Michael Guttenbrunner

österreichischer Dichter und Schriftsteller

Michael Guttenbrunner (* 7. September 1919 in Althofen, Österreich; † 12. Mai 2004 in Wien) war ein österreichischer Dichter und Schriftsteller.

Grabstätte von Michael Guttenbrunner

Michael Guttenbrunner wurde am 7. September 1919 als Sohn des Pferdeknechts und Fabrikarbeiters Paul Guttenbrunner (* 24. Jänner 1886) und dessen Ehefrau Karolina Weiss (auch Weiß geschrieben, * 14. Februar 1894) auf der Adresse Althofen 38 geboren und am 14. September 1919 getauft.[1] Sein Vater stammte aus der Nachbargemeinde Straßburg und war ein ehelicher Sohn der katholischen Eheleute Lorenz und Theresia Guttenbrunner (geborene Bachler).[1] Seine Mutter war eine uneheliche Tochter der ledigen Margaretha Weiß aus Weitensfeld im Gurktal.[1] Seiner Eltern hatten am 25. November 1917 geheiratet.[1]

In seinen jungen Jahren arbeitete Guttenbrunner ebenfalls als Knecht, zweimal wurde er wegen „illegaler Betätigung für die verbotenen Sozialdemokraten“ verhaftet. Ab 1937 besuchte er die „Grafische Lehr- und Versuchsanstalt“ Wiens, nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten verwies man ihn der Schule, weil er sich weigerte, das Horst-Wessel-Lied zu singen. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Er kam dreimal vor das Kriegsgericht, unter anderem, weil er einen Nazioffizier zusammengeschlagen hatte, wobei er, wie es heißt, vor diesem Tribunal nur knapp der Hinrichtung entging. Dass 1944 eine Todesstrafe – die schließlich in Frontbewährung umgewandelt wurde – gegen ihn verhängt wurde, scheint historisch umstritten.[2][3][4]

Ungeachtet dessen steht aber fest, dass Guttenbrunner zeitlebens eine antifaschistische Haltung und eine ausgeprägte Aversion gegen Autoritäten hegte.[5] Beides kommt in seinen literarisches Werken nachhaltig zum Ausdruck. Nach dem Krieg war er keiner, der die Schrecken des Krieges vergessen wollte, so wie das in Österreich gerne getan wurde, sondern er erinnerte daran und wurde dadurch in der Öffentlichkeit unbeliebt und umstritten, obwohl er nur dafür eintrat, Nazi-Verbrecher nicht mit der dort gerne geübten Nachsicht zu behandeln.[6] Er setzte sich auch gleich nach dem Krieg für die vor den Nationalsozialisten geflohenen österreichischen Autoren ein. So brachte er 1956 einen Band mit Gedichten (Vom schwarzen Wein) von dem noch im Exil in London lebenden Theodor Kramer, mit dem er befreundet war, heraus. Die Selbststilisierung als Widerständler gegen das NS-Regime lässt sich jedoch seit der Auffindung der Kriegsgerichtsakten kaum aufrechterhalten.

Am 7. März 1958 trat Guttenbrunner aus der römisch-katholischen Kirche aus.[1] Er war Freimaurer;[7] 1975 wurde er Mitglied der Loge Zu den 3 Lichtern und später der Forschungsloge Quatour Coronati.[8]

Michael Guttenbrunner publizierte seit 1947 Lyrik und Prosa. Neben der lyrischen Produktion stellt das komplexe Prosa-Werk Im Machtgehege, dessen erster Band 1976 erschien und das ab 1994 bis zu seinem Tod auf acht Bände anwachsen sollte, den zentralen Arbeitsschwerpunkt des Autors dar. In seiner präzisen Arbeit am Text erscheint Im Machtgehege geschult an Karl Kraus. Guttenbrunner arrivierte mit diesem fein verästelten und viele Bezüge verarbeitenden Werk zu einem bedeutenden literarischen Chronisten der Zeitgeschichte.

Seit dem Jahr 1994 wurde das literarische Werk Michael Guttenbrunners vom Aachener Rimbaud Verlag gepflegt und betreut. Die dort erschienene Werkausgabe umfasst inzwischen 18 Bände. Seinen letzten Text verfasste Guttenbrunner 84-jährig für die Kärntner Kulturzeitschrift Die Brücke.

Er starb im Wilhelminenspital[1] und wurde in Wien auf dem Heiligenstädter Friedhof (Gruppe A, Reihe 3, Nummer 161) beigesetzt. Sein schriftstellerischer Nachlass ging an das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung der Universität Klagenfurt, deren Ehrendoktorat Guttenbrunner seit 1994 innehatte.[9]

Am 28. Jänner 1950 heiratete Guttenbrunner standesamtlich und kirchlich in Straßburg Waltrude Marckel.[1] In zweiter Ehe war Michael Guttenbrunner mit der Schauspielerin Maria Winnetou „Winni“ Guttenbrunner (* 1926), Tochter von Alice Herdan-Zuckmayer und Carl Zuckmayer, verheiratet.[1] Diese hatte er am 12. August 1959 standesamtlich in Wien-Währing geheiratet.[1] Kennengelernt hatten sie sich in Begleitung von Franz Theodor Csokor auf dem Begräbnis von Theodor Kramer, gemeinsam hatten sie eine Tochter.[10]

Guttenbrunners älterer Bruder war der SPÖ-Politiker Josef Guttenbrunner.

