Parlamentswahl in Indien 1989

Wahl zur 9. Lok Sabha 1989
1984Wahl zur 9. Lok Sabha 19891991
(Stimmenanteile in %)[1]
 %
40
30
20
10
0
39,53
17,79
11,36
6,55
3,29
2,57
2,39
2,07
14,45
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1984
 %p
 18
 16
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−12
−14
−9,57
+17,79
+3,62
+0,68
−1,02
−0,14
−0,03
+2,07
−13,40
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b Die Janata Dal (JD) wurde 1988 durch Zusammenschluss der Lok Dal (LKD), des größten Teils der Janata Party (JNP) und der Jan Morcha gegründet. Bezogen auf die damaligen Stimmenanteile von LKD und JNP (Jan Morcha wurde erst 1987 gegründet) hatte die JD 3,16 % hinzugewonnen.
h Die Bahujan Samaj Party (BSP) wurde 1984 gegründet und kandidierte bei der vorangegangenen Wahl noch nicht.

Die Parlamentswahl in Indien 1989 fand am 22. und 26. November 1989 statt. Gewählt wurden 529 Abgeordnete für das indische Parlament, die Lok Sabha. Die bisher regierende Kongresspartei unter Premierminister Rajiv Gandhi verlor im Vergleich zur letzten Wahl fast 10 % der Stimmen und die absolute Mehrheit der Parlamentssitze. Infolge der Wahl wurde eine Regierung unter Führung der erst ein Jahr zuvor gegründeten Janata Dal gebildet.
Die Wahl 1989 markiert den Beginn einer Periode der relativen Instabilität in der indischen Parteipolitik. Erstmals war es trotz des Mehrheitswahlrechts keiner Partei gelungen, die absolute Mehrheit der Parlamentssitze zu erringen. Dies setzte sich auch bei den folgenden Wahlen fort. Der Stimmenanteil der Kongresspartei nahm tendenziell immer weiter ab und auf der anderen Seite zeigte sich eine zunehmende Zersplitterung des Parteienspektrums, was in der Summe zu instabilen Regierungen führte. In den 11 Jahren von 1989 bis 1999 gab es daher insgesamt fünf Parlamentswahlen.

Vorgeschichte

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Krisenherd Punjab

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Bei der vorangegangenen Wahl 1984 war Rajiv Gandhi mit eindrucksvoller Mehrheit als Premierminister bestätigt worden. Er hatte jedoch von seiner Mutter Indira Gandhi ein schwieriges Erbe übernommen. Nachdem Indira am 31. Oktober 1984 einem Attentat ihrer Sikh-Leibwächter zum Opfer gefallen war, war es im ganzen Land, insbesondere in Delhi zu pogromartigen Ausschreitungen gegen Sikhs gekommen, die mehrere Tausend Menschenleben forderten. Rajiv Gandhi wurde später der Vorwurf gemacht, dass er als frisch ernannter neuer Premierminister den Gewalttaten nicht rechtzeitig und energisch Einhalt geboten hatte. Auch der indische Präsident Zail Singh, selbst ein Sikh, zeigte sich von Gandhis Nicht-Handeln tief enttäuscht, wodurch das Verhältnis zwischen Premierminister und Präsident dauerhaft zerrüttet wurde.[2] Die Anstifter und Täter der Massaker an den Sikhs wurden auch juristisch nur unzureichend belangt. Diese Ereignisse, zusammen mit der vorangegangenen blutigen Erstürmung des Goldenen Tempels in Amritsar, führten in den kommenden Jahren zu einer Welle von terroristischen Aktionen militanter Sikhs gegen indische Einrichtungen oder auch gegen Hindus allgemein, was zu Hunderten Todesopfern führte.[3][4][5] Am 23. Juni 1985 fiel Air-India-Flug 182 einem Bombenattentat von Sikh-Terroristen zum Opfer, das 329 Todesopfer forderte. Die indische Zentralregierung antwortete mit Polizei- und Militärmaßnahmen. Der Goldene Tempel, in dem sich wiederholt Sikh-Terroristen verschanzt hatten, wurde noch zweimalig durch indische Spezialkräfte besetzt (Operation Black Thunder I am 30. April 1986 und Operation Black Thunder II vom 9. bis 18. Mai 1988), diesmal mit verhältnismäßig geringem Verlust an Menschenleben und nur geringer Beeinträchtigung des Tempels.[6]

