Michael Winterbottom

britischer Filmregisseur

Michael Winterbottom (* 29. März 1961 in Blackburn, Lancashire) ist ein britischer Filmregisseur. Er zählt neben Guy Ritchie, Ken Loach, Danny Boyle und Mike Leigh zu den wichtigsten Protagonisten des neuen britischen Films.

Michael Winterbottom bei der Vorstellung seines Films The Shock Doctrine auf der Berlinale 2009

Da es in seinem nordenglischen Heimatort kein Kino oder Theater gab, verbrachte Michael Winterbottom als Jugendlicher mit 14 Jahren viel Zeit daheim vor dem Fernseher, um auf dem TV-Kanal der BBC internationale Filme zu schauen, was sein Interesse für das Medium weckte. Anschließend trat er mit 15 Jahren einem örtlichen Filmclub bei und entdeckte dort für sich den Neuen Deutschen Film mit Werken der Regisseure Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders und Werner Herzog, die inspirierend auf ihn wirkten.[1] Winterbottom studierte Englisch in Oxford, danach belegte er die Fächer Film und Fernsehen an der Bristol University und der Polytechnic of Central London. Darauf schloss sich eine Zeit im Schnitt bei Thames Television an,[2] dann ging er zur BBC.[3]

Er gewann mit seinem sehr authentischen afghanischen Flüchtlingsdrama In This World den Goldenen Bären bei den Internationalen Filmfestspielen 2003 in Berlin. Ein weiterer großer Erfolg war sein Film über den Krieg in Bosnien-Herzegowina Welcome to Sarajewo. Mit Das Reich und die Herrlichkeit und Code 46 wandte er sich Genrefilmen zu (Western und Science-Fiction). Im Filmjahr 2005 machte er Furore mit seinem umstrittenen und als Pornografie bezeichneten Werk 9 Songs. Für den Film The Road to Guantanamo erhielt er als bester Regisseur einen Silbernen Bär bei der Berlinale 2006. Vier Jahre später erhielt er für seinen Thriller The Killer Inside Me erneut eine Einladung zur Berlinale 2010. Weitere Film- und Fernseharbeiten folgten, darunter in den 2010er Jahren auch Dokumentationen. Sein Schaffen als Regisseur umfasst mehr als 50 Produktionen.

Winterbottom greift in seinen Filmen häufig Themen von großer politischer Brisanz auf. Dabei arbeitet er oft realistisch-naturalistisch mit Amateuren oder semi-professionellen Schauspielern, vor Ort teilweise mit kleinem Stab. Seine politischen Filme sind auch seine erfolgreichsten. Andere Werke haben den Schwerpunkt auf der Musik, sozialen Fragen, Sexualität, Familie, Schicksal oder Trauer. Immer wieder anzutreffen ist die expressiv, flüssig bewegte Kamera bis hin zur Videoclipästhetik.[4] Insgesamt fällt der Stilwille und die Vielseitigkeit auf, die Leidenschaft und dabei eine Neigung zum Pathos, mitunter auch eine Grausamkeit den Figuren gegenüber.

Häufig arbeitet er mit dem Komponisten Michael Nyman, dem Produzenten Andrew Eaton und Autor Frank Cottrell Boyce zusammen. Als eigene Einflüsse nennt er Jean-Luc Godard, Wim Wenders, François Truffaut und Ingmar Bergman,[2] nach anderen Quellen fiel auch schon der Name Rainer Werner Fassbinder,[5][6] oder der von Lindsay Anderson.[6]

Er war mit der Autorin Sabrina Broadbent verheiratet und ist Vater zweier Töchter.[5] Außerdem hat er einen gemeinsamen Sohn mit Melissa Parmenter.[7]

„Wenn man politisch sein will, muss man etwas im Mainstream machen […]“

Michael Winterbottom[6]

„Warum ein Film funktioniert oder nicht, das sind oft ganz einfache Dinge. Manchmal trifft etwas die Menschen ins Herz. Und manchmal nicht.“

Michael Winterbottom[8]

Filmografie

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Commons: Michael Winterbottom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Videointerview mit Regisseur Michael Winterbottom, Dokumentarfilm Porträt über Michael Winterbottom (Profile of a Director) von Floriane Charles und Elodie Claeys, 24 Minuten, 2002, produziert von Mobilis Productions, enthalten im Bonusmaterial der Doppel-DVD 24 Hour Party People, Disc 2 Extras, Special Edition, 2008, Arthaus – Besondere Filme, Leipzig + Kino Home Entertainment GmbH, Leipzig
  2. a b Geoff Brown, Pamela Church Gibson: Directors in British and Irish Cinema. In: BFI Screenonline. Abgerufen am 20. April 2008 (englisch).
  3. Allison, Abs. 4.
  4. vgl. Xan Brooks: Wonderland. In: Sight & Sound. Januar 2000, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. August 2012; abgerufen am 19. März 2009 (englisch).
  5. a b Biography für Michael Winterbottom. In: IMDb. IMDb.com, Inc., abgerufen am 20. April 2008 (englisch).
  6. a b c Simon Hattenstone: The film factory. In: The Guardian. 29. März 2002 (englisch, theguardian.com): “If you want to be political, you have to do something in the mainstream […]”
  7. Catherine Shard: The Muzzling of Michael Winterbottom How Sony Censored Greed The Guardian, 7. Oktober 2019, abgerufen am 2. März 2022
  8. Rüdiger Suchsland: Der Fisch und das Fleisch. In: Artechock. 20. Januar 2005, abgerufen am 2. April 2008.
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