On Kawara

japanischer Konzeptkünstler

On Kawara (japanisch 河原 温, Kawara On; * 2. Januar 1933[1] in Kariya in Aichi; † 10. Juli 2014 in New York City[2]) war ein japanischer bildender Künstler und Vertreter der Konzeptkunst. Er lebte in New York City.

June 19, 1967 von On Kawara
One Million Years (2011)

On Kawara reduzierte sein konzeptuelles Werk auf ein System, das es ihm erlaubte, die zeitliche Dauer und den räumlichen Aufenthalt seines Lebens in Kunst zu transformieren. Wesentliches Thema seiner Kunst sind Zeit und Zeitlichkeit. On Kawara schuf seit den 1960er Jahren ein in seiner Reduktion extremes Werk der zeitgenössischen Kunst. Der sich ständig auf Reisen befindende Künstler gab weder Interviews noch ließ er sich fotografieren und erschien nie auf den Vernissagen seiner Ausstellungen. Seit den 1960er Jahren wurden seine Arbeiten kontinuierlich in Einzel- und Gruppenausstellungen international ausgestellt. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen.

Künstlerische Arbeiten

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Today Series

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Am 4. Januar 1966 erstellte On Kawara sein erstes Date Painting und begann damit eine fortlaufende, konzeptionell zeitlich unbegrenzte Serie Today, die über 2000 einzelne Bilder umfasst.

Ein monochromer, teils roter oder blauer, in den meisten Fällen jedoch dunkler Bildhintergrund, trägt das in weißer Acryl-Farbe auf Leinwand gemalte Datum des Tages, an dem das jeweilige Bild entstanden ist. Das Datumsformat entspricht dem des Landes, in dem On Kawara das jeweilige Bild schuf. Soweit die Landessprache nicht lateinische Schriftzeichen nutzt, ist das Datumsformat in Esperanto gefasst. Das jeweilige Date Painting hat eines von acht festgelegten Formaten (von 20,5 × 25,5 cm bis 155 × 226 cm; 5 cm tief). Die Bilder wurden immer im Querformat erstellt.

Jedes Date Painting befindet sich in einer eigens angefertigten, exakt passenden Schachtel, die zumindest in den frühen Jahren auch die Titelseite einer Zeitung des Erstellungstags enthielt. Als letzte Werkregel legte On Kawara fest, dass ein Bild, welches an dem Tag, dessen Datum es darstellt, von ihm nicht fertiggestellt werden konnte, zerstört wird.

Die Date Paintings setzen sich – wie auch viele andere Arbeiten Kawaras – maßgeblich mit dem Verstreichen von Zeit auseinander.[3] Kawara erklärte, seine Bilder seien „eine Art Meditation, eine Übung, die nützlich ist, um sein Ich zu verlieren.“[4]

I READ, I WENT, I MET

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Als Parallelwerk zu der Today Series gilt das Werk I READ. Dieses hat er ebenso 1966 begonnen. I READ ist eine Reihe von Notizbüchern, die Zeitungsausschnitte von den Tagen enthält, an denen jeweils ein Date Painting entstanden ist. Die Zeitungsausschnitte entstammen dabei einer Zeitung aus dem Land, in dem das jeweilige Bild entstanden ist. Dabei ist das Datum des jeweiligen Tages aufgeprägt.

Die Arbeit I WENT ist ebenso eine Reihe von Notizbüchern, in denen On Kawara mit roter Tusche auf Kartenausschnitten seine jeweiligen täglichen Wege verzeichnet hat.

In I MET hat On Kawara auf mit dem Datum des jeweiligen Tages versehenen Zetteln die Namen von Personen maschinenschriftlich niedergelegt, die er kennt und innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden getroffen hat.

I GOT UP AT, I AM STILL ALIVE

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In der Zeit von 1968 bis 1979 hat On Kawara unter dem Titel I GOT UP AT jeden Tag an zwei verschiedene Personen jeweils dieselbe Postkarte versandt. Diese Karte stellte jeweils den Ort dar, an dem sich der Künstler aktuell befand. Die Karte war jeweils mit dem Datum, dem Schriftzug I GOT UP AT und dem aufgedruckten minutengenauen Zeitpunkt des Aufstehens versehen.

Von 1970 bis 1979 arbeitete On Kawara an der Serie I AM STILL ALIVE, für die er periodisch an verschiedene, ihm bekannte Personen (meistens Freunde und Kollegen) Telegramme verschickte, die den Inhalt hatten: „I AM STILL ALIVE. ON KAWARA“.

Dieser Arbeit gingen drei Telegramme aus dem Jahr 1969 voraus, die er anlässlich der Ausstellung 18 Paris IV.70 an den Ausstellungskurator Michel Claura sandte. Sie hatten folgenden Inhalt:„6 Dec 1969 - I AM NOT GOING TO COMMIT SUICIDE DONT WORRY“, „8 Dec 1969 - I AM NOT GOING TO COMMIT SUICIDE WORRY“ und „11 Dec 1969 - I AM GOING TO SLEEP FORGET IT“.

