Parti libéral du Québec

kanadische Partei

Die Parti libéral du Québec (PLQ, engl. Quebec Liberal Party) ist eine liberale politische Partei in der kanadischen Provinz Québec. Seit der Nachwahl am 13. März 2023 ist sie mit 19 von 125 Sitzen in der Nationalversammlung von Québec vertreten.

Parti libéral du Québec
Partei­vorsitzender Marc Tanguay (interimistisch)
Gründung 1. Juli 1867
Hauptsitz Montreal / Québec
Ausrichtung Liberalismus
Föderalismus
Sitze Nationalversammlung von Québec
19 / 125 (15,2 %)
(2022)
Website www.plq.org

Zwar ist die PLQ ideologisch ähnlich ausgerichtet wie die Liberale Partei Kanadas auf Bundesebene, doch sind die beiden Parteien seit 1955 organisatorisch vollständig unabhängig. Seit jeher tritt sie für den Verbleib Québecs in der Kanadischen Konföderation ein und lehnt die Unabhängigkeit der Provinz ab. Sie unterstützte einst auch eine starke Rolle des Staates in der Wirtschaft, doch ist ihre Wirtschaftspolitik in den letzten Jahren aufgrund der Staatsverschuldung mehr in Richtung freie Marktwirtschaft gerückt. Bei der nicht-frankophonen Minderheit der Provinz und im Großraum Montréal findet die PLQ mit Abstand die größte Zustimmung. Die PLQ ist die einzige Partei Québecs, die seit der Gründung der Provinz im Jahr 1867 ununterbrochen existiert.

Geschichte

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Die Parti libéral entstand im Jahr 1867 aus zwei Vorgängerparteien heraus: Zum einen die Parti canadien (auch Parti patriote genannt), die 1837 die Niederkanada-Rebellion unterstützt hatte, andererseits die Parti rouge, die für die Selbstverwaltung eintrat und die Macht der katholischen Kirche in Niederkanada beschränken wollte. Während der ersten zwanzig Jahre standen die Liberalen in Opposition zur regierenden Parti conservateur du Québec, mit Ausnahme einer 18-monatigen Periode 1878/79. Die Situation änderte sich jedoch 1885, als die konservative Bundesregierung Louis Riel, den Anführer der französischsprachigen Métis, wegen Hochverrats hinrichten ließ. Diese Maßnahme stieß in Québec überwiegend auf Ablehnung und vergrößerte den Gegensatz zu den Anglokanadiern. Die Liberalen unter Honoré Mercier profitierten von der allgemeinen Unzufriedenheit und stellten ab 1887 die Regierung. Vier Jahre später musste Mercier wegen eines Skandals zurücktreten, wurde später jedoch von allen Anklagepunkten freigesprochen.

1897 lösten die Liberalen die Konservativen erneut als stärkste Partei ab und stellten die nächsten 39 Jahre ununterbrochen die Regierung. Lomer Gouin und Louis-Alexandre Taschereau hatten beide eine Regierungszeit von mehr als 15 Jahren. 1935 schlossen sich die Konservativen unter Maurice Duplessis und dissidente Liberale zur Union nationale zusammen, die 1936 die Wahlen gewann. Die Action libérale nationale, die sich 1934 von der PLQ abgespalten hatte, schloss sich ebenfalls der Union nationale an. Zwar stellten die Liberalen ab 1939 wieder die Regierung, waren aber von 1944 bis 1960 erneut in der Opposition. Jean Lesage führte die Partei 1960 zum Wahlsieg. Dies war der Beginn der Stillen Revolution (révolution tranquille), welche die Gesellschaft Québecs von Grund auf veränderte und die Macht der katholischen Kirche brach. Es bildete sich ein nationalistischer Flügel um René Lévesque, der sich von der PLQ abspaltete; daraus entwickelte sich die Parti Québécois.

Robert Bourassa war ab 1970 Premierminister, verlor aber die Wahlen 1976 gegen Lévesques Parti Québecois. Die Liberalen bekämpften erfolgreich das Québec-Referendum 1980, das die Aufnahme von Unabhängigkeitsverhandlungen mit der Bundesregierung forderte. Ab 1985 war Bourassa erneut Premierminister. Er überzeugte die konservative Bundesregierung von Brian Mulroney, Québec in der kanadischen Verfassung als „sich unterscheidende Gesellschaft“ anzuerkennen und den Provinzen mehr Autonomie zu gewähren. Doch weder der Meech Lake Accord noch der Charlottetown Accord konnten ratifiziert werden. Zahlreiche Mitglieder wandten sich enttäuscht ab und gründeten die Action démocratique du Québec, da die PLQ bei den Verhandlungen um die zweite gescheiterte Verfassungsreform ihre früheren Forderungen nach mehr Autonomie weitgehend aufgegeben hatte.

