Papstwahl 1280–1281

Wahl des Papstes 1280–1281

Bei der Papstwahl von 1280–81 (22. September – 22. Februar) wurde Simon de Brion als Nachfolger von Nikolaus III. gewählt; er nahm den Namen Martin IV. an[1]

Die langwierige Wahl ist einzigartig wegen der Verhaftung und Einkerkerung von zwei Kardinälen – Matteo Rubeo Orsini und Giordano Orsini – durch den Magistrat von Viterbo aufgrund von Klagen, dass sie die Wahl „behinderten“. Nur ein Jahrzehnt zuvor hatte der Magistrat von Viterbo in die Papstwahl 1268–1271 eingegriffen, indem sie die Dachziegel des Palazzo dei Papi di Viterbo entfernten, um den festgefahrenen Wettbewerb zu beschleunigen. Die Entfernung der Orsini geschah genauso wie die folgende Wahl von Simon de Brion aufgrund der Einflussnahme von Karl von Anjou.[2]

Das vorherige Treffen der Kardinäle, die Papstwahl 1277 hatte sich sechs Monate hingezogen, da die sechs anwesenden Kardinäle (die geringste Anzahl in der Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche) sich gleichmäßig auf die beiden Fraktionen verteilten, der römischen und der angevinischen. Der alte Giovanni Gaetano Orsini war schließlich zum Papst (Nikolaus III.) gewählt worden – zum Unmut von Karl I. von Neapel, den die drei französischen Kardinäle unterstützt hatten.

Zuvor hatte Papst Clemens IV. Karl zum König von Sizilien gekrönt (formal ein päpstliches Lehen), es aber nicht geschafft, das Kardinalskollegium mit ihm gleichgesinnten Personen zu füllen. Die Papstwahl nach Clemens’ Tod war dann die längste in der Kirchengeschichte, bei der schließlich mit Teobaldo Visconti als Gregor X. ein Außenseiter gewählt wurde, der sich in seinem Pontifikat fast nur mit der Befürwortung eines neuen Kreuzzugs befasste. Obwohl Gregor X. 1274 die Päpstliche Bulle Ubi periculum verfasst hatte, um umkämpfte Papstwahlen zu beschleunigen, war sie 1280 nicht in Kraft, da Papst Hadrian V. sie ausgesetzt und Papst Johannes XXI. sie widerrufen hatte.

 
Der Palazzo dei Papi in Viterbo

Verfahren

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Seit Beginn des Konklaves hatte sich die anti-angevinische Fraktion, die hauptsächlich aus Kardinälen bestand, die Nikolaus III. ernannt hatte, die viele Schlüsselpositionen im Kollegium kontrollierte und drei Orsini-Kardinäle umfasste, als fast unzerbrechlicher Wahlblock konsolidiert. Der Durchbruch kam erst, nachdem Karl I. Orso Orsini, den Podestà von Viterbo, durch Riccardello Annibaldi ersetzt hatte, der dann in die Wahl eingriff, indem er die zwei Orsini-Kardinäle verhaftete und aus dem Konklave entfernte und damit der pro-angevinischen Fraktion und den Unterstützern Aldobrandino Aldobrandeschis die Wahl von Simon de Brion ermöglichte, den von Karl I. favorisierten Kandidaten.[3]

Nachwirkungen

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Die Gefangennahme der beiden Kardinäle führte aber auch zu einem Interdikt in der Stadt Viterbo. Aufgrund des Interdikts und der Feindseligkeit der Stadt Rom gegenüber einem Pontifex, der die Anjous unterstützte, war Martin IV. gezwungen, die römische Kurie nach Orvieto zu verlegen, wo er am 23. März 1281 gekrönt wurde.[4]

Martin IV. blieb während seines gesamten Pontifikats von Karl abhängig; kurz nach seiner Krönung, am 29. April, ernannte er Karl zum römischen Senator und half bei dessen Versuchen, das Lateinische Kaiserreich wiederherzustellen, auch durch die Exkommunikation des byzantinischen Kaisers Michael VIII. Palaiologos[5] Martin IV. unterstützte Karl auch nach der Sizilianischen Vesper, als er Peter III. von Aragón exkommunizierte, der kurz zuvor zum König von Sizilien gewählt worden war, darüber hinaus sein Königtum in Aragón für nichtig erklärte und einen Kreuzzug gegen ihn befahl, der zu einem 20-jährigen Krieg führte.

Die ersten sieben von Martin IV. ernannten Kardinäle waren Franzosen, aber der Zufall, dass Martin und Karl im gleichen Jahr starben (1285), führte dazu, dass der französische Einfluss auf die Kurie danach aufzuweichen begann.

