Musculus rectourethralis
Der Musculus rectourethralis (lateinisch für Mastdarm-Harnröhren-Muskel) ist eine Bildung aus glatter Muskulatur[1] im Bereich des Beckens, welche den häutigen Teil der Harnröhre (Urethra) mit dem Mastdarm (Rectum) verbindet.[2] Der Y-förmige Muskel liegt dorsal der Spitze der Prostata. Er entspringt zweischenklig aus der Längsmuskelschicht des Mastdarms und inseriert am perinealen Fettkörper. Dadurch trennt der Muskel die Harnröhre vom Rektum.[3] Bei manchen Individuen handelt es sich um ein kräftiges Muskelband, bei anderen sind nur zarte Faserzüge ausgebildet.[4]
Nach anderer Nomenklatur handelt es sich bei den Musculi rectourethrales (anderer Name: Musculi anorectoperineales) um den Oberbegriff von zwei verschiedenen Muskeln. Beide dieser Muskeln bilden die Fasern der Längsmuskulatur des Rektums, die zum Damm (lateinisch Perineum) und zur Harnröhre ziehen. Der Musculus rectourethralis inferior heißt auch Musculus anoperinealis, der Musculus rectourethralis superior heißt auch Musculus rectoperinealis.[5] Es gehen der Musculus rectoperinealis von der Längsmuskulatur des Rektums und der Musculus anoperinealis von der Längsmuskulatur des Analkanals aus. Beide strahlen in die männliche Harnröhre ein; deswegen beschreibt man ihr Aussehen als Y-Form. Zusätzlich geht der Musculus anoperinealis von der Längsmuskulatur des Analkanals aus und strahlt in den äußeren urethralen Sphinkter-Komplex ein.[6]
Der Musculus rectourethralis wird vom enterischen Nervensystem und vom unteren Mastdarmast des Nervus pudendus innerviert und stabilisiert die Harnröhre.[7] Die Musculi anorectoperineales dienen zusätzlich dem Verschluss der Harnröhre.[1]
Dieser Muskel spielt in der urologischen Chirurgie eine Rolle, insbesondere bei radikaler Entfernung der Prostata.[4][8][9]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Bernward Mölle, Andreas Ommer, Jochen Lange, Josef Girona: Chirurgische Proktologie. Springer-Verlag, 3. Auflage, Berlin / Heidelberg 2018, ISBN 978-3-662-54682-6, S. 11.
- ↑ Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung 1966–1977, 5. Ordner (Mem–Rz), München / Berlin / Wien 1973, ISBN 3-541-84005-6, S. M 217.
- ↑ J. D. Brooks, S. E. Eggener, W. H. Chao: Anatomy of the rectourethralis muscle. In: European Urology, 41. Jahrgang (2001), S. 94–100.
- ↑ a b Rainer Hofmann, Axel Heidenreich, Judd W. Moul: Prostate Cancer: Diagnosis and Surgical Treatment. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2002, ISBN 978-3-642-56321-8.
- ↑ Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007/2008. Springer-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 1214.
- ↑ Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch, 269. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2023, ISBN 978-3-11-078334-6, S. 1136.
- ↑ June L. Melloni: Attorney's Reference on Human Anatomy. Cambridge University Press, Cambridge / New York 2008, ISBN 978-0-5216-9608-1, S. 138.
- ↑ Maurice Stephan Michel, Joachim Wilhelm Thüroff, Günther Janetschek, Manfred Wirth: Die Urologie. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2016, ISBN 978-3-642-39940-4, S. 1128.
- ↑ Masao Kataoka, Satoru Meguro, Ryo Tanji, Akifumi Onagi, Kanako Matsuoka, Ruriko Honda-Takinami, Seiji Hoshi, Junya Hata, Yuichi Sato, Hidenori Akaihata, Soichiro Ogawa, Motohide Uemura, Yoshiyuki Kojima: Role of puboperinealis and rectourethralis muscles as a urethral support system to maintain urinary continence after robot-assisted radical prostatectomy. In: Scientific Reports, Nummer 13, 14126 (2023). [1].