Am 24. Juli 1985 wurde zwischen Rajiv Gandhi und dem Sikh-Führer und Präsidenten der Shiromani Akali Dal Harchand Singh Longowal ein Übereinkommen geschlossen, das die Beendigung der Gewalttätigkeiten zum Ziel hatte.[7] Im Wesentlichen sah dieses Abkommen eine politische Amnestie für Sikh-Führer und die strafrechtliche Verfolgung von Personen, die sich an den Ausschreitungen gegen Sikhs 1984 beteiligt hatten, vor. Geschädigte Sikhs sollten finanziell kompensiert werden. Panjabi sollte als Sprache einen höheren Status erhalten. Die Stadt Chandigarh, bisher Unionsterritorium und Hauptstadt zweier Bundesstaaten, sollte ganz in den Punjab eingegliedert werden. Haryana sollte dafür mit der Eingliederung von Hindi-sprachigen Gebieten des Punjab entschädigt werden. Das Übereinkommen wurde von radikalen Sikhs abgelehnt und trat letztlich als Gesamtpaket nicht in Kraft. Am 20. August 1985 wurde Longowal durch radikale Sikhs ermordet. Einen Tag vor der anvisierten offiziellen Übergabe Chandigarhs am 26. Januar 1986, nachdem schon von Seiten der punjabischen Regierung alle Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten getroffen waren, teilte Rajiv Gandhis Regierung mit, dass diese Aktion auf unbestimmte Zeit verschoben würde. Rajiv Gandhi reagierte damit auf Druck der Regierung von Haryana, die sich übervorteilt fühlte, desavouierte aber damit moderate Sikh-Politiker, wie den Chief Minister Surjit Singh Barnala. Die Zahl der Todesopfer bei Gewalttätigkeiten und Terroraktionen in Zusammenhang mit der Sikh-Problematik nahm weiter zu, von 64 im Jahr 1985, 620 im Jahr 1986, 838 im Jahr 1987, 2.329 im Jahr 1988 und mehr als 1.700 im Jahr 1989. Seit 1987 stand der Punjab unter president’s rule.[8] Die Lage im Punjab beruhigte sich erst unter der Regierung von P. V. Narasimha Rao ab 1991 wieder.

Krisenherde Assam und Kaschmir

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Auch im nordöstlichen Assam dauerten die 1979 ausgebrochenen Unruhen zwischen Assamesen und zugewanderten Bengalen an. Hinzu kamen Unruhen und Autonomiebestrebungen in Bodoland, einer strategisch wichtigen Region in Assam an der Verbindungsstelle zwischen Westbengalen und Assam.[9] Nach der Wahl zum Parlament von Jammu und Kashmir 1987, die von Farooq Abdullah im Bündnis mit der Kongresspartei gewonnen wurden, waren massive Vorwürfe von Wahlfälschung laut geworden. 1989 mündeten diese in militanten Widerstand, der zunehmend von islamistischen Gruppen wie ehemaligen Mudschaheddin aus dem nahen Afghanistan getragen wurde und auch vom benachbarten Pakistan unterstützt wurde.[10][11]

Bürgerkrieg in Sri Lanka

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Die 1988 gebildete, überwiegend tamilische Nordostprovinz in Sri Lanka

