Das Opera Theatre of Saint Louis (OTSL) ist ein Sommeropernfestival in St. Louis, Missouri. Typischerweise werden jede Saison, die von Ende Mai bis Ende Juni dauert, vier Opern aufgeführt, die alle auf Englisch gesungen werden. Die Aufführungen werden vom St. Louis Symphony Orchestra begleitet, das für die Saison in zwei Ensembles für jeweils zwei Opern unterteilt wird. Die Aufführungen der Kompagnie finden im Loretto-Hilton Center for the Performing Arts auf dem Campus der Webster University statt.

Geschichte

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1976 gründeten Leigh Gerdine, Laurance L. Browning, Jr. und James Van Sant gemeinsam das OTSL. Sie engagierten Richard Gaddes (1942–2023), der zu dieser Zeit an der Santa Fe Opera arbeitete, als ersten künstlerischen Leiter des Unternehmens und ernannten ihn 1978 auf Vorschlag von Ed Korn, Berater an der Metropolitan Opera, zum hauptamtlichen Generaldirektor. Gaddes bezeichnete die Santa Fe Opera als sein Modell für das OTSL:

“That was not a coincidence. I always say that John Crosby sired the Opera Theater of St. Louis. The whole concept was modeled on Santa Fe, and part of the idea was that the apprentices here would feed into St. Louis. Which they did.”

„Das war kein Zufall. Ich sage immer, dass John Crosby[1] das Opera Theatre von St. Louis erfunden hat. Das gesamte Konzept war Santa Fe nachempfunden, und ein Teil der Idee war, dass die Auszubildenden hier nach St. Louis gingen. Was sie getan haben.“

Richard Gaddes: The New York Times[2]

Nachfolger von Gaddes als OTSL-Generaldirektor war Charles MacKay,[3] der das Amt von 1985 bis 2008 innehatte. MacKay war zuvor seit 1984 Executive Director des OTSL. Er leitete die Kampagne zum Bau und zur Finanzierung des neuen Sally S. Levy Opera Center, ein neues und dauerhaftes Heim für die Verwaltung und die ganzjährigen Proben der Kompagnie. 2005 führte das OTSL die Projektion englischsprachiger Übertitel im Theater ein, obwohl im OTSL englisch gesungen wird, als Verständigungshilfe.[4][5]

Colin Graham war von 1978 bis 1985 Produktionschef und von 1985 bis zu seinem Tod im April 2007 künstlerischer Leiter des OTSL.[6] John Nelson war von 1985 bis 1988 Musikdirektor und von 1988 bis 1991 Chefdirigent. Von 1991 bis 2017 war Stephen Lord der Musikdirektor des OTSL.[7] Lord hatte später bis zu seinem Rücktritt im Juni 2019 den Titel eines „Music Director Emeritus“ inne, nachdem Vorwürfe gegen ihn wegen sexuellen Fehlverhaltens veröffentlicht worden waren.[8] Im Juni 2017 gab das OTSL die Ernennung von Roberto Kalb zum Conductor in Residence ab Saison 2018 bekannt.[9]

Im September 2007 ernannte das OTSL James Robinson zum nächsten künstlerischen Leiter des Unternehmens[10] und Timothy O’Leary zum Executive Director.[11] Charles MacKay beendete seine OTSL-Amtszeit als Generaldirektor am 30. September 2008, nachdem er zum Generaldirektor der Santa Fe Opera gewählt worden war, auch dort wieder als Nachfolger von Richard Gaddes.[12] Im Juni 2008 ernannte das OTSL Timothy O’Leary mit Wirkung zum 1. Oktober 2008 zum dritten Generaldirektor.[13] Er verließ das OTSL am 30. Juni 2018, nachdem er zum Generaldirektor der Washington National Opera gewählt worden war.[14] Im April 2018 gab das OTSL die Ernennung von Andrew Jorgensen zum nächsten Generaldirektor ab 1. Juli 2018 bekannt.[15] Im Juli 2020 wurde der Verwaltungsdirektor des OTSL, Damon Bristo, wegen Kinderprostitution zweiten Grades verhaftet. Er wurde in unbezahlten Urlaub versetzt und trat später zurück.[16]