Zwar war die Partei ab 1994 wieder in der Opposition, doch sie setzte sich beim Québec-Referendum 1995 erfolgreich gegen die Unabhängigkeit der Provinz ein. Ab 2003 bildete die PLQ die Regierung und rückte unter Jean Charest, einem früheren Mitglied und Minister der föderalen Progressiv-konservativen Partei, nach rechts. 2012 wurde die PLQ in die Opposition verwiesen und Charest verlor seinen eigenen Sitz im Parlament. Als die Parti Québécois 2014 nach nur 19 Monaten im Amt vorgezogene Neuwahlen ausrief und diese verlor, konnten die Liberalen unter Philippe Couillard wieder die Mehrheit erringen.

Wahlergebnisse

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Ergebnisse bei den Wahlen zur Nationalversammlung:[1]

Wahl Sitze
total
Kandi-
daten
Gew.
Sitze
Stimmen Anteil
1867 65 40 12 26.842 35,46 %
1871 65 38 19 23.760 39,43 %
1875 65 46 19 33.763 38,59 %
1878 65 59 31 65.285 47,49 %
1881 65 46 15 38.020 38,97 %
1886 65 49 33 58.389 39,54 %
1890 73 68 43 70.345 44,54 %
1892 73 62 21 76.280 43,65 %
1897 74 78 51 120.300 53,28 %
1900 74 77 67 54.957 53,15 %
1904 74 87 67 62.889 55,43 %
1908 74 76 57 131.068 53,53 %
1912 81 83 63 155.958 53,54 %
1916 81 85 75 126.266 60,57 %
1919 81 99 74 67.292 51,91 %
1923 85 92 64 149.730 51,52 %
1927 85 85 74 188.687 59,33 %
1931 90 90 79 268.732 54,88 %
1935 89 89 47 251.127 46,53 %
1936 90 89 14 224.374 39,41 %
1939 86 87 70 304.456 54,05 %
Wahl Sitze
total
Kandi-
daten
Gew.
Sitze
Stimmen Anteil
1944 91 91 37 523.316 39,35 %
1948 92 93 8 547.478 36,17 %
1952 92 92 23 768.539 45,77 %
1956 93 93 20 828.264 44,87 %
1960 95 95 51 1.077.135 51,38 %
1962 95 97 63 1.205.253 56,40 %
1966 108 108 50 1.099.435 47,29 %
1970 108 108 72 1.304.341 45,40 %
1973 110 110 102 1.623.734 54,65 %
1976 110 110 26 1.135.056 33,78 %
1981 122 122 42 1.658.753 46,07 %
1985 122 122 99 1.910.307 55,99 %
1989 125 125 92 1.702.808 49,95 %
1994 125 125 47 1.737.698 44,40 %
1998 125 125 48 1.771.858 43,55 %
2003 125 125 76 1.755.863 45,99 %
2007 125 125 48 1.313.664 33,08 %
2008 125 125 66 1.366.046 42,08 %
2012 125 125 50 1.360.968 31,20 %
2014 125 125 70 1.757.075 41,52 %
2018 125 125 31 1.001.037 24,82 %
2022 125 125 21 591.077 14,37 %

Parteivorsitzende

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Name Vorsitz Premier
Henri-Gustave Joly de Lotbinière 1867–1883 1878–1879
Honoré Mercier 1883–1892 1887–1891
Félix-Gabriel Marchand 1892–1900 1897–1900
Simon-Napoléon Parent 1900–1905 1900–1905
Lomer Gouin 1905–1920 1905–1920
Louis-Alexandre Taschereau 1920–1936 1920–1936
Adélard Godbout 1936–1948 1936, 1939–1944
Georges-Émile Lapalme 1950–1958
Jean Lesage 1958–1970 1960–1966
Robert Bourassa 1970–1976 1970–1976
Gérard D. Lévesque (interimistisch) 1976–1978
Claude Ryan 1978–1982
Gérard D. Lévesque (interimistisch) 1982–1983
Robert Bourassa 1983–1994 1985–1994
Daniel Johnson 1994–1998 1994
Jean Charest 1998–2012 2003–2012
Jean-Marc Fournier (interimistisch) 2012–2013
Philippe Couillard 2013–2018 2014–2018
Pierre Arcand (interimistisch) 2018–2020
Dominique Anglade 2020–2022
Marc Tanguay (interimistisch) seit 2022

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Élections générales. Le directeur général des élections du Québec, 7. April 2014, abgerufen am 10. April 2014 (französisch).
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