Im benachbarten Sri Lanka hatten sich seit den 1970er Jahren militante Vereinigungen gebildet, die gegen die Unterdrückung der tamilischen Minderheit durch die singhalesische Mehrheitsbevölkerung agitierten. Die bekannteste Organisation waren die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE, Tamil Tigers). Am 23. Juli 1983 überfielen die Tamil Tigers einen sri-lankischen Militärstützpunkt nahe Thirunelveli im Distrikt Jaffna und töteten 13 Soldaten. Dies war das Fanal, das den Bürgerkrieg in Sri Lanka zum Ausbruch brachte. Auf der ganzen Insel kam es zu Ausschreitungen gegen Tamilen, bei denen einige Hundert bis Tausend Menschen das Leben verloren. In den folgenden Jahren wurden sowohl von der regulären sri-lankischen Armee, als auch von den Tamil Tigers wiederholt Massaker an der Zivilbevölkerung verübt. Die Tamil Tigers waren der Armee in ihrer Waffenausstattung unterlegen und konzentrierten sich zunehmend auf die Verübung von Selbstmordanschlägen. Die tamilischen Kämpfer auf Sri Lanka erhielten zum Teil offene Unterstützung von den Tamilen in Indien. Als es so aussah, als würden die Tamil Tigers durch die sri-lankische Armee besiegt, warfen Flugzeuge der indischen Luftwaffe im Juni 1987 Versorgungsgüter über dem von den Tigers gehaltenen Gebiet ab.[12] Durch indische Vermittlung kam am 29. Juli 1987 ein Abkommen zwischen den Rebellen und der sri-lankischen Regierung zustande. Darin wurden den Tamilen Zugeständnisse hinsichtlich Autonomie und Gleichberechtigung der tamilischen Sprache gemacht. Die Rebellen sollten dafür einer Entwaffnung zustimmen. Zur Sicherung der Umsetzung dieses Abkommens wurden Einheiten der indischen Armee (die Indian Peace Keeping Force, IPKF) im Norden und Osten der Insel stationiert. Die meisten militanten tamilischen Organisationen stimmten einer Entwaffnung zu, nicht jedoch die LTTE, so dass die IPKF rasch in eine bewaffnete Auseinandersetzung mit den Tamil Tigers geriet. Trotz zunehmender Kritik am Agieren der IPKF, der auch Menschenrechtsverstöße vorgeworfen wurden, und an den hohen Kosten der Aktion beharrte Rajiv Gandhi auf einer weiteren Stationierung indischer Truppen auf Sri Lanka.

Korruptionsskandale, Gründung der Janata Dal

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Bei seinem Amtsantritt 1984 hatte der damals 40-jährige Rajiv Gandhi noch das Image eines unverbrauchten und nicht von Korruptionsskandalen belasteten Politikers. Dieser Ruf war im Wahljahr 1989 zumindest beschädigt. Hauptverantwortlich dafür war der Bofors-Skandal. Die indische Regierung hatte bei der schwedischen Firma Bofors Rüstungsgüter im Wert von 285 Millionen US$ bestellt. Eine durch die schwedische Polizei in einem anderen Kontext durchgeführte Durchsuchung der Büroräume von Bofors brachte Dokumente ans Licht, bei denen es um Banküberweisungen in die Schweiz ging. Auf den Dokumenten waren die Namen der Empfänger geschwärzt. Kopien der Dokumente wurden durch einen whistleblower an die indische Tageszeitung The Hindu weitergegeben.[13] Schnell wurden Vorwürfe laut, dass Bofors Bestechungsgelder für die Auftragsvergabe bezahlt hatte. Als Mittelsmann für das Rüstungsgeschäft war der italienische Geschäftsmann Ottavio Quattrocchi involviert, was insofern brisant war, als Rajiv Gandhis Ehefrau Sonia gebürtige Italienerin war. Letztlich wurden Rajiv Gandhi keine Verfehlungen nachgewiesen, und die Ermittlungen wurden nach seinem Tod eingestellt und er selbst posthum freigesprochen. Auch die Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) in Kiel, die 1981 einen Vertrag über die Lieferung bzw. den Bau von vier U-Booten der Klasse 209 abgeschlossen hatten, gerieten in den Verdacht, für die Auftragsvergabe Bestechungsgelder gezahlt zu haben. HDW konnten aber keine derartigen Aktivitäten nachgewiesen werden.[14][15] In der indischen Öffentlichkeit machte sich jedoch der Eindruck einer massiv korrupten Politikerkaste breit.