Wahlberechtigte

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An der Papstwahl nahmen teil:

Kardinal Herkunft Kardinalstitel Ernannt am durch Andere kirchliche Titel Anmerkungen
Ordonho Alvares Portugal Kardinalbischof von Frascati 12. März 1278 Nikolaus III. Kardinaldekan
Latino Malabranca Orsini, O.P. Rom Kardinalbischof von Ostia und Velletri 12. März 1278 Nikolaus III. Generalinquisitor Kardinalnepot
Bentivenga da Bentivengi, O.F.M. Acquasparta Kardinalbischof von Albano 12. März 1278 Nikolaus III. Großpönitentiar
Anchero Pantaléone Frankreich Kardinalpriester von Santa Prassede 22. Mai 1262 Urban IV. Kardinalprotopriester Kardinalnepot
Simon de Brion Frankreich Kardinalpriester von Santa Cecilia in Trastevere 17. Dezember 1261 Urban IV. Papst Martin IV.
Guillaume de Bray Frankreich Kardinalpriester von San Marco 22. Mai 1262 Urban IV.
Gerardo Bianchi Parma Kardinalpriester von Santi XII Apostoli 12. März 1278 Nikolaus III.
Girolamo Masci, O.F.M. Lisciano Kardinalpriester von Santa Pudenziana 12. März 1278 Nikolaus III. später Papst Nikolaus IV.
Giacomo Savelli Rom Kardinaldiakon von Santa Maria in Cosmedin 17. Dezember 1261 Urban IV. Kardinalprotodiakon später Papst Honorius IV.
Goffredo da Alatri Alatri Kardinaldiakon von San Giorgio in Velabro 17. Dezember 1261 Urban IV.
Matteo Rubeo Orsini Rom Kardinaldiakon von Santa Maria in Portico 22. Mai 1262 Urban IV. Vom Magistrat von Viterbo verhaftet
Giordano Orsini Rom Kardinaldiakon von Sant’Eustachio 12. März 1278 Nikolaus III. Vom Magistrat von Viterbo verhaftet, Kardinalnepot
Giacomo Colonna Rom Kardinaldiakon von Santa Maria in Via Lata 12. März 1278 Nikolaus III.

Nicht an der Papstwahl nahm teil:

Kardinal Herkunft Kardinalstitel Ernannt am durch Andere kirchliche Titel Anmerkungen
Bernhard Ayglerius, O.S.B. Frankreich unbekannt 1265 oder 1268 Clemens IV. Abt von Montecassino „pensioniert“ (ebenso beim Konklave von 1268–1271, den drei Konklaves von 1276
und dem Konklave von 1277); es wird bezweifelt, dass er jemals zum Kardinal ernannt wurde

Literatur

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  • Paul Durrieu: Les archives angevines de Naples. Étude sur les registres du roi Charles Ier Band 2, Paris 1887, S. 186
  • Richard Sternfeld: Das Konklave von 1280 und die Wahl Martins IV. (1281). In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 21 (1910), S. 1–53.
  • Konrad Eubel, Hierarchia Catholica Medii Aevi, Band 1, 2. Auflage, 1913, S. ?.
  • Pope Martin IV. In: Catholic Encyclopedia. New York: Robert Appleton Company, 1913
  • Philippe Levillain (Hrsg.): The Papacy: An Encyclopedia. Routledge, 2002
  • George L. Williams, Papal Genealogy: The Families and Descendants von the Popes, McFarland, 2004.
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Einzelnachweise

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  1. Die Päpste Marinus I. und Marinus II. wurden früher aufgrund eines Fehlers als Martin II. und Martin III. gezählt
  2. Nach früheren Forschungen war Karl von Anjou zur Wahl in Viterbo anwesend; die Untersuchungen von Paul Durrieu in den Anjou-Archiven zeigen jedoch, dass Karl während der Konklave überhaupt nicht in der Region war
  3. Die Einkerkerung der beiden Kardinäle führte dazu, dass der neue französische Papst in Rom nicht willkommen war und sich daher dort auch während seines 45-monatigen Pontifikats nicht blicken ließ
  4. Eine der ersten Handlungen von Martins IV. war, die Orsini-Kardinalnepoten seines Vorgängers Nikolaus III. von wichtigen Posten zu entfernen, und sie durch französische und pro-französischeKandidaten zu ersetzen
  5. Dieser Akt führte zur Auflösung der zerbrechlichen Vereinigung von Ost- und Westkirche, die im Jahr 1274 auf dem Konzil von Lyon ausgehandelt worden war
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