Niederrheinisches Füsilier-Regiment Nr. 39

Infanterieverband der Preußischen Armee

Das Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr. 39 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.

Füsilier-Regiment „General Ludendorff“ (Niederrheinisches) Nr. 39

Aktiv 26. Januar 1818
Staat Königreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung VII. Armee-Korps
Ehemalige Standorte Düsseldorf-Derendorf
Zu Wohnhäusern umgebaute Kasernengebäude des Regiments an der Tannenstraße in Düsseldorf-Derendorf, 2008

Geschichte

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Der Verband wurde am 26. Januar 1818 (Stiftungsdatum) durch König Friedrich Wilhelm III. per A.K.O. als 36. Infanterie-Regiment (4. Reserve-Regiment) aus Teilen der Garnisonsbataillone Nr. 19 bis 34 sowie verschiedener Infanterieregimentern aufgestellt. Mit dem Abschluss der Aufstellung wurde Major Franz Ludwig von Jeanneret von Beaufort-Belfort am 27. August 1817 zum ersten Regimentskommandeur ernannt. Es gliederte sich zu drei Bataillonen mit einem Etat von 1626 Mannschaften zuzüglich Offizieren und war zunächst in der Festung Luxemburg stationiert. 1820 wurde das Regiment durch Abgabe seines Füsilierbataillons an das 40. Infanterie-Regiment verkleinert. Außerdem führte es seit dem 12. März 1820 die Bezeichnung 39. Infanterie-Regiment.

Durch A.K.O. vom 6. Oktober 1849 erhielten der Regimentsstab und das I. Bataillon Mainz als neue Garnison zugewiesen. Drei Kompanien wurden dabei in der Weisenauer Kaserne, eine Kompanie in der Intervall-Kasematte untergebracht. Im Juli 1850 erhielt dann auch das noch in Luxemburg verbliebene II. Bataillon den Befehl, ebenfalls in Mainz Garnison zu beziehen. Dieses Bataillon war kurzzeitig vom 31. Januar bis 2. Mai 1860 in Kreuznach stationiert und bezog anschließend Koblenz (Festung Ehrenbreitstein und Feste Franz) als neue Garnison. Am 4. Juli 1860 wurde per A.K.O. die Umwandlung von einem Infanterie- in ein Füsilierregiment verfügt. Damit war auch die Umbenennung in Niederrheinisches Füsilier-Regiment (Nr. 39) verbunden. Die Klammer entfiel durch A.K.O. vom 7. Mai 1861. Nach Beendigung des Deutschen Krieges wurde das gesamte Regiment in Düsseldorf stationiert. Damit kam es in den Bereich des VII. Armee-Korps und war nun der 27. Infanterie-Brigade der 14. Division unterstellt. Viele Gebäude der ab 1898 neu bezogenen Kaserne an der Tannenstraße in Düsseldorf-Derendorf stehen noch heute.

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs wurde zusätzlich zum Niederrheinischen Füsilier-Regiment Nr. 39 das Reserve-Infanterie-Regiment 39 in Düsseldorf aufgestellt. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde der Verband am 26. Oktober 1918 durch Kaiser Wilhelm II. aufgrund der Entlassung von General Ludendorff aus der Obersten Heeresleitung als Anerkennung für dessen geleisteten Dienste in Füsilier-Regiment „General Ludendorff“ (Niederrheinisches) Nr. 39 umbenannt.

Deutscher Krieg 1866

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Im Deutschen Krieg nahm das Regiment zunächst an der Besetzung Kurhessens teil und kam nach Operationen gegen die Hannoversche Armee zur Main-Armee. Hier war der Verband während der Gefechte bei Hünfeld, Hammelburg, Helmstadt sowie bei Uettingen und Roßbrunn im Einsatz.