 
V. P. Singh

Zu einem Kritiker der Regierungspolitik wurde Verteidigungsminister Vishwanath Pratap Singh, der selbst nicht mit dem Rüstungsgeschäft befasst gewesen war, da er bis 1987 Finanzminister gewesen war. Als Details über mögliche Zahlungen von Bestechungsgeldern an die Öffentlichkeit drangen, trat Singh am 24. April von seinem Ministerposten zurück und gab wenig später auch seinen Parlamentssitz auf und wurde aus der Kongresspartei ausgeschlossen. Zusammen mit Arun Nehru und Arif Mohammad Khan, zwei anderen Dissidenten aus der Kongresspartei, gründete er die Partei Jan Morcha („Volksfront“).[16] In einer Nachwahl im Wahlkreis Allahabad in Uttar Pradesh wurde Singh wieder in die Lok Sabha gewählt.[17] Symbolkräftig am 11. Oktober 1988, dem Geburtstag von Jayaprakash Narayan, dem unermüdlichen Widersacher von Indira Gandhi und dem spiritus rector der Janata Party, vereinigte sich die Jan Morcha zusammen mit dem größten Teil der Janata Party und dem größten Teil der Lok Dal zu einer neuen Partei, Janata Dal („Volkspartei“), deren erster Präsident Singh wurde. Kleinere Fraktionen der Janata Party und der Lok Dal verweigerten sich dem Zusammenschluss und blieben selbständig, konnten aber im weiteren Verlauf kein wesentliches politisches Gewicht erlangen. Der Anspruch der Janata Dal schien schon aufgrund des Gründungsdatums klar: das Ziel war es, den großen Erfolg der Janata Party aus dem Jahr 1977 zu wiederholen.

Wahlkampf

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Im Wahlkampf standen sich folgende Gruppierungen gegenüber:[18]

Im Wahlkampf forderte die Janata Dal eine entschiedene Bekämpfung der Korruption. Der Kongress betonte dagegen die Notwendigkeit einer stabilen Regierung.

Wahlmodus

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Gewählt wurde, wie auch bei allen anderen Parlamentswahlen zuvor nach dem relativen Mehrheitswahlrecht in Einzelwahlkreisen. Die Grenzen der Wahlkreise waren vor der Wahl 1977 durch die Delimitation Commission of India aufgrund der Volkszählung von 1971 festgesetzt worden. Die Zahl der Wahlkreise hatte sich seit der vorangegangenen Wahl um einen auf insgesamt 543 erhöht, da 1987 das Unionsterritorium Daman und Diu neu gebildet worden war. Zuvor war es mit Goa zusammengefasst gewesen, das aber 1987 den Status eines Bundesstaats erhalten hatte. Daman und Diu erhielt einen zusätzlichen Wahlkreis. In den 14 Wahlkreisen Assams konnten aufgrund der dortigen anhaltenden ethnischen Unruhen erneut keine Wahlen abgehalten werden (wie auch schon 1984 und 1980), so dass nur insgesamt 529 statt 543 Parlamentarier gewählt wurden.
Die landesweite Wahlbeteiligung fiel sehr unterschiedlich aus. Mit nur 25,7 % war sie extrem niedrig in Jammu und Kashmir, was wohl zum einen mit der Enttäuschung über die vorangegangenen mutmaßlich „gefälschten“ Wahlen zum Parlament von Kaschmir 1987 zusammenhing, zum anderen mit der unruhigen politischen Lage durch vermehrte Aktivität von Separatisten, die zum Wahlboykott aufgerufen hatten.[11]

