Haus Lemke

Bauwerk in Berlin von Ludwig Mies van der Rohe
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Das Haus Lemke (auch Landhaus Lemke oder Mies van der Rohe Haus) an der Oberseestraße 60 im Berliner Ortsteil Alt-Hohenschönhausen ist das letzte von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Wohnhaus in Deutschland vor seiner Emigration 1938 in die USA. Es entstand 1933 unter dem Eindruck des Neuen Bauens unter dem Namen Haus Lemke.[1]

Mies van der Rohe Haus/Haus Lemke
Das Haus Lemke, 2011

Das Haus Lemke, 2011

Daten
Ort Berlin-Alt-Hohenschönhausen
Architekt Ludwig Mies van der Rohe
Bauherr Martha und Karl Lemke
Baustil Bauhaus
Baujahr 1933
Grundfläche 160 m²
Koordinaten 52° 32′ 57,5″ N, 13° 29′ 27″ OKoordinaten: 52° 32′ 57,5″ N, 13° 29′ 27″ O

Geschichte

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Im Jahr 1932 kaufte das Fabrikantenehepaar Martha und Karl Lemke (Besitzer einer grafischen Kunstanstalt und Geschäftsführer einer Berliner Druckerei)[1] an der Straße ein Doppelgrundstück (Nr. 58/60)[2] mit Zugang zum Obersee. Auf Anraten eines Bekannten wandten sie sich an den renommierten Architekten, der den Bau ausführen sollte. Nach mehreren Planungen, die meist einen zweigeschossigen Bau vorsahen, begannen die Arbeiten im Sommer 1932. Die Kosten beliefen sich auf 16.000 Reichsmark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 85.000 Euro). Im Frühjahr 1933 konnten die Lemkes ihr Haus beziehen.

Der L-förmige, eingeschossige Bau ist mit seinen nur zwei Zimmern und 160 m² Grundfläche verhältnismäßig schlicht und bescheiden, entsprach aber damit auch den Ansprüchen des kinderlosen Ehepaars. Das Gebäude wurde nur auf einem Teil des Doppelgrundstücks, Nr. 60, gebaut, um für eventuell aufkommende schlechte Zeiten eine Finanzreserve zu besitzen und das Grundstück Nr. 58 wieder verkaufen zu können.[2] Die Fassade besteht aus rotbunten kohlegebrannten Mauerziegeln, die das Flachdach des Hauses tragen. Auch das Inventar stammt zum Teil aus dem Atelier Mies van der Rohes oder wurde von seiner Partnerin Lilly Reich entworfen. Karl Foerster war für die Gartenplanung verantwortlich.[1]

Das Ehepaar Lemke wohnte nur wenige Jahre in seinem Haus. Im Mai 1945, nach der Einnahme Alt-Hohenschönhausens durch die Rote Armee, wurde die Familie aufgefordert, das Haus schnellstmöglich zu verlassen. Die umliegende Gegend wurde zum Sperrgebiet erklärt und das Haus Lemke als Garage und Abstelllager benutzt. Später zogen hier und in die umliegenden Villen einige Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ein. Diese Behörde erwarb das Haus im Jahr 1962 und nahm einige gravierende Änderungen an Haus und Garten vor. 1977 setzte es der Magistrat von Berlin auf die Bezirksdenkmalliste.[1]

Da das Haus bis zu diesem Zeitpunkt sichtlich verfallen war, begannen in den 1980er Jahren die ersten Sanierungsarbeiten, allerdings ohne nennenswerten Erfolg, da die zur Verfügung gestellten Mittel unzureichend waren. Bis zur politischen Wende wurde das Haus als Wäscherei und Kantine für die Mitarbeiter des MfS genutzt. Der Garten wurde teilweise zubetoniert und als Parkplatz genutzt. 1990 übernahm der Bezirk Hohenschönhausen das Grundstück und das Haus vom MfS und vollzog die offizielle Umbenennung in Mies van der Rohe Haus. Die nötige Sanierung folgte in den Jahren 2000–2002[1] und kostete 1,07 Millionen Euro.[3] Seit 1994 steht im Garten des Hauses eine Skulptur der Berliner Künstlerin Ruth Baumann. Der Titel der Arbeit lautet Aufsicht um die Kante.