Insgesamt musste das Regiment während dieses Krieges Verluste durch Tod oder Verwundung von einem Offizier und 88 Mannschaften hinnehmen. Zwei Mann galten zudem als vermisst.[1]

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

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Christian Sell der Ältere: Der Ausmarsch des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 aus Düsseldorf (1870)
 
Anton von Werner: Sturm auf den Spicherer Berg (1880)
 
Kriegsdenkmal für das Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr. 39 auf den Spicherer Höhen
  • 06. August – Spichern
  • 14. August – Colombey-Nouilly
  • 18. August – Gravelotte-St. Privat
  • 19. August bis 27. Oktober – Belagerung von Metz
  • 10. bis 24. November – Belagerung von Thionville
  • 15. November bis 5. Dezember – Belagerung von Montmédy
  • 19. Dezember bis 1. Januar – Belagerung von Mézìeres
  • 28. Dezember – Mohon (7. Kompanie)
  • 21. Januar – am Ognon

Während des Feldzuges gegen Frankreich kamen 35 Offiziere sowie 871 Unteroffiziere und Mannschaften ums Leben, wurden verwundet oder gelten als vermisst.[2]

 
Wachposten der „39er“ vor dem Düsseldorfer Kriegslazarett in Lüttich. (1914)
 
Reste des 1933 zerstörten 39er-Ehrenmals an der Tonhalle Düsseldorf, Jupp Rübsam, 1927/28
 
Ehrenmal für das Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr. 39 in Düsseldorf-Golzheim, Richard Kuöhl, 1936/38

Erster Weltkrieg

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Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte das Regiment am 2. August mobil, rückte gemäß Schlieffen-Plan im Verbund mit der 28. Infanterie-Brigade unter Verletzung der Neutralität in Belgien ein und nahm vom 9. bis 17. August an der Belagerung und Einnahme der Festung Lüttich teil. Daran schloss sich vom 27. August bis 7. September die Belagerung und Erstürmung der Festung Maubeuge an. Am 14. September stand das Regiment im Kampf auf der Höhe Craonne.

Vom 25. bis 26. Januar 1915 nahmen die Füsiliere zwischen Ailles und Hurtebise am Kampf um den Chemin des Dames teil. Ab 10. März 1915 war das Regiment der 100. Infanterie-Brigade der 50. Infanterie-Division unterstellt. Dieses Unterstellungsverhältnis bestand bis zum 20. Dezember 1918. Vom 15. September bis 11. Oktober 1915 nahm der Verband an der Abwehrschlacht in der Champagne teil. Das Jahr 1916 war durch den Einsatz vom 10. April bis 31. Oktober in der Schlacht um Verdun (Fort Vaux und Fort Douaumont) geprägt.

  • 19. bis 30. März – Erste Frühjahrsoffensive
    • 21. März – Erstürmung von St. Quentin
    • 28. März – Einnahme von Plessier
  • 27. Mai bis 14. Juni – Zweite Frühjahrsoffensive
    • 27. bis 28. Juni – Kampf um Aisne und Nesle
  • 20. Juni bis 2. Oktober – Schlacht um Reims

Die Verluste während des Ersten Weltkriegs beliefen sich auf 104 Offiziere, 3.450 Unteroffiziere und Mannschaften sowie rund 18.900 Verwundete.

Verbleib

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Nach Kriegsende marschierte das Regiment in die Heimat zurück, wo es ab 14. Dezember 1918 in Bad Driburg zunächst demobilisiert und schließlich aufgelöst wurde. Aus dem III. Bataillon wurde im April das „Freikorps Niederrhein“ gebildet, das dann im August 1919 als III. Bataillon in dem Reichswehr-Infanterie-Regiment 61 aufging.[3]

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass vom 24. August 1921 des Chefs der Heeresleitung, General der Infanterie Hans von Seeckt, die 6. Kompanie des 18. Infanterie-Regiments.

Regimentschefs

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Dienstgrad Name Datum[4]
General der Infanterie Gustav Friedrich von Beyer 22. März 1877 bis 7. Dezember 1889
Feldzeugmeister Rainer von Österreich 05. September 1891 bis 27. Januar 1913
General der Infanterie Erich Ludendorff 26. Oktober 1918 bis Auflösung