Wähler und Wahlbeteiligung in den Bundesstaaten und Unionsterritorien[1]
Bundesstaat oder
Unionsterritorium
Wahl-
berechtigte
Wähler Wahl-
beteiligung
Ungültige
Stimmen
Zahl der
Wahllokale
Andhra Pradesh 42.475.179 29.916.616 70,43 % 3,85 % 49.782
Arunachal Pradesh 476.051 281.665 59,17 % 3,03 % 1.529
Bihar 52.193.269 31.441.378 60,24 % 1,87 % 63.742
Goa 734.315 427.065 58,16 % 2,20 % 1.009
Gujarat 24.334.172 13281.560 54,58 % 2,55 % 27.760
Haryana 9.636.688 6.207.111 64,41 % 1,66 % 12.733
Himachal Pradesh 2.983.359 1.907.725 63,95 % 1,35 % 4.677
Jammu und Kashmir 4.155.297 1.066.879 25,68 % 1,95 % 6.002
Karnataka 28.611.444 19.320.008 67,53 % 4,64 % 36.361
Kerala 18.924.136 15.007.250 79,30 % 0,63 % 18.801
Madhya Pradesh 36.890.694 20.368.256 55,21 % 3,41 % 43.617
Maharashtra 47.205.941 28.256.668 59,86 % 2,50 % 54.202
Manipur 1.219.514 875.158 71,76 % 1,60 % 1.749
Meghalaya 937.860 486.967 51,92 % 2,02 % 1.404
Mizoram 391.700 228.202 58,26 % 0,90 % 661
Nagaland 813.011 607.429 74,71 % 0,86 % 1.308
Orissa 19.440.758 11.523.099 59,27 % 2,88 % 24.035
Punjab 12.948.035 8.114.095 62,67 % 2,11 % 14.634
Rajasthan 25.814.515 14.594.160 56,53 % 2,06 % 30.701
Sikkim 192.619 138.698 72,01 % 3,60 % 261
Tamil Nadu 40.027.212 26.763.788 66,86 % 1,36 % 43.195
Tripura 1.536.550 1.288.985 83,89 % 1,73 % 1.934
Uttar Pradesh 79.615.094 40.815.295 51,27 % 4,42 % 83.691
Westbengalen 40.414.761 32.200.171 79,67 % 1,68 % 49.146
Andamanen und Nikobaren 160.940 115.403 71,71 % 2,03 % 280
Chandigarh 334.522 219.697 65,67 % 1,27 % 374
Dadra und Nagar Haveli 74.320 54.200 72,93 % 4,06 % 92
Daman und Diu 56.719 37.451 66,03 % 2,44 % 57
Delhi 5.702.828 3.096.655 54,30 % 1,59 % 6.334
Lakshadweep 30.069 25.555 84,99 % 0,25 % 37
Pondicherry 574.557 383.306 66,71 % 1,49 % 690
Gesamt 498.906.129 309.050.495 61,95 % 2,68 % 580.798

Ergebnisse

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1. Janata Dal und Verbündete (National Front)
Janata Dal
Telugu Desam Party (in Andhra Pradesh)
Jharkhand Mukti Morcha (in Bihar)
2. Partielle Unterstützung der Janata Dal
Bharatiya Janata Party
Kommunistische Partei (Marxisten)
Kommunistische Partei Indiens
Revolutionary Socialist Party (in Westbengalen)
3. Andere
Indischer Nationalkongress
All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam (in Tamil Nadu)
Shiromani Akali Dal (im Punjab)
Jammu & Kashmir National Conference (in Jammu und Kashmir)
Shiv Sena (in Maharashtra)
Unabhängige Kandidaten und kleine Regionalparteien (einige gehören den o. g. Allianzen an)

Gesamtergebnis

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Aus der Perspektive der Kongresspartei war das Wahlergebnis eine deutliche Niederlage. Sie hatte im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren fast 10 % der Stimmen, und was noch wesentlich schwerer wog, mehr als die Hälfte der Parlamentssitze und damit die absolute Mehrheit verloren. Mit 197 Abgeordneten (37,2 %) blieb sie aber weiterhin die mit Abstand größte Partei. Die Opposition hatte entsprechend hinzugewonnen. Die neu gegründete Janata Dal (JD) kam auf 17,79 % und, begünstigt durch das Mehrheitswahlrecht und geschickte Wahlkreis-Absprachen, 143 Mandate (27,0 %). Gemessen an den Wahlergebnissen ihrer Gründungsparteien (Janata Party und Lok Dal) im Jahr 1984 hatte sie aber nur verhältnismäßig gering an Stimmen hinzugewonnen (+3,16 %), jedoch sehr deutlich an Mandaten (+131). Bemerkenswert war das Abschneiden der Bharatiya Janata Party (BJP), die auf 11,36 % der Stimmen und 85 Mandate (16,1 %) kam. Die beiden anderen Parteien der JD-geführten National Front, Telugu Desam Party (TDP) und Dravida Munnetra Kazhagam (DMK) schnitten schlecht ab, die TDP gewann nur zwei Mandate, die DMK gar keines. Die Linksparteien CPM, CPI, RSP und AIFB konnten ihren Stimmenanteil etwas steigern und kamen zusammen auf 10,16 % der Stimmen und 52 Sitze (9,82 %). In Westbengalen konnten die Linksparteien ihre dominierende Position konsolidieren.