Die Kompagnie bildet junge Künstler im Gerdine Young Artists-Programm aus, das nach dem Gründungsvorsitzenden des Opera Theatre of Saint Louis, Leigh Gerdine, benannt ist. Die Gerdine Young Artists dienen als jährlicher Chor für die Kompagnie, die selbst keinen ständigen Chor hat. Zu den OTSL-Chorleitern gehörten Donald Palumbo, Cary John Franklin, Sandra Horst und Robert Ainsley. Im Februar 2020 gab das OTSL die Ernennung von Walter Huff zum nächsten Chorleiter bekannt.[17]

Produktionen

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In der ersten Saison 1976 gab es elf Aufführungen von Brittens Albert Herring, Mozarts Der Schauspieldirektor, Menottis The Medium und Donizettis Don Pasquale. Diese Mischung aus Standardwerken und einigen neuen und unkonventionellen Opern wurde auch in den folgenden Spielzeiten beibehalten und illustriert den Ansatz der Kompagnie. Erreicht wurde dies mit einem Budget von 135.000 US-Dollar. Zu den jungen Sängern gehörten Sheri Greenawald und Vinson Cole.

In den ersten Spielzeiten erwarb sich die Kompagnie Anerkennung mit Erfolgen wie der ersten Ausstrahlung von Albert Herring durch BBC/WNET und 1983 dem ersten Auftritt einer US-amerikanischen Opernkompagnie beim Edinburgh International Festival. Der ersten Produktion einer japanischen Oper in Japan durch eine amerikanische Kompagnie folgte im September 2001 eine Rückkehr nach Tokio, wo die japanische Premiere von The Tale of Genji von Minoru Miki präsentiert wurde, einer Oper auf der Basis des Klassikers Genji Monogatari („Die Geschichte vom Prinzen Genji“).

Bekannte Opernregisseure wie Graham Vick, Jonathan Miller und Mark Lamos haben mit dem OTSL ihr US-Opern-Debüt gegeben, ebenso wie die Dirigenten Leonard Slatkin und Christopher Hogwood.

Andere bekannte US-amerikanische Sänger wie Christine Brewer, Susan Graham, Denyce Graves, Dwayne Croft, Thomas Hampson, Jerry Hadley, Patricia Racette, Sylvia McNair und Stephanie Blythe sind in OTSL-Produktionen aufgetreten. Das OTSL hat 14 Weltpremieren präsentiert, darunter:

  • Stephen Paulus: The Postman Always Rings Twice (1982)
  • Cary John Franklin: The Loss of Eden (2002)
  • David Carlson: Anna Karenina (2007; Libretto von Colin Graham)
  • Terence Blanchard: Champion (2013; Libretto von Michael Cristofer)
  • Ricky Ian Gordon: Twenty-Seven (2014; Libretto von Royce Vavrek)

Die letzten beiden Opern waren Teil der jüngsten OTSL-Reihe, in der neue Opern im Rahmen der Initiative „New Works, Bold Voices“ in Auftrag gegeben werden. Die dritte Oper in diesem Zyklus, aufgeführt 2016, war Shalimar the Clown mit Musik von Jack Perla auf das Libretto von Rajiv Joseph.[18] Zudem hat das OTSL 14 US-amerikanische Premieren gegeben, darunter Michael Berkeleys Jane Eyre, Benjamin Brittens Paul Bunyan, Gioachino Rossinis Il viaggio a Reims und Judith Weirs The Vanishing Bridgeroom (unter dem Titel Highland Wedding).[19]