Kommandeure

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Dienstgrad Name Datum[5]
Major/Oberstleutnant Franz Ludwig von Jeanneret von Beaufort-Belfort 27. August 1818 bis 29. März 1828
Oberstleutnant/Oberst Ernst von Kesteloot 30. März 1828 bis 29. März 1833
Oberstleutnant Karl von Bila 30. März 1833 bis 29. März 1834 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Karl von Bila 30. März 1834 bis 24. März 1841
Oberstleutnant Ehrenfried Kayser 25. März 1841 bis 12. Januar 1842 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Ehrenfried Kayser 13. Januar 1842 bis 26. März 1847
Oberst Ferdinand von Kusserow 27. März 1847 bis 2. August 1848
Oberst Hermann von Witzleben 03. August 1848 bis 7. November 1851
Oberst Karl Eder 08. November 1851 bis 9. Mai 1855
Oberstleutnant/Oberst Karl August von Fallois 10. Mai 1855 bis 2. Juni 1858
Oberstleutnant Albert von Schrabisch 03. Juni bis 21. November 1858 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Albert von Schrabisch 22. November 1858 bis 17. Oktober 1861
Oberst Gustav von Schimmelmann 18. Oktober 1861 bis 17. April 1865
Oberstleutnant Wilhelm von Woyna 18. April bis 16. Juni 1865 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Wilhelm von Woyna 17. Juni 1865 bis 13. Juli 1870
Oberstleutnant/Oberst Gustav von Eskens 14. Juli 1870 bis 21. März 1873
Oberst Heinrich Haberland 31. März bis 14. November 1873
Oberst Ernst von der Burg 15. November 1873 bis 17. Mai 1876
Oberst Alexander von Kameke 18. Mai 1876 bis 21. Juni 1880
Oberst Heinrich Schmidt von Knobelsdorff 22. Juni 1880 bis 20. Januar 1886
Oberstleutnant Bernhard von Arnim 21. Januar 1886 bis 21. März 1889
Oberst Heinrich Schenk 22. März 1889 bis 28. März 1892
Oberst Adolf von der Lippe 29. März 1892 bis 17. April 1896
Oberst Rudolf von Sanden 18. April 1896 bis 14. Juni 1899
Oberst Gustav Meißner 15. Juni 1899 bis 23. Oktober 1901
Oberst Eugen Petzel 24. Oktober 1901 bis 11. Februar 1903
Oberst Hugo von Wasielewski 22. März 1903 bis 1. Mai 1907
Oberst Cai Theodor Dame 02. Mai 1907 bis 18. August 1909
Oberst Adolf Strauß 19. August 1909 bis 17. August 1911
Oberst Ernst von Blumenstein 18. August 1911 bis 16. Januar 1913
Oberst Erich Ludendorff 17. Januar 1913 bis 21. April 1914
Oberst Walter von Schönberg 22. April bis 13. September 1914
Oberstleutnant Franz von Gottberg 14. September 1914 bis 25. August 1916
Oberstleutnant Otto Wasserfall 26. August 1916 bis 5. April 1918
Oberstleutnant Karl Felsch 06. April bis 29. Juli 1918
Oberstleutnant Franz von Rudorff 30. Juli 1918 bis Auflösung

Literatur

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  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 85.
  • Wilhelm Rintelen: Geschichte des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 während der ersten fünfundsiebzig Jahre seines Bestehens. 1818 bis 1893. E. S. Mittler & Sohn, Berlin, Ausgabe 1893, Digitalisat
  • Wilhelm Rintelen: Geschichte des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 während der ersten fünfundsiebzig Jahre seines Bestehens. 1818 bis 1893. E. S. Mittler & Sohn, Berlin, Ausgabe 1911, Digitalisat
  • Düsseldorf als Garnisonsstadt. Schriften des Historischen Museums und des Archivs der Stadt Düsseldorf, Heft 6, Düsseldorf 1933.
  • Franz von Rudorff: Das Füsilier-Regiment General Ludendorff (Niederrheinisches) Nr. 39 im Weltkriege 1914–1918. Stalling, Oldenburg 1925. (= Band 125 der Reihe preußischer Truppenteile in Erinnerungsblätter deutscher Regimenter), Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek
  • Derendorf und die 39er. In: Derendorf – einst und jetzt. Hrsg. vom Heimatverein Derendorfer Jonges e. V., o. O. o. J. (Düsseldorf 1966).
  • Günther Voigt.: Die Infanterie- bzw. Füsilierregimenter 13–60 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 2. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981, ISBN 3-7648-1199-4.
  • Klaus von Bredow, Ernst von Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.
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Commons: Niederrheinisches Füsilier-Regiment Nr. 39 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. W. Rintelen: Geschichte des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 während der ersten fünfundsiebzig Jahre seines Bestehens. 1818 bis 1893. E.S. Mittler & Sohn. Berlin 1893. Anlage S. 6.
  2. W. Rintelen: Geschichte des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 während der ersten fünfundsiebzig Jahre seines Bestehens. 1818 bis 1893. E.S. Mittler & Sohn. Berlin 1893. Anlage S. 17.
  3. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 85.
  4. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 136.
  5. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 136f.
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