Auszeichnungen

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Prosa

Lyrik

Literatur

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  • Klaus Amann / Eckart Früh (Hrsg.): Michael Guttenbrunner. Ritter Verlag, Klagenfurt 1995, Ritter Verlag, ISBN 3-85415-171-3.
  • Manfred Müller / Helmuth A. Niederle (Hrsg.): Michael Guttenbrunner. Texte und Materialien. Löcker Verlag, Wien 2005, ISBN 978-3-85409-426-5.
  • Christian Teissl: Wege ins Ungereimte. Zur Lyrik Michael Guttenbrunners. Rimbaud Verlag, Aachen 2005, ISBN 978-3-89086-630-7.
  • Bernhard Albers (Hrsg.): Jahrgang 1919. Michael Guttenbrunner, Hans Bender, Horst Krüger. Rimbaud Verlag, Aachen 2009, ISBN 978-3-89086-509-6.
  • Alexander Doent: Bemerkungen zur Musik bei M.G. Friedrich Danielis: Gehauen und gestochen; Friedrich Kurrent: M.G. und die Architektur; Richard Wall: Kunst und Handwerk bei M.G. In: Literatur und Kritik 2009, H. 437/38: Michael Guttenbrunner. Otto Müller Vlg., Salzburg 2009.
  • Richard Wall: Wortwerkstätten Michael Guttenbrunners. Fotos und Texte. Mit ausgewählter Prosa aus dem Nachlass. Löcker Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-85409-509-5.
  • Bernhard Albers: Dichtung und Wahrheit. Versuch über Michael Guttenbrunner (= Jahrgang 1919, Bd. 2). 2010. Aachen: Rimbaud Verlag, ISBN 978-3-89086-497-6.
  • Bernhard Albers: Michael Guttenbrunner oder die Legende von seinem Widerstand gegen das Hitlerregime. Aachen 2012.
  • Max Hölzer: Briefe an Michael Guttenbrunner aus zwanzig Jahren (1952–1972). Aachen, Rimbaud 2012, ISBN 978-3-89086-510-2.
  • Vinzenz Jobst: Guttenbrunner. Rebellion und Poesie. 2012. Klagenfurt: kitab Verlag, ISBN 978-3-902585-86-8.
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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Geburtsbuch Althofen, tom. X, fol. 161 (Faksimile), abgerufen am 28. Mai 2021
  2. Christa Zöchling: Falsche Töne. Die geschönte Kriegsbiografie des Lyrikers Michael Guttenbrunner. in profil, 14. Juli 2009.
  3. Stellungnahme des PK Deserteure (PDF; 20 kB)
  4. Christa Zöchling: Die wahren Kriegshelden. Wie prominente Österreicher dem NS-Terror widersetzten, in profil, 31. August 2009
  5. Bernhard Albers: Dichtung und Wahrheit. Aachen 2010, S. 9 ff.
  6. Christian Teissl: Wege ins Ungereimte. Aachen 2005, S. 25 ff.
  7. Marcus G. Patka: Österreichische Freimaurer im Nationalsozialismus. Wien 2010, ISBN 978-3-205-78546-0, S. 118.
  8. Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S. 76.
  9. Michael Guttenbrunner: Nach fünfzig Jahren. Rede in Klagenfurt, am 8. Mai 1995, wo M.G. ein halbes Jahr zuvor die Ehrendoktorwürde der dortigen Universität empfangen hatte. In: FORVM. Nr. 496-498. Wien Juni 1995, S. 48 (Dankesrede in der FORVM Onlineversion).
  10. Siehe Gespräch mit Ina Boesch in Reflexe vom 7. August 2009 im Schweizer Radio DRS. (Zum Nachhören (28:25 Min. im SRF Player) (Memento des Originals vom 31. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.srf.ch; abgerufen am 4. Mai 2013): In dem Gespräch erzählt Winnetou „Winni“ Guttenbrunner über das Kennenlernen ihres Mannes Michael und erklärt die über sie kursierenden Namensversionen: Ihr voller (im Geburtsregister eingetragener) Name ist Maria Winnetou; genannt wurde sie zeit ihres Lebens Winnetou; sie selbst nennt sich (heute) Winni; in ihren österreichischen Dokumenten steht (österreich-üblich) nur der erste Vorname Maria, mit dem sie auch unterschreibt, der ihr aber nach eigener Aussage „sehr fremd“ ist. In Saas-Fee (dem Familienwohnsitz der Zuckmayers in der Schweiz) nannte sie sich den Schweizer Gepflogenheiten entsprechend Guttenbrunner-Zuckmayer.
  11. Georg-Trakl-Preis. In: Österreichische Apotheker Zeitung. Zeitschrift für die wissenschaftlichen u(nd) wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie / Österreichische Apotheker Zeitung. Zeitschrift für die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen der Pharmazie / ÖAZ Österreichische Apotheker-Zeitung. Zeitschrift für die wissenschaftlichen, standespolitischen und wirtschaftlichen Interessen der Pharmazie, 20. November 1954, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/apo
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