Weitere Arbeiten

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Darüber hinaus hat On Kawara noch weitere Arbeiten wie etwa One Million Years – Past (1969) bzw. One Million Years – Future (1981), Code (1965) oder Questions: ’Give Sentences...’ (1964) geschaffen.

Oliver Augst und Christoph Korn übernahmen 2002 die Regie bei der Hörfunkproduktion des Hessischen Rundfunks von One Million Years (bestehend aus 32 CDs) und setzten die gleichnamige Arbeit als Live-Installation auf der documenta 11 im Kasseler Fridericianum um. 2019/2020 erfolgte eine erneute Präsentation als Klanginstallation im Rahmen der Ausstellung Museum im Museum für Moderne Kunst MMK, Frankfurt.

Rezeption

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„Wenn wir hierzulande die Retrospektive eines Künstlers betrachten, stellen wir fest, wie er in seinem Schaffen über viele Jahre hin reift oder altert. Im Falle von On Kawara ist es umgekehrt: Die in der Form gleichbleibenden, nur im Datum sich verändernden Bilder über 25 Jahre konfrontieren uns selbst mit dem älter werden. In einem Museum, das soviele Stile, Tendenzen und Sprachen vereinigt, ist dieser gleichbleibende, gewissermaßen zeitlose Duktus, der Geschehnisse und Emotionen in einem einzigen Datum verdichtet von entscheidender, meditativer Bedeutung. Die Zeit steht irgendwie still in diesen Bildern, in denen man mehr die eigene Geschichte abliest, als die Geschichte der Bilder rezipiert.“

Jean-Christophe Ammann[5]

Sein Galerist David Zwirner erzählte in einem Interview im Jahr 2024 in der Süddeutschen Zeitung, On Kawara habe ihm jede Art der Vermarktung verboten. Er habe niemals an den Eröffnung seiner Ausstellungen teilgenommen, und er habe sich „weder interviewen noch fotografieren lassen“. Ein Foto, das ihn beim Angeln zeige, sei wahrscheinlich ohne Kenntnis des Künstlers gemacht worden.[6]

Ausstellungen und Ausstellungsteilnahmen (u. a.)

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Auszeichnungen

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Literatur

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  • Olle Granath: On Kawara: continuity/discontinuity 1963–1979, Moderna Museet, Stockholm, 1980.
  • Shunkich Baba: On Kawara, Akira Ikeda Gallery, Nagoya, 1983.
  • Rene Denizot: On Kawara, Art Press, Paris, October 1990.
  • Lynne Cooke: On Kawara. One Thousand Days One Million Years, Dia Center for the Arts, New York, 1993.
  • Minemura Toshiaki: On Kawara: Whole and Parts 1964–1995, Les Presses du réel, Dijon, 1996.
  • On Kawara, Ulrich Wilmes: Horizontality/Verticality. Walter König Verlag, Köln, 2002, ISBN 978-3-88375-447-5
  • On Kawara: On Kawara. Phaidon, Berlin, New York, 2002, ISBN 978-0-7148-4104-5
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Commons: On Kawara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Andere Quellen geben als Geburtsdatum den 24. Dezember 1932 an. - Kawara, On: 100 Years Calender (18.864 Days). In: Kawara, On: On Kawara. Phaidon, New York/ London, 2002, S. 84/85
  2. On Kawara gestorben – Meister der Zeit. Nachruf im Tagesspiegel vom 11. Juli 2014 (abgerufen am 11. Juli 2014).
  3. Watkins Jonathan: Where 'I Don’t Know' Is the Right Answer. In: Kawara, On: On Kawara. Phaidon, New York/ London, 2002
  4. Nico Israel: On Kawara. In: Artforum. 1. Januar 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juli 2014; abgerufen am 9. August 2012 (englisch, via HighBeam Research): „The "Today" paintings may be, as Kawara himself has suggested, a form of "meditation, a routine conducive to the loss of ego" and may indeed alert us to "fundamental truths" about the passing of time“
  5. Patrick Conley: Jean-Christophe Ammann. Fragen an den Direktor des Museums für Moderne Kunst. In: ART Position, Jg. 1, Heft 3 (September 1989), S. 7 bis 9.
  6. Sven Michaelsen: „Große Kunst mit dem Arsch zu identifizieren ist mir leider nicht gegeben“. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 24. Oktober 2024, abgerufen am 25. Oktober 2024 (Interview; in der gedruckten Ausgabe Nr. 43/2024 unter dem Titel: „Es ist essenziell, die Kunst von der Persönlichkeit des Künstlers zu trennen“, S. 12–18, hier: S. 17).
  7. Irene Netta, Ursula Keltz: 75 Jahre Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Hrsg.: Helmut Friedel. Eigenverlag der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München 2004, ISBN 3-88645-157-7, S. 247.
  8. (Memento vom 12. Januar 2015 im Internet Archive)
  9. Peter Richter: Ein Leben, codiert für die Öffentlichkeit. Wider die Tücken des Erhabenen: Dem Guggenheim Museum in New York gelingt eine erstaunliche Retrospektive für On Kawara. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 34, 11. Februar 2015, ISSN 0174-4917, S. 11.
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