Pflerscher Tribulaun

Berg in den Stubaier Alpen an der Grenze Tirol / Südtirol

Der Pflerscher Tribulaun ist ein 3097 m ü. A.[2] hoher Berg in den Stubaier Alpen. Er gilt als einer der bedeutendsten Kletterberge dieses Gebirges.

Pflerscher Tribulaun

Pflerscher Tribulaun von Süden

Höhe 3097 m ü. A.
Lage Tirol, Österreich und Südtirol, Italien
Gebirge Stubaier Alpen
Dominanz 6,3 km → Schneespitze
Schartenhöhe 498 m ↓ Pflerscher Scharte[1]
Koordinaten 46° 59′ 7″ N, 11° 20′ 20″ OKoordinaten: 46° 59′ 7″ N, 11° 20′ 20″ O
Pflerscher Tribulaun (Stubaier Alpen)
Pflerscher Tribulaun (Stubaier Alpen)
Typ Felsgipfel
Gestein Dolomit, Kalk
Erstbesteigung 1874
Normalweg Südflanke (III-)

Pflerscher Tribulaun von Nordwesten (Habicht)

Von Südwesten

Aquarell „Der Pflerscher Tribulaun“ von Westen.
Ernst Platz, 1922

Topographie

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Der Berg ist die höchste Erhebung des Tribulaunkamms, eines Abschnittes des Alpenhauptkamms. In seinem Norden liegt das Gschnitztal im österreichischen Bundesland Tirol, im Süden das zu Südtirol gehörige Pflerschtal. Im Nordwesten verläuft der Kamm hinter dem Sandesjoch weiter zum Goldkappl (2793 m), im Nordosten schließt an die Tribulaunscharte der 2946 m hohe Gschnitzer Tribulaun an. Der Pflerscher Tribulaun ist auf allen Seiten von steilen Felswänden geprägt, die zu den höchsten der Stubaier Alpen gehören. Östlich des Gipfels ist der Berg von einer tiefen Kluft gespalten, auf deren anderer Seite der etwas niedrigere Ostgipfel des Berges liegt. Einer Sage zufolge wurde diese Kluft von einem mächtigen Bergkönig in den Fels geschlagen, um einem verfolgten Bergmann Schutz zu bieten. Der König des Tales, der den Bergmann unterdrückt und verfolgt hatte, wurde zur Strafe versteinert.[3] Aufgrund seiner gespaltenen Erscheinungsform trug der Tribulaun im Gschnitztal auch den Namen „Die Schaar“ (Die Schere).[4]

Geologie

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Hangschutt am Pflerscher Tribulaun, im Hintergrund das Goldkappl
 
Lithologische Grenze zum Hauptdolomit

Der Berg wird wie seine Nachbarberge hauptsächlich aus Hauptdolomit aus der Trias aufgebaut. Die Karbonate bilden hier eine mehrere hundert Meter mächtige Schichtabfolge, die auf einem kristallinen Urgesteinssockel aus Gneisen, Amphiboliten und phyllitischen Glimmerschiefern aufliegt. Das Gestein Dolomit wurde von Déodat de Dolomieu nicht in den nach ihm benannten Dolomiten, sondern hier in der Tribulaungruppe entdeckt.[5][6][7]

Wege zum Gipfel

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Ausgangspunkte für eine Besteigung sind die Dörfer Gschnitz in Tirol und Pflersch in Südtirol. Stützpunkte sind die österreichische Tribulaunhütte (2064 m ü. A.) im Nordosten und die italienische Tribulaunhütte (auch Rifugio Cesare Calciati al Tribulaun, 2368 m s.l.m.) am Sandessee im Westen.

Mit einem Normalweg im Schwierigkeitsgrad III (UIAA) gehört der Pflerscher Tribulaun zu den am schwierigsten erreichbaren Gipfeln der Stubaier Alpen. Darüber hinaus ist dieser stellenweise mit Drahtseilen versicherte Weg ebenso wie auch die meisten anderen Anstiege äußerst brüchig und steinschlaggefährdet. Er führt von Gschnitz oder Pflersch zum Sandesjoch und weiter durch die Südflanke und eine südöstlich verlaufende Schlucht zum Gipfel.

Von den weiteren Anstiegen gilt der Westgrat im Schwierigkeitsgrad III+ wegen seiner verhältnismäßig guten Felsqualität als beliebter Weg. Sowohl durch die Nord- als auch die Südwand führen mehrere weitere größtenteils äußerst gefährliche alpine Kletterrouten im V. und VI. Grad. Der Ostgipfel kann vom Westgipfel (IV+), den Nordostgrat von der Tribulaunscharte (IV) und die Südwestwand (III+) sowie mehrere weitere Routen im IV. bis VI. Grad erreicht werden. Zur Scharte zwischen den beiden Gipfeln führt auch eine nordseitige steile vereiste Rinne (IV).

Geschichte

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Aus dem Jahr 1869 sind erste Besteigungsversuche durch englische Bergsteiger mit Hilfe von Schweizer Führern dokumentiert. Daraufhin wurde der Tribulaun für unbesteigbar gehalten, bis am 21. September 1872 Heinrich Waitzenbauer mit dem Führer G. Pittracher den Ostgipfel erreichte. 1874 gelang schließlich Johann Grill (der Kederbacher) mit den Münchner Touristen Georg Hofmann und Nikolaus Winhart die Besteigung des Hauptgipfels von Gschnitz aus über den heutigen Normalweg, wobei Grill und Hofmann barfuß kletterten.[4] Der ursprünglich mit der Gruppe aufgebrochene Georg Pittracher war unterwegs zurückgeblieben. Ein Jahr später wurde der Berg erstmals von Pflersch aus erstiegen und damit der bis heute beliebteste Anstieg erschlossen.[8][9]

Literatur

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Commons: Tribulaun – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Clem Clements, Jonathan de Ferranti, Eberhard Jurgalski, Mark Trengove: The 3000 m SUMMITS of AUSTRIA – 242 peaks with at least 150 m of prominence, Oktober 2011, S. 12.
  2. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Österreich: Pflerscher Tribulaun auf der Austrian Map online (Österreichische Karte 1:50.000).
  3. Günther Ennemoser: Gossensaß Brenner Pflersch. Athesia, Bozen 1984, ISBN 88-7014-344-9, S. 143–144.
  4. a b Ludwig Purtscheller: Die Stubaier Gruppe. In: Eduard Richter, Deutscher und Österreichischer Alpenverein (Hrsg.): Die Erschließung der Ostalpen. Band II. Verlag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Berlin 1894, S. 410–414.
  5. Tiroler Höhenweg Alta Via-Tiroler Höhenweg. (PDF; 1,7 MB) Kompass Karten, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Juli 2009; abgerufen am 4. April 2009.
  6. Aufnahmebericht Geologische Karte. (PDF; 661 kB) Geologische Bundesanstalt, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 4. April 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/www.geologie.ac.at (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Otto Meier: Studien zur Tektonik des Tauernfensterrahmens am Brenner. In: Mitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft. Band 18, 1925, S. 68–152 (zobodat.at [PDF; 4,4 MB; abgerufen am 21. Januar 2022]).
  8. Günther Ennemoser: Gossensaß Brenner Pflersch. Athesia, Bozen 1984, ISBN 88-7014-344-9, S. 62–64.
  9. Georg Hofmann: Erste Besteigung des Grossen Tribulaun. In: Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Jahrgang 1875, Band VI. München 1875, S. 135–143.
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