In manchen Aspekten ähnelte das Wahlergebnis dem Wahlergebnis von 1977. Der Süden Indiens war weitgehend der Kongresspartei zugefallen, während der Norden, der Hindi belt überwiegend die Opposition gewählt hatte, nur dass diese nicht wie 1977 aus einer Partei, sondern aus zweien, JD und BJP, bestand.

Partei Kürzel Stimmen Sitze
Zahl % +/- Zahl +/-[B 1] %
Indischer Nationalkongress INC 118.894.702 39,53 %  9,67 % 197  207 37,2 %
Janata Dal JD 53.518.521 17,79 % (neu)[B 2] 143 (neu)[B 2] 27,0 %
Bharatiya Janata Party BJP 34.171.477 11,36 %  3,62 % 85  83 16,1 %
Communist Party of India (Marxist) CPM 19.691.309 6,55 %  0,37 % 33  11 6,2 %
Telugu Desam Party TDP 9.909.728 3,29 %  1,02 % 2  28 0,4 %
Communist Party of India CPI 7.734.697 2,57 %  0,14 % 12  6 2,3 %
Dravida Munnetra Kazhagam DMK 7.196.099 2,39 %  0,03 % 0  2 0,0 %
Bahujan Samaj Party BSP 6.213.390 2,07 % (neu) 3 (neu) 0,0 %
All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam AIADMK 4.518.649 1,50 %  0,19 % 11  1 2,3 %
Janata Party (JP) JNP(JP) 3.029.743 1,01 % (neu) 0 (neu) 0,0 %
Revolutionary Socialist Party RSP 1.854.276 0,62 %  0,12 % 4  1 0,8 %
Pattali Makkal Katchi PMK 1.561.371 0,52 % (neu) 0 (neu) 0,0 %
Doordarshi Party DDP 1.338.566 0,45 %  0,23 % 0   0,0 %
All India Forward Bloc AIFB 1.261.310 0,42 %  0,03 % 3  1 0,6 %
Jharkhand Mukti Morcha JMM 1.032.276 0,34 %  0,20 % 3  3 0,6 %
Indian Congress (Socialist) – Sarat Chandra Sinha ICS(SCS) 978.377 0,33 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
Muslim League MUL 974.234 0,32 %  0,04 % 2   0,4 %
Indian People’s Front IPF 737.551 0,25 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
All India Majlis-e-Ittehadul Muslimeen AIMIM 617.376 0,21 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
Peasants and Workers Party of India PWP 636.589 0,21 %  0,01 % 0   0,0 %
Lok Dal (Bahuguna) LKD(B) 602.110 0,20 % (neu) 0 (neu) 0,0 %
Gorkha National Liberation Front GNLF 435.070 0,14 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
Kerala Congress (M) KEC(M) 352.191 0,12 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
Marxist Coordination Committee MCC 247.013 0,08 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
Akhil Bharatiya Hindu Mahasabha ABHM 217.514 0,07 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
Maharashtrawadi Gomantak Party MGP 116.392 0,04 %   1  1 0,2 %
Sikkim Sagram Parishad SSP 91.608 0,03 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
Jammu & Kashmir National Conference JKNC 71.194 0,02 %  0,41 % 3   0,6 %
Unabhängige Unab. 15.793.781 5,25 %  2,67 % 12  7 2,3 %
Alle anderen Parteien 2.100.440 0,89 %  0,68 % 0  6 0 %
Gültige Stimmen 300.776.423 100,0 %   529  15[B 1] 100,0 %
Registrierte Wähler / Wahlbeteiligung 498.906.129 61,95 %
Quelle: Election Commission of India[1]
  1. a b Bei den Sitz-Gewinnen und -Verlusten ist zu berücksichtigen, dass landesweit nur in 529 der 543 Wahlkreise eine Wahl stattfand. Bei der letzten Wahl im Jahr 1984 wurde in 514 von 542 Wahlkreisen gewählt.
  2. a b Die Janata Dal wurde 1988 gegründet.
 