Das Haus beherbergt unter dem Namen Mies van der Rohe Haus eine kommunale Galerie des Stadtbezirks Lichtenberg. Als Ausstellungspavillon für Moderne Kunst ist diese Anziehungspunkt für Liebhaber der Architektur Mies van der Rohes. Wita Noack, Buchautorin und Leiterin des Hauses,[4] wurde für ihre unermüdlichen Bemühungen um den Erhalt des Hauses 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.[5]

Ausbau/Erweiterung

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Der vorhandene Bau ist mit seinem nur neun Quadratmeter großen Büro und der viel zu kleinen Besuchertoilette an die Grenzen seiner Belastbarkeit gekommen. Es gibt so gut wie keine Lagermöglichkeiten zur Ausstellungsvorbereitung. Jährlich kommen etwa 18.000 Besucher ins Haus. So wurde Anfang 2016 nach einem längeren Diskussionsprozess ein studentischer Wettbewerb an der Hochschule für Technik in Stuttgart ausgeschrieben. Benedict Tonon, ein Berliner Architekt (Anhalter Steg, Marschallbrücke) und Vorsitzender des Fördervereins, entwickelte ein Denkmodell im Stil der Avantgarde-Architektur, das sich in seiner Bauform an den Bestandsbau anlehnt. Der Neubau ist ebenfalls L-förmig, eingeschossig ausgelegt und hat nur eine unwesentlich größere Grundfläche. Tonon spiegelte den Altbau und verschob die beiden neuen Grundkörper zueinander, sodass ein hofartiges Ensemble entstand. Von der Straße aus gesehen gibt es nun eine torartige Eingangssituation mit zwei gleich großen Baukuben. Der Neubau soll an zwei Stellen Lichtgauben zur besseren Belichtung erhalten und das neue Besucherzentrum, Büros und Lagermöglichkeiten enthalten. Die Baukosten sind mit rund zwei Millionen Euro veranschlagt.[2][6]

Literatur

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  • Wita Noack: Konzentrat der Moderne: Das Landhaus Lemke von Ludwig Mies van der Rohe. Mit einem Bildessay von Heidi Specker. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 2008, ISBN 978-3-422-06813-1.
  • Wita Noack: Mies van der Rohe – SCHLICHT UND ERGREIFEND – Landhaus Lemke. mit einem Bildessay von René Müller. Hrsg.: Angelika Petruschat. form + zweck Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-947045-02-0, S. 136.
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Commons: Haus Lemke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Wita Noack: Landhaus Lemke – Mies van der Rohe Haus. German Galeries, 1998, archiviert vom Original am 24. März 2019; abgerufen am 24. März 2019.
  2. a b c Volkmar Etzel: Juwel der Moderne ist überlastet. Das Mies van der Rohe Haus braucht dringend ein Besucherzentrum. In: LichtenbergMarzahn+. 22. Juli 2017, archiviert vom Original am 31. März 2019; abgerufen am 31. März 2019.
  3. Mies-van-der-Rohe-Villa in Berlin wiedereröffnet. Hausbesuch. In: BauNetz. 31. Mai 2002, abgerufen am 31. März 2019.
  4. Mies van der Rohe Haus. Bei: berlin.de; abgerufen am 5. Februar 2020.
  5. Im Dienste der Kultur. Bundesverdienstkreuz für die Leiterin des Mies-van-der-Rohe-Hauses in Berlin-Hohenschönhausen. In: BauNetz. 1. November 1996, abgerufen am 31. März 2019.
  6. Mies van der Rohe Haus feiert Jubiläum – Entlastung am Leuchtturm. Bei: Tagesspiegel Online, 21. April 2021. Abgerufen am 22. August 2021.
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