Generaldirektoren

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  • Richard Gaddes (1976–1985)
  • Charles MacKay (1985–2008)
  • Timothy O’Leary (2008–2018)
  • Andrew Jorgensen (seit 2018)

Musikdirektoren

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  • John Nelson (1985–1988; Chefdirigent 1988–1991)
  • Stephen Lord (1991–2017)

Künstlerische Leiter

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  • Website des Opera Theatre of Saint Louis

Einzelnachweise

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  1. John Crosby war der Gründungsgeneraldirektor der Santa Fe Opera.
  2. Allan Kozinn: Stepping Aside at an Operatic Oasis. Founding Director of the Santa Fe Opera Looks Back on 43 Years of Innovation. In: The New York Times. 6. September 2000.
  3. Charles MacKay to Succeed Richard Gaddes as General Director of Santa Fe Opera. In: Opera News. 9. November 2007.
  4. Hugh Canning: Strongly reigns over us (Memento vom 17. Mai 2011 im Internet Archive). In: The Times. 3. Juli 2005.
  5. Anthony Tommasini: No Supertitle Goes Here, and That’s a Good Thing. In: The New York Times. 22. Juli 2007.
  6. Opernregisseur Colin Graham in St. Louis gestorben. In: Deutsche Welle. 6. April 2007.
  7. Famed Music Director Stephen Lord Will Take on New Role After 25 Seasons as Music Director at Opera Theatre of Saint Louis (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive). Opera Theatre of Saint Louis. 9. November 2015 (Medienmitteilung).
  8. American Conductor Stephen Lord Resigns from Posts at Michigan Opera Theatre and Opera Theatre of Saint Louis, Released from Performances at Opera Maine. (Memento des Originals vom 25. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.operanews.com In: Opera News. 19. Juni 2019.
  9. Opera Theatre of Saint Louis Announces Appointment of Roberto Kalb as Resident Conductor (Memento vom 26. Oktober 2018 im Internet Archive). Opera Theatre of Saint Louis, 15. Juni 2017 (Medienmitteilung).
  10. Opera Theatre of Saint Louis Names James Robinson New Artistic Director . In: Opera News. 20. September 2007.
  11. Sarah Bryan Miller: Opera Theatre’s Timothy O’Leary headed to Washington National Opera. In: St. Louis Post-Dispatch. 22. September 2017.
  12. Matthew Westphal: Santa Fe Opera Appoints New General Director. In: Playbill. 9. November 2007.
  13. Sarah Bryan Miller: Opera Theatre of St. Louis names O’Leary as general director (Memento vom 25. Juli 2008 im Internet Archive). In: St. Louis Post-Dispatch. 19. Juni 2008.
  14. Timothy O'Leary, General Director of Opera Theatre of Saint Louis, Named as Next General Director of Washington National Opera. (Memento des Originals vom 2. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.operanews.com In: Opera News. 22. September 2017.
  15. Sarah Bryan Miller: Opera Theatre of St. Louis selects new general director from Washington National Opera. In: St. Louis Post-Dispatch. 6. April 2018.
  16. Opera Theatre of St. Louis Former Administrator Arrested For Child Sex Trafficking. In: BroadwayWorld. 12. August 2020.
  17. OTSL Welcomes Chorusmaster Walter Huff (Memento vom 21. Juni 2020 im Internet Archive). Opera Theatre of Saint Louis, 25. Februar 2020 (Medienmitteilung).
  18. World Premiere Adapted from Salman Rushdie’s Shalimar The Clown Highlights 2016 Season Repertory (Memento vom 14. Dezember 2015 im Internet Archive). Opera Theatre of Saint Louis, 19. Mai 2015 (Medienmitteilung).
  19. Robertson Davies: Scottish Folklore and Opera. In: Happy Alchemy. Pendragon Ink, 1998, ISBN 978-0-7953-5249-2.

Koordinaten: 38° 35′ 21″ N, 90° 20′ 45″ W

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