Zusammensetzung der neu gewählten Lok Sabha (Farbgebung wie oben), Kleinparteien ohne Farbe sind von der Sitzordnung in der Mitte einsortiert, soweit sie nicht eindeutig den Linksparteien angehören. Zwei Abgeordnete werden durch den Staatspräsidenten ernannt.
1. National Front: 145
Janata Dal 143
Telugu Desam Party 2
2. Partielle Unterstützung der Janata Dal: 130
BJP 85
CPI (Marxist) 33
CPI 12
3. Kongresspartei und Verbündete: 214
Indischer Nationalkongress 197
J & K National Conference 3
AIADMK 11
Andere Parteien 3:
      Muslim League Kerala 2
      Kerala Congress (Mani) 1

4. Andere ohne oder mit unbekannter Zuordnung: 40
Shiromani Akali Dal (M) 6
Bahujan Samaj Party 3 Revolutionary Socialist Party 4
Shiv Sena 1
Jharkhand Mukti Morcha 3
Andere und Unabhängige 22:
      AIFB 3
      AIMIM 1
      GNLF 1
      SSP 1
      MGP 1
      MCC 1
      ICS(SCS) 1
      ABHM 1
      IPF 1
      Unabhängige 12

5. Nominierte: 2
vom Staatspräsidenten ernannt 2

Ergebnis nach Bundesstaaten und Unionsterritorien

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Die folgende Tabelle listet die gewonnenen Wahlkreise je nach Bundesstaat/Unionsterritorium auf.[1]

Bundesstaat Sitze Kongress-
partei
Janata Dal
und
National Front
Kommunist./
linkssoz.
Parteien
Andere
Andamanen und Nikobaren 1 INC 1
Andhra Pradesh 42 INC 39 TDP 2 AIMIM 1
Arunachal Pradesh 2 INC 2
Bihar 54 INC 4 JD 32 CPI 4
CPM 1
IPF 1
MCC 1
BJP 8
JMM 3
Chandigarh 1 JD 1
Dadra und Nagar Haveli 1 Unab. 1
Daman und Diu 1 Unab. 1
Delhi 7 INC 2 JD 1 BJP 4
Goa 2 INC 1 MGP 1
Gujarat 26 INC 3 JD 11 BJP 12
Haryana 10 INC 4 JD 6
Himachal Pradesh 4 INC 1 BJP 3
Jammu und Kashmir 6 INC 2 JKNC 3 Unab. 1
Karnataka 28 INC 27 JD 1
Kerala 20 INC 14 CPM 2 ICS(SCS) 1
MUL 2
KEC(M) 1
Lakshadweep 1 INC 1
Madhya Pradesh 40 INC 8 JD 4 BJP 27
Unab. 1
Maharashtra 48 INC 28 JD 5 CPI 1 BJP 10
SHS 1
Unab. 3
Manipur 2 INC 2
Meghalaya 2 INC 2
Mizoram 1 INC 1
Nagaland 1 INC 1
Orissa 21 INC 3 JD 16 CPM 1
CPI 1
Pondicherry 1 INC 1
Punjab 13 INC 2 JD 1 SAD 6
BSP 1
Unab. 3
Rajasthan 25 INC 25 JD 11 CPM 1 BJP 13
Sikkim 1 SSP 1
Tamil Nadu 39 INC 27 CPI 1 AIADMK 11
Tripura 2 INC 2
Uttar Pradesh 85 INC 15 JD 54 CPI 2
CPM 1
BJP 8
BSP 2
ABHM 1
Unab. 2
Westbengalen 42 INC 4 CPM 27
CPI 3
RSP 4
AIFB 3
GNLF 1

