einem Brand 1472 des Westchores wurden das Grabmal zerlegt und die Seitenplatten anderweitig aufgestellt. Die originale Deckplatte wurde als Aufsatz für den Severusaltar im südlichen Querhausarm verwendet. Erst 1948 wurden die Seitenteile wieder zusammengefügt und 1982 ein Abguss der originalen Deckplatte aufgesetzt.[7]

Werke (Auswahl)

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Dem Meister des Severisarkophages und seiner Werkstatt werden weiter zugeordnet:

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Otto Buchner: Die Mittelalterliche Grabplastik in Nord- und Südthüringen mit besonderer Berücksichtigung der Erfurter Denkmäler (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Heft 37). J. H. E. Heitz, Strassburg 1902, Zweiter Abschnitt: Die Gotische Architektur im Verhältnis zur Grabplastik, S. 33 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Otto Buchner: Die Mittelalterliche Grabplastik in Nord- und Südthüringen mit besonderer Berücksichtigung der Erfurter Denkmäler (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Heft 37). J. H. E. Heitz, Strassburg 1902, Vierter Abschnitt: Die Tumben, S. 77 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. Otto Buchner: Der Severi-Sarkophag zu Erfurt und sein Künstler. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt. 24. Heft, 2. Teil. Selbstverlag des Vereins, Erfurt 1903, S. 136–157 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. H. Wäß: Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert. Band 1: Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nord-Hessen, Ost-Westfalen und Südniedersachsen in zwei Bänden. Tenea Verlag, Berlin 2006, S. 385.
  5. A. Weckwerth: Der Ursprung des Bildepitaphs. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte. 20. Band, Heft 2, 1957, S. 147–185.
  6. G. Böhm: Mittelalterliche figürliche Grabmäler in Westfalen von den Anfängen bis 1400. LIT Verlag, Berlin-Hamburg-Münster, 1993.
  7. Erfurt (Thüringen) – Dom und St. Severi. In: D. Arens: 100x Deutschland: die 100 wichtigsten Kulturdenkmäler. DuMont Kunst-Reiseführer. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2006, S. 138 f.
  8. Erfurt. In: G. Dehio: Handbuch Der Deutschen Kunstdenkmäler, Band 1 Mitteldeutschland. Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, Berlin 1914. (Nachdruck Echo Library, 2007, S. 100).
  9. Yvonne Monsees: Grabmäler im Kloster Eberbach. Freundeskreis Kloster Eberbach e.V. 2009, ISBN 978-3-00-027060-4, S. 98.
  10. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler - Hessen II: Der Regierungsbezirk Darmstadt. Deutscher Kunstverlag, München 2008, ISBN 978-3-422-03117-3, S. 423.
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