Nach der Wahl

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Da keine Partei die absolute Mehrheit der Parlamentssitze erlangt hatte, kam es nach der Wahl zu Bündnisverhandlungen. Rajiv Gandhi gelang es nicht, eine Mehrheit der Abgeordneten für die Bildung einer Kongresspartei-geführten Regierung zu gewinnen. Daher beauftragte Präsident R. Venkataraman V. P. Singh mit der Regierungsbildung. Am 2. Dezember 1989 stellte Singh sein Koalitionskabinett vor. Die Regierung war auf die Unterstützung von Parteien angewiesen, die nicht personell an der Regierung beteiligt waren. Dazu gehörten auf der einen Seite die BJP, auf der anderen Seite die kommunistischen Parteien.[19] Es war die erste Minderheitsregierung in der Geschichte Indiens.

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Einzelnachweise

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  1. a b c d Election Results - Full Statistical Reports. Indian Election Commission (Indische Wahlkommission), abgerufen am 22. Dezember 2018 (englisch, Wahlergebnisse sämtlicher indischer Wahlen zur Lok Sabha und zu den Parlamenten der Bundesstaaten seit der Unabhängigkeit).
  2. Reuters: President Says Gandhi Ignored Him on Key Issues : Letter Reveals Friction Between Indian Leaders. In: Los Angeles Times. 14. März 1987, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  3. Sanjoy Hazarika: 34 Hindus killed in new bus raids; Sikhs suspected. In: The New York Times. 8. Juli 1987, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  4. SIKH EXTREMISTS HIJACK PUNJAB BUS AND KILL 24 PEOPLE. In: The New York Times. 1. Dezember 1986, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  5. Barara Crossette: In Punjab, Sikh Turns Against Sikh. In: The New York Times. 25. März 1988, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  6. Martha Crenshaw (Hrsg.): Terrorism in Context. Penn State University Press, 1995, ISBN 0-271-01015-0, S. 398.
  7. Rajiv-Longowal Memorandum of Settlement (Accord), July 24, 1985. The Sikh Times, abgerufen am 8. November 2014 (englisch).
  8. Ranbir Vohra: The Making of India: A Political History. Kapitel: Independent India: The Search for National Identity. Unterkapitel: Punjab. M.E. Sharpe – Verlag, revidierte Auflage 15. Januar 2013, ISBN 0-7656-2367-6
  9. Richard Sisson: India in 1989. A Year of Elections in a Culture of Change. In: Asian Survey. Vol. 30, No. 2, A Survey of Asia in 1989: Part II (Feb., 1990), S. 111–125 JSTOR:2644889.
  10. Kashmir insurgency. In: BBC News. Abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  11. a b Altaf Hussain: Kashmir’s flawed elections. In: BBC News. 14. September 2002, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  12. Steven R. Weisman: India airlifts aid to Tamil rebels. In: The New York Times. 5. Juni 1987, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  13. Chitra Subramaniam-Duella: The Bofors story, 25 years after. TheHoot.org, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  14. Sandeep Unnithan: Back with a bang: Bofors and HDW scandals back in reckoning for new defence deals. indiatoday, 16. Mai 2005, abgerufen am 4. November 2014 (englisch).
  15. S 44 Shishumar Class. globalsecurity.org, abgerufen am 4. November 2014 (englisch).
  16. Steven R. Weisman: Is the Raja Ready for War, or Losing His Steam? In: The New York Times. 8. Oktober 1987, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  17. Steven R. Weisman: Gandhi Is Finding Out Fast How Much He Had to Lose. In: The New York Times. 3. Juli 1987, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  18. Sanjoy Hazarika: United Opposition Confronts Ghandi. In: The New York Times. 24. November 1989, abgerufen am 18. Oktober 2014 (englisch).
  19. Urmila Phadnis, Rajat Ganguly: Ethnicity and Nation-Building in South Asia. Sage Publication, 2001, ISBN 0-7619-9439-4. S. 120, Google Digitalisat
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